Das Problem der Einsamkeit in der Großstadt.

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Derhobbist
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Das Problem der Einsamkeit in der Großstadt.

Beitrag So., 18.02.2018, 23:37

Ich habe schon länger drüber nachgegrübelt, was der Grund sein kann, dass gerade in Städten mit 150.000+ Einwohnern die Einsamkeit so hoch ist.

Daher wollte ich diese Frage mal an Leute weiter geben, die sich mit Psychologie auskennen, und welcher Ort wäre für so eine Frage besser als genau hier?

Ich meine wie kann es sein, dass ein Rentner erst 5 Jahre nach seinem Tod aus der Wohnung "gefegt" wird?

Ich meine man riecht es doch.
Erst als Die Miete nicht erhöht gezahlt wurde, öffnete der Vermieter die Tür und sah nach.
Vom Haufen Briefe vor der Tür mal abgesehen.

Das ist jetzt auch der Extremfall, aber es gibt ja auch unter Lebenden Einsamkeit.

Denn auch sonst sprechen die Zahlen einer Umfrage (finde den Link gerade nicht) für sich.

Dort geben 60% der Leute in Großstädten an, niemanden in der Nachbarschaft wirklich zu kennen.

Und dabei laufen einem zB. in Berlin (extemes Beispiel) auf 100 Metern Fußgängerzone rund 3000 Menschen über den Weg.

Wie ist dieses Phänomän also zu erklären?

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Philosophia
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Beitrag Mo., 19.02.2018, 09:18

Ich könnte mir vorstellen, es liegt an der Masse - man kann auswählen, mit wem man Kontakt will. In nem Dorf gibts weniger Menschen und da hat man weniger Auswahl. Ist doch auch ähnlich bei der Partnerwahl - in Japan ists mittlerweile schon so weit, dass 50% von Beziehungen nix mehr halten. Vielleicht liegts auch daran, dass es einem in der Masse biologisch vergehen soll, sich zu vereinigen - weil wenn wir uns einfach nur noch blindlings vermehren, wirds irgendwann sehr eng hier. So das sind so ein paar Gedanken meinerseits.
Ach ja und nicht zu vergessen die sozialen Medien, Internetforen wie dieses hier bieten ein bissl Ersatz. Da bin ich weniger gezwungen, mich real einzubringen.
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Beitrag Mo., 19.02.2018, 09:30

Philosophia hat geschrieben: Mo., 19.02.2018, 09:18 Ich könnte mir vorstellen, es liegt an der Masse - man kann auswählen, mit wem man Kontakt will. In nem Dorf gibts weniger Menschen und da hat man weniger Auswahl. Ist doch auch ähnlich bei der Partnerwahl - in Japan ists mittlerweile schon so weit, dass 50% von Beziehungen nix mehr halten. Vielleicht liegts auch daran, dass es einem in der Masse biologisch vergehen soll, sich zu vereinigen - weil wenn wir uns einfach nur noch blindlings vermehren, wirds irgendwann sehr eng hier. So das sind so ein paar Gedanken meinerseits.
Ach ja und nicht zu vergessen die sozialen Medien, Internetforen wie dieses hier bieten ein bissl Ersatz. Da bin ich weniger gezwungen, mich real einzubringen.
Sicher, aber ich für meinen Teil würde ja schon versuchen, ein Verhältnis mit ausgewählten Menschen hinzubekommen, wo der eigene Tod zB. direkt auffiele und sich Sorgen gemacht würden.

Ich bin zwar nicht so der Beziehungstyp, aber Freundschaften würde ich doch haben wollen.

Auch wenn sich diese langsam entwickeln, will ich später einen Kaffeekreis haben, wie Oma jetzt, wo sich jede Woche bei wem anders getroffen wird. Und wo man sich gegenseitig anruft, wenn sich jemand nicht innerhalb 24 Stunden auf eine SMS meldet.

Auch wenn sich das erst über lange Jahre aufbauen muss.

So etwas meine ich.

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Philosophia
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Beitrag Mo., 19.02.2018, 09:39

Ja na klar, ich selbst lege sehr viel Wert auf gute Kontakte, bin verheiratet, unternehme was mit den Nachbarn und mit Freunden. Aber ich beobachte diesen Einsamkeitstrend auch und er macht mir Bauchschmerzen. Einige meiner Freunde sind wirklich sehr anspruchsvoll, was ein Mitmensch zu leisten hat, damit er sich als beziehungswürdig erweist. Auch die Bereitschaft, an sich selbst zu arbeiten, scheint mir geringer zu werden. Beziehungen sind nicht mehr überlebenswichtig, wie mir scheint. Und daher werden die Menschen beziehungsfaul.
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Beitrag Mo., 19.02.2018, 15:52

Philosophia hat geschrieben: Mo., 19.02.2018, 09:39 Ja na klar, ich selbst lege sehr viel Wert auf gute Kontakte, bin verheiratet, unternehme was mit den Nachbarn und mit Freunden. Aber ich beobachte diesen Einsamkeitstrend auch und er macht mir Bauchschmerzen. Einige meiner Freunde sind wirklich sehr anspruchsvoll, was ein Mitmensch zu leisten hat, damit er sich als beziehungswürdig erweist. Auch die Bereitschaft, an sich selbst zu arbeiten, scheint mir geringer zu werden. Beziehungen sind nicht mehr überlebenswichtig, wie mir scheint. Und daher werden die Menschen beziehungsfaul.
Das geht mir ganz genau so.

