Warum hat es ein Arbeitgeber nötig, nach Kündigung noch dreimal nachzutreten?

Das Leben ist wesentlich durch unsere Arbeit geprägt. Der Job kann jedoch auch Quelle von Ärger und Frustration sein, oder persönliche Probleme geradezu auf die Spitze treiben...
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Traube
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Warum hat es ein Arbeitgeber nötig, nach Kündigung noch dreimal nachzutreten?

Beitrag Do., 04.01.2018, 20:19

Liebe Community,

ich bin gerade sehr verzweifelt und komme mit der momentanen Situation nicht klar!

Ich hatte ein Jahr einen Minijob, wo mir im Oktober gekündigt wurde. Die Arbeit habe ich gerne gemacht, doch der Chef war ein Problem. Wenn seine Angestellten Feierabend gemacht hatten, kam er oft auf mich zu und verwickelte mich in ein Gespräch. Am Anfang ließ ich mich noch auf private Gespräche ein. Ich würde nicht sagen, dass ich Interesse an ihm hatte, aber ich hatte großes Mitgefühl. Ich hatte einen einsamen, alten Mann vor mir, der Redebedarf hatte. Doch dann begann alles aus dem Ruder zu laufen.

Wenn er halbwegs guter Laune war, machte er anzügliche Bemerkungen, stellte Fragen nach meinem Intimleben, sagte, er würde mir gern mal beim Sonnenbaden im Garten zusehen. Ab und zu ließ er auch erkennen, dass er mich hübsch fand. Im Gegenzug erzählte er mir von seinen "wilden Zeiten", wo er jede Menge Sex gehabt habe.
Leider traute ich mich nie, ihm zu sagen, dass ich davon nichts hören wollte.
Einmal sprang er auch fast nackt im Treppenhaus herum (er hat seine Wohnung über den Büroräumen). Natürlich wollte er von mir gesehen werden, denn er rief mich, weil er mir Arbeitsmaterial geben wollte.

Es überwogen aber die schlechten Tage, wo er meine Arbeit beleidigend kritisierte, mich vor seinen Azubis bloßstellte, mich wegen meines Bezugs von Hartz IV anfeindete.
Als ich ihn mal auf seinen Umgang mit mir ansprach, nannte er mich feindselig eine Mimose.

Im September zwang er mir eine Aufgabe auf, für die ich absolut nicht eingestellt worden war. Ich teilte ihm meine Bedenken mit, doch er duldete keinen Widerspruch. Da das Ergebnis für ihn nicht zufriedenstellend war, hatte er einen Grund mehr, mich zu demütigen.

Für mich war nun ein Punkt erreicht, wo ich mir sagte, dass es an der Zeit war zu gehen.
Ich ließ mich Anfang Oktober von einer Psychiaterin krankschreiben, zunächst für 2 Wochen. Mein Ex-Chef reagierte darauf sehr erbost. Ein paar Tage später versuchte er, mich zur Kündigung zu drängen, was ich natürlich nicht tat wegen der zu erwartenden Sanktionen vom Jobcenter.
Also kündigte ER mir, nachdem ich erneut bis Anfang November krankgeschrieben worden war.

Damit begannen seine Schikanen.
Das Kündigungsschreiben war so formuliert, als wenn ich unentschuldigt gefehlt habe. Zweimal betonte er, dass er "tief enttäuscht" sei. Auch nannte er keinen konkreten Zeitpunkt, zu wann genau er mir kündigte.
Beides wurde beim Jobcenter zu einem Problem. Ich musste die Sachbearbeiter davon überzeugen, dass mich wegen Arbeitsunfähigkeit keine Schuld traf. Außerdem musste ich klären, wann genau das Arbeitsverhältnis endete.

Zunächst blieb mir mein Ex-Chef sogar das Gehalt für September schuldig. Ich erhielt es Ende Oktober, nachdem ich mehrmals im Büro angerufen und gemailt hatte.
Das Gehalt für Okt. blieb er mir schuldig. Ich schrieb ihn mehrmals an und setzte ihm eine Frist. Gleichzeitig bat ich darum, mir das Ende der Kündigungsfrist mitzuteilen. Er reagierte nicht, stellte sich tot, obwohl ich rechtliche Schritte androhte.

Da ich von der gesetzlichen Kündigungsfrist und somit vom 30.11. ausging, war zu erwarten, dass er mir auch das mir noch zustehende Geld für November schuldig bleiben würde.

Gleichzeitig rechnete mir das Jobcenter auch noch für Dezember den Betrag an, der mir aufgrund des Jobs von meinen Leistungen gekürzt worden war - wegen der fehlenden Angabe des Enddatums der Kündigungsfrist.

Ich schaltete einen Anwalt ein. Er gab mir in allen Punkten recht und schrieb meinen Ex-Chef an. Außer den ausstehenden Gehältern forderte er Schadenersatz wegen verspäteter Zahlung und Auszahlung der Urlaubstage, die ich nicht in Anspruch genommen hatte.
Eine Woche später hatte ich das Gehalt für Oktober auf dem Konto. Mir war klar, dass er nicht bereit sein würde, noch mehr zu zahlen.

