Neugierlosigkeit

Was Sie in Bezug auf Ihre eigene Zukunft, oder auch die gegenwärtige Entwicklung der Gesellschaft beschäftigt oder nachdenklich macht.
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Hiob
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Neugierlosigkeit

Beitrag Sa., 14.03.2015, 17:26

Liebes Forum.

Wer von euch den Geruch von Schneeluft oder Frühling unterscheiden kann, wer schonmal ein Herz in einem 2 Tage bebrüteten Hühnerei hat pulsieren sehn und sich gefragt hat, zu welchem Zeitpunkt das Leben da eigentlich rein kommt... und wer neugierig ist, hat bestimmt schonmal bemerkt, dass es unter den Menschen ein seltsames Phänomen gibt. Ich kanns mir nicht wirklich erklären und bitte daher um Mithilfe, um Anregungen. Kanns zusammengefasst, vielleicht so formulieren.

Sie sind zufrieden damit, nichts genaueres wissen zu wollen. Sie gefallen sich damit und empfinden das sogar als überlegen.

Woran könnte das liegen?

Warum existiert dieses „ich hab einen Standpunkt und der bleibt“- Phänomen gerade heute, wo doch so viel Originalmaterial und Werkzeuge für jeden kostenlos verfügbar sind..., wie noch nie in der Menschheitsgeschichte?

(Wen das Thema persönlich beleidigt oder nicht interessiert..., bitte nichts dazu schreiben.)
Hiob

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candle.
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Beitrag Sa., 14.03.2015, 17:42

Hallo Hiob!

Du wirst dieses Thema sicher mit einigen Usern diskutieren können.

Ich habe mich nur gefragt wie oder womit du das Herz eines Küken/ Embryo hast pulsieren sehen? DAS interessiert mich jetzt wirklich, weil ich das nie habe sehen können unter dieser Lampe. Ich weiß leider auch nicht wie das Licht heißt, dass das Ei "durchleuchtet". Das habe ich nur mal bei einer Zucht gesehen.

Ich bin so frei und neugierig dich das jetzt zu fragen.

Lieben Gruß!
candle
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blade
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Beitrag Sa., 14.03.2015, 17:44

Wer wissen will gibt damit zu nicht zu wissen.

Unwissenheit einzugestehen ist aversiv konotiert und konditioniert.
(nur ein Faktor von vielen Faktoren)
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Hiob
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Beitrag Sa., 14.03.2015, 17:58

Hallo Candle.

Das Licht heißt Taschenlampe. Man kann nach 2-3 Tagen Bebrüten einfach warten bis es dunkel ist und die Lampe hinter das Ei halten und du siehst damit "durch" das Ei, wie mit einem Rhöntgengerät. Du kennst es bestimmt, wenn du im Ferienlager hast durch deine Hand geleuchtet oder jemand hat, sich die Taschenlampe in den Mund gesteckt. Alle Beteiligten sprechen bei diesem Ei-Durchleuchten auf einmal ganz leise und reden sogar mit dem Ei. Ein seltsamer Moment.

Ich finde solche Momente viel wirksamer als immer nur nachdenken oder reden. Generell sollten Menschen, die mit sich un dem Leben kämpfen, manchmal so ganz einfache Übungen machen. Ich hab einer befreundeten Psychotherapeutin mal empfohlen, "lass doch deine Kinder mal einfach eine halbe Stunde Hasen, Hühnchen oder Pferde anschaun". Ich mach das öfter mal.

Viele grüße zum Wochenende
Hiob

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ziegenkind
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Beitrag Sa., 14.03.2015, 18:04

hiob, ich bin auch schon ganz neugierig. wenn "die menschen" so träge in ihren ketten hängen, was bist du denn? leben vom mars? oder wast du das huhn, entschuldigung, das hähnchen in dem ei?
Die Grenzen meines Körpers sind die Grenzen meines Ichs. Auf der Haut darf ich, wenn ich Vertrauen haben soll, nur zu spüren bekommen, was ich spüren will. Mit dem ersten Schlag bricht dieses Weltvertrauen zusammen.

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candle.
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Beitrag Sa., 14.03.2015, 18:05

Ja, das Durchleuchten kenne ich, diente aber nur dazu zu schauen, ob das Ei überhaupt befruchtet ist. An ein pulsierendes Herz kann ich mich jetzt nicht erinnern.

