Minderwertigkeits-Spirale und Boreout

Nicht jedem fällt es leicht, mit anderen Menschen in Kontakt zu treten, "einfach" mal jemanden kennenzulernen oder sich in Gruppen selbstsicher zu verhalten. Hier können Sie Erfahrungen dazu (sowie auch allgemein zum Thema "Selbstsicherheit") austauschen.
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abstiegskampf
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Minderwertigkeits-Spirale und Boreout

Beitrag Do., 06.12.2018, 11:33

Hallo zusammen.

Ich verfasse diesen Text anonym, weil ich momentan mit niemandem aus meinem Umfeld über mein Problem reden will. Trotzdem habe ich das Bedürfnis, darüber zu reden, oder es auch nur irgendjemandem zu erzählen.

Ich werde aktuell von extremen Minderwertigkeitsgefühlen geplagt. Das ist bei mir nichts Besonderes, ich habe das schon mein ganzes Leben lang, aber normalerweise schlummern sie nur irgendwo. Jetzt aber haben sie mich mit eiserner Faust hart im Griff, von morgens bis abends, fast jede Sekunde, und sie lassen mir nur selten mal genug Luft zum Atmen. Daraus resultierend, oder damit zusammenhängend, bin ich jetzt auch in eine starke Depression geraten, was sich negativ darauf auswirkt, wie ich mit Dingen in meinem Leben umgehe, und das wiederum zieht mich noch tiefer runter.

Der berüchtigte Teufelskreis, aus dem ich derzeit nicht ausbrechen kann.

Angefangen hat es damit, dass ich eine neue Chefin bekommen habe. Ich arbeite seit 5 Jahren für ein Unternehmen, das in Deutschland eine hohe Bekanntheit hat (und ich hätte mir vorher nie zu träumen gewagt, überhaupt so weit zu kommen). Besagte Chefin hat unsere Arbeit stark umstrukturiert, unsere Ziele neu festgelegt und viele Dinge geändert. Ich halte sie für sehr kompetent und auch ihre Änderungen finde ich sinnvoll. Es ist nur.... Ich habe seitdem kaum noch etwas zu tun. Ich habe am Meisten unter den Änderungen gelitten, denn bei uns im Team bin ich der Einzige, der keine eigenen Projekte leitet, und im Tagesgeschäft fehlen mir nun so ziemlich alle Themen, die ich vorher betreut habe. Und seitdem habe ich manchmal wochenlang gar nichts zu tun. Ich schreibe vielleicht ein oder zwei Emails am Tag und versuche ansonsten die Zeit totzuschlagen.

Rational ist mir völlig klar, was da zu tun ist. Eigentlich müsste ich zu meiner Chefin gehen und ihr das Problem klar machen. Aber wer sägt schon an dem Ast, auf dem er sitzt? Wenn ich das mache, laufe ich Gefahr, dass sie dann die Erkenntnis hat, dass meine Position ja eigentlich nicht mehr erforderlich ist. So ist es aus meiner Sicht tatsächlich - wenn ich kündige, hätte die Abteilung überhaupt kein Problem damit, meine Arbeit zu übernehmen und unter den verbliebenen Kollegen aufzuteilen.

Nun sitze ich also hier und habe nichts mehr zu tun. Ich muss keine Entscheidungen treffen, keine Verantwortung übernehmen, keine Herausforderungen meistern, ich bin quasi komplett unterfordert. Und damit kommen auch diese Gedanken: Was denken eigentlich meine Kollegen? Die müssen doch merken, dass ich nix zu tun habe? Die müssen sich doch fragen, was eigentlich bei mir los ist. Die denken sicher, ich wäre faul und würde nur den ganzen Tag im Internet surfen statt zu arbeiten (was auch stimmt, aber die Gründe sind falsch). Ich arbeite in einem Großraumbüro, da bekommt also die komplette Abteilung inklusiver aller Praktikanten und Azubis mit, dass ich nie telefoniere, dass ich stundenlang auf Amazon surfe und Weihnachtsgeschenke suche oder dass ich einfach mal eine halbe Stunde weg bin.

