Wie geht ihr mit krankheitsbedingten Lücken im Lebenslauf um?

Das Leben ist wesentlich durch unsere Arbeit geprägt. Der Job kann jedoch auch Quelle von Ärger und Frustration sein, oder persönliche Probleme geradezu auf die Spitze treiben...
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Miss_Understood
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Beitrag Sa., 09.01.2021, 22:10

Du kannst ja verschiedene Versionen erstellen und schauen, bei Jobs, die ‚so Mittel‘ in Frage kommen, testen, was besser ankommt.
ch-ch-ch-chaaaaaaange

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Malia
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Beitrag So., 10.01.2021, 13:34

Ich war ja in Kliniken, Therapie, oder einfach zu Hause und konnte nicht arbeiten... Das war eine Zeit in der ich mich richtig kaputt gemacht habe geistig, ich für mich kann dem nicht viel Positives abgewinnen jetzt im Nachhinein.
Das ist natürlich ungünstig und war bei mir anders.
Ich hab immer profitiert von meinen Therapien und konnte dahinterstehen und bei Vorstellungsgesprächen (und im Lebenslauf und Bewerbungsschreiben) vermitteln, dass ich mit meinen Schwierigkeiten jetzt umgehen kann.
(wenn auch manchmal nur ein paar Jahre bis zum nächsten "Einbruch")

Ich empfehle dir, dein Vorhaben mal mit jemandem zu besprechen, der dich dabei unterstützen kann.
Fall du einen Behinderungsgrad von mindestens 30 hast, kannst du zur Beratung einen Integrationsfachdienst aufsuchen.
Sich sorgen macht die Zukunft nicht leichter, die Gegenwart aber schwerer.
(unbekannt)

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Scars
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Beitrag So., 10.01.2021, 14:31

Ich gebe Lücken grundsätzlich nicht an, ergibt sich aus dem Rest. Bei so einer langen Zeit würde ich wohl wenn überhaupt auch „Krankheit + Reha“ schreiben, das klingt doch ganz gut. Vllt dein Zweitstudium noch etwas grosszügig und dann bei den Eltern... „Lehr- und Wanderjahre“ hatte mal jemand geschrieben... Ich denke es disqualifiziert schon, kommt aber einfach auch darauf an, in welchem Job du arbeiten willst. Es gibt Arbeitgeber, denen ist ein „verkorkster“ Lebenslauf egal, anderen halt nicht. Daher würde ich dir raten die Version zu wählen, mit der du dich wohl fühlst und die du von Anfang bis Ende vertreten kannst. Solltest du es bis ins Bewerbungsgespräch schaffen und dort dann nicht sicher auftreten können ist auch blöd. Auf unangenehme Fragen muss man sich schon gefasst machen. Denke aber wenn der Zeitraum nach deinem Studium liegt lässt es sich schon als „Findungsphase“ verkaufen.
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Aire
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Beitrag So., 10.01.2021, 19:10

Wow, so viele wirklich super hilferiche Antworten - Danke!!

Ich versuche mal auf jeden einzugehen... Warnung, das wird jetzt etwas länger :->
Musste die Zitate stark kürzen wegen Zeichenlimit!
Miss_Understood hat geschrieben: Sa., 09.01.2021, 20:47 Gibt es ansatzweise Kompetenzen [...] die für eine Freiberuflichkeit sprechen?
Oder eine eben nicht zu Ende gebrachtes zweites Studium/Weiterbildung?
Hallo Miss_Understood - Zweitstudium ja, das kann ich etwas "strecken." Freiberuflichkeit/entsprechende Kompetenzen leider nein

