Bin ich nicht gut genug?

Das Leben ist wesentlich durch unsere Arbeit geprägt. Der Job kann jedoch auch Quelle von Ärger und Frustration sein, oder persönliche Probleme geradezu auf die Spitze treiben...

theweirdeffekt
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Beitrag Di., 09.07.2019, 16:27

Dieses Gedankenkreisen sollte man als Frühwarnzeichen nehmen. Sicher die heutige Welt ist hektisch, wir leben in einer Leistungsgesellschaft etc. Aber ich hab den Eindruck, dass gerade junge Menschen regelrecht verheizt werden.

Und aus ner Erschöpfung dann wieder rauskommen ist mühselig. Das muss jetzt bei dir natürlich nicht sein. Aber deine Geschichte erinnert mich an einen Freund.

Was wünscht du dir denn bezogen auf deine Arbeit?
Was sind die Voraussetzungen, dass du dort weiter arbeiten kannst/willst?
Und unter welchen Bedingungen kannst/willst du das nicht mehr?
Wie sehr belastet es dich?
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Fenixara
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Beitrag Di., 09.07.2019, 21:31

Leistungsgesellschaft trifft es heutzutage wirklich gut. Selbst wenn man mit der Familie redet hört man oft nur: "Jeder Job ist anstrengend, da muss man durchbeißen." oder etwas in dieser Richtung.

Die Erschöpfung spür ich ziemlich stark, mir ist auch ein "Vorfall" eingefallen, der für mich eher traurig ist. Ich war bei meinen Freund zu besuch und ich bin einfach eingeschlafen und habe fast 12 stunden durchgeschlafen. und das obwohl ich in der Nacht davor früher ins Bett ging und länger geschlafen habe.

Was ich mir wünschen würde:

1. Bessere Kommunikation
2. Nicht alles kurz vor knapp erledigen
3. Aufgaben besser aufteilen, dass Arbeiten auch wenn sie nervig sind, bei der Person bleiben, wo sie hingehören.
4- Eventuell eine Office-Mitarbeiterin o. Buchhalterin mehr (damit andere Kollegen entlastet werden und diese nicht dauernd arbeiten auf mich abschieben)
5. Wissen, wann ist der Chef da und wann nicht. (er sitzt im anderen Büro und keiner merkt, wann er kommt und geht, dass nervt wenn Leute anrufen, die explizit mit ihm reden wollen. Und am Ende doch bei mir landen, aber damit kann ich leben)

Ich denke, dass klärt auch zum Teil die zweite Frage ab.

Ich möchte nicht mehr der Mülleimer für alles sein. Und allen voran nicht dauernd die Schuld bekommen, weil ich es einfach nicht besser wusste oder mir Infos fehlten. Auch möchte ich nicht Aufträge erledigen, wenn bei mir selber eine Deadline drückt. Und ich möchte einfach einmal die Ruhe haben, Altaufgaben, die sich aufgestaut haben, abzuarbeiten. Da diese Fristlos sind, merkt es keiner.

Ehrlich gesagt und tief in mich hineingehorcht... es belastet mich extrem. Bis zu dem Moment wo ich nicht einschlafen kann und ich oft das Bedürfnis habe, dass man mich einfach in Ruhe lässt, alleine in meiner Wohnung mit meinen Katzen. Weil es dort einfach Ruhig ist und ich zur Ruhe kommen kann und keine anderen Menschen da sind.

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rainyday
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Beitrag Di., 09.07.2019, 22:46

Hallo liebe Fenix,

du steckst ja voll in der Abwärtsspirale zum Burnout. Ich weiß wovon ich rede, ich hatte einen und war 6 Monate krankgeschrieben und dann immer noch nicht fit.
Du hast ja hier sehr "schön" eine lange Liste mit Kündigungsgründen erstellt.
Dein Chef ist wie er ist, du wirst ihn nicht ändern. Lass dich krankschreiben, atme durch und dann rappel dich auf und schreibe Bewerbungen. Solange du noch Energie dafür aufbringen kannst und ehe du ganz zusammenklappst. Du kannst dich auch bei Zeitarbieitsfirmen melden, das macht weniger Arbeit.
Ich hatte nach dem Burnout 3 Jahre lang einen miesen Job und wegbewerben klappte einfach nicht. Ich habe dann gekündigt um meine Gesundheit zu retten und es akzeptiert, dass ich eben erstmal eine Weile nichts hatte. Das war eine sehr gute Entscheidung!
Lass dir nicht einreden, dass du nicht gut genug bist - das bist du ganz sicher, denn offenbar traut dir ja jeder zu, dass du alles kannst! Aber unter diesen Bedingungen kannst du dein Potenzial nur zum Teil einbringen, weil du sabotiert wirst.

Und statt "nein" zu sagen, versuche es mal mit: "Ja, ich habe hier noch eine Fristsache für den Chef zu bearbeiten und kann Donnerstag Nachmittag mit Ihrer Aufgabe anfangen." Dann kann der Kollege selbst entscheiden, ob er damit seine Frist einhalten kann.

Also: sei es dir wert und nix wie weg da! Die Mitarbeiterfluktuation sagt ja schon genug über den Laden aus.