Ich habe ein schlechtes Gewissen, weil ich fast nichts beitrage und keine sinnvolle Beschäftigung hier habe. Noch schlimmer ist es gegenüber meinen Bekannten aus den anderen Abteilungen, die mir immer erzählen, wie viel sie zu tun haben. Sie berichten von Überstunden ohne Ende, von riesigen Projekten, von Teams, die sie leiten, von Bewerbungsgesprächen, die sie führen, von Dienstreisen, von Herausforderungen, und ich sitze nur dabei und fühle mich weniger wert als ein Azubi.

Diese Sichtweise habe ich nun internalisiert, und sie filtert alles, was mir im Büroalltag passiert. Wenn ich zu einem Thema meine Meinung äußere und das komplette Team außer mir anderer Meinung ist, dann sehe ich das als persönlichen Angriff - oder als Beweis dafür, dass ich offensichtlich unfähig bin, richtig über die Dinge zu denken. Wenn ich mich privat mit Kollegen treffe und sie einen blöden Spruch über mich bringen, bin ich sehr empfindlich und reagiere schnell verletzt. Das alles führt natürlich auch dazu, dass ich sehr launisch und oft schlecht gelaunt bin. Die Kollegen meiden deshalb auch den Kontakt mit mir, soweit sie können. Mein Team kann das nicht immer, es gibt nun mal feste Veranstaltungen, an denen man teilnehmen muss, und in solchen Situationen sitze ich meistens stumm da, halte mich mit allem zurück, will niemandem auf die Nerven gehen und wünsche mir nur, dass es bald vorbei ist. Das wiederum findet meine Chefin natürlich nicht sehr schön, sie will eigentlich, dass ich mich einbringe, aber dafür fehlt mir jegliche Motivation und jeglicher Antrieb. Ich wäre immer am liebsten einfach gar nicht anwesend, und es wäre mir am liebsten, wenn mich einfach alle in Ruhe lassen würden.

Teil Zwei im nächsten Beitrag.

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Thread-EröffnerIn
abstiegskampf
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Beitrag Do., 06.12.2018, 12:00

Fortsetzung von Teil Eins

Momentan sehe ich keine Lösung für das Problem. Ich kann den Job nicht wechseln, weil ich eine spezialisierte Fachkraft bin und es nicht viele Jobs in dem Bereich gibt. Ich wage zu behaupten, dass ich bereits den am besten bezahlten Job in meiner Region habe. Wenn ich gleich viel oder mehr verdienen will, muss ich das Unternehmen wechseln, und dafür müsste ich umziehen. Das kommt wiederum aus verschiedenen Gründen derzeit nicht in Frage. Auch einen Job zu wechseln, bei dem ich weniger verdiene, ist problematisch, da ich finanzielle Verpflichtungen und hohe Ansprüche habe und eigentlich jetzt schon viel zu wenig verdiene. Das ist übrigens auch so ein Punkt: Ich bin fest davon überzeugt, dass ich weniger verdiene als alle anderen in meiner Abteilung und vor allem als die in den anderen Abteilungen, was nochmal dazu beiträgt, dass ich mich für vollkommen wertlos halte. Aber trotzdem verdiene ich aktuell mehr als in einem vergleichbaren Unternehmen in meiner Region. Mal ganz abgesehen davon, dass es hier einfach keine Jobs für mich gibt.

Mittlerweile bin ich in einer sehr gefährlichen Geisteshaltung. Irgendwie ist mir alles egal. Ich habe auch keine Lust mehr, die wenigen kleinen Aufgaben zu erledigen, die mir noch bleiben. Ich mache es halbherzig und schiebe alles ewig vor mir her. Manchmal ist meine Laune so schlecht, dass ich nach Feierabend zwei Gläser Gin Tonic brauche um das Chaos in meinem Kopf und vor allem in meiner Seele zu stoppen. Ich habe keine Kraft mehr für mein Privatleben, ich mache keinen Sport mehr, ich habe nicht mal mehr Lust auf Zocken oder Filme und Serien gucken. Ich betäube mich einfach nur noch so gut ich kann und verstecke mich vor allem und jedem. Ich mache im Haushalt nur noch das notwendigste und liege eigentlich den größten Teil der Zeit nur auf meiner Couch. Auch das zieht mich noch weiter runter.

