sexueller Missbrauch - Sich nicht erinnern

Körperliche und seelische Gewalt ebenso wie die verschiedenen Formen von Gewalt (wie etwa der Gewalt gegen sich selbst (SvV) oder Missbrauchserfahrungen) sind in diesem Forumsbereich das Thema.
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Montana
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Beitrag Fr., 20.09.2019, 12:09

Ich habe auch nach Unterlagen geforscht. Die lagen beim Jugendamt und sind bereits vor meiner Nachfrage vernichtet worden. Die Frist ist eine absolute und richtet sich nicht danach, wann die betroffenen Kinder volljährig werden. Auch Unterlagen einer psychologischen Beratungstelle sind nicht mehr da.
Strafanzeige wurde überhaupt nicht erstattet. Es wurde nur das Sorgerecht neu geregelt. Für mich als Kind eine erhebliche Belastung, weil mir das sagte, dass mir gar kein Unrecht angetan wurde.

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helgak62
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Beitrag Fr., 20.09.2019, 16:23

Ich hab da jetzt offenbar riesiges "Glück": Obwohl die verpflichtete Aufbewahrungsfrist lange abgelaufen ist, war meine Krankenakte aus der Kindheit noch auf Mikrofilm gespeichert und ich bekomme sie jetzt. Die Dame am Telefon war so nett und hat mir sogar schon vorab ein paar Dinge am Telefon mitgeteilt. So kann ich jetzt zumindest einmal ein paar Dinge zeitlich richtig einordnen und hab eine Info mehr, die mir eventuell weiterhilft.

@Montana: Für mich würde das eher heißen, auch dort wurde meine Not nicht wahrgenommen und ich wurde im Stich gelassen. Und sicher auch: ich hätte mich noch mehr bemerkbar machen müssen - das fühlt sich zumindest so an, auch wenn mein Verstand weiß, dass das natürlich nicht ganz so einfach gewesen wäre.

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Montana
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Beitrag Sa., 21.09.2019, 20:20

Toll, dass die Sachen noch da sind. :)

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SuspiriaHysteria
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Beitrag Mo., 07.10.2019, 12:08

Ich klinke mich mal ein, weil ich Bezugspunkte zu mir sehe.

Erstmal glaube ich, dass Erinnerungen nicht nur "klassisch" sein müssen, sondern auch diffuse Ahnungen oder Gefühle sein können (ich hab dann immer so ein Ziehen im Bauch...intuitiv weiß ich, dass da etwas Schlimmes mit mir passiert ist, die "Erinnerungsbilder" brechen irgendwann ab...vielleicht ist das noch zu viel für mich).

Dann habe ich mir oft die Frage gestellt, was ich denn davon hätte, wenn ich mir das alles nur einbilde? Warum sollte ich mich selbst jahrelang quälen, mit Bildern, Ängsten? Bei mir setzt sich das Bild, dieser "Alptraum", ganz langsam zusammen. Und alles macht auf einmal Sinn. Diese Erkenntnis trifft mich immer wieder wie eine Wucht. Ich würde mir wünschen ich könnte ein ganz normales Leben führen, aber seit ich mich da an etwas erinnere, gibt es kein Zurück mehr.

Vielleicht wünscht Du Dir, dass es alles ein Hirngespinst ist? Ich zum Beispiel, habe große Probleme das was mir passiert ist, mit meinem Selbstbild (toughe Frau, eine Macherin, die perfekt ist) zu vereinen. Mich selbst als Betroffene zu verstehen (das überhaupt hier zu schreiben) fällt mir mega schwer.

Erst seit kurzem weiß ich, dass ich jetzt nicht mehr davonrennen kann. Dass die "Erinnerungen" (in welcher Form auch immer) kommen werden. Sich weiter summieren werden.