Miss_Understood hat geschrieben: Sa., 09.01.2021, 20:47 In diesen Fällen ist Netzwerken sehr wichtig
Da stimme ich dir voll zu! Leider ist das ja zur Zeit persönlich nicht möglich, aber ich kann einen LinkedIn Account machen. Das wollte wegen des verkorksten Lebenslaufs bisher nicht machen.
Miss_Understood hat geschrieben: Sa., 09.01.2021, 20:47 Google mal nach „flipped jobmarket“.
Ich wünsche dir das nötige Quentchen Glück plus Mut neue Bewerbungswege zu gehen plus Erfolg!
Das Konzept hört sich ja interessant an! Und danke für die guten Wünsche :)

saffiatou hat geschrieben: Sa., 09.01.2021, 20:56 Ein gefälschtes unterschriebenes Zeugnis wäre Betrug
saffiatou hat geschrieben: Sa., 09.01.2021, 20:56 ich würde niemals da Gefälligkeit Zeugnisse besorgen
Anna-Luisa hat geschrieben: Sa., 09.01.2021, 21:12 Sie hat im elterlichen Betrieb ausgeholfen, also gearbeitet. Insofern kann von einer Fälschung gar nicht die Rede sein.
Ja also davon, fünf Jahre Berufstätigkeit, die nicht statt gefunden hat anzugeben bin ich jetzt auch abgerückt. Da hast du recht saffiatou, das wäre tatsächlich gelogen.
Ich habe aber schon ab und an ausgeholfen, und dabei was gelernt. Da sehe ich kein Problem, dass meine Eltern mir ein Zeugnis dafür geben.

Candykills hat geschrieben: Sa., 09.01.2021, 21:09 Uns wurde damals nicht abgeraten die Wahrheit zu sagen, den Fokus aber darauf zu legen, dass man krank WAR und JETZT einsatzbereit ist und sehr gerne arbeiten würde.

Ich bin eher dafür in der Hinsicht ehrlich zu sein...
Aber ich würde es auch niemandem verdenken bei dem Punkt zu lügen.
Candykills ja ich würde auch am liebsten dazu stehen, auch weil es um einen so langen Zeitraum geht. Ich muss ja nicht ins Detail gehen.

Bluemoon123 hat geschrieben: Sa., 09.01.2021, 21:21 Aber ich empfehle auch immer offen und ehrlich zu sein. "Krankheit mit anschl. Rehabilitationsphase" kann man durchaus schreiben. [...] Wichtig für den Arbeitgeber ist ja nur zu wissen, dass du aktuell wieder arbeitsfähig bist. Und das zeigt ja dein letzter Job.
Das ist eine super Formulierung, das werde ich nehmen. Vielen Dank. Das geht ja in die gleiche Richtung wie Malia und Candykills, den Fokus auf die Genesung/Arbeitsfähigkeit zu legen.

Miss_Understood hat geschrieben: Sa., 09.01.2021, 22:10 Du kannst ja verschiedene Versionen erstellen und schauen, bei Jobs, die ‚so Mittel‘ in Frage kommen, testen
Malia hat geschrieben: So., 10.01.2021, 13:34 Ich empfehle dir, dein Vorhaben mal mit jemandem zu besprechen
Ja verschiedene Versionen zu probieren ist naheliegend.

Ich werde nächste Woche mal so Berufscoaches anrufen. Ein paar Einzelstunden sind finanziell drin.
Habe ich eh dran gedacht, da mein jetziger Chef möchte, dass ich mir mein Zeugnis selbst schreibe. Da gibt es ja viele Fallstricke. Ist ja das erste und einzige richtige Arbeitszeugnis!

Malia hat geschrieben: So., 10.01.2021, 13:34 Ich hab immer profitiert von meinen Therapien und konnte dahinterstehen und bei Vorstellungsgesprächen (und im Lebenslauf und Bewerbungsschreiben) vermitteln
Da hast du es richtig gut Malia. Ich habe viele solche Leute erlebt, die aus den Therapien auch selbst bei Rückschlägen stolz und gestärkt raus kamen.

Leider hab ich sehr gemischte Erfahrungen mit Therapie, und ich komme auch noch aus einem Umfeld, wo alles "psycho"-mäßige eher tabu war und musste das erst mal alles akzeptieren lernen.