Und der Gipfel von alldem ist, dass ich das alles vor meiner Freundin geheim halte. Ich will nicht, dass sie das weiß. Sie ist sehr ehrgeizig, sie kämpft für ihre Ziele. Aufgeben kommt für sie nicht in Frage. Sie attackiert jeden Tag, sie erklimmt jeden Berg und sie stellt sich jeder Herausforderung, und das mit Freude. Sie ist alles, was ich nicht bin, sie ist so, wie ich gerne wäre. Ihre Liebe ist das einzige, was mich momentan noch halbwegs in der Spur hält. Wir haben eine Wochenendbeziehung, weshalb es mir relativ leichtfällt, mein Inneres vor ihr zu verstecken. Wenn ich dann bei ihr bin ist das wie Urlaub, als wäre ich in einer anderen Welt, in der alles perfekt ist. Wie jemand, der aus einem Kriegsgebiet nach Hause kommt, und mit seiner Frau die alltäglichen Dinge wie eine dampfende Suppe auf dem Esstisch zu genießen. Diese Inseln im Chaos geben mir momentan viel Kraft. Ich will sie nicht gefährden, ich will nicht, dass meine Freundin sieht, wie ich momentan lebe. Und gleichzeitig fesselt sie mich, denn sie ist der Grund, warum ich nicht in eine andere Region gehen kann, um dort in ein besseres Leben zu starten. Ich müsste sie dazu verlassen, und das werde ich nicht tun.

So, nun ist alles raus, und es tut gut das mal verschriftlicht und durchdacht und auf den Punkt gebracht zu haben. Falls das irgendjemand tatsächlich ganz gelesen hat: Vielen Dank für deine Aufmerksamkeit!

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Joa
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Beitrag Do., 06.12.2018, 13:04

Hi abstiegskampf!

Was ich mich gerade frage, ist ob deine Arbeit eventuell bisher gewisse persönliche Baustellen verdeckt hat, die nun den Raum haben, an die Oberfläche zu kommen. (Nachdem deine "Talfahrt" ja sehr stark ausgeprägt zu sein scheint.) Oder ob die Entwicklung tatsächlich in der beruflichen Situation ursprünglich begründet ist. Gab es denn vor den Umstrukturierungen schon ansatzweise ähnliche, unterschwellige Tendenzen, oder ist dir das völlig neu?

So oder so - ich glaube du wirst nicht drum rumkommen, ein Gespräch auf der Arbeit zu führen. Was mich wundert.... Wenn deine Kollegen so viel zu tun haben, meinst du nicht, dass es eine Möglichkeit gibt, innerhalb des Unternehmens neue Aufgaben zu übernehmen?

LG Joa

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inhell
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Beitrag Do., 06.12.2018, 14:52

immer wenn ich so etwas lese, um einen Job "kämpfen", man kann sich bemühen, etwas dafür tun; Die Freundin ist da sehr bemüht usw. dann mit IHR darüber reden, SIE als bemühte Kämpferin, hat da sicher bessere Antworten, oder wäre das peinlich?

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Sinarellas
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Beitrag Do., 06.12.2018, 15:10

Alles konnte ich nicht lesen. Aber einen Tipp zum Thema Arbeit kann ich geben.
Als ich bei meinem neuen AG anfing hatte ich erstmal Wochen gar nichts zu tun, also keine konkreten Aufträge. Sondern und das ist bis heute so, musste selbst klarkommen. Bissl Tagesgeschäft na gut, aber die andren drölf Stunden? Was habe ich getan: Eigenverantwortlich mir meine eigenen Aufgaben und Projekte gesucht und nun habe ich die komplett freie Hand was ich wann machen möchte neben dem TG. Also Arschabcken zamkneifen und finde deine Arbeit. Nicht jeder kann mit solchen Freiheiten umgehen, wenn du es nicht kannst musst du zum AG, amused wird er nicht sein, denn wer weiß was du dann für einen shit an Arbeit bekommst. Selbstständigkeit lernen nur so kommt man durch. Du findest nichts? Dann hast du an den falschen Stellen gesucht ;)
..:..

