Stationäre Psychotherapie, Druck von außen

Hier haben Sie die Möglichkeit, anderen Ihre Erfahrungen zur Verfügung zu stellen - oder sie nach deren Erfahrungen im Kontext von klinischer Psychotherapie, Psychiatrie und Neurologie zu fragen.
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Seerose47
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Beitrag Mi., 20.06.2018, 08:15

spirit-cologne hat geschrieben: Mi., 20.06.2018, 08:01 Was macht dir Angst daran? Hast du das Gefühl, dann nichts "besonderes" mehr zu sein? Oder denkst du, die stumpfen dann ab? Es kann doch auch entlastend sein zu wissen, da sitzt jemand, den das nicht überwältigt und der das mit dir aushalten und tragen kann...

Dass so schlimme, grausame "Dinge" normal für die sind. Dass das für die so normal und selbstverständlich ist wie für einen Bäcker der morgens Brötchen backt oder einen Friseur der Haare schneidet. Es ist schwierig das zu erklären. Aber sowas grausames wie zum Beispiel Kindesmissbrauch, sollte nicht normal sein. Für niemanden.

Mich entlastet das kein bisschen. Es ist so, dass ich weiß dass ich jemanden brauche, der für mich da ist, weil er es will. Nicht, weil es sein Beruf ist.

Ich weiß dass ich Zuwendung brauche, Fürsorge, Liebe. Und Akzeptanz. Das alles hatte ich als Kind schon nicht. Ich denk mir, da brauch ich niemanden, der sich ja wieder von mir abgrenzt und mich irgendwann alleine lässt.

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spirit-cologne
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Beitrag Mi., 20.06.2018, 08:30

Seerose47 hat geschrieben: Mi., 20.06.2018, 08:15 Dass das für die so normal und selbstverständlich ist wie für einen Bäcker der morgens Brötchen backt oder einen Friseur der Haare schneidet.
Ganz so ist es dann doch nicht. Der Bäcker hat keinen emotionalen Bezug zu seinen Brötchen, der Therapeut zu dir schon. Es ist ja nicht so, dass Therapeuten dabei keinen Schmerz empfinden, wenn sie ein solches Schicksal erzählt bekommen. Wenn das so wäre, könnten sie den Job nicht machen. Sie haben nur gelernt diesen Schmerz als Teil des Lebens anzunehmen und mit ihm umzugehen.
Seerose47 hat geschrieben: Mi., 20.06.2018, 08:15 Es ist so, dass ich weiß dass ich jemanden brauche, der für mich da ist, weil er es will. Nicht, weil es sein Beruf ist.
Er oder Sie will für dich und andere da sein, deshalb machte er/sie es zu seinem/ihrem Beruf... ;)
Seerose47 hat geschrieben: Mi., 20.06.2018, 08:15 Ich weiß dass ich Zuwendung brauche, Fürsorge, Liebe. Und Akzeptanz. Das alles hatte ich als Kind schon nicht. Ich denk mir, da brauch ich niemanden, der sich ja wieder von mir abgrenzt und mich irgendwann alleine lässt.
Jeder grenzt sich von dir ab (der eine mehr, der andere weniger) und jeder verlässt dich irgendwann oder du verlässt ihn, spätestens mit dem Tod. Das ist das Leben. Du gehst deinen Weg und es gibt Menschen, die dich begleiten, manche nur ein kleines Stück, andere eine lange Strecke. Aber letztendlich musst du den Weg auch immer wieder mal allein gehen, zumindest das letzte Stück.
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Montana
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Beitrag Mi., 20.06.2018, 09:22

Was du suchst ist eine symbiotische Beziehung wie sie Säuglinge und Kleinstkinder zu ihrer Mutter haben. Im späteren Leben gibt es das nicht mehr, und falls doch (also, falls du einen solchen Partner findest), dann ist das eine hochproblematische, weil tief gestörte, Beziehung. Abgrenzung ist absolut notwendig, und auch du selbst musst dich vom anderen abgrenzen dürfen. Zuwendung, Fürsorge und Liebe solltest du durch einen Lebenspartner bekommen. Aber nicht, weil du das als Kind nicht hattest, sondern weil er dich toll findet und auch von dir Zuwendung, Fürsorge und Liebe entgegengebracht bekommt. Die Zuwendung und Fürsorge vom Therapeuten ist anderer Art und damit nicht zu vergleichen. Und Liebe wirst du von ihm nicht bekommen. Dafür kannst du ihn mit Dingen belasten, die eine normale Liebesbeziehung oft nicht aushält. Denn Partner können sich eben oft NICHT abgrenzen und tun das dann irgendwann durch Beendigung der Beziehung (hat meiner übrigens auch gemacht).

