Mein Vater ist nicht mehr

Manchen Menschen fällt es leichter, über ihre Gefühle und Gedanken zu schreiben oder zu malen, als sie auszusprechen. Hier ist Platz dafür: Bilder, Gedichte, Erfahrungsberichte und andere Texte (bitte nur eigene).
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stadtwolf
Helferlein
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Beiträge: 141

Mein Vater ist nicht mehr

Beitrag Di., 04.09.2018, 01:55

Gestern warst Du noch da.
Und warst so tapfer.
Du hast dem ins Auge geblickt was da kommt.
Furchtlos und immer mit einem Augenzwinkern.
Und jetzt - wo bist Du jetzt ?
Ich kann es nicht fassen, Du bist gegangen.
Was jetzt ? Leere in mir.
Als ich das letzte Mal geweint habe war ich um die 8.
Fast 50 Jahre später wieder.
Mein Panzer ist brüchig geworden.
Ich vermisse Dich - nach 7 Stunden schon.
Ich weiß, das Leben geht weiter.
Ich bin ein Mann.
Aber in mir ist ein brennender Schmerz.
Und eine Frage die wieder und wiederkehrt:
Wie soll ich leben in einer Welt die ohne Dich eine andere ist ?
Sie hat sich vor 7 Stunden verändert.
Wie um alles in der Welt soll ich weiterleben -
ohne den besten Vater den diese Welt je gesehen hat ?
Wie soll das gehen ?
Ohne Dein Lachen ?
Ohne Dein Mich-bedingungslos-Nehmen-wie-ich bin ?
Mit einem Schlag ist alles anders.
Menschsein ist die ultimative Herausforderung.
Ich weine um Dich, ich bin todtraurig.
Und klammere mich an den Gedanken,
daß Du mich sehen willst als aufrechten Mann.
Der durchgeht durch den Schmerz.
Nicht wie ein Panzer - sondern wie ein Mensch,
der so wie Du dem Leben in die Augen schaut.
Ich werde versuchen mich Deiner als würdig zu erweisen-
und nicht zu flüchten.
Meine Welt ist eine andere seit Du weg bist.
Ich schäme mich nicht die Worte von Barbra zu verwenden:

God - our heavenly Father
Oh God - and my father
Who is also in heaven
May the light
Of this flickering candle
Illuminate the night the way
Your spirit illuminates my soul
Papa, can you hear me?
Papa, can you see me?
Papa, can you find me in the night?
Papa, are you near me?
Papa, can you hear me?
Papa,can you help me not be
Frightened?
Looking at the skies
I seem to see a million eyes
Which ones are yours?
Where are you now that yesterday
Has waved goodbye
And closed its doors?
The night is so much darker
The wind is so much colder
The world I see is so much bigger
Now that I'm alone
Papa, please forgive me
Try to understand me
Papa, don't you know I had no choice?
Can you hear me praying
Anything I'm saying
Even though the night is filled
With voices?
I remember ev'rything you taught me
Ev'ry book I've ever read
Can all the words in all the books
Help me to face what lies ahead?
The trees are so much taller
And I feel so much smaller
The moon is twice as lonely
And the stars are half as bright
Papa, how I love you
Papa, how I need you
Papa, how I miss you
Kissing me goodnight

Vater, danke für alles.
Nichts und niemand kann Deine Lücke füllen.
You are in heaven.

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Miss_Understood
[nicht mehr wegzudenken]
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Beitrag Di., 04.09.2018, 02:13

Das sind sehr bewegende Worte, stadtwolf - ich kann nicht daran vorbeilesen, ohne mein Mitgefühl auszudrücken.
Da war wirklich Liebe. Das ist so viel wert. Und offenbar habt ihr das auch zu Lebzeiten gelebt, gesagt, oder? Das ist nicht selbstverständlich - ich frage mich manchmal, wie es sein wird, wenn mein Vater stirbt. Ich habe irgendwie kein Verhältnis zu ihm, die Konflikte haben einfach zu tiefe Graben gerissen. Bis da einfach fast nichts mehr war. Aber darüber will ich jetzt gar nicht schreiben.

Und - verdammt, ich lese deinen Schmerz - und es ist pardon, Quatsch - jetzt JETZT diesen Glauben zu haben, du dürftest den nicht zeigen - vor allem, wenn es dir ja gelingt den in solche Worte zu fassen. Es ist ganz normal - und doch immer einzigartig. Und womöglich denkst du jetzt, ach die hat doch keine Ahnung. IHR Vater lebt ja noch.

Ich finde es verdammt gut, dass du nicht flüchten willst. Und ich wünsche dir viel Kraft und Beistand in dieser herausfordernden Zeit - und Freunde, die dich halten in deiner Trauer und Traurigkeit. Für die ganz bestimmt jeder Verständnis hat. Egal wie alt man ist.
ch-ch-ch-chaaaaaaange

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