Diagnosensammlung

Hier können Sie Fragen zu Begriffen, Diagnosen und sonstigen Fachworten stellen, die einem gelegentlich im Zusammenhang mit Psychologie und Psychotherapie begegnen oder die Bedeutung von Begriffen diskutieren.
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Diagnosensammlung

Beitrag Mi., 05.10.2016, 14:59

Hiho, ich komme gerade aus einer 6 wöchigen Reha und hab mal wieder etwas verspätet festgestellt, das sich meinen Diagnosen wieder eine neue hinzugesellt hat. Wurde mir wenn ich genau überlege auch kurz gegenüber erwähnt, dennoch empfinde ich nach meinen 10 Jahren Psychiatrieerfahrung die kombinierte Persönlichkeitsstörung als unnötiges Sahnehäubchen.

Angefangen hat es mit einer Depression; mein jetziger Arzt schreibt auf die Überweisungen immer bipolare Störung was ich bis heute nicht nachvollziehen kann, denn ich bin eindeutig niemals euphorisch/manisch.

Dann kam der nächste Klinikaufenthalt und tadaa es ist eine rezidivierende depressive Störung (ok wiederkehrend kann ich noch nachvollziehen) mit schizoider Persönlichkeitsstörung. Aha dachte ich da nur..

Und jetzt hab ich gerade den Arztbrief überflogen und da steht komb. persönlichkeitsstörung mit selbstunsicheren, schizoiden und emot. instabilen Zügen F.61.0 rezid. depressive Störung F33.2

Meine Frage ist nun, wem nützt das? Und was ist jetzt eine kombinierte Persönlichkeitsstörung? Das verunsichert mich nur noch mehr. Mein Arzt wird mit Sicherheit nichts an seiner Behandlung ändern.
Und meine Therapeutin macht auch nix anders, denn es gibt ja auch keinerlei konkrete Behandlungsmöglichkeiten. Sie redet mit mir über Dinge die gerade aktuell sind. Ist das für die Krankenkasse relevant? Meine Behandlung wird doch bereits finanziert, ich möchte nicht in einigen Jahren mit einem Buch voll Diagnosen da zu stehen.

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sine.nomine
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Beitrag Do., 06.10.2016, 00:14

Hallo,

ich habe z.bsp die schizoide Störung und dazu eine schwere kombinierte Angst- und Zwangsstörung mit depressiven Symptomen als Diagnosen bekommen.
Aber dass Persönlichkeitsstörungen kombiniert werden, ist glaub ich, eher selten.
Da sich das eine oder andere gegenseitig ausschließen kann. Und es überschneiden sich manche Persönlichkeitsstörungen von den Symptomen her. Vom Lese-Eindruck her könnte man meinen 'such es dir aus'.

Auf Wikipedia kann man ja theoretisch die Kriterien nachlesen, die für die jeweilige Diagnose erforderlich wären.

Was würdest du selbst meinen, was auf dich zutrifft?

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MissPiggy1973
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Beitrag Do., 06.10.2016, 07:02

Bei mir sieht es so ähnlich aus wie bei sine.nomine. Wurde als älterer Teenie als Asperger bezeichnet; als ich vor ein paar Jahren unter Schlafstörungen litt und Medikamente bekam, hatte ich mit dem damaligen Neurologen auch nochmal intensiv darüber gesprochen, weil ich da ja schon wesentlich älter war. Der meinte, schizoide Züge würden auch auf mich passen, zum Gesamtpaket kamen dann noch eine selbstunsicher-vermeidende PS inkl. Zwangsgedanken und soziale Phobie.

Aber egal wie das Kind nun geschimpft wird, an meinem Leben hat das praktisch nichts geändert. Manchmal fällt mir das Leben leicht, ein anderes mal ist es ein einziger K(r)ampf.

Ich hab zwar keine Erfahrungen mit Psychotherapien, aber ich kann mir nicht vorstellen, daß es für die Krankenkasse von Bedeutung ist, welche Diagnose Du nun hast. Ansonsten sprich Deine Therapeutin doch mal darauf an, was das alles jetzt für Dich bedeutet.

