Kann neue Psychotherapeutin nicht einschätzen

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.
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Karo22
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Kann neue Psychotherapeutin nicht einschätzen

Beitrag Fr., 08.03.2019, 18:25

Hallo, ich habe schon einige Therapien hinter mir, bin im Moment bei einer neuen Psychotherapeuten.

Ich habe bei einer psychologin auch eine diagnostik gemacht, es geht in richtung histrionische und borderline persönlichkeit

Ich bin recht gut darin Leute zu erspüren und dadurch Ihre Motive und Einstellungen mitzubekommen.
Bei der neuen therapeutin ist mir das allerdings nicht möglich. wie eine wand, sowas hab ich bis jetzt nur sehr selten verspürt. Ich habe sie auch einige persönliche Dinge gefragt, darauf hat sie mir erklärt dass es um mich geht und es in manchen therapieschulen aber sein darf nicht ganz so abstinent zu sein. sie hat mir dann ein bisschen geantwortet was z.b. ihre hobbys sind oder wie sie mit schwierigen emotionen umgeht (das hat mich am meisten interessiert).
Ich will immer sehr gut gefallen, auch den therapeuten und habe oft Angst zu versagen, auch in der Therapie. Sie meint sie nimmt keinen persönlichen Bezug dazu und wendet dass Konzept der Achtsamkeit viel für sich an und nimmt mir gegenüber eine wertneutrale Haltung ein was aber nicht bedeutet dass sie nicht mit mir mitfühlt. Es ist eine Verhaltenstherapie und geht mir hauptsächlich darum mein Verhalten zu ändern (ritzen, sich nicht mehr spüren bei Angst oder Stress)

Wie findet ihr dass wenn ihr den oder die Therapeutin gar nicht spürt?

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Annica
Helferlein
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Beitrag Fr., 08.03.2019, 18:31

Hm, das muss denke ich jeder mit sich ausmachen. Bei mir gäbe es dann vermutlich nicht so richtig Themen. Also ich wäre eine Mauer. Aber das liegt auch daran, dass ich Verhaltenstherapie für mich nicht als zielführend empfinde.

Du musst letztlich für dich entscheiden: Wie wichtig ist dir eine gute Beziehung mit deiner Therapeutin? Und dazu gehört meines Erachtens nicht, Privates über die Therapeutin zu wissen. Sondern das Gefühl, andocken zu können.

Wie war das denn in deinen letzten Therapien? Und was für Therapien waren das?

Letztlich scheint ihr ja auch noch ganz am Anfang zu stehen? Da kann sich ja auch noch Beziehung entwickeln.


shesmovedon
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Beitrag Fr., 08.03.2019, 18:54

Naja, oft erfüllt die Abstinenz ja auch den Sinn, dass man eine Übertragung provozieren will. Bei dir scheint das nicht einzutreten. Sei froh.


mio
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Beiträge: 9268

Beitrag Fr., 08.03.2019, 19:15

Ich persönlich finde es besser Dinge klar zu wissen. "Erspüren" kann ja auch recht trügerisch sein.

Von daher denke ich sei froh, dass Du es so getroffen hast, so läufst Du weniger Gefahr Dich zu verstricken, wenn Du eh schon dazu neigst viel über "erspüren" klar machen zu wollen.

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stern
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Beitrag Fr., 08.03.2019, 20:34

Karo22 hat geschrieben: Fr., 08.03.2019, 18:25
Wie findet ihr dass wenn ihr den oder die Therapeutin gar nicht spürt?
Nun, wie schon jemand schrieb: Das muss jeder mit sich ausmachen. Ich denke nicht, dass das übertragbar ist. Für mich passt das genauso wenig, wie zu viel wahrzunehmen. Dabei sehe ich die therapeutische Beziehung nicht als Selbstzweck einer Therapie an. Wenn sich zu viel um den Therapeuten dreht, finde ich genauso kontraproduktiv wie wenn ein Therapeut sich zu sehr herausnimmt.
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Jenny Doe
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Beitrag Fr., 08.03.2019, 20:51

Hallo Karo22
Wie findet ihr dass wenn ihr den oder die Therapeutin gar nicht spürt?
Ich schließe mich meinen Vorschreibern an. Deine Therapeutin muss zu dir passen, es muss für dich stimmig sein. Für mich wäre eine solche Therapeutin absolut okay. Meine Therapeutin ist für mich mein Arzt. Persönliche Beziehungen pflege ich außerhalb der Therapie. So hat jeder unterschiedliche Bedürfnisse und Erwartungen an den Therapeuten. Jeder braucht was individuelles. Deine Frage kannst nur du selber dir beantworten. Deine Therapie muss für dich stimmen, so wie meine für mich stimmen muss.
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lisbeth
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Beitrag Sa., 09.03.2019, 08:26

Karo22 hat geschrieben: Fr., 08.03.2019, 18:25 Ich bin recht gut darin Leute zu erspüren und dadurch Ihre Motive und Einstellungen mitzubekommen.
Bei der neuen therapeutin ist mir das allerdings nicht möglich.
Kann es sein, dass dich das Verhalten der Therapeutin irritiert, weil du nun ziemlich stark und viel mehr als sonst auf dich selbst zurückgeworfen bist? Dir also nun die entscheidenden Fragen stellen musst: Was willst DU eigentlich? Und die Antwort nicht vom Verhalten des Gegenübers "ableiten" kannst? Das kann erstmal große Verunsicherung schaffen - geht mir jedenfalls so. Gleichzeitig ist es auch eine Chance, dass du dich selbst besser kennen lernen kannst und eine "stabilere Verbindung" zu dir selbst findest. Vorausgesetzt, du lässt dich drauf ein. Ob das möglich ist oder nicht, ob es das ist, was du aktuell brauchst oder nicht, ist deine Entscheidung.
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Pianolullaby
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Beitrag Sa., 09.03.2019, 18:05

Ich könnte mit so jemandem nicht, aber dann würde ich auch schon gar keine Therapie bei der Person beginnen.
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Federchen
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Beitrag So., 10.03.2019, 09:43

Für mich wäre das auch schwierig, aber aus den von lisbeth genannten Gründen.