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Beitrag Mi., 20.06.2018, 12:33

spirit-cologne hat geschrieben: Mi., 20.06.2018, 08:30
Seerose47 hat geschrieben: Mi., 20.06.2018, 08:15 Dass das für die so normal und selbstverständlich ist wie für einen Bäcker der morgens Brötchen backt oder einen Friseur der Haare schneidet.
Ganz so ist es dann doch nicht. Der Bäcker hat keinen emotionalen Bezug zu seinen Brötchen, der Therapeut zu dir schon. Es ist ja nicht so, dass Therapeuten dabei keinen Schmerz empfinden, wenn sie ein solches Schicksal erzählt bekommen. Wenn das so wäre, könnten sie den Job nicht machen. Sie haben nur gelernt diesen Schmerz als Teil des Lebens anzunehmen und mit ihm umzugehen.
Seerose47 hat geschrieben: Mi., 20.06.2018, 08:15 Es ist so, dass ich weiß dass ich jemanden brauche, der für mich da ist, weil er es will. Nicht, weil es sein Beruf ist.
Er oder Sie will für dich und andere da sein, deshalb machte er/sie es zu seinem/ihrem Beruf... ;)
Seerose47 hat geschrieben: Mi., 20.06.2018, 08:15 Ich weiß dass ich Zuwendung brauche, Fürsorge, Liebe. Und Akzeptanz. Das alles hatte ich als Kind schon nicht. Ich denk mir, da brauch ich niemanden, der sich ja wieder von mir abgrenzt und mich irgendwann alleine lässt.
Jeder grenzt sich von dir ab (der eine mehr, der andere weniger) und jeder verlässt dich irgendwann oder du verlässt ihn, spätestens mit dem Tod. Das ist das Leben. Du gehst deinen Weg und es gibt Menschen, die dich begleiten, manche nur ein kleines Stück, andere eine lange Strecke. Aber letztendlich musst du den Weg auch immer wieder mal allein gehen, zumindest das letzte Stück.


Danke für die Antwort. Beim lesen überkam mich der Gedanke ob das nicht ein bisschen weit hergeholt ist dass Therapeuten Schmerz empfinden wenn die sowas hören. Die grenzen sich doch ab, außerdem ist es für die nur ein Beruf und die mussten die Erfahrungen auch nicht selbst machen.


Naja, die wollen in allererster Linie Geld verdienen. Klar braucht man Geld, aber ich kann niemandem vertrauen der Geld durch mich verdient.
Montana hat geschrieben: Mi., 20.06.2018, 09:22 Was du suchst ist eine symbiotische Beziehung wie sie Säuglinge und Kleinstkinder zu ihrer Mutter haben. Im späteren Leben gibt es das nicht mehr, und falls doch (also, falls du einen solchen Partner findest), dann ist das eine hochproblematische, weil tief gestörte, Beziehung. Abgrenzung ist absolut notwendig, und auch du selbst musst dich vom anderen abgrenzen dürfen. Zuwendung, Fürsorge und Liebe solltest du durch einen Lebenspartner bekommen. Aber nicht, weil du das als Kind nicht hattest, sondern weil er dich toll findet und auch von dir Zuwendung, Fürsorge und Liebe entgegengebracht bekommt. Die Zuwendung und Fürsorge vom Therapeuten ist anderer Art und damit nicht zu vergleichen. Und Liebe wirst du von ihm nicht bekommen. Dafür kannst du ihn mit Dingen belasten, die eine normale Liebesbeziehung oft nicht aushält. Denn Partner können sich eben oft NICHT abgrenzen und tun das dann irgendwann durch Beendigung der Beziehung (hat meiner übrigens auch gemacht).
Danke für deine Antwort. Möglich, dass ich so was suche. Aber sucht das denn nicht jeder Mensch der das als Kind nicht bekam? Und ich weiß gar nicht, ob das Zuwendung und Fürsorge ist, was man vom Therapeuten bekommt.

