Psychotherapheut indiskret.

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.
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Thermometer
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Psychotherapheut indiskret.

Beitrag Do., 05.03.2020, 22:02

Hallo in die Runde; ich lese schon seit ner Zeit mit und wollte mal eure Meinung hören.
Vor einigen Jahren hab ich hier auf dem Land eine Psychotherapie gemacht.

Nun hab ich einen Bekannten, halt "Kumpel" der zufällig auch mit dem Therapeut bekannt/befreundet ist.
Irgendwann wie aus dem Nichts sagt der Bekannte plötzlich "Dir gings ja auch mal nicht so gut.." hat dein Therapeut
neulich erzählt.

Ich bin einigermaßen cool geblieben .. aber ich frage mich ob das überhaupt rechtens ist. Kann man das - theroretisch -
juristich belangen? Wenn ja - wo muss ich mich hinwenden?

Danke und lieben gruß,

T

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Beitrag Do., 05.03.2020, 22:23

Ja, klar. Hier greift Paragraf 203 strafgesetzbuch.

Wir mit Freiheitsstrafe bis zu einem Jahr oder Geldstrafe bestraft.
Brauchst natürlich n Beweis wenn du ihn tatsächlich verklagen willst.

Also gilt für Deutschland.

Psychotherapeutenkammer.
Anwalt.
"You cannot find peace by avoiding life."
Virginia Woolf

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Miss_Understood
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Beitrag Do., 05.03.2020, 23:15

Irks. Das fände ich allerdings auch absolut ungut.
Ich hatte mal eine, sagen wir gute Bekannte, die auch Psychotherapeutin ist. Sie erzählte mir auch zweimal von Patienten. Ich wies sie darauf hin, dass es ja sein könnte, dass ich sie erkennen könnte - ich hab sehr oft solche komischen Querverbindungen. Und ob das überhaupt rechtens sei. Fand ich ungut. Ziemlich ungut ...

Nun, ich hatte dann auch aufgrund einer anderen vergleichbar nicht vertrauenswürdigen Äußerung von ihr den Kontakt ein zweites Mal (mit vielen Jahren Abstand) versanden lassen ...
ch-ch-ch-chaaaaaaange

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GuterGeist2019
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Beitrag Fr., 06.03.2020, 07:40

Hallo Thermometer,

ich denke auch, dass der Paragraph 203 StGB greifen könnte. Allerdings ist die Frage, ob sowas dann auch wirklich strafrechtlich verfolgt werden würde oder das Verfahren letztendlich eingestellt wird, wie so oft. Die Beweisfrage kommt noch dazu. denn wenn es hart auf hart kommt, dann sagen oft auch "Zeugen" plötzlich aus, dass sie manches doch nicht so eindeutig gehört haben. Ist ein schwieriges Feld.

Bei der Psychotherapeutenkammer würde ich Indiskretionen auf jeden Fall melden. Und falls du wirklich rechtliche Schritte in Erwägung ziehst, wäre eine Beratung beim Anwalt nicht schlecht.

Mein erster Therapeut hat es mit der Schweigepflicht auch nicht so genau genommen. Das ging bis hin zur Nennung von Namen anderer Patienten, SMS mit "versehentlich" falschem Empfänger... Allerdings wurde er dann wegen sexuellen Missbrauchs verurteilt, da kam dann die Schweigepflichtsverletzung gar nicht mehr zum Tragen. Wobei ich dennoch finde, dass sowas ganz empfindlich bestraft gehört.

Mein persönlicher Eindruck ist aber leider, dass sich Psychotherapeuten - gerade wenn keine sexuelle Übrrtretung im Raum steht - einiges leisten können, ohne dass sie belangt werden. Selbst Beschwerden verlaiufen ja oft genug im Sand. Zum Glück gibt es auch viele Therapeuten, die gute professionelle Arbeit machen. Aber solche Dinge wie Indiskretionen oder andere "Verwischungen" halte ich dennoch nicht für Einzelfälle.

Hast du den Therapeuten darauf angesprochen? Also Kontakt aufgenommen meine ich?

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Thermometer
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Beitrag Fr., 06.03.2020, 09:05

GuterGeist2019 hat geschrieben: Fr., 06.03.2020, 07:40 Hast du den Therapeuten darauf angesprochen? Also Kontakt aufgenommen meine ich?
Iwo, egal was man sagt oder macht; es wird eh pathologisiert. Ich denke man hat da keine Chance auf eine
Art Gerechtigkeit. Vlt hilft mir ja hier das Forum ein bissl über meinen Therapieschaden hinweg :)


GuterGeist2019
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Beitrag Fr., 06.03.2020, 09:59

@Thermometer:

Ich hoffe, dir tut das Schreiben hier gut!