Ich finde es nämlich völlig legitim wenn jemand zB. sagt: "Du redest aber sehr sehr viel. Andere kommen kaum dazu was zu sagen."

Dan weiß ich erstens woran ich bin und zweitens kann ich mich dem anpassen.

Aber die meisten Menschen, die ich Zeit meines Studiums bisher so kennen gelernt habe waren größtenteils so drauf: "Der ist aber anstrengend. Neuer Freund her!"

Und ich glaube auch, dass gerade solche Menschen zwar in den Netzwerken viele "Fans" haben, aber sozial im echten Leben anstoßen werden.

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Beitrag Mo., 19.02.2018, 20:43

Derhobbist hat geschrieben: So., 18.02.2018, 23:37 Ich meine wie kann es sein, dass ein Rentner erst 5 Jahre nach seinem Tod aus der Wohnung "gefegt" wird?

Ich meine man riecht es doch.
Nicht unbedingt. Falls der Rentner die Heizung anhatte und dadurch die Luft sehr trocken ist, wird er einfach "mumifiziert". Aber das nur am Rande.

Auf dem Land kennt ja jeder jeden.. es gibt nur wenig Sportvereine, Kneipen, Supermärkte usw. Man trifft ja ständig die gleiche Leute man kennt sich. Es ist auch sehr überschaubar. In jedem Haus leben ein paar Leute... man kennt die Nachbarn... es ist eher eintönig... man organisiert selbst was im Dorf, wo dann alle hinmüssen (mangels Alternativen) Schützenfeste zum Beispiel... da trifft man wieder alle... man kommt mit immer den gleichen Leuten ins Gespräch, man lernt sich kennen und dadurch entwickelt sich ein Verantwortungsgefühl füreinander... oft wohnen die Leute da schon von klein auf... Jeder redet da auch ganz krass über jeden.. vermutlich weil es so eintönig ist, ist es spannend, die neuesten Geschichten über die Nachbarn zu hören... das habe ich so hier nie erlebt.

In der Stadt gibt es sehr, sehr viele Vereine, Bars, Kinos, Theater usw. Man trifft eigentlich nie jemanden den man kennt mal einfach so... man kommt auch nie mal einfach so ins Gespräch. Also die meisten Großstädter arbeiten und treffen sich dann mit irgendwelchen Freunden in der Freizeit in Bars oder ähnliches. Nachbarn trifft man ja höchstens mal im Treppenhaus und unterhält sich kurz. Man kann sich ja nicht mit allen Nachbarn privat treffen... also dazu habe ich zumindest keine Lust. Ich suche mir meine Freunde ja aus. Und in der Stadt treffe ich eben auch nicht gezwungenermaßen meine Nachbarn...
Außerdem sind es meistens Zugezogene... also Menschen kommen und gehen. Es sind selten Nachbarschaften, wo die Nachbarn seit Jahrzehnten oder sogar Generationen im gleichen Wohngebiet wohnen und so schon allein dadurch so eine Verbundenheit da wäre... es fehlt eben einfach generell diese Verbundenheit.
Ich finde hier ist auch der absolute Menschenoverload... und man ist einfach froh mal allein in der Wohnung zu sein und nicht so viele Menschen sehen zu müssen.

Naja, und wenn man dann zum Beispiel Ehemann war und das ganze Leben für Arbeit und Familie gelebt hat ... oder Ehefrau... und dann zerstreitet man sich mit der Familie oder die Kinder wohnen weit, weit weg... oder oder oder... im Alter schafft man es dann nicht mehr so leicht einen Freundeskreis aufzubauen. Im Alter ist man vielleicht auch krank und ist froh, wenn man es noch schafft, sich allein zu waschen... man hat vielleicht Altersdepressionen... so kommt das dann eben zustande...

Aber mittlerweile kenne ich doch zumindest einige Nachbarn gut... und zwar dank Amazon und DHL weil es bei mir freundliche Nachbarn gibt, die meine Pakete annehmen. Und da würde ich schon merken, wenn ich sie aufeinmal nicht mehr so häufig sehe, würde eventuell auch den Hausmeister informieren, gerade bei alleinstehenden älteren Leuten. Amazon führt zur einem sozialeren Leben in der Großstadt :lol:
"You cannot find peace by avoiding life."
Virginia Woolf

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