Liebe Grüße
rainy
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Fenixara
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Beitrag Mi., 10.07.2019, 04:55

Hallo Rainy,

danke, dass du dir die Zeitgenommen hast, das alles zu lesen!

Das mit Burnout ist eine Sache, die ich befürchte. Durch die Informationen habe ich das Gefühl, dass ich dort schon drinnen bin. Nur Hilfe suchen und vorallem annehmen, fällt mir schwer.

Ja, den Chef kann ich nicht ändern und ich denke, dass vieles Einstellungssache ist auch. Weswegen ich versuche immer objektiv zu bleiben.

Nur wen ich mich krankschreibe, kommt sicher ein Schreiben vom Chefarzt, dass ich aufmarschieren soll. (Ich habe wohl schon soviel Krankenstandstage, dass ich wohl dort aufkreuzen muss.)

Eine Zeitarbeitsfirma kommt bei mir eher weniger in Frage, da ich einfach keine körperlichen/stehenden Tätigkeiten machen kann (Ich habe ja erwähnt, dass ich nicht wirklich gesund bin)

Und einfach kündigen geht nicht, ich brauch meine Wohnung und ohne Arbeit kann ich sie mir nicht leisten. Meine Familie kann und will ich nicht um Hilfe fragen, da diese selber mit dem finanziellen Probleme haben. Beim AMS würden mir 933 EURO pro Monat zustehen, davon gehen 400 Euro für Miete weg und noch mehr für Versicherungen und co. Da bleibt einen nichts zu essen übrig.

Das mit dem begründen habe ich schon öfters gemacht und erklärt, dennoch scheinen die Leute das gerne zu vergessen oder sie sagen gleich, dass es sie nicht interessiert.

Ja viele Mitarbeiter haben andere Jobs gefunden und sind dann einfach gegangen.

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theweirdeffekt
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Beitrag Mi., 10.07.2019, 05:47

Ich würd diese Liste nochmal beim Chef deponieren, dann hast du für dich die Gewissheit, dass du echt alles versucht hast. Mein Tipp ist auch: lass dich nicht verheizen!!

Manchmal kommts nicht auf die eigene Einstellung an, sondern das Umfeld ist toxisch. Ähnlich wie vielleicht in einer Chemiefabrik, da kannst dir auch vornehmen die Dämpfe tun dir nix, gesund ists wahrscheinlich trotzdem nicht.

Ich schließ mich rainys Ausführungen da an. Du darfst zum AMS Bezug auch geringfügig verdienen. Könntest also dann ev die Fixkosten decken. Es gibt Möglichkeiten. Oft braucht man nur den Abstand, um zu sehen, was wirklich wichtig ist. Und NIX ist wichtiger als die Gesundheit!

LG
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Fenixara
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Beitrag Mi., 10.07.2019, 20:12

Hallo Leute, ich habe es heute nochmal beim Chef versucht ohne Erfolg. Keine Hilfe, gar nichts.

Ich denke, damit ist klar, dass ich nicht bleiben kann, für mich selber zu liebe nicht. Ich werde versuchen, das letzte bisschen Kraft was ich habe herzunehmen und mich zu bewerben, so gut es geht. Ich hoffe, dass ich schnell Glück habe.

Danke für alle Leser und netten Leute. Wenn es gewollt ist, kann ich ja sagen, wie es weiterging.

Ich wünsch euch allen alles Liebe!

Fenix

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nulla
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Beitrag Mi., 10.07.2019, 20:19

Mich würde es interessieren, wie es bei dir weitergeht!
Viel Glück für die Jobsuche!
"Wege entstehen dadurch, dass man sie geht."
(Kafka)


theweirdeffekt
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Beitrag Do., 11.07.2019, 08:42

Mich würds auch interessieren. Ich kann dir nur den Tipp geben, in der neuen Stelle auch neu anzufangen. Also gut abgrenzen, nein sagen und nicht die alten Muster weiter durchwurschteln, falls du dafür anfällig sein solltest.

Viel Erfolg und alles Gute!
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Fenixara
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Beitrag Do., 11.07.2019, 18:18

Ja, ich muss wirklich nein sagen lernen. Ich helfe halt so wahnsinnig gerne, wenn man es braucht. Einfach weil helfen was schönes ist, finde ich. eine Bekannte hat mir schon Hilfe zugesagt, beim Bewerbungen durchlesen.


theweirdeffekt
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Beitrag Do., 11.07.2019, 18:35

Das ist wohl dosiert auch in Ordnung. Im Arbeitskontext ist die Gefahr halt groß, dass dann wieder alles an dir hängen bleibt. Schön, dass dir eine Bekannte hilft.

LG und alles Gute
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rainyday
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Beitrag Do., 11.07.2019, 23:28

Hey, das klingt ja nach dem richtigen Schritt! Ich würde auch gern lesen wie es bei dir weitergeht.
Ich hatte über eine Zeitarbeitsfirma übrigens 2 Bürojobs.
Ich weiß, wenn man auf den Burnout zusteuert, denkt man immer:
"Ich muss das schaffen weil..."
"Ich brauche doch das Geld weil..."
"Ich kann doch nicht von heute auf morgen die Firma im Stich lassen."
"Ich stelle mich nur an, andere schaffen das doch auch."
Aber wenn es dann plötzlich gar nicht mehr geht, weil der innere Arzt einen auf seine Weise aus dem Verkehr gezogen hat, merkt man, dass man auch ohne den Job nicht obdachlos wird.