Ja, mein Therapeut damals meinte auch (als ich ihn zur Rede gestellt habe), dass ich übertreibe, es meinen Störungen geschuldet ist, dass es mich so aufregt, wenn "sowas mal passiert"... Und dass er das natürlich "bei meiner Vorgeschichte" verstehen könnte, dass ich da so dünnhäutig bin... Damals war ich beeinflussbar und habe Schuld und Empfindlichkeit allein bei mir gesucht. Heute finde ich diesen indiskreten "Informationsfluss" absolut unmöglich!

Zwar wurde speziell das dann nicht geahndet, weil Größeres im Raum stand - dass ich mich bei ihm über die Indiskretion beschwert habe und es dann auch ausgesagt habe, dass da Vorschriften nicht eingehalten werden, hat mir dennoch gut getan. Zeigen, dass man sich nicht (mehr) alles gefallen lässt, ist auch manchmal wichtig. Aber wegen der Indiskretion alleine hätte ich sicher kein Verfahren angestrebt. Heute vielleicht, aber damals unter dem manipulativen Einfluss nicht. Und ich denke auch, dass man sich da oft umsonst abmüht.

Ich wünsche dir alles Gute! Es klingt, als wäre in deiner Therapie nicht alles glatt gelaufen. Du schreibst von einem Therapieschaden, da fühle ich automatisch mit.

Liebe Grüße!

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Thermometer
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Beitrag Fr., 06.03.2020, 10:42

Vielen Dank für die netten Worte. Ja, die Therapie war schrecklich. REgelmäßig bimmelte das Telefon (Terapheut geht mal kurz telefonieren), Gelegentlich klingelt es an der Tür; Therapeut geht an die Tür.. Dann ist sogar mal ne wildfremde
Person ins Zimmer gekommen .. während der Sprechstunde. Also alleine schon die Rahmenbedingungen waren wirklich
schlimm.

Das ist schon ne Weile her, aber trotzdem beschäftig mich der Quatsch noch bis heute. Wie kommt man da rüber weg ?

"Psychotherapie" ist so etwas das bei mir seit dem negativ belegt ist. :anonym:


GuterGeist2019
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Beitrag Fr., 06.03.2020, 11:20

Wie "man" darüber weg kommt, ist sicher sehr unterschiedlich. Da kannst nur du spüren, was du dafür bräuchtest, um es "abhaken" zu können.

In meiner Folgetherapie ist es bei mir auch 1x passiert, dass die Reinigungskraft in den Raum geplatzt ist und 1x eine Patientin, die den nächsten Termin hatte. Das war nicht sehr angenehm, allerdings war da mein Therapeut nicht schuld, das Schild "Bitte nicht stören!" hing ja an der Tür. Das kann passieren, allerdings kommt es für mein Empfinden auch darauf an, wie dann der Therapeut damit umgeht. Ob es wirklich eine Ausnahme/ein Versehen ist. Und: Regelmäßiges Bimmeln und "kurze Telefonate" während deines Termins gehen gar nicht!

Nachdem es schon eine Weile her ist, wirst du nur für dich nach Möglichkeiten suchen können, dass es dich nicht mehr so sehr beschäftigt. Es gibt zwar Rituale wie z.B. alles aufzuschreiben und dann zu verbrennen oder sowas - aber das hilft auch nicht jedem und nicht bei allem. Mir hilft am meisten, es direkt beim Gegenüber anzusprechen, sollte kein Kontakt möglich sein, dann zumindest per Brief. Denn auch wenn keine Antwort kommt: Ich hab mir Luft gemacht. Aber da ist ja jeder anders.

Deinem letzten Satz entnehme ich, dass du ja auch nicht mehr in einer anderen Therapie bist. Sonst hättest du es da thematisieren können. Und dann vielleicht eine bessere Erfahrung machen und Verständnis erfahren können.

Ich kann nachfühlen, dass du Vorbehalte gegen Psychotherapie hast. Dennoch: Oft läuft es auch ganz anders, gut und korrekt, deshalb kannst nur du entscheiden, ob du nochmal einen Versuch wagst, ob überhaupt nochmal eine Therapie nötig ist usw. Jede Therapie birgt Risiken, aber auch Chancen. Ich habe mit meiner ersten Therapie die schlimmsten Erfahrungen gemacht, aber in einer Folgetherapie wurden diese Erfahrungen und auch alte Defizite gut bearbeitet. Da habe ich mehr (auch über mich) gelernt und mehr verarbeitet, als es ohne Therapie je möglich gewesen wäre. Ein pauschales Urteil über Therapie und Therapeuten gibt es deshalb für mich nicht.

Was mir noch einfällt: Falls du nochmal in Behandlung sein solltest: - vielleicht kannst du dann solche Dinge GLEICH ansprechen, bevor dich etwas so runterzieht. Denn Diskretion, ein geschützter Raum und ungeteilte Zeit während der Stunde - das sind ja wohl Minimalanforderungen, die jeder Therapeut erfüllen sollte. Auch wenn es leider nicht immer so läuft. Aber darauf zu bestehen ist dein gutes Recht. Hilft dir jetzt nichts mehr, wäre aber vielleicht ein Vorsatz, falls du nochmal Unterstützung durch einen Therapeuten suchst.

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