Aussprache mit Eltern

Körperliche und seelische Gewalt ebenso wie die verschiedenen Formen von Gewalt (wie etwa der Gewalt gegen sich selbst (SvV) oder Missbrauchserfahrungen) sind in diesem Forumsbereich das Thema.
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HPK0607
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Beitrag Sa., 23.05.2020, 17:55

Liebe Sintje, um so ein großes Ziel zu erreichen, einen anderen Menschen dazu zu bewegen etwas zu tun, was er eigentlich gar nicht möchte, ist ein möglicherweise langer und mühsamer Weg mit vielen neuen Verletzungen und der Möglichkeit, das sich nichts an Eurer Situation ändert. Es ist Dein großer Wunsch nach Heilung und dem Schuldgeständnis Deines Vaters. So ganz kann ich das aber noch nicht verstehen, wenn Du doch weißt, das er eine andere Meinung hat. Niemand kann einen anderen Menschen gegen seinen Willen ändern. Du könntest versuchen ihn zu überzeugen. Dazu wäre aber ein Dialog auf Augenhöhe nötig. Hast Du das Gefühl mit ihm auf Augenhöhe zu sein? Oder bist Du in seinen Augen nicht eher sein Kind... das man nicht für gleichwertig halten kann. Ich könnte mir schon vorstellen, dass man so ein Gespräch oder einen Brief führen kann... wird aber eher ein längerer Prozess als ein einmaliges Unterfangen...

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Candykills
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Beitrag Sa., 23.05.2020, 18:38

Ich denke, so eine Aussprache ist keine einmalige Sache. Ich habe mich mit meiner Mutter über mehrere Jahre hinweg immer wieder ausgesprochen. Das war aber nur möglich, weil ich ihr viel an den Kopf werfen durfte und wir ein gemeinsames Ziel hatten: unsere Beziehung zueinander zu verbessern.
Es hat gefruchtet, heute haben wir ein gute Beziehung zueinander und das, was war, steht uns auch nicht mehr im Weg.

Man sollte sich also nicht von einem Gespräch zu viel erhoffen, vor allem, wenn die andere Seite vielleicht gar nicht das selbe Ziel hat. Ich finde aber die Idee, einen Brief zu schreiben - der gar nicht unbedingt abgegeben werden muss - gut. Da kann dein Vater - wenn er ihn erhalten sollte - schauen, ob er überhaupt etwas ändern möchte und wie offen er dafür ist.

Mein Vater war zum Beispiel nie zu einer Aussprache zwischen uns bereit, es besteht auch seit Jahren kein Kontakt mehr zu ihm und damit habe ich für mich auch abgeschlossen, für mich ist das die beste Lösung.
Ich bin wie einer, der blindlings sucht, nicht wissend wonach noch wo er es finden könnte. (Pessoa)

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Sintje
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Beitrag Mi., 27.05.2020, 18:48

Nach einiger Bedenkzeit kann ich die Für und Widers verschiedener User hier durchaus verstehen. Danke für die unterschiedlichen Ansichten.

Ich habe mittlerweile einen Brief geschrieben und nicht abgeschickt, weil ich mir selbst zu unsicher bin und noch zu sehr schwanke. Aber immerhin hat mich der Brief bzw. die Auseinandersetzung mit dem Thema reflektieren lassen und etwas in mir bewegt. Ich werde mir die Tipps für einen späteren Zeitpunkt in Erinnerung behalten, wenn ich vielleicht einmal stabiler bin. Danke an alle.

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helgak62
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Beitrag Sa., 30.05.2020, 12:02

Ich finde es mutig und gut, dass du es in irgendeiner Form bei deinen Eltern ansprechen möchtest. Ok, das wie und was genau musst du sicher (vielleicht auch noch in der Therapie) noch durchdenken.
Ich denke (und das hat mich meine Erfahrung gelehrt) so wie andere hier auch, dass die Chancen relativ gering sind, deine formulierten Ziele zu erreichen, weil sie zu abhängig vom Verhalten anderer Personen sind. Aber man kann Ziele auch umformulieren, so dass sie abhängiger vom eigenen Tun sind. z. B. Ich will mitteilen, wie im Stich gelassen, ich mich gefühlt habe, wie es mir schlecht gegangen ist.
Aber Aussprachen haben immer auch die Chance, dass man doch ein klein bisschen etwas von dem bekommt, was man sich ersehnt, oder man weiß zumindest ein Stück mehr, woran man ist. Auch Klarheit kann entlasten auch es schmerzlich sein wird.

