Eigenantrieb fehlt, Selbstbewusstsein, Identität, Therapie nötig?

Nicht jedem fällt es leicht, mit anderen Menschen in Kontakt zu treten, "einfach" mal jemanden kennenzulernen oder sich in Gruppen selbstsicher zu verhalten. Hier können Sie Erfahrungen dazu (sowie auch allgemein zum Thema "Selbstsicherheit") austauschen.
Antworten

Thread-EröffnerIn
Nordlicht_2021
neu an Bo(a)rd!
neu an Bo(a)rd!
männlich/male, 28
Beiträge: 2

Eigenantrieb fehlt, Selbstbewusstsein, Identität, Therapie nötig?

Beitrag Mo., 18.10.2021, 08:38

Hallo in die Runde,

Sollte das der Falsche Bereich sein, bitte bescheid geben!
ich kann selbst gar nicht fassen, dass ich jetzt diese Zeilen schreibe. Seit vielen Jahren schleppe ich diese "Probleme" schon mit mir herum aber ich komme einfach nicht weiter. Ich drehe mich nur im Kreis.

Meine Frage ist: Sind diese Dinge normale Probleme oder ist es ratsam, eine Psychotherapie zu machen? Ich denke immer, dass sicher jeder solche Probleme hat und es so viele mit richtigen psychischen Krankheiten gibt, dass ich diesen nicht den Therapieplatz wegnehmen will.

Das Hauptproblem ist, dass ich das Gefühl habe, keine eigene Identität zu haben. Ich bin so sehr abhängig von Außen, von anderen Menschen, dass ich nicht weiß wer ich bin und was ich will. Ich habe oft das Gefühl, nicht genug zu sein. Das mündet dann oft in einer Art Antriebslosigkeit. Ich habe einfach keine Ideen, wie ich mich beschäftigen kann, etwas unternehmen oder einfach normal sein kann. Dadurch bin ich oft sehr unzufrieden. Wenn mir dann doch etwas einfällt, packe ich es oft nicht an, aus Angst es nicht perfekt zu können, zu versagen oder jemand könnte bemerken wie wenig gefestigt mein "Ich" ist.

Weiterhin fehlt mir, glaube ich, Selbstvertrauen. Sei es neue Dinge auszuprobieren oder auch mal etwas allein zu machen. Ich habe dann einfach ständig Angst vor der Bewertung anderer und irgendetwas falsch zu machen, negativ aufzufallen. Wenn ich irgendwo entlang gehe oder einfach auf dem Weg zur Uni/zum Einkaufen und mich jemand ansieht denke ich gleich, etwas stimmt nicht mit mir. Ständig denke ich, mich anderen beweisen zu müssen. Auch, wenn ich irgendetwas zum ersten mal tue denke ich, dass ich es gleich perfekt können muss. Sei es nur eine neue Sportart oder etwas in der Uni. Da mache ich mir dann selbst viel Druck und beschäftige mich im Vorfeld unnötig lange damit, nur um nicht zu Versagen.

Ich glaube, das alles fällt den meisten Menschen gar nicht so sehr auf, weil ich nach außen sehr offen, kommunikativ und fröhlich wirke. Das ist aber nur Fassade, um eben nicht zu zeigen wie unfertig, unsicher und unperfekt ich bin.

Viele Grüße,

Nordlicht

Werbung

Benutzeravatar

Malia
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 70
Beiträge: 6629

Beitrag Mo., 18.10.2021, 13:55

Du könntest das mit deinem Arzt besprechen, dir eine Überweisung geben lassen und in den 5 probatorischen Gesprächen gemeinsam mit dem Therapeuten eine Entscheidung treffen, ob Therapie angesagt ist oder nicht.
Sich sorgen macht die Zukunft nicht leichter, die Gegenwart aber schwerer.
(unbekannt)

Benutzeravatar

Sydney-b
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
anderes/other, 50
Beiträge: 3396

Beitrag Mo., 18.10.2021, 17:09

Überweisung für probatorische Sitzungen braucht man nicht.
Man darf auch bei mehreren Therapeuten parallel probatorische Stunden nehmen.
Vielleicht wäre Verhaltenstherapie etwas für dich.

Benutzeravatar

R.L.Fellner
Psychotherapeut
männlich/male
Beiträge: 822

Beitrag Di., 19.10.2021, 18:34

Lieber Nordlicht,

niemand wird aus der Ferne für Sie fundiert beurteilen können, ob Sie eine Therapie "nötig" haben.

Aber: Sie "dürfen" das ohnehin selbst entscheiden! ;)

Immerhin geht es um Ihre Lebensqualität, Ihre Lebenszufriedenheit...

Wenn Sie beides und Ihre diversen emotionalen Einschränkungen und Schwierigkeiten verbessern wollen, ist aus meiner Sicht eine Psychotherapie (idealerweise bei einem/r Therapeuten/in, bei dem/der Sie sich gut aufgehoben fühlen (Tipps) und das Gefühl haben, dass er/sie Sie gut unterstützen kann) sicherlich eine gute Entscheidung. Erwarten Sie vor allem am Beginn nicht zu viel, geben Sie sich (und auch Ihrem Therapeuten, der Sie ja erst ein wenig kennenlernen und "verstehen lernen" muss) ein wenig Zeit - auf längere Sicht aber ist Psychotherapie für die meisten Menschen gute Unterstützung - selbst dann, wenn es nicht nur um "akute", extremst belastende Probleme geht.

Alles Gute für Ihre nächsten Schritte!
R.L.Fellner

Werbung

Benutzeravatar

Crash-Kurs
Forums-Insider
Forums-Insider
weiblich/female, 50
Beiträge: 173

Beitrag Mi., 20.10.2021, 19:01

Hallo Nordlicht!

Dein Beitrag könnte von mir sein. Im Unterforum Ängste/Phobien, Zwänge... habe ich den Beitrag "Meine Ängste bringen mich noch um" erstellt, in dem es ebenso um Perfektionismus und Angst vor Bewertung geht. Vlt findest du in den Antworten etwas, das dir ein bisschen helfen kann.
Fühl dich gedrückt!


Thread-EröffnerIn
Nordlicht_2021
neu an Bo(a)rd!
neu an Bo(a)rd!
männlich/male, 28
Beiträge: 2

Beitrag Mo., 01.11.2021, 21:57

Danke an euch für die Antworten! Ich habe mich jetzt dazu durchgerungen, mal ein paar TherapeutInnen anzurufen.
Kurze Frage dazu noch: Geht es bei diesem Anruf nur darum, einen Termin auszumachen oder muss ich dann auch meine Anliegen formulieren? Ich glaube nämlich, dass es mir schwer fällt, das in Kürze zu erklären.

Werbung

Antworten
  • Vergleichbare Themen
    Antworten
    Zugriffe
    Letzter Beitrag