Ich hab eher Zweifel, es ist und bleibt immerhin eine professionelle Arbeitsbeziehung. Ich frag mich, wie es für mich weitergehen soll, wenn ich wirklich nicht mehr in der Lage bin Therapie zu machen. Hab langsam sogar das Gefühl ich hab mich im falschen Forum angemeldet. :-(( Weil ihr alle das schafft und ich so anders bin.

Danke dass ihr euch mit mir und meinen Beiträgen befasst und mir antwortet.

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Shukria
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Beitrag Mi., 20.06.2018, 14:51

mhm, ich kenne Deine Gedanken und Wünsche gut. Ging mir mit 28/30Jahren noch ähnlich. Ich wollte eine symbiotische Beziehung zum Therapeuten, eine wo ich was besonderes bin, der sich durch mein Leid emotinal berühren lässt und es eben nicht unemotional kommentiert, sich abgrenzt von mir

Fakt ist, ich hatte so eine therapeutische Beziehung und es war für den ersten Zeitraum toll, quasi das zu bekommen was ich nie hatte: Fürsorge etc. Fakt ist, es hat mich nicht weiter gebracht auf Beziehungsebene undin meinen Themen gar nicht. Es war hochgradig belastend. Es kam zu unschönen Verstrickungen, die Therapeutin war emotional zu nahe an mir dran und musste sich dann irgendwann plötzlich massiv abgrenzen durch Therapieabbruch, zwei mal sogar! Wir konnten die Symbiose nicht auflösen obwohl es DAuerthema war, es war reflektiert worden die ganze Zeit dennoch haben wir uns immer wieder verstrickt durch ihre Art Nähe selbst aufzubauen, zu forcieren und dann es nicht halten zu können und sich abgrenzen zu müssen, radikal.

Ich habe jetzt seit längerer Zeit eine neue Therapeutin die arbeitet ganz anders. Abgegrenzter ja und das tut manchmal ganz schön weh die Bedürfnisse nicht auf "Kleinkindebene" erfüllt zu bekommen. Aber mir geht es endlich wirklich besser. Ich merke es tut gut mich selbst auch abgrenzen zu dürfen und auch zu können gegenüber der Therapeutin, eigene Bedürfnisse mit ihr zu reflektieren und auch das Trauer sein darf über Unerfülltes in Kindheit. Sie ist stabil da ohne diese enorme Nähe und auch ihne diese enormen Beziehungsabbrüche wie ich sie aus der letzten Therapie kenne und ich fühle mich trotzdem gut "versorgt".

Die letzter Beziehung fühlt sich gesund/normal an, diese therapeutische Beziehung würde ich nie wieder eingehen. Aber das kann ich erst jetzt im Rückblick sagen und auch so empfinden, im Vergleich.

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Montana
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Beitrag Mi., 20.06.2018, 15:33

Doch, das ist Zuwendung und Fürsorge beim Therapeuten. Du bist aber kein Kleinstkind mehr, dem man gut damit tut, dass man ihm alle Bedürfnisse erfüllt, weil es das selbst noch gar nicht kann. Du bist in einem Lebensalter, wo man auch mal unangenehm werden muss, selbst wenn es sogar dem Therapeuten schwerfällt. Stell dir das größere Kind vor, das uneingeschränkt Fernsehen, Computerspielen und Süßigkeiten essen darf, nicht zur Schule geht und keine Hausarbeiten übernimmt. Daraus wird kein glücklicher, erfüllter Mensch. Du bist wie dieses Kind, nur auf emotionaler Ebene. Erst rückblickend wirst du mal sagen können: "Welch Glück, dass ein Therapeut in meiner schwierigen Lebensphase das alles mit mir ausgehalten hat". Denn deine Bedürfnisse zu erfüllen, wäre der zunächst einfachere Weg. Aber nicht der sinnvollste. So wie Eltern, die ihr Kind wirklich lieben, auch mal unangenehme Erziehungsmaßnahmen ergreifen (a la "erst Hausaufgaben, dann spielen"), so verhalten sich auch Therapeuten. Emotionen dürfen sie haben und haben sie auch, aber in der Regel kommen die nicht unkontrolliert zum Vorschein. Denn die würden dich belasten.
Und nein, du bist natürlich nicht im falschen Forum. Gefühle wie du sie jetzt hast, kennen hier viele. Aber da "wächst man raus", wenn man länger in Therapie ist. Du bist einfach noch nicht an der Stelle.

