Gehen oder bleiben? Bin in einem Dilemma

Das Leben ist wesentlich durch unsere Arbeit geprägt. Der Job kann jedoch auch Quelle von Ärger und Frustration sein, oder persönliche Probleme geradezu auf die Spitze treiben...
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Schneeblume
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Beitrag Mo., 02.04.2018, 12:50

Liebe Kokette Krokette (dein Nickname ist super!:-D), vielen Dank für deinen interessanten Gedankenimpuls!:-)

Tatsächlich ist eines meiner größten Probleme, dass es mir schwer fällt, mich klar für oder gegen etwas zu entscheiden und dann dazu zu stehen und darauf zu vertrauen, dass ich in der Lage bin, am besten zu spüren, was das Richtige für mich ist. Ich habe stattdessen immer Angst davor, den falschen Weg einzuschlagen, weil ich viel zu wenig Selbstvertrauen habe. Dadurch verharre ich auch viel zu lange in Situationen, die mir nicht guttun.
Das geht mir auch mit der Selbstständigkeit so. Ein Teil von mir glaubt nicht daran, dass ich das wirlklich schaffen kann und ist sich unsicher, ob es wirklich das Richtige für mich ist. Das ist natürlich nicht sehr hilfreich dabei, um mein Ziel zu erreichen. Ich müsste in dieser Sache über einen großen Schatten springen und ins aktive Tun gehen und mich in der Öffentlichkeit präsentieren, anstatt meiner Persönlichkeit (oder Gewohnheit) entsprechend im Hintergrund zu bleiben.

Ich habe ebenfalls das Gefühl, dass es vielleicht wirklich das Beste wäre, einfach meinem inneren Impuls zu folgen und umzuziehen, weg von der vertrauten Umgebung mit all ihren Erinnerungen und dann von dort aus neu zu starten und mir an dem Ort, an dem ich gern bleiben würde, etwas aufzubauen. Das würde mir denke ich sehr guttun. Das kann natürlich auch schiefgehen, aber ich habe momentan das Gefühl, dass ein radikales Verlassen meiner Komfortzone die einzige Chance ist, wirklich eine Veränderung herbeizuführen und meinen Traum in die Realität umzusetzen. Ansonsten wird es mit dem Herumwurschteln weitergehen und ich werde in ähnliche Situationen geraten, eben weil ich es nicht schaffe, das vertraute Umfeld (und auch Selbstbild) loszulassen und einen Neuanfang mit all seinen Ungewissheiten zu wagen und zuzulassen. Ich muss daran glauben, dass auch etwas anderes für mich möglich ist.

Liebe Grüße,
Schneeblume

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cinikus
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Beitrag Di., 03.04.2018, 13:28

Schneeblume hat geschrieben: Mo., 02.04.2018, 12:50 dein Nickname ist super!:-D
Danke. :)

Wenn ich bisher eines gelernt habe, in meinem Leben, dann, dass einen Umzüge nicht zwangsläufig ändern. Ja, am Anfang ist da frischer Wind und man möchte neue Gewohnheiten etablieren. Aber wenn man sich für diese nicht im Vorfeld fest entschieden hat und auch bereits dabei ist, sie umzusetzen, wird sich das hinterher nicht auf magische Art ergeben. Davon können wohl vor allem Leute ein Lied singen, die aus genannten Gründen alle paar Jahre umziehen. Nach einigen Monaten, wenn das Neue nicht mehr so neu ist, breitet sich das eigene Wesen aus und mehr oder weniger ist alles beim alten.

Weiters gibt es in diesem Sinne keine "richtigen" Entscheidungen. Sich nicht zu entscheiden erspart einem also keine falschen Entscheidungen, sondern kann sogar zur falschen Entscheidung selbst werden. Stelle dir die Sache grafisch vor. Du hast ein Ziel in der Ferne, wasweißich, in zehn oder zwanzig Jahren. Dort willst du sein. Du weißt aber nicht konkret, wie du dort hinkommst, oder bist im Moment noch nicht so weit. Wichtig ist, zu gehen. Selbst wenn du Umwege machst, wenn du zickzack gehst und das ganze Gebiet umkreist, wo dein Ziel liegt, so bewegst du dich immerhin darauf zu, schneller, als dich nicht festzulegen oder zu entscheiden. Zudem sammelst du bei den Zick-Zack-Weg noch eine Menge wertvolle Erfahrungen, lernst unterwegs, das Ziel einzukreisen, genauer zu definieren, auf dich zuzuschneiden, neue Impulse zu verwerten. So gesehen gibt es kein "nicht Schaffen können", sondern nur die Frage, wie du dein Ziel modifizieren musst, um es auf dich zuzuschneidern.

