Haldol / Haloperidol?

Erfahrungsaustausch zur Begleitmedikation zur Psychotherapie (Psychopharmaka und pflanzliche Mittel). Achtung: dient nicht zur gegenseitigen Medikamentenberatung, die ausschließlich Fachärzten vorbehalten ist. Derartige Beiträge werden aus dem Forum entfernt.
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Mandira
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Haldol / Haloperidol?

Beitrag Fr., 01.04.2011, 17:04

Hallo,

ich habe heute dieses Medikament verschrieben bekommen (Haloperidol)... habe mir die Packungsbeilage durchgelesen und auch im Internet ein wenig recherchiert.
Und jetzt bin ich sehr verunsichert, ob mir dieses Mittel nicht zu "heiß" ist. Es geht um körperliche Symptome eines Alkoholentzuges (Fieber/erhöhte Temperatur, Anspannung, Unruhe, ...). Es ist gerade der zweite Anlauf innerhalb 2 Wochen und ich möchte das durchaus erfolgreich hinter mich bringen, da ich mich momentan in einer eher schwierigen Lebensphase befinde und eigentlich meinen gesunden Menschenverstand benötige, den ich mit dem Alkohol am ruinieren bin. Nun habe ich allerdings auch gelesen, dass man es bei schweren depressiven Episoden eher lassen sollte. Ich habe es noch nicht genommen. Ich soll maximal 3 Tabletten (a 4 mg Wirkstoff) pro Tag nehmen.

Hat jemand Erfahrungen mit diesem Medikament? Vielleicht auch im Bezug auf Alkoholentzug?(Ich habe den Namen in die Suche eingegeben, aber es hat mir keine Ergebnisse angezeigt)

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münchnerkindl
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Beitrag Fr., 01.04.2011, 17:20

Habe das bei einer akuten Psychose bekommen gegen die Wahnideen. Die Wirkung ist absolut krass und ich würde das nur im absoluten Notfall nehmen, wenn ich wirklich völlig am abdrehen bin und nichts anderes mehr hilft.

Man fühlt sich wie ein gehirntoter, antriebsloser, völlig desorientierter Zombie. Du kannst ja mal eine Dosis probeweise nehmen, ich rate dir aber es abends zu tun, da du die geballte Wirkung dann zu einem grösseren Teil verschlafen kannst.

Von Alkoholentzug habe ich keine Ahnung, aber bei der breiten Palette von Psychopharmaka die es so gibt kann ich mir nicht vorstellen, daß ausgerechnet dieses da einen besonderen Nutzen haben könnte, da man selbst bei Psychosen nur noch im Akutfall darauf zurückgreift weil es zwar extrem gut gegen Wahnideen wirkt aber eben starke unerwünschte Wirkungen hat.

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Mandira
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Beitrag Fr., 01.04.2011, 17:28

Danke für deine schnelle Antwort. Ja ich spiele gerade mit dem Gedanken, das in der nächsten Stunde "auszutesten". In drei Stunden wartet dann diese "Melatonin-Pille" (Circadin) auf mich. Das versuche ich seit 2 Wochen. Hat mir auch mein Hausarzt verschrieben und das soll bei regelmäßiger zeitgenauer Anwendung wohl den Schlaf-Wach-Rhythmus wieder stabilisieren. Nur werde ich es vielleicht heute sein lassen. Es macht für einen kurzen Moment müde, den man abpassen muss, um wenigstens EINschlafen zu können.
Trotzdem... ich bin seit Jahren gegen Medikamente. Kam mir damals vor wie ein Versuchskaninchen. Und es ärgert mich gerade sehr, dass ich gegen meine Überzeugung verstoße... sehe allerdings momentan keine Alternative.

