Freund oder Feind

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Hiob
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Freund oder Feind

Beitrag Mo., 03.12.2018, 14:51

In letzter Zeit verdichten sich einige Verhaltensweisen, die m.E. gravierende Folgen für unser Miteinander haben werden. Böse Absichten werden heute stets den anderen unterstellt, dem eigenen Lager nicht. Selbst Fakten übermittelt der Gegner nur in listiger Absicht, der eigene nicht. Sich entwickelnde Realität scheint nur dem Gegner zu dienen. Während die Suche nach Absichten im eigenen Lager Verschwörungstheorie ist, ist man sich beim Gegner sicher.

Wie kommt das. Liegt es an der mangelnden Unterscheidungsfähigkeit? Wer ist mein Gegner, wer ist "bei uns"? Wie entwickelt sich soetwas? Wo kommt das her?

Hiob

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Malia
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Beitrag Mo., 03.12.2018, 17:26

Von wem genau redest du, Hiob ?
Sich sorgen macht die Zukunft nicht leichter, die Gegenwart aber schwerer.
(unbekannt)

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Hiob
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Beitrag Mi., 05.12.2018, 17:15

Hast du mal darüber nachgedacht, ob du auf gesellschaftlicher Ebene deinen eigentlichen Gegner erkannt hast, ob du einem vermeintlichen Gegner vielleicht Unrecht getan und ihn nicht als Gleichgesinnten erkannt hast?

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spirit-cologne
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Beitrag So., 09.12.2018, 05:32

Solche Gedanken mache ich mir gar nicht. Liegt aber vielleicht auch daran, dass ich weder weiß, wen ich als "Gegner" einordnen sollte, noch erlebe ich Menschen als "Gleichgesinnte". Es gibt einfach Menschen mit denen ich mehr oder weniger Ansichten teile. Die Übergänge sind dabei fließend. Aber ich kenne ehrlich gesagt niemanden, mit dem ich in fast allen Belangen einer Meinung bin, noch bezweifle ich, dass ich mit Menschen, bei denen ich in für mich wichtigen Bereichen verschiedene Meinungen habe, nicht irgendetwas finden könnte, wo wir gleiche Ansichten haben (auch wenn ich da zugegebenermaßen seltener die Möglichkeit habe, das zu überprüfen, weil ich mit diesen Menschen u.U. weniger häufig zusammentreffe. Da wo man häufig und gerne hingeht, trifft man ja meist Menschen, die da auch häufig und gerne sind...). Ich diskutiere auch gerne und ausdauernd kontrovers mit Menschen, die anderer Meinung sind, allerdings muss ich dir Recht geben, dass manche Leute gar nicht an einem Austausch interessiert sind. Aber es gibt auch immer noch die Anderen, kommt halt auch immer ein bisschen darauf an, wo man sucht.
It is better to have tried in vain, than never tried at all...

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MariJane
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Beitrag Mo., 10.12.2018, 15:20

Ich empfehle zur Lektüre Carl Schmitt und Chantal Mouffe. Bei beiden geht es um Freund-Feind-Schemata in Politik und Gesellschaft. Beide sehen das nicht ganz so kritisch... ;-)

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blade
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Beitrag Di., 11.12.2018, 11:34

Treffen sich zwei Krebszellen.
Fragt die Eine: "Freund oder Feind?"
Antwortet die Andere: "Völlig egal, Du kannst sein was immer Du willst." (diese Zelle hat sich schon ein wenig mit der Zeit-genössischen Philosophie belesen)
Überlegt die erste Zelle: "Sooo? Ist das was Gutes?"

PS: bitte nicht persönlich nehmen, ist auf niemand Bestimmtes gemünzt.
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Hiob
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Beitrag Mi., 12.12.2018, 19:11

Hmm, ich bin erstaunt, dass die einzigen, die sich dafür überhaupt interessieren, die sind, denen es egal ist. Was sollen dann erst die anderen dazu sagen.

Das sind die blinden Flecke unserer modernen Menschen.
Gewachsene, natürliche Identität ? Ich bin doch Laborantin.
Eigene Interessen? Ja, ich nicht, ich bin nicht egoistisch.
Privatsphäre? Ehhhh.
Wer ist wirklich auf meiner Seite? Naja, anerkannte Autoritäten.
Wo komme ich her? Vom Zahnarzt?
Was ist mein Wesen? Was fürn Besen?
Fiktive oder reelle Welt? Mir egal.
Was bleibt danach noch als Menschsein? Musst du Alexa fragen...