Scars hat geschrieben: So., 10.01.2021, 14:31 „Lehr- und Wanderjahre“ hatte mal jemand geschrieben... Ich denke es disqualifiziert schon, kommt aber einfach auch darauf an, in welchem Job du arbeiten willst. ... Daher würde ich dir raten die Version zu wählen, mit der du dich wohl fühlst und die du von Anfang bis Ende vertreten kannst. [...] Auf unangenehme Fragen muss man sich schon gefasst machen.
Ich hoffe ich schaffe es dann mal in ein Bewerbungsgespräch! Bin sehr nervös aber da muss ich durch.

Danke an alle für die Infos und herzlichen Glückwunsch das Ende des Posts ist fast erreicht.


Noch ne Newbie-Frage: in Stellenanzeigen stehen doch oft Ansprechpartner drin, wird da erwartet dass man die vor Zusendung der Unterlagen anruft?

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Scars
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Beitrag Di., 12.01.2021, 11:03

Wenn es nichts Besonderes ist und keine Fragen bestehen rufe ich dort nicht an.

Aire hat geschrieben: So., 10.01.2021, 19:10 Da stimme ich dir voll zu! Leider ist das ja zur Zeit persönlich nicht möglich, aber ich kann einen LinkedIn Account machen. Das wollte wegen des verkorksten Lebenslaufs bisher nicht machen.


Ich würde den eigenen Lebenslauf nicht als „verkorkst“ abwerten, bloß weil er nicht so aussieht wie Zehntausend andere, damit stellst du dir direkt selbst ein Bein. Genauso wie du mit nur einem Arm nicht weniger Wert bist. Natürlich sollte das eigene Profil auf die Stelle passen, aber das versteht sich wohl von selbst. Überlege dir, wo deinen Stärken liegen (oder wenn das noch zu hoch ist, wo vllt Potential schlummern könnte), was du einem Arbeitgeber bieten könntest und dann schau, wo sich so etwas finden lässt. Es kann sich auch lohnen, erstmal auf weniger Stunden wo anzufangen, dass du eine Chance bekommst, dich zu beweisen. Und nicht verzagen, wenn es erstmal nicht klappt. Jetzt mit Corona ist eh nochmal schwieriger.
Remember to leave pawprints on hearts.


No Twist
Forums-Gruftie
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Beitrag Di., 12.01.2021, 13:47

Warum willst du die Zeit überhaupt in den Lebenslauf nehmen? Ich habe auch Zeiten, wo ich arbeitslos war oder krank und ich wüsste gar nicht, wo ich das in meinem Lebenslauf unterbringen sollte. Persönliche Daten, Ausbildung, Erfahrung, Kenntnisse? Meiner ist einfach nicht chronologisch und ich finde das tatsächlich auch übersichtlicher. Im Gespräch kannst du, wenn Fragen kommen, immer noch darauf eingehen, dass du im elterlichen Betrieb ausgeholfen hast oder dass du eine langwierige Erkrankung überstanden hast. Je nachdem wie du dich im Gespräch dann wohl fühlst.

Also mein Tipp: nicht chronologisch schreiben, sondern nach inhaltlichen Aspekten gegliedert und dann im Gespräch mit halbwegs offenen Karten spielen. Ein Lebenslauf ist ein Verkaufsargument und da gehören keine Erkrankungen rein, im Gespräch kann man durchaus sagen, dass man längere Zeit erkrankt war und es schon länger überstanden ist. Bei dir ja der Fall. Also nicht zu sehr schwarz sehen! Du hast nach der Erkrankung bereits erfolgreich gearbeitet!
Ich hab an Gestern nicht gedacht und nicht an Morgen
Es ist Nacht, ich steh am Fenster
Und für einen Augenblick leb ich im Jetzt

von: Keine Zähne im Maul aber La Paloma pfeifen


kaja
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Beitrag Di., 12.01.2021, 14:40

Ich kann auch nur empfehlen den Lebenslauf nach inhaltlichen Aspekten zu gliedern.
Das ist deutlich sinnvoller, moderner und eine Lücke fällt in diesem Zusammenhang erst auf den zweiten Blick auf, da der Fokus auf den fachlichen Bereichen liegt.