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Montana
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Beitrag Mi., 20.06.2018, 15:50

Nachtrag: ich habe immer wieder zu hören bekommen, gerade dann, wenn ich mich sehr im Stich gelassen und abgelehnt gefühlt habe: "Ich mache Ihnen ein Beziehungsangebot, aber Sie sehen das gar nicht." Ich bin sicher, das hat er wirklich. Aber ich habe das nicht gesehen, weil es eine Art von Beziehung war, wie ich sie nicht kannte. Ich kannte nur die Art Beziehung, die klare Vorgaben macht, wie ich mich zu verhalten habe. Und die dieses Verhalten dann belohnt. Warum das nicht erstrebenswert ist, brauche ich, denke ich, nicht näher zu erklären. Ich habe mit aller Gewalt versucht, die Beziehung auf diese Art zu gestalten. Und er hat es ausgehalten und die andere Art von Beziehung immer weiter angeboten. Das sehe ich aber erst jetzt, nach drei! Jahren. Und an der Umsetzung übe ich noch. Vor allem im realen Leben ist das gar nicht so einfach. Das Brett vor meinem Kopf ist immer noch sehr oft im Weg. ;)

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Beitrag Do., 21.06.2018, 12:12

Ich habe heute auf der Station angerufen und gesagt dass das mit der stationären Behandlung im Moment nicht geht. Stehe jetzt nicht mehr auf der Warteliste.

Ich dachte, für sich einstehen und seine eigenen Grenzen wahren, fühlt sich besser an. Aber der Gedanke, die Gewissheit, dass ich da nicht hinmuss, fühlt sich entlastend an.

Hab nur heute gemerkt, wie kaputt meine Seele wirklich ist. Weiß nicht warum es mir heute so doll schlechter geht als sonst. Ist ja alles so schmerzhaft wie immer.

Aber vielleicht ist es genau das.

Ich dachte, ich hab gestern eine Antwort geschrieben auf die letzten beiden Antworten, und auch abgeschickt. Aber irgendwie ist nichts zu sehen. Ich schreib später noch mal eine. Hab jetzt schon wieder dieses Denken dass jemand meine Beiträge löscht weil ich so wertlos bin.

Entschuldigt, bin heute etwas durcheinander.

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Beitrag So., 24.06.2018, 18:27

So, ich wollte auf die letzten beiden Antworten eingehen.

@shukria: Das klingt natürlich nicht gut was du da beschrieben hast. Aber ist es denn zwangsläufig so dass es für den Patienten schlecht ist, wenn der Therapeut emotional zu dicht dran ist? Es kann ja sein dass deine Therapeutin aufgrund einer eigenen Geschichte so ist und es einfach ihr Wesen ist.

Ich weiß für mich, dass Therapie mir nicht helfen kann. Denn wie soll ein Therapeut mir helfen, wenn Therapeuten mir genau das was ich brauche, nicht geben können.

@montana: Danke für deine Antwort. Wollte auch darauf eingehen und die nicht einfach stehen lassen.

Ich brauche einfach jemanden, der nicht beruflich mit mir zu tun hat. Jemanden, der für mich da ist, nicht weil es sein Beruf ist.

Ich schäme mich zwar das zu schreiben, aber vielleicht kennt das eine von euch. Mich hält es auch von einer Therapie ab, dass ich weiß, die Therapeutin macht genau das mit einem Mann, was mir so wehgetan hat.