Zum Thema an sich: Ich beobachte eh alles was mir so über den Weg läuft. Natur hat wirklich einen beruhigenden Charakter.

candle
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Mirjam
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Beitrag Sa., 14.03.2015, 18:53

Hiob hat geschrieben:Ich finde solche Momente viel wirksamer als immer nur nachdenken oder reden. Generell sollten Menschen, die mit sich un dem Leben kämpfen, manchmal so ganz einfache Übungen machen. Ich hab einer befreundeten Psychotherapeutin mal empfohlen, "lass doch deine Kinder mal einfach eine halbe Stunde Hasen, Hühnchen oder Pferde anschaun".
Du weißt, dass das nicht Deine einmalige Idee ist, sondern im Bereich tiergestützter Therapie und Pädagogik bereits erfolgreich praktiziert wird? Ich empfinde Deine Beiträge in erster Linie als sehr herablassend - Du, die Du so tief denkst und fühlst - und die anderen, die Menschen. :D Vielleicht solltest Du Mal die Kreise wechseln, in denen Du Dich so bewegst.
Sieh dich nicht um.
Schnür deinen Schuh.
Jag die Hunde zurück.
Wirf die Fische ins Meer.
Lösch die Lupinen!
Es kommen härtere Tage.

(I.Bachmann)

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blade
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Beitrag Sa., 14.03.2015, 19:20

Die Neugierlosigkeiten könnte auch auf der Grundannahme beruhen, es wäre schon alles geklärt.
(Oder so kompliziert geworden, daß man nur mehr als Harvardprofessor mit IQ mindestens 200 irgendwie die Chance hat was Neues rauszufinden).
Ich habe schon auch den Eindruck, daß viele Menschen von der Natur entfremdet leben (ich zB)
und nicht mehr an die Erfahrbarkeit des Neuen glauben (ich weniger)

so gesehen finde ich Hiob's Vorschlag weniger überheblich als denn klug und daß dies seine eigene, urheberrechtlich geschützte Idee sei hat er ja auch nicht behauptet.

Kann man das überhaupt? Die Nutzungsrechte auf eine Idee beanspruchen?
Das wäre allerdings eine Erklärung für die um sich greifende Geistlosigkeit.
Alle guten Ideen wurden weg gesperrt.
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walduft
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Beitrag Sa., 14.03.2015, 19:27

Ich bin nicht "neugierig", weil ich

1.) damit aufgewachsen bin, dass das Wort ansich "schlecht" ist, da der Begriff Gier drinsteckt. (ob das auch meine Meinung ist, weiß ich nicht)

2.) mit viel angeeignetem Wissen und dem Vorgang des Aneignens nicht umgehen kann, da es mich depressiv macht und auch oft genug zur Resignation (gedanklich und auch manchmal physisch) zwingt.
Da ich nicht die Kraft habe, etwas zu ändern.

Wissensdurstig (ist der Begriff auch schlecht? Ich weiß nicht) und interessiert bin ich aber auf jeden Fall. Mein gesundes Ich zumindest

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Alienia
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Beitrag Sa., 14.03.2015, 21:15

Hiob hat geschrieben:gerade heute, wo doch so viel Originalmaterial und Werkzeuge für jeden kostenlos verfügbar sind...
Kenne ich so nicht. Ich kenne eher wandelnde Mrs. und Mr. Wikipedia.
Deshalb frage ich mich, ob das überhaupt so stimmt.
Nach meine Erfahrung hat jeder irgendwie so ein diffuses gefährliches Halbwissen, gerade weil jeder alles irgendwie mal nachgegoogelt hat.
Es riecht nach Heldentaten und Kerosin
Bären erwürgen, Metall verbiegen
Mehr Kerben im Colt, genug Risse im Riemen
Flanke, Dropkick, aufgestiegen.

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kleidermachenleute
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Beitrag Sa., 14.03.2015, 22:26

Hiob hat geschrieben: wo doch so viel Originalmaterial und Werkzeuge für jeden kostenlos verfügbar sind..., wie noch nie in der Menschheitsgeschichte?
ich glaube, das ist der entscheidende faktor, der mich persönlich stark in die knie zwingt. man muss schon eine verdammt gute entscheidungsfähigkeit haben, um in der allgemeinen überflüssigkeit noch entscheiden zu können, womit sich eine auseinandersetzung lohnt und womit nicht. gleichzeitig darf man auch nicht daran zerbrechen, dass man von den meisten dingen so gut wie gar keine ahnung haben kann. ich frage mich, ob es heutzutage eigentlich noch sowas wie richtige intellektuelle geben kann. eigentlich kann es maximal noch spezialisten geben, oder komplett überforderte ads-ler. oder halt leute, die sich allem komplett entziehen, sei es aus resignation oder keine lust...

