Macht Mirtazapin wirklich dick?

Erfahrungsaustausch zur Begleitmedikation zur Psychotherapie (Psychopharmaka und pflanzliche Mittel). Achtung: dient nicht zur gegenseitigen Medikamentenberatung, die ausschließlich Fachärzten vorbehalten ist. Derartige Beiträge werden aus dem Forum entfernt.
Antworten
Benutzeravatar

Thread-EröffnerIn
Hausdrache1984
sporadischer Gast
sporadischer Gast
weiblich/female, 36
Beiträge: 22

Macht Mirtazapin wirklich dick?

Beitrag Mo., 30.01.2017, 10:53

Hallo Ihr Lieben,

ich leide seit meiner Kindheit unter PTBS und bin momentan in einer depressiven Phase mit starker Unruhe und Schlafstörungen sowie Ängsten. Ich bin in ambulanter Psychotherapie und psychiatrischer Behandlung. Habe bis dato Levomepromazin bei Bedarf in geringer Dosis genommen. Nun empfiehlt mein Psychiater Mirtazapin. Er sagt, ich müsste wohl mit einer geringen Gewichtszunahme rechnen von ca. 1-2 kg. Bin aktuell normalgewichtig. 1-2 kg wären für mich ok, wenn es mir dadurch psychisch besser geht. Da ich alleinerziehend bin, habe ich keine Möglichkeit Sport zu treiben, das muss ich dazu sagen.

Im Netz lese ich Zahlen von 10 kg mehr in 4 Wochen etc. Darum meine Frage:

Was sind Eure Erfahrungen mit diesem Medikament? Nimmt man schnell zu oder ist das ein stetiger Prozess während der Einnahme? Nimmt man zu, weil man mehr Hunger hat durch Mirtazapin oder weil der Stoffwechsel gedrosselt wird?

Kann ich mir da Wassereinlagerungen und Ödeme vorstellen oder richtiges Schwabbelfett? Nimmt man da primär am Bauch zu?

Ist es dosisabhängig, ob man gar nicht, wenig oder viel zunimmt?

Hatte ich mal gelesen, dass das bei einigen Psychopharmaka so ist. Mein Psychiater war da sehr verhalten mit Infos, weil er wohl fürchtet, dass ich ablehne, wenn mir das Risiko bzgl. Gewichtszunahme zu gross ist. Habe um Bedenkzeit gebeten.

Danke Euch.

Werbung


kaja
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 80
Beiträge: 4463

Beitrag Mo., 30.01.2017, 11:03

Es ist wie mit vielen Medikamenten; Mirtazapin an sich mach nicht dick, sondern die eventuell ! auftretenden Heißhungerattacken denen dann u.U. nachgegeben wird. Bei einer Depression z.B. kommt noch dazu das man eh nicht gerade zur Aktivität neigt und Mirtazapin auch nicht unbedingt Antriebssteigernd wirkt.

Gewichtszunahme ist also eine mögliche Folge, aber keineswegs eine immer auftretende. Außerdem besteht immer die Möglichkeit ein Medikament abzusetzen und gegen ein anderes auszutauschen wenn es Probleme gibt. Auswahl haben sie ja genug.

Meine persönliche Meinung : Wenn mir der Gedanke an mein Gewicht wichtiger ist als mein durch die Erkrankung hervorgerufenes Leiden zu lindern, weiß ich das ich keine ernsthaften und wichtigen Probleme mehr habe.
Liegt vermutlich daran das ich Medikamente versucht habe als es um das Überlebenden ging. Leider spreche ich auf ADs nicht an.
After all this time ? Always.

Benutzeravatar

Thread-EröffnerIn
Hausdrache1984
sporadischer Gast
sporadischer Gast
weiblich/female, 36
Beiträge: 22

Beitrag Mo., 30.01.2017, 11:24

Hallo. Danke für Deine Antwort. Ein paar kg mehr sind für mich echt ok, aber bei einer Zunahme von 20 kg z.b. handelt man sich ja zusätzliche gesundheitliche Probleme ein, abgesehen davon, dass es sich nicht positiv auf die Stimmung auswirkt, wenn man dick ist (und es vorher nicht war).