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saffiatou
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Beitrag Sa., 30.05.2020, 12:59

Liebe Sintje,

schön, dass Du Dich wieder meldest. Ich denke Du selbst weißt bzw merkst am besten, wann für Dich der richtige Zeitpunkt ist, den Brief abzuschicken, oder Dich auf eine andere Weise mit Deinen Eltern auseinanderzusetzen.

Ich habe mich auch für Briefe entschieden und sie oft umgeschrieben in der Therapie besprochen und dann irgendwann abgeschickt, wenn sie für mich gut waren, das zum Ausdruck brachten, was ich zu sagen hatte. Wie ich schon sagte, es war mir wichtig mich auszurücken, auszusprechen.

Alles Gute,
Saffia
never know better than the natives. Kofi Annan

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münchnerkindl
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Beitrag Di., 23.06.2020, 11:25

Ich würde mich mal im Internet über Narzissmus bzw Narzissten informieren. Weil "scheint sich für etwas besseres zu halten" hört sich schon mal stark in Richtung Narzissmus an.


Es gibt zB viele Youtube Kanäle die sich mit dem Thema beschäftigen, ein sehr guter englischsprachiger von einer Psychologin die auch selbst betroffen war trägt den namen "Doctor Ramani", den ich abonniert habe und der sehr viele Videos zu diversen Themen rund um Narzissten und auch gewalttätige Narzissten hat.

Wenn du anhand von diesen Infos siehst, dass dein Vater stark narzisstischen Züge zeigt, dann kannst du dir jede Form von Konfrontation in der Hoffnung dass er irgendwie kritikfähig ist und sich ändert komplett knicken. Er würde deinen Versuch dann nur als weiteren Anlass nehmen dich zu demütigen und wie einen Idioten dastehen zu lassen.

Meine Mutter hat die Strategie gefahren, zu leugnen, dass 18 Jahre lang überhaupt irgendwas gewalthaltiges oder unnormales vorgefallen ist. Sie streitet es komplett ab und ich soll mich nicht so anstellen. Ich hab dann den Kontakt abgebrochen, nachdem ihr Verhalten mir gegeüber nach wie vor egoistisch und unsozial war.

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Sintje
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Beitrag Sa., 27.06.2020, 19:04

münchnerkindl hat geschrieben: Di., 23.06.2020, 11:25 Ich würde mich mal im Internet über Narzissmus bzw Narzissten informieren. Weil "scheint sich für etwas besseres zu halten" hört sich schon mal stark in Richtung Narzissmus an.
Ich habe auch schon mal gedacht, dass es soetwas sein könnte. Aber mir fällt es unheimlich schwer, meinen Vater wirklich einzuschätzen. Er ist ja nicht 24/7 so fies. Und meine Wahrnehmung ist nicht verlässlich.
Mal ist er für mich der tollste Papa überhaupt und ich tue ihm mit meinen (unausgesprochenen) Vorwürfen Unrecht. Dann scheint alles nur Einbildung zu sein, ich muss irgendetwas verdreht haben in meiner Biografie und war schon früher so gestört, dass ich unbegründet Angst vor ihm hatte. Vielleicht war es ja so. Vielleicht haben mich meine Mobbingerfahrungen mit Peers so verwirrt, dass ich in jedem Menschen das Böse sah.
Und dann bin ich wieder hasserfüllt, habe Angst vor ihm, will ihm unter keinen Umständen begegnen.