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helgak62
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Beitrag Mo., 07.10.2019, 16:10

Danke SuspiriaHysteria! Nun ja, bei mir stimmt wohl das Bild nach außen und innen auch nicht wirklich überein. Kein Mensch würde wohl hinter der erfolgreichen, immer eine Lösung findenden, zuversichtlichen Frau eine so verletzliche, manchmal Verzweifelte und Traurige,... vermuten, für die es genug Dinge gibt die so gar nicht kontrollierbar und einfach zu lösen sind.
Ich wünsch mir noch immer davon laufen, vergessen, verdrängen,... zu können, weiß aber, dass das so nicht sein wird und mich das nicht weiter bringen wird.

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Kaonashi
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Beitrag Di., 08.10.2019, 14:34

SuspiriaHysteria hat geschrieben: Mo., 07.10.2019, 12:08Dann habe ich mir oft die Frage gestellt, was ich denn davon hätte, wenn ich mir das alles nur einbilde? Warum sollte ich mich selbst jahrelang quälen, mit Bildern, Ängsten?
Ich hätte dazu eine Theorie, aber ob die stimmt oder passend hier ist, weiß ich nicht.

Ich glaube, dass in der Kindheit manchmal Dinge passieren, die für ein Kind schlimm sind, ohne dass es aber "wirklich schlimme" Dinge sind wie Missbrauch. Trotzdem kann man darunter leiden, z.B. wenn Eltern sehr streng waren, oft laut wurden oder es auch mal den Hintern voll gab, wenn Eltern nicht so liebevoll waren, wie sie es hätten sein sollen, wenn Bedürfnisse nicht gedeckt wurden. Oder auch, wenn etwas war, was mit den Eltern nichts zu tun hatte, aber auch schlimm war. Diese Gefühle können stark sein, aber man hat nicht das Gefühl, als würde das irgendjemand verstehen. Auch man selber kann nicht ganz verstehen, weshalb diese "kleinen" Dinge so schlimm sein können. Dann sucht sich das Unterbewusstsein etwas Schlimmeres. Als Rechtfertigung für die Gefühle, die man hat. Und auch dass man anderen gegenüber eher eine Begründung hat, die auch ernst genommen wird. Somit fängt man an, im Gedächtnis zu wühlen, ob da nicht doch irgendwas viel Schlimmeres war. Und die Fantasie ist stark, wenn jemand da nicht mit beiden Beinen auf dem Boden der Realität bleibt, dann kann man sich ganz viel glauben lassen. Weil da ja irgendwas sein muss.

Ein ähnliches Phänomen habe ich bei Menschen beobachtet, die tatsächlich Missbrauch erlebt haben. Eine Person wurde z.B. von ihren Eltern missbraucht. Aber dann erzählte sie Geschichten, die so nicht mehr glaubhaft waren, sie wurde dann überall, wo sie hinkam, immer missbraucht. In der Pflegefamilie, in der Ausbildung usw. Irgendwann reichte auch ein normaler Missbrauch nicht mehr aus, nein, es musste ritueller Missbrauch sein. Kein Ereignis konnte schlimm genug sein, um zu rechtfertigen, wie sie sich fühlte. Ob sie selbst an ihre Geschichten geglaubt hat, oder ob ihr bewusst war, dass sie sie erfindet, weiß ich gar nicht.

Aber so denke ich, dass man manchmal einfach handfestere, schlimmere, Geschichten braucht, um selbst verstehen zu können und rechtfertigen zu können, wie sehr einen eine Sache beschäftigt oder auch geschädigt hat, und welche Gefühle man dabei hat.

Denn die Eltern oder das sonstige Umfeld haben einem ja vermittelt, dass das normal und in Ordnung ist, was man erlebt hat. Also hat man für sich nicht die Rechtfertigung, es als schlimm zu empfinden.

Es gibt in der Kindheit eben auch Dinge, die sogar objektiv wirklich nicht schlimm sind, aber für das Kind trotzdem schlimm sein können. Ich hatte z.B. immer extreme Angst im Dunkeln, war aber damit allein. Auch sowas kann sich dann einprägen. Es ist dann wichtig, sich in das Kind, das man war, zurückzuversetzen und zu verstehen, dass es in Ordnung ist, diese Situation als schlimm empfunden zu haben. Dass das völlig normal ist. Dann braucht man keine schlimmeren Geschichten mehr.