Alles Gute!

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Susi29
Helferlein
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Beitrag Do., 06.10.2016, 10:41

Hallo,
mein Therapeut musste neulich wieder eine aktuelle Diagnose stellen damit meine Therapie auch weiterhin bewilligt wird und sagt wortwörtlich (im Spass): Was hätten Sie denn gerne?

Er hält nichts auf Begrifflichkeiten, und ich langsam auch nicht mehr. Es ist natürlich wichtig, dass man weiss, womit man es zu tun hat und wie man daran arbeiten kann mit dem Therapeuten. Aber diese Diagnosen, da darf man sich nicht verrückt machen.

Ob das relevant ist für die Kasse, also meiner Erfahrung nach nicht.

Alles Liebe
Susi

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sine.nomine
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Beitrag Do., 06.10.2016, 21:39

Hallo nochmal,

dass kein falscher Eindruck entsteht. Ich kann meine Diagnosen schon gut nachvollziehen.

Aber es gibt bei psychischen Krankheitsdiagnosen meist nur eine PS und dazu etwaige sonstige Störungen, soviel ich weiß. Mehrere PS sind eher nicht die Regel.
Ja, bei mir sind depressive Symptome angeführt, aber auch die kann ich nachvollziehen. Das sind für mich Symptome(z.bsp Antriebsschwäche) die bleiben, auch wenn aktuell keine Depression besteht.
Ich kann auch die schizoide Störung an mir gut nachvollziehen, habe aber eine Weile gebraucht diese zu verstehen.

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Candykills
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Beitrag Do., 06.10.2016, 21:45

Ich würde behaupten, dass kombinierte PS eher die Regel sind, weil Menschen selten klar in eine Schublade zu stecken sind. Meist liegt irgendeine Kombination vor und der Therapeut entscheidet sich eher für die, die ausschlaggebender ist.
Ich bin wie einer, der blindlings sucht, nicht wissend wonach noch wo er es finden könnte. (Pessoa)

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Sarana
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Beitrag Do., 06.10.2016, 21:56

Vor allem können solche Diagnosen sich auch recht schnell ändern. Eine Klinik, die bei unter 25jährigen "Persönlichkeitsakzentuierung" statt "Persönlichkeitsstörung" schreibt, entließ mich vor einem Jahr mit Akzentuierung A und B, dieses Jahr habe ich eine, und zwar C. Mittlerweile habe ich im Laufe zweier Jahre 10 oder 11 Nummern bekommen, die teilweise nicht mehr aktuell sind, ich teilweise als nicht stimmig empfinde... Jeder vom Fach sieht etwas anderes.

Noch mal zur Frage "Was ist eine kombinierte Persönlichkeitsstörung?": Die Diagnose gibts, wenn mehrere PS auf dich zutreffen, man also laut Diagnosekatalog mehrere PS diagnostizieren kann. Sie dienen als erste Anhaltspunkte für einen neuen Psychiater zum Beispiel.
"Not doing life today. Love to. But can't."
Hoffentlich: "I think I'm at a stage of my life where I subconsciously purposefully f.uck everything up just to see if I can find a way out of it."
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sine.nomine
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Beitrag Do., 06.10.2016, 22:29

Aha. Dann ist das meiner Wahrnehmung entgangen bzw fehlt mir der genauere Einblick um das beurteilen zu können. Danke für die Klarstellung. Dann habe nur ich das so wahrgenommen, dass es meist 1 PS und mehrere sonstige St geben würde.

Kann es sein, dass das Alter des jeweiligen Patienten bei der Diagnose eine Rolle spielt?

Ich meine, ab 30 ca ändert man sich nicht mehr großartig und ab dann könnte doch eine Diagnose eher zu fixieren sein, oder?