Natürlich ist das die Privatsache von Therapeutinnen, aber ich denk mir, wie soll eine Therapeutin wissen was es mit mir gemacht hat und immer noch macht, wenn sie selber mit Männern kein Problem hat. Warum sollte ich mich jemandem öffnen, der nicht wissen kann wie es in mir aussieht.

Könnt ihr das verstehen? Das ist auch ein Grund der mich abhält. Ich muss jetzt unterbrechen, denn ich merke schon zum wiederholten Mal dass es belastend ist hier zu schreiben, da ich mich während des Schreibens ja auch damit auseinandersetze und konfrontier.

Danke für eure Antworten und sorry dass ich so wirr schreibe.

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Montana
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Beitrag So., 24.06.2018, 18:58

Du wartest quasi auf den Prinzen auf dem weißen Pferd, der dich in selbstloser Liebe annimmt und alle deine Bedürfnisse erfüllt. Nur: so jemanden gibt es nicht. Du brauchst ganz dringend jemanden, der professionell mit dir umgeht. Du bist nämlich in der ganz großen Gefahr, dich von jemandem abhängig zu machen, der dich nur aufgrund deiner momentanen Lage attraktiv findet und sie zu seinem/ihrem Vorteil ausnutzt. Und selbst WENN du jemand tolles mit dem ultimativen Helfersyndrom findest: derjenige würde schnell an seine Grenzen kommen und dann wärst du wieder allein mit dir. Das, was du zu brauchen glaubst, ist nicht das, was du wirklich BRAUCHST. Aber wenn du zu einer Therapie im Moment nicht bereit bist, dann lass es sein. Vielleicht ist später ein besserer Zeitpunkt.

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Beitrag So., 24.06.2018, 19:25

Montana hat geschrieben: So., 24.06.2018, 18:58 Du wartest quasi auf den Prinzen auf dem weißen Pferd, der dich in selbstloser Liebe annimmt und alle deine Bedürfnisse erfüllt. Nur: so jemanden gibt es nicht. Du brauchst ganz dringend jemanden, der professionell mit dir umgeht. Du bist nämlich in der ganz großen Gefahr, dich von jemandem abhängig zu machen, der dich nur aufgrund deiner momentanen Lage attraktiv findet und sie zu seinem/ihrem Vorteil ausnutzt. Und selbst WENN du jemand tolles mit dem ultimativen Helfersyndrom findest: derjenige würde schnell an seine Grenzen kommen und dann wärst du wieder allein mit dir. Das, was du zu brauchen glaubst, ist nicht das, was du wirklich BRAUCHST. Aber wenn du zu einer Therapie im Moment nicht bereit bist, dann lass es sein. Vielleicht ist später ein besserer Zeitpunkt.
Mit "ich brauche jemanden der nicht beruflich mit mir zu tun hat" meine ich eigentlich eine gesunde, gute Beziehung. Wie jeder Mensch eine braucht. Jemand der mir Zuwendung und Akzeptanz entgegenbringt und meine Hand hält, wenn Worte zu schwach sind um etwas auszudrücken.

Ich denke, ich hab auch einfach aufgegeben, auch bezüglich Therapie. Ich schneide mich seid 8 Jahren, ich glaube, Hoffnung davon loszukommen ist fehl am Platz. Und ich kann Therapeuten einfach nicht vertrauen. Ich hab schon ein bisschen Therapieerfahrung. War im Jugendalter das erste Mal ambulant und stationär in Behandlung. Nichts hat geholfen bisher, im Gegenteil.

Es kam der Alkohol dazu, und die Selbstverletzung ist im Moment auch massiv von der Häufigkeit her, und obwohl ich die Schnitte für gewöhnlich erst ein paar Stunden danach spüre (spür für gewöhnlich keinen Schmerz während der Selbstverletzung) tut es die letzten Male schon doll weh.

Aber niemals so doll, wie der Schmerz in meiner Seele. Ich denk dann "wenn du schneidest, wird es dir besser gehen."