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Montana
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Beitrag Mi., 09.10.2019, 16:11

Aber auch wirklich schlimme Dinge können dem Kind als normal verkauft werden. Das Kind kann das nicht wissen, dass es nicht normal ist. Und damit kann auch die Frage aufkommen, ob etwas schlimm genug war um sich schlecht zu fühlen. Mir wurde z.B. beigebracht, dass nur Hunger und Schmerzen schlimm genug sind, dass man weinen darf.
So etwas führt dazu, dass man als Erwachsener Schwierigkeiten bekommt, seine Probleme realistisch einzuordnen. Wann sollte ich zum Arzt gehen, zum Beispiel? Warum gibt es überhaupt ambulante Praxen? So lange man noch selber laufen kann, braucht man doch keinen Arzt... Ich denke, das muss man dann später lernen. Und das ist schwer. Wer seine Probleme schlimmer schildert als sie sind, der hat zumindest schon erkannt, Hilfe zu brauchen. Aber noch nicht, dass das auch ohne Horrorerlebnisse 'erlaubt" ist.

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Pianolullaby
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Beitrag Mi., 09.10.2019, 21:14

Und in wie fern kannst Du Kaonashi wissen, ob es nicht doch so wahr, wie sie zuletzt geschildert hat?
Mein Rit. Mb wurde auch erst jetzt nach über 20 Jahren Therapie klar, auch wenn die Anzeichen schon früher da waren. Aber als das erkennen konnten wir es erst jetzt.
Träume nicht Dein Leben, lebe Deinen Traum

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Kaonashi
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Beitrag Mi., 09.10.2019, 23:41

In dem besagten Fall war das Jugendamt von klein auf involviert, die Vorfälle in der Familie sind dokumentiert.
Mir ging es aber weniger um diesen einen Fall oder vergleichbare Fälle, sondern ich habe nur überlegt, ob etwas Vergleichbares wie in diesem Fall auch bei harmloseren Vorfällen passieren könnte.

Wenn etwas weit zurückliegt und nichts dokumentiert ist, dann kann im Grunde nur jeder Betroffene für sich selbst entscheiden, was er für wahr hält oder nicht. Aber ich finde, man sollte sich diese Gedanken einmal gemacht haben. Also hinterfragt haben, ob da wirklich unbedingt was (so) Schlimmes passiert sein muss. Oder ob die vorhandenen Gefühle nicht auch so gerechtfertigt wären.

Angenommen, es ist gar nicht wahr, es ist also nichts Derartiges passiert, dann geht man in die Irre, man steigert sich da rein, verschlechtert seinen psychischen Zustand, weil man das, was eigentlich nicht passiert ist, trotzdem so verarbeiten muss, als wäre es passiert, aber man trägt absolut nichts dazu bei, die tatsächlichen Ursachen zu bearbeiten, die weiterhin im Dunkeln bleiben. Man verlagert sein Denken auf einen völlig anderen Nebenschauplatz. Das heißt, es wird alles nur schlimmer dadurch. Deshalb finde ich es wichtig, davor zu warnen, sich vorschnell in etwas zu verrennen. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass viele das nicht hören wollen, denn je schlimmer das Erlebnis, desto mehr Beachtung. Aber diese Beachtung ist nur ein Pflaster, sie heilt nicht die Wunde.

Ich sage ja nicht, das was passiert ist, ist harmlos. Sondern im Gegenteil: das was passiert ist, soll wahrgenommen und gewürdigt werden, damit es bearbeitet werden kann.
Es geht mir um die Fälle, wo Leute fast schon verzweifelt in ihren Erinnerungen graben, um Erklärungen für Gefühle zu finden, aber sie sehen das Offensichtliche nicht, das, woran sie sich tatsächlich erinnern könnten, wenn sie sich selbst und ihre Gefühle wirklich ernst nehmen könnten. Ich habe das selbst mal getan, und es war Zeitverschwendung.