Benutzeravatar

werve
Forums-Insider
Forums-Insider
weiblich/female, 44
Beiträge: 362

Beitrag Mo., 30.01.2017, 12:40

Hallo Hausdrache,

ganz pauschal kann man das nicht sagen.
Aber Mirtazapin gehört zu den Hochrisikopräparaten für Gewichtszunahme, teils durch Stoffwechselverlangsamung, aber vor allem durch vermehrten Appetit und verstärktes Essen.
Das Risiko ist individuell verschieden, Frauen sind eher betroffen und es ist natürlich dosisabhängig. Aber hohe Gewichtszunahmen sind dabei durchaus nicht selten!

Werbung

Benutzeravatar

away
Helferlein
Helferlein
weiblich/female, 44
Beiträge: 125

Beitrag Mo., 30.01.2017, 13:10

Hallo Hausdrache,
ich habe es eine Weile genommen und kein bisschen zugenommen, sogar noch weiter abgenommen. Allerdings war es auch eine Begleiterscheinung meiner Depression, dass ich nicht essen konnte und total viel Sport gemacht habe. Ich habe aber auch eine Mitpatientin gehabt, die vom Mirta am Bauch sehr stark zugenommen hat.
Ich glaube nicht, dass man einfach so zunimmt vom Mirta. Aber wenn man auf Hungerattacken reagiert und keinen Sport treibt, dann besteht die Gefahr dazu. Die Frage ist ja, wie schlecht geht es dir? Wenn das Medikament wirklich eine Hilfe verspricht, damit die Depression besser in den Griff zu kriegen ist, dann sollten 1 oder 2 Kilo mehr Gewicht egal sein. Das sagst du ja selber.
Liebe Grüße
away

Benutzeravatar

Thread-EröffnerIn
Hausdrache1984
sporadischer Gast
sporadischer Gast
weiblich/female, 36
Beiträge: 22

Beitrag Mo., 30.01.2017, 13:12

@werve

Also keine Wassereinlagerungen, sondern tatsächlich Körperfett? Auch da lese ich im Netz Widersprüchliches.
Danke nochmals.

Hinweis Admin: Fullquote (unnötiges Komplettzitat) entfernt - bitte lesen Sie die Netiquette (Benutzungsregeln) des Forums! Siehe Link im Menü oben. Danke.

Benutzeravatar

Ressourcine
Helferlein
Helferlein
weiblich/female, 35
Beiträge: 98

Beitrag Mo., 30.01.2017, 14:34

hi hausdrache!
ich habe es einige zeit genommen und hatte gar keine Gewichtszunahme. Die antidepressive Wirkung habe ich eher nicht gespürt, dafür konnte ich endlich gut schlafen (wenn auch sehr lebhaft geträumt). Mein Essverhalten blieb so ziemlich dasselbe, ebenso der Sport (damals selten bis gar nicht).
Dementsprechend kannich das Medikament also durchaus empfehlen.
Das einzige, was dann wirklich schlecht war, war ein abrubtes Absetzen ohne Ausschleichen (ich damals noch unwissend und mein Psychiater anscheinend ein Trottel- hat mit einem Selbstmordversuch und Psychiatrie geendet)
Probiere es einfach aus, wie es bei Dir wirkt! Jeder reagiert unterschiedlich. Ich hatte bisher auch bei anderen AD keine Gewichtszunahme.
LG, Ressourcine

Benutzeravatar

Fundevogel
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 50
Beiträge: 1294

Beitrag Fr., 03.02.2017, 18:15

Hallo Hausdrache,

ich hatte zwei längere Phasen, in denen ich Mirtazapin genommen habe:

Das erste mal habe ich es ein paar Monate genommen. In der Zeit habe ich ca. 7 Kilo zugenommen. Das hört sich vielleicht schlimm an, ist mir aber fast nicht aufgefallen, weil ich davor sehr (zu) dünn war und viel zu wenig gegessen und zu viel geraucht habe. Nach Absetzen (Ausschleichen) des Medikaments sind diese 7 Kilo von selbst wieder verschwunden so wie sie gekommen waren, ohne dass ich meinen Lebensstil (und Eßverhalten) geändert hätte.