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Schnuckmuck
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Beitrag Do., 06.12.2018, 20:49

Wenn du in einem grösseren u hernehmen arbeitest, dann sind doch motarbeitergespräche zur Leistungsbeurteilung üblich, einmal im Jahr, da müsste doch auffliegen, dass da nicht viel passiert.

Mich wundert es auch, dass da keine stellenbeschreibung ausgearbeitet wird, gerade bei umstrukturierungen. Ist doch Standard.

Wenn du den Mut hast, dann biete dich doch für ein Projekt an. Biete an, dass du gerne AUCH projektbeteiligumg willst.

Es ist auch Sache des Mitarbeiters für seine entwicklu g zu sorgen u d das gibt doch selbstbewusstsein.

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Broken Wing
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Beitrag Do., 06.12.2018, 21:38

Der Zustand ist durchaus als gefährlich zu bezeichnen, quasi der Anfang vom Ende. Nichts überstürzen, jedoch keineswegs alles geschehen lassen. Da ich nicht weiß, was du überhaupt machst, wäre jeder Tipp ziemlich sinnlos und ins Blaue hinein geraten. Aber selbst wenn du unkündbar wärst, würde sowas an deinem Selbstbewusstsein nagen. Kluge Menschen mögen es nicht, im Büro 8 Stunden vor sich hinzugammeln. Du solltest also keine Angst davor haben, deinen Job zu verlieren sondern davor, dich nicht weiter entwickeln zu können. Notfalls musst du dich rechtzeitig nach etwas Neuem umsehen.
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mondlicht
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Beitrag Mo., 10.12.2018, 11:15

Im Grunde könnte man das allerdings auch hinterfragen, Broken Wing. Warum nicht sich für wenig Arbeit gut bezahlen lassen. Ist doch viel besser, als wenig Geld und nichts zu tun zu haben. Abstiegskampf könnte zum Beispiel auch interessante Sachen lesen, die ihn stärken und geistig nähren.

Aber das ist jetzt so ziemlich daher gesagt, schon klar. Die Frage ist: ist das eine Art Mobbing? Denn wie schon gesagt wurde, es müsste doch Stellenbeschreibungen geben oder auch Mitarbeitergespräche.

Ich kenne zwei Personen, die seit vielen Jahren recht wenig zu tun haben auf ihren Arbeitsstellen, und damit gut leben.

Toll wäre natürlich, wenn du mit deiner Freundin reden könntest. Diese Lüge in einer Beziehung aufrecht zu erhalten, stelle ich mir viel schwieriger vor als auf dem Arbeitsplatz wenig zu tun zu haben. Wenn deine Freundin eine solche Kämpferin ist, könnte sie dir vielleicht helfen, du könntest "Anleihen" machen bei ihrer Energie.

Andererseits halte ich es für einen Vorwand, wenn du behauptest, eine Änderung deiner Lage sei nur um den Preis der Trennung von deiner Freundin zu haben (und daher unmöglich). Erst einmal müsstest du Schritte unternehmen, alles weitere wird sich dann zeigen.