Vor einem Chefarzt hätte ich keine Angst - dem würde ich klar sagen, wie ernst die Situation ist. Übrigens ist Burnout noch immer keine definierte Diagnose bzw. Krankheit, sondern eher eine Ansammlung von Symptomen.
Und ich drück dir die Daumen, dass du die Kurve kriegst!

Rainy
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leonidensucher
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Beitrag Sa., 13.07.2019, 17:53

Ich kann das ja fast nicht lesen ohne das Bedürfnis zu bekommen, Dir anzubieten, dass wir mal 2,3 Tage tauschen.



Geht aber leider nicht. also:

Schritt 1: mach Dir klar, ob DU da bleiben willst
Schritt 2: mach Dir klar, ob Du weggehen kannst (gibt es neue Stellen...)

Falls 1 oder 2 nicht gehen: nicht mehr reden und lang rumfakeln, durchziehen!

Maßnahme 1: takte Dir Deinen Tag komplett durch. Auf Zuruf zu rennen erschöpft ungemein. DU bestimmst, wann Du was machst.
Maßnahme 2: was auch immer auf DEINEN Schreibtisch kommt, wird von DIR! priorisiert. Ist es Deiner Meinung nach wichtig, machst du es als erstes. Ist es Deiner Meinung nach unwichtig, machst Du es als letztes.
Maßnahme 3: Umerziehung der unfassbar unverschämten Kollegen. Sachen, die auf Deinen Tisch gelegt werden mit derartigen Srpüchen, werden - leider leider- bedauere! nicht erledigt. Tut Dir wahnsinnig leid, aber ganz wichtige Terminsache für den Chef. Tut Dir wahnsinnig leid, aber ganz wichtiger Auftrag vom Chef. WICHTIG: lass es liegen. An Ort und Stelle Dich dagegen wehren und um Verständnis bitten - bringt nichts. Liegen lassen, die Arbeit machen die eine höhere Prio hat, und bedauernd mit den Schultern zucken, wenn nachgefragt wird. Ist hart am Anfang, aber das sind Menschen, die sind lernfähig. Die haben ja auch gelernt, dass man Dich mies behandeln darf. Sie werden sich halt recht aufregen, aber dann steht ihnen ja der Weg zum Chef frei. Ich würde für den Anfang mitprotokollieren, was Du wann getan hast, sollte es ein Gespräch geben.

Maßnahme 4: Ganz aggressiv Grenzen ziehen. Du fängst um 08:00 an? Dann Schlag 08:00. Du hörst um 17 Uhr auf? Dann den deutschen Beamten-Rap machen: Stift fallen lassen und gehen.

Maßnahme 5: in Dich gehen, warum Du das so an Dich ranlässt dass Du nachts davon aufwachst. Eventuell hierfür Hilfe suchen.

Migräne möchte auch ganz gerne ihre Ruhe haben, sonst dreht sie voll auf. Sieh sie als Deinen Wegweiser.

Alles Gut. Und wenn es nicht klappt: ich komm gerne.
NEVER WASTE A GOOD CRISIS.

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Fenixara
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Beitrag Do., 05.09.2019, 07:52

Hallo Leute :)

falls es noch jemanden Interessiert nur ein Kleines Update und ein paar Lustige Sachen.

Bewerben klappt aber die Firmen haben eher wenig Interesse meine Kündigungsfrist abzuwarten.
Drei Firmen hatten ja schon Interesse.
Ich überlege ob ich im Vorauskündige (was knapp aber ist mit dem Geld) oder weiterversuche.

Oh und Frauen dürfen wohl ihre Tage nicht mehr haben, weil Blut....

Schlimmste Kollegin hat sich gestern aufgeregt, weil 4 Tropfen Blut von mir übersehen wurden....
Und jetzt hängen vor der Klotür "Kloregeln", ich frage mich wirklich, was bei einigen Leuten oben kaputt ist...

Liebe Grüße Fenix


theweirdeffekt
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Beitrag Do., 05.09.2019, 20:38

Sehr gut, dass du tolle Rückresonant hast :). Vielleicht kannst du auch eine einvernehmliche Lösung vorschlagen? Fall die Traumarbeit dabei wäre.

Bezogen auf Körperflüssigkeiten bin ich allerdings auch sehr sensibel. Wenn sie wusste, dass du deine Tage hast, hätte sies natürlich unter vier Augen klären können. Wenn sie das nicht wusste, kann ichs schon auch nachvollziehen.

LG
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rainyday
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Beitrag Do., 12.09.2019, 22:49

Hihi, das ist ja Klasse, die Arbeitgeben kloppen sich um dich! :lol:
Dein Threadtitel ist hiermit eindeutig verneint.
Da bin ich gespannt wie's weitergeht.

LG rainy
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