Das zweite Mal habe ich es ca. ein Jahr genommen und noch viel mehr zugenommen.
Ich habe wegen der Gewichtszunahme sogar zu einem anderen Antidepressivum gewechselt, dass ausdrücklich auf Anti-Gewichtszunahme ausgelegt war - und habe trotzdem weiter zugenommen. Das andere AD hatte dafür dann andere unerfreuliche Nebenwirkungen.

Ich glaube aufgrund dieser Erfahrungen, dass meine Gewichtszunahmen nicht nur aufgrund des Mirtazapins alleine erfolgten. Beim ersten Mal denke ich, dass wegen besserem Schlaf und reduzierterem Leidensdruck, ich vielleicht doch mehr gegessen habe bzw. das Essen dann halt besser "anschlägt", wenn die Nerven nicht Tag und Nacht unter extremer Belastung leiden. Beim zweiten Mal kam dann viel zu viel zusammen, weil körperlicher und seelischer Zusammenbruch, viel liegen, wenig Bewegung, viel mehr essen, auch Junkfood (Chips und Schoki als Seelenfutter, vemeintlich zumindest), Rauchen aufhören, hormonelle Umstellung.

Bei keinem AD hat sich eine fühlbare plötzliche Wirkung eingestellt, dennoch eine langsame allmähliche innere Stabilisierung. Vor allem die Verbesserung des Schlafens war sehr sehr wichtig. Beim zweiten Mal habe ich selbst um das AD gebeten, weil ich richtig Angst hatte vor der Wucht der Depression und vor dem Untergang.

Mein Fazit und Anwort auf deine Frage wäre daher:
Es ist, wie so oft, eine Frage deiner ganz persönlichen Abwägung und Prioritäten.

Ja, man kann von Mirtazapin zunehmen, aber das Gewicht kann nach dem Absetzen auch wieder verschwinden.
Und es hängt nicht nur vom Medikament alleine ab, sondern auch - wie die Erfahrungen hier zeigen - vom jeweiligen Individuum (Organismus, Lebensumstände, Verhaltensweisen) ab.

Und es ist wie immer auch die Frage, was am besten tun, um aus der Depression rauszukommen:
Denn das AD - wenn es hoffentlich hilft - ist meist nur eine zeitweilige Krücke, um irgendwann wieder alleine und ohne Krücke gehen zu können. Manchmal - und das ist doch meistens die Hoffnung - ändert sich durch die Therapie ja auch das Leben, Sport, Eßverhalten, Lebenslust, deshalb ist die Auseinandersetzung mit dem Thema Gewichtszunahme und der Abwägung von Prioritäten zum Beispiel schon ein wichtiger Meilenstein auf dem Weg der Auseinandersetzung mit den Ursachen der Depression.
Fundevogel

Benutzeravatar

simonius
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
männlich/male, 36
Beiträge: 1206

Beitrag Sa., 04.02.2017, 00:40

Ich habe durch Mirtazapin tatsächlich zugenommen. Allerdings habe ich sehr gut mit dem Medikament geschlafen.
Ich würde es mal ausprobieren an deiner Stelle.
Ich habe es wg der Gewichtszunahme dann abgesetzt. Die Pfunde waren dann wieder ganz schnell weg. Allerdings kann ich jetzt nicht mehr gut schlafen, wie man an meinen nächtlichen Beitägen in Forum gut erkennen

Ich habe leider noch das Problem, dass ich oft früh raus muss. Muss mir jetzt, was anderes überlegen


shesmovedon
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
männlich/male, 25
Beiträge: 2203

Beitrag Sa., 04.02.2017, 02:42

Mirtazapin stellt - zumindest für die kurzzeitige Anwendung - eine gute Alternative zu herkömmlichen Schlafmitteln dar. Bei mir ließ damals jedoch nach 2 Wochen die schlaffördernde Wirkung komplett nach, so dass ich es nach 4 Wochen wieder absetzte.
Die Wahrscheinlichkeit darunter zu zu nehmen ist zwar relativ hoch, aber das würde ich wohl im Falle eine persistierenden Schlaflosigkeit in Kauf nehmen.
Wichtig ist halt ein wenig auf die Essgewohnheiten zu achten, da es auch zum Überhang neigt und dadurch die Motivation zur Bewegung eher eingeschränkt ist.