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mental_ability
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Beitrag Mo., 10.12.2018, 16:25

Das rat race hat dich voll im Griff. Erstaunlich nur, dass ausgerechnet jemand wie du, der ja augenscheinlich die Ziele und Methoden des vorstehenden Rennleiters voll internalisiert hat, sich aber nun plötzlich nicht mehr auf der Siegerstrasse befindet sondern das Spiel von der anderen Seite aus beobachtet, hier meldet.So gesehen würde ich dich eher beim personal coach oder assessment center erwartet haben. Im Grunde sind hier ja alle die versammelt, die du bisher als die loser wahrgenommen hast (vgl. deine Wahrnehmung deiner Lebensgefährtin als "Aufgeben kommt für sie nicht in Frage. Sie attackiert jeden Tag, sie erklimmt jeden Berg") und deine fatalistischer Impetus beschleunigt die Diskrepanz zwischen deinem Sein und Wollen nur mehr. Zusätzlich hast du Angst davor, dass deine Freundin dich als genau so einen wahrnehmen könnte, wie die glaubtest, keinesfalls zu sein.

Deinen Wert hast du ganz und gar an deine Leistungsfähigkeiten gekoppelt. Und zwar an fremdbestimmte und fremdbeurteilte Leistung. Nun bringst du keine Leistung mehr, also bist du wertlos. Im Prinzip hast du recht, für das Unternehmen für das du arbeitest, bist du wahrscheinlich gerade wertlos. Ein Kostenfaktor, von dem du selbstreflektiv annimmst, dass man sich diesem schnellstmöglich entledigen muss (attackieren, nicht aufgeben, Berge erklimmen etc.). Deine Angst und der daraus resultierende Fatalismus/Depression ist das Ergebnis deiner Denke, deiner Befürchtung, der Arbeitgeber könnte nun auch entdecken, dass du unnütz bist. Gleichzeitig meinst du aber zu wissen, dass es eh schon alle Mitarbeiter wissen, weil sie dich täglich unproduktiv sehen. Warum dann das Mimikry? Weil es noch nicht an dich herangetragen, vulgo ausgesprochen wurde? Du vernebelst wahrscheinlich die tatsächliche Situation um selbst noch Integrität zu wahren. Das Ergebnis ist aber das Gegenteil von dem, was Du glaubst damit erreichen zu können, da du ja ständig auf der Hut sein musst - deine Leistungslosigkeit könnte ja entlarvt werden. Kennst du Leute die Erfolg mit dem Verstecken von Handicaps hatten?

Tausende von Lotto-Spielern wären dankbar um deine Situation: leistungslos Geld erhalten. Noch dazu offenbar viel Geld. Wenn du die Situation ohne deine Ängste und anerzogene Leistungsparameter betrachten könntest, würde es dir wahrscheinlich sehr gut gehen mit der Situation und all deine Kraft darauf verwenden, eine andere Tätigkeit zu finden.

Und wenn das viele Geld immer noch nicht reicht für deine hohen Ansprüche ... wie wäre es, die Ansprüche etwas herunterzuschrauben? Vielleicht verdienst du ja gar nicht soviel, sondern bekommst es nur. :roll:

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Kaonashi
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Beitrag Di., 11.12.2018, 10:16

Geld, das man für's Nichtstun bekommt, ist teuer erkauft. Denn Nichtstun heißt ja nicht, dass man tun kann, was man will, sondern dass man eben nichts tun MUSS. Man muss sinnlos Stunden absitzen, in denen das Leben an einem vorbeifließt. Wo man sinnvollere Sachen tun könnte, aber nicht darf.
Dann geht der Selbstwert verloren und man traut sich nichts mehr zu. Aus dem Bore-out wird Burn-out mit den gleichen Symptomen. Deshalb ist das kein Zustand, der auf Dauer empfehlenswert ist.

Es gibt aus meiner Sicht nur wenige Möglichkeiten: entweder im Betrieb dafür eintreten, wieder Aufgaben zugeteilt zu bekommen, sei es auch mit dem Risiko, dass der Chef plötzlich merkt, dass da eigentlich eine überflüssige Stelle ist.
Oder was anderes suchen, auch wenn das bedeutet, berufsfremd zu arbeiten oder umziehen zu müssen. Oder falls es möglich ist und geduldet wird, in der freien Zeit tatsächlich etwas Sinnvolles anfangen (was aber meistens eben nicht möglich ist, das ist das Problem): z.B. ein Fernstudium anfangen.