Wenn tatsächlich Erinnerungen da sind, ist das was anderes. Ich glaube auch, dass es möglich ist, dass man ein Ereignis völlig vergisst, aber ich glaube, dass das eher einen kleineren Teil betrifft. Für sich selber sollte man einmal darüber nachgedacht haben, und ansonsten spreche ich keinem irgendwas ab, sondern denke nur an mögliche Gefahren. Finde es wichtig. Dieses nur sich gegenseitig Bestätigen, das man in Foren häufig vorfindet, mag im ersten Moment gut tun, aber ob es langfristig so gut ist, das frag ich mich in den Fällen dann, wenn vielleicht gar nichts passiert ist.

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Montana
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Beitrag Fr., 11.10.2019, 07:51

Ich glaube nicht, dass man wirklich vergisst. Man spaltet es ab. Das ist schon etwas anderes. Die Erinnerung ist damit zunächst mal nicht erreichbar, denn man war quasi gar nicht dabei. Wenn das so ist, dann hat man aber auch Probleme im Alltag durch Dissoziation und das fällt auch irgendwann auf. Das zieht sich bei mir durch mein ganzes Leben.

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helgak62
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Beitrag Fr., 11.10.2019, 16:38

Auch wenn ich mir nur teilweise bewusst ist, was passiert ist, ist das eine ganz eigene Atmosphäre der Erinnerung und bei mir auch sehr oft verbunden mit dissoziativen Zuständen.
Ich hinterfrage schon, was "wahr" sein kann und was nicht. Aber irgendwie finde ich so Dinge auch nur mäßig hilfreich, wenn man sagt, jemand steigert sich da in etwas hinein, es stimmt sowieso nicht und ist alles (unbewusst) erfunden. Genau das ist nämlich auch etwas, was mir so bekannt vorkommt. Keiner glaubt einem, hilft einem und irgendwann erklärt man sich dann selber für verrückt, weil man auch noch diese seltsamen Zustände hat. In Wirklichkeit war nur die Situation, in der man gelebt hat so "verrückt", obwohl sie sich damals als völlig normal präsentiert hat.

@Kaonashi: Entschuldige, wenn ich da zu direkt sein sollte, aber hast du Missbrauch erfahren?
Beachtung ist das, was ich dadurch ganz sicher nicht erhalten haben. Ich hab mich eher als Bedrohung gefühlt.
Und ich hab so gut wie keine Gefühle bezogen auf das "Schlimme". Ich bin mehr auf der Suche nach meinen Gefühlen als nach den konkreten Erinnerungen. Nicht immer will man alle Bilder bis ins kleinste Details im Kopf haben.

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Kaonashi
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Beitrag Fr., 11.10.2019, 18:41

Also mir geht's speziell überhaupt nicht darum, ob jetzt bei dir was war oder nicht. Das muss du selbst rausfinden.
Aber denkst du denn, dass grundsätzlich so etwas möglich ist, wie ich in meiner Theorie vermutet habe? Jetzt nicht bei dir, sondern ganz allgemein, bei anderen Menschen?

Was mich betrifft, ich hatte ja schon geschrieben, dass ich mir manchmal Gedanken gemacht habe, ob irgendwas war. Es hätte einige meiner Eigenheiten erklären können. Aber ich bin zu dem Schluss gekommen, dass ziemlich sicher nichts passiert ist. Ich könnte mir zwar auch ein paar "Körpererinnerungen" oder sowas aus den Fingern saugen, aber das hat für mich keinen Gehalt, sondern fällt eher in den Bereich "Fantasie", was meine Person betrifft. Ich hatte nie Dissoziationen, Flashbacks oder ähnliches. Ich bin sehr sicher, dass meine Eltern anständige Leute waren, sodass allenfalls jemand aus der Nachbarschaft überhaupt dafür in Frage gekommen wäre. Aber ich habe inzwischen andere plausible Erklärungen gefunden, die hauptsächlich mit Überforderung in der Kindheit zu tun haben, und mit einem Umfeld, das mich nicht verstanden und mir nicht geholfen hat. Mein Grundgefühl ist so ähnlich wie bei einem Kind, das man allein und für immer in der Großstadt zurückgelassen hat.