Und dann natürlich: woher willst du wissen, was du schaffen kannst, wenn du es nicht versuchst. Das nötige Handwerk für eine Sache lernt man in der Regel beim Tun. Man fängt klein an, weitet dann seine Handlungen aus. Man wächst rein.
Auch der Anblick des Schlechten kann eine Schulung für das Gute sein! Niccolò Tommaseo

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Schneeblume
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Beitrag So., 08.04.2018, 09:18

Hallo Kokette Krokette!

Bitte entschuldige meine verspätete Antwort, ich komme leider erst heute dazu.

Es ist mir bewusst, dass ein Umzug nicht zwangsläufig zu einer Veränderung bzw. Verbesserung führt. Nur in meinem Fall denke ich, dass es ein wichtiger Impuls wäre. Mein jetziger Wohnort lässt mich auch in der Vergangenheit verweilen und ich ertappe mich oft dabei, wie ich mich nach den alten Zeiten sehne als noch alles möglich schien und tagträume dann, was ich alles anders gemacht hätte. Das tut mir nicht gut und in meiner jetzigen Wohnung erinnert mich auch alles an diese Zeit und ich habe das Gefühl, dass ich feststecke und nicht wirklich vorwärts komme, weil ich so sehr an dieser vertrauten Umgebung festhalte. Dabei habe ich mich in meiner jetzigen Wohnung bzw. Umgebung nie so richtig wohlgefühlt. Mir fehlt Licht und die Natur und das Gefühl, frei atmen zu können. Es ist wirklich nur die vertraute Umgebung, die mich hier festhält, weil sie mir Sicherheit gibt. Immerhin lebe ich schon seit 14 Jahren hier. Genau das hält mich aber davon ab, mir die Chance zu geben, etwas Besseres zu finden. Weil ich Angst habe, dass es danach vielleicht nicht besser wird und ich meinen Schritt bereue. Aber Angst hält einen in solchen Entscheidungen meistens zurück und sorgt dafür, dass es eben nicht besser wird. Deswegen glaube ich, dass ein Umgebungswechsel mir guttun würde. Allein schon als Impuls oder Symbol dafür, dass ich mich auf das Leben zubewegen kann, das mir und meinen Bedürfnissen und Werten viel besser entspricht als das jetzige.

Du hast vollkommen Recht damit, dass eine Entscheidung besser ist als gar keine und dass es wichtig ist, sich vorwärts zu bewegen! So empfinde ich das auch. Es stimmt, dass einen auch Umwege weiterbringen. Vielen Dank für den Hinweis mit dem Ziel, das man vor Augen haben soll! Das ist ein Punkt, wo ich mich mehr darauf besinnen muss, da ich oft planlos durchs Leben gewandert bin ohne mir bewusst zu machen, was ich eigentlich will und wie das Leben, das ich mir wünsche, genau aussieht. Ich hatte auch oft nicht den Mut, das wirklich anzupacken, eben weil ich das Vertraute nicht verlassen wollte/konnte.
Ja, das ist wahr, dass man Dinge einfach probieren sollte. Man muss einfach einen mutigen Schritt in die Richtung tun, die sich richtig anfühlt.

Ich habe übrigens am Freitag den Entschluss gefasst, zu kündigen. Die Situation in der Arbeit war letzte Woche so schlimm, dass mir nichts anderes übrig bleibt, wenn ich meine Gesundheit nicht ruinieren will. Der Stress und das Verhalten besonders einer Kollegin sind so unerträglich geworden, dass ich einfach nur mehr wegmöchte.
Am gleichen Tag an dem ich diesen Entschluss gefasst hatte, bekam ich einen Anruf von einer Schule im Burgenland und ich werde vielleicht die Möglichkeit haben, dort zu unterrichten (ich bin ursprünglich Musikpädagogin, hatte diese Tätigkeit aber vor 4 Jahren erstmal auf Eis gelegt). Es ist also Hoffnung am Horizont sichtbar und ich spüre deutlich, in welche Richtung es mich zieht...