Gestern erfuhr ich, dass er mich auch hinsichtlich der Kündigungsfrist betrogen hat. Er hatte meinem Anwalt geschrieben, dass er eine zweiwöchige Kündigungsfrist gesetzt habe, was korrekt sei. Das Arbeitsverhältnis endete also seiner Meinung nach am 05.11. Somit würden mir für November also nur ein paar Euro zustehen. Alles andere sei falsch. Von Schadenersatzzahlung und Auszahlung der Urlaubstage war natürlich keine Rede.

Mein Anwalt hat diesem Schreiben jetzt widersprochen und mit Klage gedroht. Ich denke aber, dass mein Ex-Chef sich stur stellen wird. Obwohl er selbst Jurist ist, wird er das Recht nicht anerkennen!

Ich gehe davon aus, dass es zu einem Prozess vor dem Arbeitsgericht kommen wird, und das für einige hundert Euro!

Ich verstehe nicht, warum er das mit mir macht!
Immer wieder frage ich mich, warum er mich so verachtet!
Ich habe jetzt Angst, ihm mal auf der Straße zu begegnen, weil sein Büro in der Nähe meiner Wohnung liegt. Er sagte mal, dass er Hass auf alle Frauen habe.

Wie kann ich es schaffen, entspannter mit dieser unangenehmen Situation umzugehen?

Liebe Grüße,
Traube

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peppermint patty
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Beitrag Do., 04.01.2018, 20:47

Hallo Traube,

ich kann verstehen, dass dich die Situation mit deinem Ex-Chef ziemlich belastet. Mir würde es ebenso ergehen.
Aber du schriebst schon einiges aus dem hervorgeht, dass dein Ex-Chef dich nicht gut behandelt hat und das hat ganz sicher nichts mit dir zu tun, sondern mit seiner eigenen Problematik. Alleine eine Mitarbeiterin mehr oder weniger unbekleidet zu begegnen halte ich für völlig daneben. Mit seinen Kommentaren über deinen Hartz IV Bezügen hat er zudem seine Schweigepflicht dir gegenüber als Mitarbeiterin verletzt.

Ich glaube ich würde mir sagen, dass sein verhalten NICHTS mit mir zu tun hat. Das er irgendwelche psychischen Probleme hat, dir er an mir auslässt. Das ist zwar extrem unangenehm aber insofern nicht persönlich, weil eben von dir unabhängig. Diese Distanz hilft schon mal nicht so gekränkt oder verletzt zu sein.
Darüberhinaus würde ich meinen Anwalt machen lassen, denn gegen geltendes Recht kann sich auch ein noch so aufspielender Chef/Jurist nicht durchsetzen. Und du hast nichts zu verlieren, sondern kannst nur gewinnen (hoffentlich). Dem Job-Center gegenüber hilft hoffentlich die Situation darzulegen und die Nichteingänge des Geldes anhand der Kontoauszüge zu beweisen. Aber auch deine Klage müsste dort deutlich für dich sprechen.

Ich wünsche dir, dass du die Sache nicht persönlich nimmst und dich gut abgrenzen kannst. Nicht du bist gedemütigt, er demütigt sich mit seinem Verhalten selbst. Good luck.

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Beitrag Do., 04.01.2018, 22:15

Hallo!

Ja so was ähnliches in abgeschwächter Form habe ich schon 2 Mal erlebt.

Warum er das mit dir macht?
Du warst wahrscheinlich nett zu ihm, vielleicht auch unterwürfig.
Aber du hast dich ganz normal verhalten. Mitgefühl, Empathie ist ganz normal.
Und ein gewisses unterwürfiges Verhalten einem Vorgesetzten ist auch ganz normal.

Wie dein ganz normales Verhalten dann von dem Gehirn deines Chef verarbeitet wird, liegt nicht mehr in deinem Verantwortungsbereich.

Letztendlich geht es bei solchen Männer um Macht, Stolz u solche Sachen. Daran geilen die sich auf. Du warst in seinen Augen schwach und er der starke dominierende. Ja auch ganz toll sowas als Vorgesetzter dann auszunutzen. Echt ein ganz armes Würstchen der eine Angestellte, erniedrigen muss, um sich selbst ganz toll zu fühlen. Asozial einfach. Ich hasse solche dummen unreflektierten Menschen, die Menschen dazu missbrauchen, um ihr verkorkstes Innenleben zu kompensieren und stabilisieren. Kennste einen, kennst du alle von der Sorte. Gibt es in Chefetagen massenhaft. Deshalb sind die ja so motiviert eine Führungsrolle zu übernehmen.


Aber gut dass du dich wehrst und ihm sein Verhalten nicht durchgehen lässt.



VG
"You cannot find peace by avoiding life."
Virginia Woolf

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Sinarellas
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Beitrag Fr., 05.01.2018, 09:11

Da kann ich der dreifachen Schlange nur zustimmen.
Das ist das DIng von Macht ausüben, Dominanz zeigen, Stärke beweisen und das alles in einem ganz arg lächerlichen Zug. Er ist ein armer wicht und kann sich nicht anders helfen als in die Weichteile zu schlagen mit all seiner Chefmacht. Ich kenne diese Chefs zu genüge (übrigens sind da Frauen kein deut besser) und die einzige Umgangsform ist das nicht durchgehen lassen, auf das Recht zu beharren und sämtliche Kommunikation einzustellen und somit mit totaler Ignoranz strafen. DAs wurmt diese kleinkinder.
..:..

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