Kennt jemand von euch das? Was ist eure Meinung, wie realistisch ist es in so einer Situation vom schneiden wegzukommen?

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spirit-cologne
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Beitrag So., 24.06.2018, 19:47

Seerose47 hat geschrieben: So., 24.06.2018, 19:25 Kennt jemand von euch das? Was ist eure Meinung, wie realistisch ist es in so einer Situation vom schneiden wegzukommen?
Wenn du dir keine Hilfe holst und darauf wartest, dass da jemand an deine Tür klopft und deine symbiotischen Beziehungswünsche erfüllt, dann schlecht. :roll:
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Montana
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Beitrag So., 24.06.2018, 20:31

Zu einer normalen, guten, gesunden Beziehung bist du im Moment nicht in der Lage. Natürlich braucht die jeder, das ist richtig. Aber du erwartest, dass erst die Beziehung kommt und daraus eine Heilung resultiert. Erstens kommt eine solche Beziehung in deiner Situation nicht zustande. Zweitens bist du ihr nicht gewachsen, denn nur eine gleichberechtigte Beziehung ist eine dauerhafte und gesunde Beziehung. Heißt, du musst für deinen Partner ebenso eine verlässliche Stütze sein, auch in den kleinen Alltagsdingen.
Ich bin ebenfalls als Kind zu verschiedenen Psychologen geschleppt worden. Das habe ich als Strafe für mein unerwünschtes Verhalten wahrgenommen. Die Termine waren für mich so schlimm, dass ich mich nicht daran erinnere. Nur daran, dass ich irgendwann immer rechtzeitig vorher abgehauen bin, bis die Erwachsenen es aufgaben. Ich glaube, NIEMAND geht voller Vertrauen zu einem Therapeuten und präsentiert sein Innerstes. Löse dich von dieser Vorstellung. Wir haben alle unsere Geschichte und meist sind es ja andere Menschen, die uns Gewalt antun, und nicht Naturkatastrophen oder andere Unglücke. Vertrauen muss sich jeder Therapeut hart erarbeiten, das ist völlig normal. Da bist du kein Sonderfall.

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Beitrag Mo., 25.06.2018, 09:04

Montana hat geschrieben: So., 24.06.2018, 20:31 Zu einer normalen, guten, gesunden Beziehung bist du im Moment nicht in der Lage. Natürlich braucht die jeder, das ist richtig. Aber du erwartest, dass erst die Beziehung kommt und daraus eine Heilung resultiert. Erstens kommt eine solche Beziehung in deiner Situation nicht zustande. Zweitens bist du ihr nicht gewachsen, denn nur eine gleichberechtigte Beziehung ist eine dauerhafte und gesunde Beziehung. Heißt, du musst für deinen Partner ebenso eine verlässliche Stütze sein, auch in den kleinen Alltagsdingen.
Ich bin ebenfalls als Kind zu verschiedenen Psychologen geschleppt worden. Das habe ich als Strafe für mein unerwünschtes Verhalten wahrgenommen. Die Termine waren für mich so schlimm, dass ich mich nicht daran erinnere. Nur daran, dass ich irgendwann immer rechtzeitig vorher abgehauen bin, bis die Erwachsenen es aufgaben. Ich glaube, NIEMAND geht voller Vertrauen zu einem Therapeuten und präsentiert sein Innerstes. Löse dich von dieser Vorstellung. Wir haben alle unsere Geschichte und meist sind es ja andere Menschen, die uns Gewalt antun, und nicht Naturkatastrophen oder andere Unglücke. Vertrauen muss sich jeder Therapeut hart erarbeiten, das ist völlig normal. Da bist du kein Sonderfall.
Danke für die Antwort. Erst mal, tut es mir leid dass du diese Erfahrung machen musstest als Kind mit den Psychologen. Ich kann das sehr gut verstehen, auch wenn du beim lesen vielleicht denkst, ich kann es nicht.

Du hast geschrieben, nur eine gleichberechtigte Beziehung ist eine gute, gesunde Beziehung. Womit du auch ohne Zweifel Recht hast.