Liebe Grüße,
Schneeblume


Eremit
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Beitrag So., 08.04.2018, 10:57

Schneeblume hat geschrieben:Es ist wirklich nur die vertraute Umgebung, die mich hier festhält, weil sie mir Sicherheit gibt. Immerhin lebe ich schon seit 14 Jahren hier.
Wenn Du erstmal an einem anderen Ort vierzehn Jahre und länger gelebt hast, relativiert sich das.
Schneeblume hat geschrieben:Genau das hält mich aber davon ab, mir die Chance zu geben, etwas Besseres zu finden. Weil ich Angst habe, dass es danach vielleicht nicht besser wird und ich meinen Schritt bereue.
Diese Möglichkeit gibt es. Es ist aber nur eine Möglichkeit. Besser wird es dort, wo Du im Moment bist, nicht werden, es besteht sogar die Möglichkeit, dass es noch schlimmer wird. Rein statistisch ist also die Entscheidung, wegzugehen, die bessere.
Schneeblume hat geschrieben:Ich habe übrigens am Freitag den Entschluss gefasst, zu kündigen.
Gratulation. Ich hoffe, Du ziehst das auch konsequent durch.

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Schneeblume
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Beitrag So., 08.04.2018, 12:14

Vielen Dank, Eremit!:-) Das mit der Wahrscheinlichkeit sehe ich so wie du und es muss endlich eine Veränderung her. Sollte es sich doch nicht als mein Weg herausstellen, kann ich ja wieder eine neue Richtung wählen. Aber ich muss diesen alten Pfad verlassen, da führt einfach kein Weg mehr dran vorbei.

Mein Entschluss steht übrigens fest und ich werde Anfang der Woche meine Kündigung aussprechen.

Liebe Grüße,
Schneeblume


Eremit
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Beitrag Mo., 09.04.2018, 08:14

:thumbsup:


Sprotte66
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Beitrag Di., 29.05.2018, 00:37

Hallo Schneeblume,

Danke für deine Offenheit. Dein Thema hat mich sehr interessiert. Ich war vor Kurzem ganz in einer ähnlichen Situation. Mir hat auch geholfen, was in einigen Antworten stand, die schwierige Situation am Arbeitsplatz, mit Kollegen/Vorgesetzten als Trainingsfeld zu sehen. Oft hat es mir selbst noch obendrein zugesetzt, dass ich noch keine endgültige Entscheidung treffen konnte oder wollte? Mehrmals hatte ich die fertig geschriebene Kündigung in der Tasche und da ist sie dann auch geblieben, Frust! Irgendwann bin ich zu dem Schluss gekommen, dass es einen Grund dafür gibt, warum ich noch nicht gehen kann, auch wenn ich den vielleicht noch nicht so genau kenne oder benennen kann. Und dass es in Ordnung ist, so lange zu bleiben, bis ich von selber zu einer Entscheidung komme. Meine Ärztin hatte mir gesagt, dass ich es von selber ganz genau spüren werde, wenn es Zeit ist, zu gehen. Damals hatte ich das eher bezweifelt. Und doch ist es so gekommen. Ein vergleichsweise kleines Vorkommnis im Verhältnis zu den vielen Dingen, die vorher schon übel gelaufen waren, war dann der Anlass, dass es mir echt gereicht hat und es dann sehr schnell zu einem Aufhebungsvertrag gekommen ist, wo ich die entscheidenden, kritischen Punkte den betreffenden Personen nochmal direkt face to face gesagt habe. Das war eine wirkliche Befreiung und Erleichterung. Im Nachhinein war es vor allem die Angst vor der existenziellen Unsicherheit, die mich immer wieder dazu gebracht hat, da zu bleiben und auszuhalten. Und das ist natürlich auch ein wichtiger, nicht zu unterschätzender Grund, der eigentlich dem eigenen Schutz und Überleben dient(e). So schlimm war es dann im Verhältnis aber gar nicht, wie ich mir ausgemalt hatte, erst mal nicht zu wissen, wie es weiter geht. Das Gefühl selbstständig gegangen zu sein und endlich aus dieser unhaltbaren Situation raus zu sein , war viel wichtiger und positiver als die ganzen Ängste vorher. Von außen betrachtet mag die Zeit vielleicht wirklich zu lang gewesen sein, wo ich das ausgehalten habe. Ich finde aber, auch das hat seine Berechtigung, d.h. auch sich die Erlaubnis selber zu geben: "Es dauert eben so lange wie es braucht, egal, was andere darüber denken". Wider Erwarten ist es jetzt sogar recht schnell gegangen, dass ich eine neue Arbeit gefunden habe, was ich mir auch vorher gar nicht zugetraut hatte. Natürlich habe ich Angst, dass es wieder zu einer ähnlichen Situation und dem ganzen Leidensdruck am neuen Arbeitsplatz kommt ... ja, das ist möglich, aber es besteht genauso die Chance, dass es diesmal besser läuft. :boogie: :boogie:

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Adventskranz
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Beitrag Sa., 02.06.2018, 09:09

Hi,
ich habe Ähnliches durch. Im Februar hab ich ja schon in meinem Thread geschrieben. Nach dem Oberchefgespräch ging es erstmal gut, aber dann wurde es immer schlimmer. Bis ich dann die nerven verlor, die Betriebsrätin informierte und heulend ging und mich krank schreiben ließ.
Der Oberchef, mit dem es ein Gespräch gab, meinte ernsthaft wortwörtlich: "Lassen Sie sich solange krank schreiben, bis sie etwas Neues haben." und erlaubt mir, mir selbst mein Arbeitszeugnis zu schreiben.

Ich war ein heulendes und zitterndes Nervenwrack und fühlte mich unter Druck gesetzt, weil ich dies rechtlich etwas bedenklich fand. Also ging ich nach den ersten zwei Wochen Krankschreibung wieder hin um meinen Arbeitsplatz komissarisch weiterzuführen. Ich hatte Glück im Unglück und schon sehr schnell eine neue Stelle, wenn auch nur als Krankheitsvertretung ein halbes Jahr befristet. Mein Chef redete nur sehr gereizt das Allernötigste mit mir, aber ich blendete alles aus und führte heiter und gelassen meine Arbeit.
Dann war es soweit und ich hatte meinen Vertrag in der neuen Firma eine Woche nach der Zusage unterschrieben (der Betriebsrat musste noch zustimmen) und ich machte mit dem Oberchef einen Aufhebungsvertrag. Anschließend fuhr ich ein letztes mal in die Firma um die Übergabe zu machen.
Es war so ekelhaft: Mein Chef hörte nicht zu, fand alles überflüssig, was ich ihm übergabe, und warf mir dann vor, alles total schlampig zu hinterlassen. Ich hätte alles tun können, es war so irre! Er warf mir dann noch Dinge aus meinem Lebenslauf vor (ja, auch ich habe mehrere Jobwechsel hinter mir) und warf mich dann raus wie einen räudigen Hund. Es bedurfte eine Zigarette mit einer nun Exkollegin und ihrer Zusicherung, dass es nicht stimmt.

Ich bin sooooo froh, dass ich den Mut hatte, SELBST zu gehen, wenn auch etwas sehr holprig. Ich werde dies noch dem Betriebsrat melden. Der Chef ist so irre, in den 10 Monaten, die ich dort war, hat das gesamte Büro (drie Sachbearbeiterinnen) durchgewechselt! Und ich bin die dritte Sozialarbeiterin, die gegangen ist.

Ja, ich wünschte, ich hätte auf die Betriebsrätin gehört und ware zu Hause geblieben, aber für mich und meine Psyche war es wichtig, die letzten eineinhalb Wochen noch mal zurückzukommen und elegant zu gehen. Wahrscheinlich ist der Chef deshalb so ausgetickt.........Da ich gegangen bin, anstatt weitere wirklich ekelhafte Mitarbeitergespräche mit ihm zu führen, war er halt sauer.

In meiner neuen Stelle verdiene ich sogar mehr und hab mehr Verantwortung!

Oh falls ich den Thread gesprengt habe, können die Moderatoren meinen Beitrag gerne in meinen alten Thread übersiedeln.

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