Therapie ENDE ohne Vorankündigung Schriftlich

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.
Benutzeravatar

Thread-EröffnerIn
Piano
sporadischer Gast
sporadischer Gast
anderes/other, 55
Beiträge: 7

Therapie ENDE ohne Vorankündigung Schriftlich

Beitrag Sa., 13.03.2021, 20:23

Moin Leute, ich habe hier schon oft mitgelesen.
Jetzt habe ich selbst ein „Problem“ mit dem ich gerade nicht weiß wohin.

Ich mache schon lange eine Therapie. Ich habe zwar immer ein wenig das herzliche (was hier so oft beschrieben wird) bei meinem Thera vermisst, aber ich kam ansonsten gut mit ihm klar und habe vor allem viel bei / von Ihm gelernt.
Im Oktober 2020 hatte ich einen Termin bei ihm. Er fing die Sitzung an und sagte mir „das ist heute ihre letzte Stunde“.

Er begründete das langatmig. Auf meine Frage „wussten sie das nicht schon früher?“ meinte er „Es ist ihre Therapie, (und sinngemäß, weiß den genauen Wortlaut nicht mehr = es läge in meiner Verantwortung die Stundenzahl im Auge zu behalten).

Mir viel die Kinnlade runter und brachte keinen Ton heraus. Er fragte ob er eine Verlängerung beantragen soll, das könne aber lange dauern weil er viel neue Klienten hat.
Ich habe die ganze Stunde fast nichts gesagt und konnte ihm diese Frage nicht sofort beantworten. Nach der Sitzung versprach ich ihn anzurufen. Das tat ich dann auch und bat um eine Verlängerung. Er sagte es könne schon lange dauern, aber er meldet sich dann bei mir.


Das war also erstmal meine letzte Sitzung. Ich ging und er wünschte mir an der Tür alles Gute.
Heute erhielt ich dann Post von ihm. Er habe lange überlegt und möchte keine Verlängerung beantragen.
Jetzt habe ich das wovor ich immer Angst hatte. Trennung ohne Vorwarnung. Das ist mir in meinem Leben schon oft passiert und nun auch bei meinem Thera.
Ich weiß im Moment nicht wie ich darauf reagieren soll. Mir geht es nicht um seine Begründung für das Ende. Es geht mir um die Art des Endes.
Wer sollte die Stundenzahl im Auge behalten ?
Liegt es nicht in seiner Verantwortung auf das Ende der Therapie vorzubereiten?
Wie ist das bei euch so gelaufen?
Wie findet ihr sein Vorgehen?
Wie ich mit der Situation insgesamt umgehen soll ist mir im Moment noch ein Rätsel.
Danke schon mal für euer Feedback.

Werbung

Benutzeravatar

Lilien
Forums-Insider
Forums-Insider
weiblich/female, 33
Beiträge: 319

Beitrag Sa., 13.03.2021, 20:39

Hallo Piano,

es tut mir leid, dass Du das erleben musstest! Wie wenig einfühlsam von Deinem Therapeuten. Im Auge behalten müssen zwar beide Parteien die Stunden, dennoch hätte er Dich ja auch mal in den wenigen Stunden zuvor darauf aufmerksam machen und Dich fragen können, wie Du Dir das Ende der Therapie vorstellen würdest oder ob eine Verlängerung infrage käme, da die Stundenzahl bald aufgebraucht sei.

Ich würde an Deiner Stelle jetzt entweder um eine Art Abschlussgespräch bitten, indem Du Deine "Notlage" auch nochmals schilderst oder zumindest einen Brief/eine Mail an ihn richten - es sozusagen "von der Seele schreiben". Selbst, wenn er nicht darauf antworten sollte, hättest Du noch einmal zum Ausdruck gebracht, was Dich bewegt und was es sein Verhalten mit Dir gemacht hat. Ansonsten scheint ja die Chemie auch nicht sonderlich zwischen euch gestimmt zu haben?

Vielleicht könnte er Dir sogar bei der Suche nach einem neuen Therapeuten behilflich sein? Also wenigstens da noch etwas Einsatz zeigen?