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münchnerkindl
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Beitrag Fr., 01.04.2011, 17:39

Also einem Bekannten von mir der trockener Alkoholiker ist wollten sie nach dem körperlichen Entzug auch eine ganze Palette von Psychopharmaka andrehen gegen die Nachwirkungen des Entzugs. Er hat überhaupt nichts genommen und ist jetzt seit vielen Jahren trocken. Er meinte, es ist ganz einfach normal, daß es eine Zeit braucht bis sich das Gehirn an den Zustand ohne zu gewöhnen, er hatte auch zeitweise Depressionen und auch sonstige seltsame Zustände, die allerdings nicht dauerhaft waren. Und man kann auch nicht jede Befindlichkeitsstörung mit der passenden Pille wegmachen. Dazu wirken Psychopharmaka gegen viele Zustände zu unspezifisch. Heute ist der Bekannte übrigens völlig normal und psychisch stabil und belastbar.

Ich denke aber, wenn es bei dir eine andere psychische Grunderkrankung gibt, wegen der du erst angefangen hast dem Alkohol zuzusprechen, daß du gegen diese was unternehmen könntest. Aber dann bitteschön nicht mit Haldol.

Du bist ja auch noch relativ jung, du kannst ja kaum jahrzehnte lang ein schwerer Alkoholiker gewesen sein.

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Mandira
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Beitrag Fr., 01.04.2011, 17:53

Jahrzehntelanger Alkoholkonsum- Nein.
Grunderkrankung ja... etwas dagegen unternehmen, auch ja. Stimme ich dir vollkommen zu. Auch, dass bei Medikamenten gilt "weniger ist mehr". Das sehe ich genauso. Wie gesagt, widerstrebt es mir.
Therapie ist aber momentan nicht möglich. Meine Therapeutin ist gestorben und es tut zu weh, als dass ich mich sofort in eine neue Therapie stürzen könnte. Ich kann das nicht. Das soll hier aber nicht Thema sein. Ich muss aus diesem Loch raus. OHNE Klinikaufenthalt. Davon halte ich genausoviel, wie von Medikamenten. Ich hatte heute auch nicht vor, mich weiter krankschreiben zu lassen. Ich habe vor, den Weg weiterzugehen, den ich damals mit Start der Therapie angefangen habe.

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RehAug´
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Beitrag Fr., 01.04.2011, 17:59

hallo mandira!
ich selbst habe glücklicherweise noch nie haldol bekommen. weiss aber, bei welchem ausmaß das zeug angewendet wird (mein bruder hat es in der geschlossenen injiziert bekommen). er berichtete das gleiche wie münchenerkindl, dass du dich wie ein roboter verhälst, denkst, bewegst (nicht umsonst wird das im psychiatriekreisen als "betonspritze"bezeichnet, die eigentlich nur bei menschen benutzt wird, die völlig austicken ) du scheinst dich eher nicht danach anzuhören, soweit ich dass beurteilen kann...vieleicht hilft auch ne kombi aus schlaffördernden antidepressiva und neuroleptika. bin mit aponal, troxal und risperdal ganz gut über die runden gekommen (vorsicht, die machen hunger ), vieleicht mal ärzte fragen...

beste grüße
rehaug

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RehAug´
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Beitrag Fr., 01.04.2011, 18:02

achja, noch ein wirklich guter tipp! narcotic anonymous- einfach mal googlen

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Ive
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Beitrag Fr., 01.04.2011, 18:35

Ich würde NIE freiwillig Haldol einnehmen, nachdem, was ich davon bisher mitbekommen habe, erst wenn der Arzt zu nichts anderem zu bewegen wäre und es um eine Psychose ginge, vielleicht. Die Nebenwirkungen sind manchmal grausig.

Der Haken an den besser unterstützenden Mitteln bei Alkoholentzug ist, dass sie fast alle selbst abhängig machen können; das allerdings ist bei Haldol wohl kaum zu befürchten ...

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Mandira
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Beitrag Sa., 02.04.2011, 21:08

Danke für eure Antworten. Ich habe nun gestern eine Tablette genommen. Zuerst dachte ich: Wow... es hat mir wirklich geholfen. ca. eine Stunde ging alles gut. Aber als ich dann schlafen wollte, bin ich nicht mehr zur Ruhe gekommen... bzw. war die Ruhe dann weg und die Region über meinem Steißbein hat sich verkrampft.
Ja also ich werde das meinem Arzt am Montag sagen und die Packung in die hinterste Schublade verfrachten. Das ist es mir einfach nicht wert. Dieses Krampfgefühl am Steiß ist immer noch da.