Ich bin auch so ein Mensch, der sich nur durch die Wertung anderer definiert (fehlendes Selbstbild und so). Wenn da erst mal keine Wertung ist, wird man gefühlt auf sich selbst zurück geworfen. Und genau das ist ja eigentlich etwas, woran man arbeiten sollte. Also finde ich schon, dass sich das nicht unbedingt schlecht für dich entwickeln könnte..

Allerdings ist bei mir schon eine starke Verbundenheit zum Thera da. Aber Verbundenheit hat nichts mit seinen Interessen zu tun. Sondern mit dem Gefühl, ernst genommen zu werden.. Und so weit seid ihr ja noch gar nicht gekommen, weil du dich mit ihr beschäftigst, oder?

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Pianolullaby
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Beitrag So., 10.03.2019, 16:48

Bei mir ist es nicht weil ich mich über Wertung definiere, sondern weil ich Echtheit spüre.
Und mir die Echtheit wichtiger ist, als jeder verlogene Lächeln.
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stern
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Beitrag So., 10.03.2019, 17:57

Sie meint sie nimmt keinen persönlichen Bezug dazu und wendet dass Konzept der Achtsamkeit viel für sich an und nimmt mir gegenüber eine wertneutrale Haltung ein was aber nicht bedeutet dass sie nicht mit mir mitfühlt. Es ist eine Verhaltenstherapie und geht mir hauptsächlich darum mein Verhalten zu ändern (ritzen, sich nicht mehr spüren bei Angst oder Stress)
Nun, es gibt auch Therapeuten, die bringen sich persönlich bzw. emotional tatsächlich kaum ein bzw. arbeiten entsprechend. ZB mein ehem. stat. Thera. Was heisst kein persönlicher Bezug oder wertneutrale Haltung? Würde ich notfalls hinterfragen, denn das passt uU nicht für jeden. Ich kann besser mit Authentizität... und finde es kontraproduktiv, wenn ein Therapeut zu wenig fassbar ist (zu viel liegt mir auch nicht). Ich will niemanden, der möglichst neutral ist. Kann uU auch fälschlicherweise als teilnahmslos fehlinterpretiert werden.
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Federchen
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Beitrag So., 10.03.2019, 19:48

Pianolullaby hat geschrieben: So., 10.03.2019, 16:48 Bei mir ist es nicht weil ich mich über Wertung definiere, sondern weil ich Echtheit spüre.
Und mir die Echtheit wichtiger ist, als jeder verlogene Lächeln.
Das kann ich sehr gut nachvollziehen. Ich war ja übergangsweise bei dem Kollegen meines Therapeuten, als wir ne sehr lange Pause hatten. Da kam mir gar nichts echt vor. Aber Echtheit heißt nicht, dass die TE viel Persönliches über die Therapeutin wissen muss. Sie erwähnte ja anscheinend extra, dass die wertneutrale Haltung nicht bedeutet, dass sie nicht mitfühlen wird.


Jenny Doe
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Beitrag So., 10.03.2019, 20:47

Aber Echtheit heißt nicht, dass die TE viel Persönliches über die Therapeutin wissen muss.
Der Gedanke kam mir auch. Sich mit persönliche Dinge zurückhalten, eine wertneutrale Haltung einnehmen und trotzdem mitfühlen, den Klienten zum Mittelpunkt der Therpie machen, ... klingt für mich nach Professionalität und einer gesunden Balance aus professioneller Distanz und Mitgefühl. Zudem, so ganz distanzlos und unecht scheint sie ja nicht zu sein. Sie hat über sich, ihre Hobbys usw. berichtet und bekundet Mitgefühl, wenn sie es empfindet.
Wir müssen das Leben loslassen, das wir geplant haben, damit wie das Leben leben können, das uns erwartet (Joseph Campbell). Manche Leute glauben, Durchhalten macht uns stark. Doch manchmal stärkt uns gerade das Loslassen (Hermann Hesse).

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stern
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Beitrag Mo., 11.03.2019, 10:06

Dinge wie Hobbys finde ich auch nicht so relevant. Höchstens der familiäre Hintegrund (Kinder, verheiratet) kann aufschlußreich sein, je nach dem, was man mitbringt. Aber manche halten auch das zurück, was auch legitim ist. Wenn noch Probesitzungen sind, würde ich schauen, ob es passt. Mitfühlen heißt nicht automatisch eigene Gefühle kund tun. Als Schwerpunkt gab sie als Verhaltenstherapeutin Verhaltenstherapeutin aus. Wenn auch etwas Beziehungsarbeit gewünschtbist, so kann ich den Schilderungen nicht entnehmen, wie viel Gewicht sie dem gibt. Wie gesagt: Es gibt auch Therapeuten, die halten sich damit zurück. Das muss liegen. Wie es in anderen Therapien ist, sagt dabei nichts aus - auch nicht, wenn es die gleiche Richtung ist.
Liebe Grüße
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