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hawi
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Beitrag So., 15.03.2015, 09:01

So wie ich den Begriff „Neugier“ nutze, für mich denke, als „Maßstab“ nehme, kenne ich keinen neugierlosen Menschen.
Die Haltung „ich hab einen Standpunkt und der bleibt“?
Auch mit dieser Einstellung lässt sich, wie ich finde, gut neugierig sein. Gehört zu einer gewissen Art Neugier dazu.

Auf was wer wann aus welchen Gründen in welchem Maß neugierig ist?
Mensch ist auch da recht individuell. Manchmal nervt, wenn jemand anderes die eigene Neugier nicht teilt, manchmal nervt auch, wenn andere auf was neugierig sind, das ich selbst uninteressant oder öde oder was auch immer finde. Aber neugierlos? Nö, so hab ich noch keinen erlebt.
„Das Ärgerlichste in dieser Welt ist, daß die Dummen todsicher
und die Intelligenten voller Zweifel sind.“
Bertrand Russell


pandas
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Beitrag So., 15.03.2015, 16:09

Wenn man es pauschal betrachten möchte, so habe ich eher das Gefühl, "die Menschen" werden immer neugieriger, so wie auch die Möglichkeiten für alle steigen, der Neugier nachzugehen. Wenn man bedenkt, dass vor ein paar Jahrzehnten Reisen beispielsweise nur für einen viel kleineren Kreis von Menschen leistbar war.

Auch die Themenvielfalt in den Schulen steigt ja. Vor ein paar Jahrzehnten waren die Rahmenlehrpläne noch viel enger gefasst.
Allerdings wirkt sich das so aus, dass die Menschen auf unterschiedliche Dinge neugierig sind.
Ein Kind, das lieber in den Kletterpark als in den Bauernhof geht, ist deshalb z.B. nicht weniger neugierig.
"Das Vergleichen ist das Ende des Glücks und der Anfang der Unzufriedenheit." Kierkegaard

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Hiob
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Beitrag Mo., 16.03.2015, 10:22

von Kleidermachenleute:
man muss schon eine verdammt gute entscheidungsfähigkeit haben, um ... noch entscheiden zu können...gleichzeitig darf man auch nicht daran zerbrechen, dass man von den meisten dingen so gut wie gar keine ahnung haben kann.

...eigentlich kann es maximal noch spezialisten geben, oder komplett überforderte ...
Hallo Kleidermachenleute.

Deinen Text finde ich gut formuliert. Es besteht also die Ansicht, nicht mehr von allem eine Ahnung haben zu können und die große Angst davor, seinem eigenem Urteil zu trauen. Man fühlt sich schnell überfordert und vertraut dem Fachmann. Denn nur der Fachmann ist weit genug spezialisiert, um im jeweiligen Thema durchzublicken. Man übergibt ihm die Urteilsvollmacht und damit auch die Handlungsvollmacht für Veränderungen und Gestaltungen im eigenen Leben. Ja. *nachdenk*

Das ist eigentlich genial!

Viele Grüße
Hiob

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luftikus
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Beitrag Mo., 16.03.2015, 11:03

walduft hat geschrieben:Ich bin nicht "neugierig", weil ich

1.) damit aufgewachsen bin, dass das Wort ansich "schlecht" ist, da der Begriff Gier drinsteckt. (ob das auch meine Meinung ist, weiß ich nicht)
Interessant, dass du das schreibst, denn ich erinnere mich daran, dass ich auch in einer Familie aufgewachsen bin, in der "Neugier" eher einen negativen Beigeschmack hatte. Ich war ein ziemlich neugieriges Kind, das viele Fragen stellte, aber mir wurde damals signalisiert, dass ich mit meiner Fragerei lästig wäre. Ich erinnere mich an den Ausspruch meiner Mutter: "Meine Güte, du frägst uns noch ein Loch in den Bauch". Ich denke, dass einem so eine Haltung der Eltern die Neugier schon verleiden kann.

Trotzdem sehe ich mich inzwischen als sehr wissbegierigen Menschen, der diese Wissenslust zum Teil leider erst nach der Schulzeit für sich entdeckt hat. Ich kann es selber gar nicht mehr nachvollziehen, wieso ich damals als Schüler den Unterricht teilweise als langweilig empfunden hatte - auch bei Fachgebieten, die ich heute als sehr interessant erlebe.

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