Meine Lücke konnte ich durch einen Minijob füllen, den ich nicht eindeutig als solchen deklariert habe (der im Arbeitszeugnis aber natürlich als solcher benannt wurde). Ich habe mir den Lebenslauf und das Grundgerüst eines Anschreibens von einer Personalberaterin schreiben lassen, diese hat mich in einem sehr guten Gespräch auch auf unterschiedliche Antwortmöglichkeiten hingewiesen, falls das Thema auf den Studienabbruch/Krankheitsphase kommen sollte.

Es hat mir wirklich sehr viel gebracht das bei einem Unternehmen in Auftrag zu geben. Meine individuellen Ansichten und Wünsche wurden vorher im Gespräch abgeklärt und das Schreiben meinem Stil und meinen Vorstellungen angepasst. Das Layout war einheitlich und die Kurzvorstellung kam sehr gut an. Ich habe damit direkt meine Wunschstelle bekommen.
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Aire
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Beitrag Sa., 20.03.2021, 13:04

Hallo zusammen, ich dachte ich poste nach langem mal ein Update

Nochmals vielen Dank an alle die geantwortet haben! Die vielen Rückmeldungen und unterschiedlichen Perspektiven haben mir sehr viel weitergeholfen.

Ich hatte dann meine Unterlagen erstellt und bin dabei, Bewerbungen rauszuschicken.

Ich habe mit einem Berwerbungscoach gesprochen, und mit meiner Therapeutin, alle haben mir dazu geraten, nicht gleich eine jahrelange Lücke stehen zu lassen. Danke an die letzte Antwort von kaja, die mich da bestärkt hatte Profi-Rat zu suchen!

Die Lücke ist jetzt mit der Mitarbeit im Familienbetrieb "kaschiert", wobei ich das nicht aufbausche zu mehr als es tatsächlich war und auf Nachfrage einfach sage, dass es eine schwere Zeit war mit Krankheit/Pflege in der Familie und mich auch dementsprechend mitgenommen hat. Mehr braucht im beruflichen Zusammenhang keiner wissen, aber ich werde auch nicht lügen, dass ich mehr gearbeitet und Erfahrungen habe als ich tatsächlich habe.

Was ich im Gespräch mit den beiden Profis (Coach, Therapeutin) mitgenommen habe und hier nochmal teilen möchte, ist, dass man bei der Arbeit ruhig seine eigenen Interessen wahrnehmen darf und auch muss, es geht ja "um die Wurst"! Der AG ist nicht der Beichtvater oder der Therapeut, man muss sich nicht rechtfertigen, aber Lügen über nicht vorhandene Fertigkeiten haben kurze Beine und das ist dann widerum auch ein no go.

Ist eigentlich selbstverständlich, aber ich persönlich musste das erst mal lernen.

Ich wünsche allen, denen es in Coronazeiten jetzt ähnlich geht und die auf Jobsuche sind viel Glück und Erfolg!

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Wurstel
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Beitrag So., 11.04.2021, 14:09

Wurstel

Anna-Luisa hat geschrieben: Sa., 09.01.2021, 17:56
Aire hat geschrieben: Sa., 09.01.2021, 17:23 Wie geht man mit den Krankzeiten gut um? Besser offen damit umgehen oder kegelt man sich da schon vorzeitig aus dem Rennen?
Ich denke, mit Ehrlichkeit bist du schnell aus dem Rennen. Wenn du die Möglichkeit hast die Lücke zu kaschieren, würde ich es auf jeden Fall tun.
Anna-Luisa, das ist ein ausgesprochen schlechter Rat.

Lügen haben kurze Beine.
Irgendwann kommt heraus, daß die Fragenstellerin gelogen hat, und dann ist sie ihren Job los. Schlimmer noch: Man bekommt ein schlechtes Dienstzeugnis *) und nie wieder einen Job bei einer anderen Firma.

*) Schlechte Dienstzeugnisse sind eigentlich verboten, es gibt sie aber kaschiert dennoch.


Wurstel

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diesoderdas
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Beitrag Mo., 12.04.2021, 10:10

Ich fuhr bisher mit Ehrlichkeit gut. Wurde trotzdem eingestellt. Ist aber bestimmt nicht auf jeden Job und jeden Chef übertragbar.

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