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spirit-cologne
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Beitrag Mi., 12.12.2018, 23:39

Und was soll und das jetzt sagen, Hiob? Dass diejenigen, die nicht auf deine Fragen antworten (oder nicht in deinem Sinne), desinteressierte geistige Zombies sind, oder was?
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Eremit
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Beitrag Do., 13.12.2018, 10:04

Hiob hat geschrieben:Wo kommt das her?
Immer mehr Menschen. Immer weniger Ressourcen. Identitätspolitik. Einerseits Angst vor, andererseits auch Geilheit auf den kommenden Krieg (wenn man glaubt, wieder mal endlich und ein für alle mal den Feind vernichten zu können).


cinikus
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Beitrag Do., 13.12.2018, 16:51

Na ja, man muss sich immer weniger mit Menschen arrangieren, die einem nicht zusagen. Das war vor der Internetzeit anders. Wie du warst, wie deine Einstellung war, wie deine Werte und deine Weltsicht waren, du hast wahrscheinlich eher sehr selten jemanden getroffen, der das alles mit dir teilt. Also musstest du dich arrangieren, andere Sichtweisen wahrnehmen, diskutieren, dich damit befassen, weil sie dich betroffen haben oder ein Miteinander gar nicht möglich gewesen wäre. Praktisch ein Mittel gegen Einsamkeit: Mit jenen klarkommen, die da sind.
Durch das Internet ist das aber nicht mehr so nötig. Du verträgst dich mit niemandem in deiner Umgebung? Egal, du hast Foren und andere Kontakte im Internet. Du tippst dein Problem ein, deine Frage, deine Weltsicht, und findest immer ein Haufen Leute, die auch so denken, die das interessiert. Das erleichtert, sich von Leuten abzuwenden, die nicht der eigenen Meinung sind. Da sich der Mensch schnell an was gewöhnt, fühlt er sich in dieser Kuschelwelt mit minimalen Reibereien und Fluchten in die ideologische Peer-Group toll. Why not? Allerdings verweichlicht man. Da kommt dann einer mit einer anderen Meinung? Eine, die ich schlecht finde? Das muss eine persönliche Attacke sein, weil es lässt MICH unbehaglich fühlen.
Denn das ist ja auch so eine Konsequenz: Wenn ich MICH und das ICH permanent verwöhnen kann, indem ich es in das Zentrum der Aufmerksamkeit rücke (daher gehe ich doch ins Netz und poste), glaube ich irgendwann, dass ALLES um mich herum nur mit mir zu tun haben kann. Noch krasser wird das durch die Identitätspolitik. Dann "bin" ich eine Gruppe, oder Teil einer Gruppe, und was auch immer jemand gegen diese Gruppe sagt, ist ein Angriff auf mich. Ich verteidige die Gruppe, selbst, wenn ich nie gemeint war, sondern die Ideologie. Dabei werde ich persönlich, weil ich den Angriff ja persönlich empfunden habe.
Zack, dann kritisiere irgendwas und werde damit konfrontiert, dass du ein Nazi oder Gutmensch oder whatever bist. Der Inhalt deiner Kritik ist nicht mehr relevant.
Triggerwarnungen übrigens verstärken das Problem, weil sie ebenfalls verweichlichen und Dinge unaussprechbar machen. Mittlerweile weiß man, dass das Leute eher in einem Trauma hält, als ihnen aus dem Trauma herauszuhelfen. Diese politisch korrekte Strömungen in Zusammenhang mit der Identitätspolitik und diesem Überbedürfnis nach Vollkaskoversicherung für alles sind ein ziemlich gefährlicher Cocktail. Heute geht es um Hass im Netz, und alle finden es richtig, dagegen vorzugehen. Morgen leben wir in einer Diktatur, in der gewisse Dinge nicht gesagt oder gedacht werden dürfen. Denn eines ist ja auch klar: Wie gut eine Sache vielleicht im Ansatz gemeint ist, man sollte sich immer vorstellen, was dieselbe Sache in der Hand des Feindes anstellen könnte.
Auch der Anblick des Schlechten kann eine Schulung für das Gute sein! Niccolò Tommaseo


ziegenkind
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Beitrag Do., 13.12.2018, 17:19

wie sieht denn Deine gewachsene, natürliche Identität aus, Hiob? Was sind Deine Interesse? Wer sind Deine Feinde? Vielleicht doch mal raus aus dem Geraune und rein in die Wirklichkeit, in Deine Wirklichkeit?
Die Grenzen meines Körpers sind die Grenzen meines Ichs. Auf der Haut darf ich, wenn ich Vertrauen haben soll, nur zu spüren bekommen, was ich spüren will. Mit dem ersten Schlag bricht dieses Weltvertrauen zusammen.