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Pianolullaby
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Beitrag Fr., 11.10.2019, 19:05

In der Regel gehen Opfer damit nicht "hausieren" und versuchen eher so viel wie möglich zu verstecken,
und sprechen in der Regel nur angedeutet bei Fremden darüber.
ABER: Jeder ist unterschiedlich, daher kann niemals eine Theorie wirklich "nur eine Wahrheit" haben.
Träume nicht Dein Leben, lebe Deinen Traum

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SuspiriaHysteria
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Beitrag So., 03.11.2019, 05:16

@Kaonashi: ich habe mir Deine Beiträge gestern durchgelesen, komme aber erst jetzt zum Antworten.

Sicherlich war Deine Intention eine andere, aber mit solchen Aussagen machst Du es Opfern verdammt schwer. Ich weiß nicht, ob Du Dir überhaupt vorstellen kannst, wie es ist sich eingestehen zu müssen, dass man Opfer ist bzw. gewesen ist? Sich selbst endlich zu erlauben, seinen Gedankem, Bildern und Gefühlen Glauben zu schenken, dass es keine Hirngespinste sind (auch wenn man sich das Gegenteil wünscht)?

Ich kann das erst jetzt, nach vielen vielen Jahren voller Probleme anerkennen. Und dann kommt so ein Beitrag und ich fange wieder an an mir zu zweifeln. Sowas wirft mich zurück. Und ich gehe auch mit nichts "hausieren". Noch nicht einmal mein Partner weiß "davon". Weil ich erstmal selber für mich checken musste, dass da was war, auch wenn ich mich nur bruchstückhaft erinnere.

Bedenke solche Aussagen bitte in Zukunft.

LG
Suspiria

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peponi
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Beitrag Mo., 12.12.2022, 14:21

Hallo,
ich hole mal diesen Thread hervor und hänge mich hier dran, weil mich die Diskussion, die hier zuletzt stattfand, gerade sehr beschäftigt.
Die Frage nach der Zuverlässigkeit meiner Erinnerungen ist seit je her die Frage gewesen, die mich am meisten umtreibt. Ich habe einige klare Erinnerungen an Missbrauch, schon immer gehabt, aber auch und überwiegend lose Erinnerungsfetzen und lückenhafte, sehr verschwommene Erinnerungen.
Nun habe ich ein altes Tagebuch von mir entdeckt, das ich mit 15 geschrieben habe. In diesem habe ich drei Erinnerungen aufgeschrieben; zwei (die nichts mit Missbrauch zu tun haben) sind mir klar im Kopf und stimmen, soweit ich das heute sagen kann, bis ins Detail mit dem überein, was dort geschrieben steht. Die dritte handelt von schwerstem sexuellen Missbrauch. Es gibt einiges, was mich daran wirklich stutzig macht, weil es Sachen aufgreift, bestimmte Symptome, die ich entwickelt habe, körperliche Trigger, usw., mit denen ich mich seit Jahren herumschlage ohne eine Idee zu haben, woher das kommt. Aber, und das ist der alles entscheidende Punkt: ich kann mich nicht an das erinnern, was dort steht, in keiner Weise.
Jetzt habe ich diese Diskussion in diesem Thread um die These von Kaonashi gelesen und denke fast, dass es genau das gewesen sein könnte: dass ich damals mit 15 vielleicht der Ansicht war, dass das Erlebte, woran ich mich erinnern kann, nicht "schlimm genug" war und ich mir daher das, was in diesem Tagebuch steht, ausgedacht und dann aufgeschrieben habe. Das ist momentan meine Vermutung. Und ich glaube, ich schreibe hier, weil ich euch um andere Perspektiven bitten möchte. Ich hab so viele Unsicherheiten und Zweifel und der Fund dieses Tagebuchs hat mich so sehr durcheinander gebracht. Kann es überhaupt sein, dass man etwas, an was man sich früher so genau erinnert, später vollständig vergisst? Und das so spät im Leben? Es kommt mir in keiner Weise bekannt vor, sondern im Gegenteil krass unwirklich. Oder ist das nicht vielmehr ein Indiz dafür, dass das, was in diesem Buch steht, nicht passiert sein kann?
silence like a cancer grows.

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