Das, was ich Dir raten kann, weil ich auch die Stundenzahlen aus den Augen verloren habe, ist, sie einfach in den Kalender einzutragen - also z.B. 45/80 usw. So weißt Du dann auch in etwa, wann die Therapie enden wird (Urlaube, Feiertage etc. mal außen vor gelassen).

Alles Liebe Dir!

Benutzeravatar

chrysokoll
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 45
Beiträge: 3657

Beitrag Sa., 13.03.2021, 20:45

was und wie du dieses Therapieende erleben musstest ist wirklich übel und sehr unprofessionell von deinem Therapeuten.
Trampelig und überhaupt nicht empathisch ist es sowieso.

Meine Therapeutin sagt bei diesen Dingen (Stundenzahl, Anträge etc.) immer klar: Sie ist zuständig.
Wir haben aber die Stundenzahl offen für beide, ich bin zudem da recht zwanghaft und notiere das, aber das hilft dir jetzt nichts und das muss auch nicht dein Weg sein.
Nein, du bist nicht als Patient dafür zuständig, schon gar nicht alleine.
Der Therapeut muss das im Auge haben und auch mit dir einen sinnvollen Abschluss finden, dich vorbereiten.

Auch dich jetzt Monate warten zu lassen ist übel!

Ich wäre an deiner Stelle da auch sehr enttäuscht und wütend.

Liliens Vorschlag ihm das alles zu schreiben finde ich gut.
Der darf und soll das wissen.

Wie willst du denn weiter vorgehen, brauchst und willst du noch Therapie?

Benutzeravatar

Thread-EröffnerIn
Piano
sporadischer Gast
sporadischer Gast
anderes/other, 55
Beiträge: 7

Beitrag Sa., 13.03.2021, 20:47

Danke für deine Rückmeldung. Ich kann mich an eine Sitzung erinnern in der er mir sagte er hätte die Stunden schon im Auge. Ich habe ihm gesagt wie froh ich bin, dass ich mich darum nicht kümmern muss.

Werbung

Benutzeravatar

chrysokoll
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 45
Beiträge: 3657

Beitrag Sa., 13.03.2021, 20:54

umso schlimmer was er dann gemacht hat!
Vor allem weil es auf jeden Fall Aufgabe des Therapeuten ist das Therapieende für dich so gut wie möglich zu gestalten

Benutzeravatar

Thread-EröffnerIn
Piano
sporadischer Gast
sporadischer Gast
anderes/other, 55
Beiträge: 7

Beitrag Sa., 13.03.2021, 21:00

Hallo Chrisokoll. Ich bin leider weder wütend noch enttäuscht. Ich hatte da irgendwie eine Vorahnung. Emotional ist da (wie leider oft) im Moment nichts. Zu Beginn der Therapie konnte ich nur Wut empfinden. In sofern werte ich das für mich schon mal als Therapieerfolg. Vor ein paar Tagen hatte ich noch ein schlechtes Gewissen, weil mir der Gedanke kam, dass er vielleicht nicht mit mir weiter machen will. Nun ist es so gekommen. Ich sollte meinem Gefühl mehr trauen.

Ich denke in mir ist noch viel vergraben. Ich möchte schon gerne wieder eine Therapie machen. Aber jetzt ist ja erstmal 2 Jahre Wartezeit angesagt.

Benutzeravatar

Thread-EröffnerIn
Piano
sporadischer Gast
sporadischer Gast
anderes/other, 55
Beiträge: 7

Beitrag Sa., 13.03.2021, 21:02

Was mich im Moment am meisten stört ist, dass er es schriftlich gemacht hat. Er hätte mich ja auch anrufen können.

Benutzeravatar

DieBeste
Forums-Gruftie
Forums-Gruftie
weiblich/female, 36
Beiträge: 926

Beitrag Sa., 13.03.2021, 21:59

Warum ist denn zwei Jahre Wartezeit angesagt ?