Boreout führt langfristig in die Erwerbsminderung.

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mondlicht
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Beitrag Di., 11.12.2018, 10:45

@mental_ability: dein Zynismus ist verfehlt, was immer du auch auslebst mit deinem Beitrag …

Es steht ja wohl sowieso nicht zur Debatte, dass abstiegskampf langfristig in dieser Lage weiterbeschäftigt wird. Es ist daher irrational, das Problem nicht zu thematisieren, was abstiegskampf ja auch erkennt.

abstiegskampf, hast du schon daran gedacht, dir psychologische Hilfe zu suchen? Dieses Forum hier kann diese sicher nicht in dem erforderlichen Maße leisten.

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Broken Wing
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Beitrag Di., 11.12.2018, 13:37

@ Mondlicht: Man muss das Gemüt dafür haben. Es spricht nichts dagegen, mit wenig Arbeit viel zu verdienen, aber eben zu verdienen, nicht zu bekommen. Als gute Fachkraft kann man 100 Euro in der Stunde verlangen, aber diese Person wird nicht täglich 8 Stunden im Büro nichts tun wollen, auch wenn er dafür Geld bekäme. Sonst wäre er/sie eben keine gute Fachkraft geworden.
Anders sähe die Situation aus, wenn er tatsächlich machen dürfte, was er wollte, also zB studieren, eine andere Arbeit erledigen. Aber das darf man ja auch nicht. Man ist an den Stuhl gefesselt und damit beschäftigt, seine Überflüssigkeit zu verbergen. Andere Kollegen vermitteln einem das ja permanent.


Ich kenne auch Leute, die nichts zu tun haben und damit leben. Aber sie sind nicht in einer beneidenswerten Situation. Die, die ich kenne, sind keineswegs freiwillig in dieser Lage. Sie sind unkündbar. Ich kann mir das förmlich vorstellen, wie die 8 Stunden an einem vorbeikriechen.

Also nichts für mich.
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Babykatze
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Beitrag Di., 08.01.2019, 22:50

Deine Situation ist schwierig, ich verstehe dich, weil ich in der gleichen Situation war.

ich schick dir eine PN.

LG
Babykatze


Seerosenteich
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Beitrag Sa., 19.01.2019, 23:19

Die Idee, als Angestellter in einer Firma neu anzufangen, ignoriert und höchstens passiv beobachtet zu werden und dann gesagt zu kriegen, dass man sich seine Arbeit halt selbst zusammensuchen und gestalten soll, finde ich völlig absurd.
Wie sollen Durchschnittsangestellte das bewerkstelligen? Man braucht eine Mindest-Ansage, sonst kann man auch nichts leisten. Alles andere ist nur Spielchen spielen-der Vorgesetzten mit den Angestellten.
Sucht sich eine Unfallchirurgin etwa täglich ihr Projekt, fängt ein Richter jede Woche von null an oder erfindet sich eine Lehrerin immer wieder neu? Nein. Die Aufgabe muss klar sein. Was zusätzlich noch erbracht wird, ist die Kür.


Seerosenteich
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Beitrag Sa., 19.01.2019, 23:33

Einem Freund von mir, der in einer ähnlichen Situation war, hat folgendes geholfen: 1. Er hat aufgehört, den Fehler bei sich zu suchen. 2. Er hat eine Berufsberatung aufgesucht und sich seine Stärken,Schwächen und Ziele vergegenwärtigt. 3. Er hat einen vernünftigen Ärger auf seinen Arbeitgeber entwickelt, der sich einen ver******* Sch**** darum gekümmert hat, wie er seine Mitarbeiter ihren Interessen und Fähigkeiten entsprechend einsetzt und der mobbende Führungskräfte für besonders durchsetzungsstark hielt. 4. Er hat den Arbeitgeber gewechselt und sich von Anfang an nicht mehr aufs Abstellgleis schieben lassen.
Angestellte sollen sich systematisch unter Wert verkaufen! Mach da nicht mit!!

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