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Kimba&Blacky
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Beitrag So., 12.08.2018, 08:51

Hallo,

ich habe als Kind Haloperidol erhalten, nachdem ich anderthalb Jahre zuvor seltsame Hautprobleme entwickelt habe, die kein Arzt diagnostizieren kann. Sie gelten je nach Arzt als Zwangsstörung, Somatoforme Störung oder Psychose.
Jedenfalls habe ich mich wegen dieser Hautprobleme monatelang nicht mehr gewaschen und geduscht. Ich hasse meinen Körper abgrundtief. Aufgrunddessen wollte ich die letzten Monate vor der Einweisung nicht mehr das Bett verlassen.

Im Alter von 12 kam ich in die Kinder- und Jugendpsychiatrie und musste dort unter anderem deshalb Haloperidol nehmen. Dadurch ging es mir anfangs extrem schlecht, ich dachte, ich müsse sterben. Nach einiger Zeit ging es mir aber besser, ich habe es geschafft, mit den Nebenwirkungen zu leben. Das Medikament half mir dabei, meinen Körper endlich wieder etwas positiver wahrzunehmen. Ich konnte wieder mehr am Leben teilnehmen und mich auch wieder regelmäßig duschen. Meine Lebensfreude kam zurück.
Teilweise hat es paradox gewirkt, ich war ziemlich albern und habe mich locker und enthemmt gefühlt. Ich war leider auch sehr distanzlos, was aber nach dem Absetzen sofort wieder weg ging.
Meine Kognitiven Fähigkeiten haben ziemlich unter dem Haloperidol gelitten, aber ich überlege, ob das nicht vielleicht mit ein Grund war, warum es mir besser ging. Immerhin war mein Gehirn somit weniger komplex.

Nach ein paar Monaten wurde es abgesetzt, da die Ärzte der Meinung waren, ich hätte doch keine Psychose, wie sie erst vermutet haben. Außerdem hatte ich von Anfang an ein Parkinsonoid und Gewichtszunahme.

Es ging mir wieder etwas schlechter, aber nicht so schlecht wie zuvor.


Erst mit Anfang 20 fingen die alten Probleme wieder an. Hinzu kamen später noch massive, extrem komische Hautprobleme, unter denen ich bis heute so extrem leide, dass meine Lebensfreude versiegt ist.

Um dem entgegenzuwirken habe ich vor ein paar Jahren erneut einen Versuch mit Haloperidol gewagt, aber diesmal hat es ganz anders gewirkt.
Ich hatte die typischen Nebenwirkungen, meine Stimmung wurde ganz düster (neuroleptika-bedingte Depression), meine Kurzsichtigkeit verschlechterte sich massiv und ich hatte eine massive Sitzunruhe.
Also habe ich es nach 5 Wochen absetzen lassen.

Wieso hat es so unterschiedlich gewirkt?
Was kann ich tun, um den Effekt von damals wieder zu bekommen? Ich habe das mehr als dringend nötig!!

Die Unterschiede zwischen den beiden Einnahmen waren folgende:

Beim ersten Mal hatte ich Tropfen, 3x8, später 3x7. Ich war zu dem Zeitpunkt 12 Jahre alt. Ich bekam kein Akineton.

Beim zweiten Mal hatte ich Tabletten, 2x5 mg. Ich bekam von Anfang an Akineton.
Kann es an dem Akineton gelegen haben, dass ich beim zweiten Mal nur Nebenwirkungen hatte?

Ich brauche extrem dringend Hilfe gegen die Symptome.

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Kimba&Blacky
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Beitrag So., 12.08.2018, 09:38

Achso, ich habe zwischendurch auch noch Rispiridon und Perazin ausprobiert, aber damit ging es mir ebenfalls nicht gut.
Diese Beiden bekam ich zwar nicht wegen der Hautprobleme, sondern um die Nebenwirkungen von den Antidepressiva (extrem erhöhter Antrieb) zu bekämpfen, aber ich denke, die Wirkung wäre jetzt auch ohne Antidepressiva gleich.

Was kann ich tun, um in diesen Zustand zu kommen, den ich ALS KIND unter Haloperidol hatte?

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