Ich habe mittlerweile eine Aussprache versucht. Ihr hattet wohl Recht. Das war keine gute Idee.
Meine Eltern wussten durchaus, dass ich Probleme habe. Aber scheinbar bin ich deswegen die "Schuldige", weil ich meine Eltern damit belastet habe. Ich durfte mir anhören, wie oft meine Mutter wegen mir zu Lehrergesprächen und andere Termine wahrnehmen musste. Mit wie vielen Menschen sie sich stressen musste, die mich als verhaltensauffällig einstuften. Dass sie wegen mir Schulden bei Therapeutinnnen hatten und sie könnten ja wirklich nichts dafür, dass die böse Krankenkasse keine Psychotherapie zahlte. Gibt ja keine Beratungsstellen, Jugendamt oder anderes... Nein, meine armen Eltern. :roll:
Das Thema ist wohl durch.

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Candykills
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Beitrag Sa., 27.06.2020, 19:10

Ich würde mich mit Ferndiagnosen zurückhalten. Es kann sein, dass dein Vater sowas hat, aber es kann genauso nicht so sein. Nicht mal ein Therapeut würde wagen eine Narzissmus-(oder whatever-) Diagnose zu stellen nur auf Grund deiner Erzählungen.
Wenn man sich im Internet über Narzissmus beliest, trifft der ein oder andere Punkt fast auf jeden Menschen, den man kennt, zu.
Und so gut wie jeder Mensch weist mehr oder weniger starke narzisstische Züge auf, ohne dass eine narzisstische Persönlichkeitsstörung vorliegt.

Dass das Gespräch mit den Eltern schief ging, tut mir leid.
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Fairness
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Beitrag So., 28.06.2020, 10:13

Sintje hat geschrieben: Sa., 27.06.2020, 19:04 Das Thema ist wohl durch.
Na ja, ich finde, erstmal hast du deine Eltern damit konfrontiert... dass sie das erstmal abwehren, kann ich irgendwie nachvollziehen, ich finde das menschlich, vor allem falls sie so etwas von dir früher noch nicht gehört haben. Es dürfte auch in ihnen eine Zeit lang arbeiten, ich denke: lass ihnen Zeit und dann wirst du sehen, was ihr daraus gemeinsam macht. Es könnte besser werden (oder auch nicht)... Du hast auch Therapie gemacht, um herauszufinden, was du aussprechen brauchtest, so du hast zeitlichen Vorsprung, ein neues Bild reifte in deinem Kopf, das, finde ich, ist etwas zu berücksichtigen...
Man sieht, was man am besten aus sich sehen kann. (C.G.Jung)

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chrysokoll
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Beitrag So., 28.06.2020, 12:43

Sintje hat geschrieben: Sa., 27.06.2020, 19:04
Ich habe mittlerweile eine Aussprache versucht. Ihr hattet wohl Recht. Das war keine gute Idee.
Ich denke es war nur dann keine gute Idee wenn du dir von deinen Eltern Einsicht und Entschuldigung und "Wiedergutmachung" erhofft hast.
Das sind ja oft so bewusste oder unbewusste Wünsche dahinter.
Dass die Eltern einsehen was sie falsch gemacht haben, dass sie es irgendwie wieder gut machen, dass man doch noch die Eltern bekommt die man sich immer ersehnt hat.
DAS wird nicht passieren.

Aber es war für dich ein wichtiger und richtiger Schritt!
DU hast das gewagt, du hast das ausgesprochen. Das finde ich sehr viel und sehr wichtig.
Sie haben das jetzt gehört, was sie daraus machen ist ihre Sache, das kannst du nicht beeinflussen.

Und ich sehe das wie die anderen: Das muss auch erst einmal sacken bei den Eltern.
Das muss nicht das letzte Gespräch gewesen sein.
Das abzuwehren ist aus deren Sicht erst einmal eine nachvollziehbare Reaktion.

Ansonsten sehe ich es wie andere auch: Sei vorsichtig mit Zuschreibungen von Krankheitsbildern, auch wenn es erst mal plakativ so aussieht und einfacher wäre.