Benutzeravatar

Wolkenboot
sporadischer Gast
sporadischer Gast
weiblich/female, 33
Beiträge: 9

Beitrag Sa., 18.02.2017, 21:17

Hallo Hausdrache,
ich habe vor einigen Jahren Mirtazapin für ca. 1 Jahr eingenommen. Für mich war der einzige Vorteil, dass ich endlich schlafen konnte. Leider war es das dann auch schon. Zu Beginn der Einnahme war ich an der Untergrenze meines Nomalgewichtes, die prophezeiten 1-2 kg Gewichtszunahme waren mir daher egal. Nur leider blieb es nicht bei 1-2 kg. Ich habe innerhalb kurzer Zeit 11 kg zugenommen und mir tat mein ganzer Körper weh. Das Problem war nicht nur der Heißhunger (damit allein hätte ich wohl irgendwie noch umgehen können), sondern mein Hauptproblem war wirklich der pure HUNGER, also überhaupt kein Sättigungsgefühl und auch permanentes Magenknurren. Ich konnte den ganzen Tag nur noch an Essen denken. Das kannte ich überhaupt nicht von mir. War schon immer schlank und hatte eher Probleme mit zu geringem Appetit. Ich habe mich dann im Fitness-Studio angemeldet und war wirklich JEDEN Tag dort! Abgenommen habe ich dadurch nicht, aber wenigstens konnte ich eine weitere Gewichtszunahme verhindern. Mein "Normalgewicht" habe ich erst wieder nach Absetzen erreicht.
Für mich steht fest, NIE wieder solch ein Medikament. Denn was nützt es mir, wenn ich vielleicht ein paar Probleme löse, aber andere Probleme bekomme, weil z.B. durch eine Gewichtszunahme mein Körperhass wächst.
Ich möchte dir Mut machen, da noch einmal ganz offen mit deinem Psychiater zu sprechen und auch nach alternativen Medikamenten zu fragen. Heutzutage haben wir ja zum Glück den "Luxus", dass es nicht nur 2 oder 3 Antidepressiva gibt. Ich musste auch viel probieren und lange suchen, bis ich das richtige Medi für mich gefunden habe.
Auch die besten Werbespots verfehlen ihre Wirkung, weil sie dauernd von Spielfilmen unterbrochen werden. (Loriot)

Benutzeravatar

Broken Wing
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 40
Beiträge: 2978

Beitrag Sa., 18.02.2017, 22:01

Also ich habe das Zeuch auch mal genommen, weil ich sowieso stark untergewichtig war und andere Medikamente meinen Appetit minderten, womit ich zwar glücklich war (musste weniger Kochen!), aber der Arzt nicht.

Plötzlich war alles so lecker! Wäre mir eine Fliege über den Weg gelaufen und hätte mir einen Vortrag über die Vorzüge von Sch*** gehalten, ich hätte mich sicher auf ein Experiment eingelassen.
Normalerweise rühre ich Kakao, Vanille und andere Süßigkeiten nicht an. Aber mit Mirtazapin ging einfach alles rein. Und ich wurde nicht satt. Egal, wie viel ich gegessen hatte, nach ein paar Minuten hatte ich schon wieder mega Kohldampf!

Ich habe trotzdem nicht zugenommen.

Spätestens nach einer Woche war die Neugier abgeklungen und die depressiven symptome in voller Pracht ausgeprägt. Die Dosis am Morgen verschlief ich, die zu Mittag vergas ich und abends, wenn die Symptome verhältnismäßig milder wurden, hatte die Apotheke schon geschlossen.

Ich würde sagen, dieses Medikament hat durchaus seine Existenzberechtigung.
Beginne den Tag mit einem Lächeln, dann hast du es hinter dir. [Nico Semsrott]

Werbung

Antworten
  • Vergleichbare Themen
    Antworten
    Zugriffe
    Letzter Beitrag