Eremit
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Beitrag Fr., 14.12.2018, 00:36

Kokette Krokette hat geschrieben:Morgen leben wir in einer Diktatur, in der gewisse Dinge nicht gesagt oder gedacht werden dürfen.
Ist doch jetzt schon der Fall.


Help79
Helferlein
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Beitrag Di., 18.12.2018, 14:19

Hallo


an der Stelle muss ich auch mal eine Geschichte loswerden. Ich habe einen Kumpel / Freund und wir kommen immer eine Zeit lang mitnander aus. Bis es wieder nicht mehr weiter geht. Ich hab einfach keinen Nerv mehr so wie es läuft. Ich weiss das hört sich an wie in einer Beziehung . Wir waren vor Jahren mal 3 -4 Wochen zusammen hat nicht gepasst. Ich habe mit ihm folgendes Problem. Er und seine Schwester reagieren oft in Situationen echt taktlos. Zum Beispiel schlug ich vor wir können ja mal zusammen auf den Weihnachtsmarkt. Er schickt mir Bilder wo er mit einer anderen auf den weihnachtsmarkt geht. Ich bin weder noch Eifersüchtig noch sonst was.

Er jammert auch gelegentlich das ihn wohl sein Arbeitsplatz etwas anwidert. Er aber gutes Geld verdient und deswegen logischerweisse auch nicht kündigen will. Ich höre mir immer alles an. Und er verhält sich mir gegenüber einfach würdelos. Er meinte ja ich würde immer Treffen absagen und deswegen geht er halt mit anderen weg. Ich sage ja schon die ganze Zeit das ich psychisch angeknaxt bin und alles schnell anstrengend finde . Und deshalb lieber für mich bin. Er zieht über eine andere kumpeline bei mir her.

Und bei anderen über mich. Und ich habe ihm heute halt versucht klar zu machen. Das ich als Kumpel oder Freund von ihm einfach etwas Verständniss meiner Situation erwarte. Er aber mich und die andere Kumpeline nur zum Dampfablassen in der Freizeit mehr oder weniger sieht. Und heute warf er mir vor ich würde ihm das Wort im Mund rumdrehen. Was ich aber nicht wirklich vor hatte und auch auch tat.

Er beklagt sich bei mir und ihr was man ihm im Geschäft so manchmal vorwirft wenn was schief gelaufen ist. Ich verstehe ihn schon nur zieht mich das alles zu sehr runter. Und ich kann ihm nicht helfen. Es ist für mich noch blöder sich diese Kinkerlitzchen anzuhören die ihm als Problem dann angelastet werden. Weil es mich mehr runterzieht wie ihn vermutlich.

Irre alles irgendwie. Aber fakt ist das meine Batterien leer sind. Er weiss es auch. Und deswegen verstehe ich ihn nicht so ganz.

Ich habe ihm heute klipp und klar zu verstehen gegeben das ich keinen Nerv für sein Ich bezogenes Verhalten habe. Und er mir eigentlich keine Stütze ist. Da er Gelegentlich echt auch rüberkommt als sei sein Leben gesellschaftspoltisch wie privat nicht stimmig .

Ich merke das ich selber schauen muss und neue Kontakte knüpfen muss. Wenn es mich nicht allzu sehr anstrengt alles.


Mir tut das alles nicht gut.


ziegenkind
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Beitrag Di., 18.12.2018, 17:23

welche Dinge sind Dir denn von wem verboten worden zu denken oder zu sagen, Eremit?

jetzt wird ja überlegt, ob PolizistInnen sagen dürfen, dass sie gerne das Kind von einer "Türkensau" abschlachten wollen. Meinst Du so etwas? Gehen Deine Erfahrungen in diese Richtung?
Die Grenzen meines Körpers sind die Grenzen meines Ichs. Auf der Haut darf ich, wenn ich Vertrauen haben soll, nur zu spüren bekommen, was ich spüren will. Mit dem ersten Schlag bricht dieses Weltvertrauen zusammen.

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Sehr
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Beitrag Di., 18.12.2018, 17:32

Ist der Feind, ein Feind eigentlich automatisch böse oder schlecht/er?
[wegzudenken, mehr nicht]

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