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Sarana
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Beitrag Do., 06.10.2016, 22:58

Wie gesagt, die Klinik, in der ich war, vertritt wie scheinbar einige andere auch das Konzept, dass PS-Diagnosen nicht schon ab 18 gestellt werden können, da die Entwicklung des Gehirns erst mit 25 beendet sei.
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Lockenkopf
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Beitrag Sa., 08.10.2016, 18:36

sine.nomine hat geschrieben: Aber dass Persönlichkeitsstörungen kombiniert werden, ist glaub ich, eher selten.
Da sich das eine oder andere gegenseitig ausschließen kann. Und es überschneiden sich manche Persönlichkeitsstörungen von den Symptomen her.
Kombinierte PS kommen recht häufig vor. Eine sehr hohe Anzahl der Pat. mit PS haben eine Kombinierte PS.
Liebe Grüße
Lockenkopf

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Beitrag Sa., 08.10.2016, 18:44

sine.nomine hat geschrieben:Ich meine, ab 30 ca ändert man sich nicht mehr großartig und ab dann könnte doch eine Diagnose eher zu fixieren sein, oder?
Eine Diagnose wird gestellt, wenn die Diagnosekriterien erfüllt sind.

Wenn Erwachse ab dem 30. Lj sich nicht mehr ändern, wäre jede Psychotherapie ab diesem Alter sinnlos.
Liebe Grüße
Lockenkopf


sine.nomine
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Beitrag Sa., 08.10.2016, 22:24

Hast du denn auch die vorangegangenen Beiträge gelesen, Lockenkopf? Ich glaube du verstehst den Zusammenhang nicht.

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Lockenkopf
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Beitrag Sa., 08.10.2016, 23:04

Ich verstehe sehr genau was Du geschrieben hast.
Liebe Grüße
Lockenkopf

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MissPiggy1973
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Beitrag So., 09.10.2016, 10:13

sine.nomine hat geschrieben:Aha. Dann ist das meiner Wahrnehmung entgangen bzw fehlt mir der genauere Einblick um das beurteilen zu können. Danke für die Klarstellung. Dann habe nur ich das so wahrgenommen, dass es meist 1 PS und mehrere sonstige St geben würde.

Kann es sein, dass das Alter des jeweiligen Patienten bei der Diagnose eine Rolle spielt?

Ich meine, ab 30 ca ändert man sich nicht mehr großartig und ab dann könnte doch eine Diagnose eher zu fixieren sein, oder?

Da fehlt mir persönlich das entsprechende Fachwissen, ob nach dem 30. Lebensjahr sich Diagnosen ändern können.

Nichtsdestotrotz möchte ich anmerken, daß man sich nach diesem Alter sehr wohl ändern kann.
Z.Bsp. war ich als Teenie oder auch junge Frau wesentlich flexibler, was den Umgang mit Menschen anging, hatte damals auch noch wirkliche Freunde.

Heute habe ich keine mehr, und will sie im Moment auch nicht, da mir das mittlerweile zu anstrengend ist. Auch fällt es mir schwer, wenn sich an meinem festen Tagesablauf unvorhergesehen was ändert, mich darauf einzustellen. Bin dann praktisch zu nix mehr fähig. Bin irgendwie noch eigenbrötlerischer geworden als früher.

Da wünsche ich mir mein früheres, jüngeres Ich oftmals zurück.


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Beitrag So., 09.10.2016, 20:03

MissPiggy1973 hat geschrieben:Auch fällt es mir schwer, wenn sich an meinem festen Tagesablauf unvorhergesehen was ändert, mich darauf einzustellen. Bin dann praktisch zu nix mehr fähig. Bin irgendwie noch eigenbrötlerischer geworden als früher.

Da wünsche ich mir mein früheres, jüngeres Ich oftmals zurück.
Das kenne ich von mir genauso. Es macht mich nervös, wenn ich etwas vorhabe, es unbedingt machen muss und es sich zeitlich zu sehr verschiebt. Es reicht bei mir schon, wenn theoretisch Gefahr besteht, dass sich mein Tagesablauf ändern könnte, damit ich unruhig werde. Wenn alles nach Plan läuft, dann ist das nicht so.

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