Aber eine therapeutische Beziehung ist doch auch nicht gleichberechtigt? Ein Mensch der seelisch belastet ist und schlimmes erleben und durchmachen musste und noch durchmacht, geht zu jemandem, der es studiert hat und sich beruflich mit diesem Menschen befasst.

In meinen Augen, ist das nicht auf Augenhöhe.

@spirit-cologne: Auch dir danke für die Antwort. Aber ist es nicht selbst dann noch unwahrscheinlich? Es ist immerhin bekannt, dass es schwieriger ist aufzuhören, je länger man die Erfahrung macht dass es hilft.

Als ich das erste Mal deswegen in Behandlung war, mit 15, ging das mit dem schneiden schon mindestens ein halbes Jahr. Und mittlerweile sind es acht Jahre, und in denen wurde es nie besser. Sogar in einer Intervalltherapie die über ein Jahr ging, hab ich auf Station regelmäßig geschnitten.


Ich seh die Selbstverletzung generell und auch für mich als gute Hilfe. Das ist auch das Problem warum ich nicht aufhören will und kann. Ich denke, dass die Klinge als einziges für mich da ist, und weiß, dass die mir niemals so wehtut, wie die Menschen es getan haben und noch tun.

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Shenmi
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Beitrag Mo., 25.06.2018, 10:42

Ich empfinde beim Lesen Deiner Postings eine Frustration in mir hochsteigen. Du lehnst alle Beiträge und Meinungen ab, die für Dich hilfreich sein könnten. Du drehst Dich im Kreis mit Deinen Gedanken und bist nicht mal minal daran interessiert, zumindest mal im Ansatz eine andere Lösung in Betracht zu ziehen. Da können hier noch Seite um Seite gefüllt werden. Solange Du nicht bereit bist, etwas in Deinem Leben zu ändern und professionelle Hilfe anzunehmen, wird sich nichts ändern. Du beharrst darauf ein Opfer zu sein und willst daran nichts ändern. Alle anderen sind Schuld daran, dass Du Dich nicht zu ändern brauchst, Du versuchst es ja nicht einmal, einen Weg daraus zu finden. Wenn Du damit glücklich leben könntest, wäre es ja okay, aber faktisch bist Du ja nicht glücklich. Ich verstehe nicht, worauf Du warten willst.? Der Retter wird nicht kommen, nur Du selbst kannst an Deiner Rettung arbeiten. Aber das lehnst Du ja leider kategorisch ab. Als Du klein warst, konntest Du nichts machen, um dem Unglück zu entfliehen. Aber jetzt bist Du nicht mehr klein. Du bist nun selber für Dich verantwortlich. Und was machst Du? Du misshandelst Dich selbst und stellst das als gute Lösung für Dich hin. Du setzt liebloses Täterverhalten an Dir selbst fort. Du willst keine Hilfe annehmen, Du willst Dich lieber weiter lieblos behandeln und Dich weiter schneiden. Ich habe auch lange Zeit geritzt, aber mit Hilfe von stationärer und ambulanter Hilfe konnte ich das hinter mir lassen. Das war ein langer Weg, immer wieder mit Rückschlägen aber ich habe nicht aufgegeben und immer weiter gekämpft. Für mich, für mein Leben. Es war anstrengend und Kräfte zehrend aber es hat sich gelohnt.
Du versuchst es ja nicht mal. Das macht mich traurig und wütend zugleich. Nur Du bist in der Lage, einen neuen guten Weg einzuschlagen, von jetzt an für Dich einzustehen und liebevoll mit Dir umzugehen. Das kannst Du lernen. Mit Hilfe von Therapeuten. Aber dazu musst Du bereit sein, nicht nur zu Jammern über Dein armes Leben (womit ich nicht Dein Leid klein reden will), sondern Du musst Dich auf den Weg machen. Jetzt! Das wünsche ich Dir von Herzen.
Liebe Grüße Shenmi


Wünsch dir was

sagte die gute Fee

Alt und weise
möchte ich werden
und unerschrocken

Eine eigensinnige Alte
mit silbernen Haaren
ohne Strümpfe
in lila Sandalen
Und Lachfalten
möchte ich haben
Ganz viele


(Anne Steinwart)

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