Benutzeravatar

Thread-EröffnerIn
Piano
sporadischer Gast
sporadischer Gast
anderes/other, 55
Beiträge: 7

Beitrag Sa., 13.03.2021, 22:06

So weit ich weiß soll Psychoterapie keine Dauereinrichtung sein. Nach „abgeschlossener“ Therapie muss man dann halt 2 Jahre warten um einen neuen Antrag stellen zu können.

Benutzeravatar

saffiatou
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 51
Beiträge: 3599

Beitrag Sa., 13.03.2021, 22:19

Du könntest zu einer anderen Therapieform wechseln, da ist keine Wartezeit nötig, oder der nächste Therapeut muss ein Gutachterantrag stellen, wenn es für selbe Therapieform sein soll.

Vielleicht hat dein Therapeut aber auch schauen wollen, wie wichtig dir die Therapie ist. Wenn du einfach die Zeit so verstreichen lässt, ohne dich mal zu erkundigen, ob es eine Möglichkeit weiterzumachen gibt, dann denkt er vielleicht, dass da kaum Interesse deinerseits da ist, was ich nachvollziehen kann.

Ich habe bei meinem Therapeuten immer ebenfalls die Stunden im Blick gehabt und jedesmal (rechtzeitig) aktiv um Verlängerung gebeten. Sicher hatte das mein thera auch im Blick, aber er sollte auch wissen, dass die Verlängerung von mir gewünscht wird und nicht nur, weil er es vorgeschlagen hat. Ich habe ihn auch immer daran erinnert, falls er das mal vergisst.

Hast du denn deine Stunden so gar nicht im Blick gehabt, und dir Gedanken gemacht, dass es die letzte sein könnte? Warum noch keine Verlängerung unterschreiben wurde? Wie es weitergehen soll? Das muss doch besprochen werden. Wenn aber so gar nichts kommt, wie soll der thera da wissen, ob du da weitermachen willst.
never know better than the natives. Kofi Annan

Benutzeravatar

~~~
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 26
Beiträge: 1547

Beitrag Sa., 13.03.2021, 22:22

Ja, es liegt eindeutig in der Verantwortung des Therapeuten einen auf das Therapieende vorzubereiten... zu beaprechen, was danach ist, wie es einem mit dem Ende geht usw.

Sorry, was ist das für ein Idiot?


Wenn er denkt, dass du nicht mehr von der Therapie profitieren kannst oder ähnliches, hätte er das doch offen mit dir besprechen können.

Also ich musste nie meine Stunde im Auge behalten.
Ein Therapeut sollte auch ein Konzept und einen Plan für die Therapie haben und dazu gheört auch die Stunden im Auge zu behalten.

Leider therapieren viele ohne Konzept und Plan. Es gibt ja verschiedene Phasen in einer Therapie. Am Anfang Vertrauensaufbau, dann eben Therapieziele erarbeiten usw. Und für jeden Schritt in der Therapie solle der Therapeut ja grob die Stunden ansetzen.

Und nicht einfach so vor sich hintherapieren, ohne Konzept, ohne Ziel.
Leider machen dass viele Therapeuten. Therapieren jahrelnag ohne Konzept und Ziel usw.
Sieht man dann auch am Ergebnis.... endlose Therapien ohne richtigen Sinn und Nutzen für den Klienten.

Viele Therapeuten sind einfach nur Pappnasen die einem nichts bringen.
"You cannot find peace by avoiding life."
Virginia Woolf

Benutzeravatar

wind of change
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 49
Beiträge: 3347

Beitrag Sa., 13.03.2021, 23:50

Hallo Piano,
tut mir auch leid für dich.
Piano hat geschrieben: Sa., 13.03.2021, 20:23
Heute erhielt ich dann Post von ihm. Er habe lange überlegt und möchte keine Verlängerung beantragen.

Hat er das irgendwie begründet?
Piano hat geschrieben: Sa., 13.03.2021, 20:23
Jetzt habe ich das wovor ich immer Angst hatte. Trennung ohne Vorwarnung. Das ist mir in meinem Leben schon oft passiert und nun auch bei meinem Thera.
Gerade deshalb fände ich es wichtig dass er dir begründet, was ihn dazu bewogen hat, damit du nicht völlig "im Regen stehst" und möglicherweise "klarer siehst", auch was deine früheren Erfahrungen angeht und wie alles zusammenhängt bzw sich auch noch heute auswirkt.

LG
wind of change
Gehe so weit, wie du sehen kannst. Wenn du dort ankommst, wirst du sehen, wie es weitergeht.
(Autor unbekannt)
Wege entstehen, indem man sie geht. (Franz Kafka)
Glaub nicht alles was du denkst (Heinz Erhardt (?))

Benutzeravatar

Noenergetik
Forums-Gruftie
Forums-Gruftie
weiblich/female, 38
Beiträge: 961

Beitrag So., 14.03.2021, 07:15

Hallo Piano, schließe mich hier den meisten Meinungen an.
Finde auch, er hätte Dich rechtzeitiger informieren müssen, z.B. sagen können es sind jetzt noch so und soviele Stunden und mit Dir darüber reden, ob es weiter gehen soll oder nicht.

Dann erst sagen er beantragt eine Verlängerung und es dann nicht zu tun und es Dir dann auch noch schriftlich mitzuteilen, ist einfach nur widerlich.
Du brauchst ganz bestimmt kein schlechtes Gewissen zu haben!!
Dieses sollte er haben, ist aber bei solchen Menschen meist nicht vorhanden.

Er ist es nicht wert, einen Gedanken an ihn zu verschwenden.
(O.K., vielleicht noch einen Brief, wie daneben Du dass fandest, wenn es Dir damit besser geht.)

Ansonsten wie schon geschrieben, wenn Du es möchtest neuer Therapeut, neues Verfahren.
Leider ist in solchen Fällen immer blöd, dass außer den sowieso vorhandenen Problemen, noch die schief gelaufene Therapie verarbeitet werden muss.

Benutzeravatar

Malia
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 70
Beiträge: 6756

Beitrag So., 14.03.2021, 10:48

Es könnte auch sein, dass du alle Vorwarnzeichen ausgeblendet hast, um genau die Erfahrung zu machen, die du jetzt machst.
Du schreibst davon, dass du das "Herzliche" vermisst hast und dass du "da irgendwie eine Vorahnung" hattest und "ich sollte meinem Gefühl mehr trauen".
Es liegt auch eine Chance in dem, wie dein Therapeut gehandelt hat (egal, wie man es als Außenstehende bewertet)
„Moralisten sind Menschen, die sich dort kratzen, wo es andere juckt.“
Samuel Beckett

Benutzeravatar

NeverEndingStory
Helferlein
Helferlein
weiblich/female, 38
Beiträge: 87

Beitrag So., 14.03.2021, 12:57

Hallo Piano,

ich kenne das auch nur so, dass die Therapeutin da in der Verantwortung ist und das gestaltet. Ich wusste ehrlich gesagt bei meiner ersten Therapie nichtmals wie viele Stunden das insgesamt waren, wie viele Verlängerungsanträge etc. Das hat alles meine Therapeutin übernommen und dann früh genug mit mir das Ende vorbereitet.

Du meintest, du solltest deinem Gefühl mehr trauen. Ja, tu das unbedingt! Und zwar nicht nur dem Gefühl von vorher schon, dass er nicht herzlich war, sondern auch dem (hoffentlich) aktuellen: Dass das echt total unempathisch und unprofessionell ist, wie er da mit dir am Ende umgegangen ist.

Und zu dem wenig herzlich sein: Ich hoffe du denkst nicht, dass das an dir lag. Es gibt einfach auch schlechte Theras und deiner hat am Ende gezeigt, dass er dazu gehört. Ich hoffe sehr, dass du da das nächste Mal eine andere Erfahrung machen kannst

Werbung

Antworten
  • Vergleichbare Themen
    Antworten
    Zugriffe
    Letzter Beitrag