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Fairness
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Beitrag So., 28.06.2020, 13:30

chrysokoll hat geschrieben: So., 28.06.2020, 12:43 dass man doch noch die Eltern bekommt die man sich immer ersehnt hat.
DAS wird nicht passieren.
Ich würde dazu schreiben... Ich finde, die Vergangenheit kann man nicht verändern und die Beziehung so wie sie zwischen dem Kind und erwachsenen Eltern geben könnte, wird nicht wieder erreichbar sein, oder vielleicht für einen ganz kurzen Moment. Sich in solche Rollen dauerhaft zu begeben, hätte etwas Regressives in sich, finde ich...

Aber die Zukuft kann man durchaus neu gestalten. Eltern haben auch die Option des Verständnisses. Dieses kann dann zwischen Beteiligten für einander wachsen und ein entgegenkommendes Verhalten gründen. Auch solche Möglichkeit gibt es im Raum, neben den anderen Möglichkeiten, aber sie braucht Zeit. Auch diese Zeit verspricht aber nicht, dass das dann wirklich eintritt. Sich in die Richtung zu bemühen, ist finde ich, eine relativ langzeitige Investition, mit ungewissem Ausgang. Da muss dann jeder entscheiden, wie möglich das ist, wieviel Grundlage da ist und wie wichtig ihm das Erhalten der Beziehung zu der Familie ist. Das finde ich ist für jeden individuell und es ist schwierig, von einer Erfahrung auf andere zu übertragen...
Man sieht, was man am besten aus sich sehen kann. (C.G.Jung)

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candle.
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Beitrag So., 28.06.2020, 13:55

Sintje hat geschrieben: Sa., 27.06.2020, 19:04 Aber scheinbar bin ich deswegen die "Schuldige", weil ich meine Eltern damit belastet habe.
Hast du das Gespräch denn ohne Schuldzuweisungen angehen können? Ansonsten kann man die Verteidigungshaltung vielleicht sogar verstehen. Man ist für sich selbst ja nicht unbedingt sehr diplomatisch.

Und man kann das auch nicht in einem Gespräch abhandeln, das wird auch ein langjähriger Prozess miteinander und zueinander. Vielleicht wäre Hilfe von außen etwas für euch?

LG candle
Now I know how the bunny runs! Bild


montagne
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Beitrag So., 28.06.2020, 21:29

Vielleicht bräuchtest du diese Reaktion deiner Eltern, um dich auf einen von ihnen unabhängigen Weg zu machen, mit dir ins Reine zu kommen. Und das ist meiner Meinung nach auch der nachhaltige Weg.
amor fati

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Janette2020
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Beitrag Mi., 12.08.2020, 08:57

Was ich dir noch mit auf dem Weg geben will, er wird sich nicht ändern.

Mein Bruder und ich hatten ähnliche Probleme mit unserem Vater, er interessierte sich nie für uns, wir waren für ihn mehr Arbeitskräfte als seine Kinder. Er hat uns nie seine Liebe gezeigt oder sonstiges. Ich bin ein sehr emotionaler Mensch und jedes Mal, wenn ich ihn darauf ansprechen wollte, hatte er keine Zeit oder wies mich ab und ich war dann die Dumme die weinend in ihr Zimmer kroch.

Er war der Grund warum ich, obwohl ich kein Geld hatte, einfach ausgezogen bin, da ich mir mit 21 Jahren nichts mehr sagen lassen wollte von ihm, es war einfach genug.

Er war immer nur nett vor anderen Leuten um auf HAPPY FAMILY zu machen HAHA sage ich da nur. Interessiert hat er sich meist dann, wenn er wieder mal einen Rausch hatte. Das ist allerdings nicht genug.

Sowohl ich als auch mein Bruder haben dann den Kontakt abgebrochen uns geht es damit sehr gut.

Was du vielleicht machen kannst, um abzuschließen, ist einen Brief zu schreiben. Aber wie gesagt so ein Sturkopf wie auch dein Vater ist, wird sich nicht ändern und das tut mir sehr leid für dich.

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Sintje
Helferlein
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Beitrag Mi., 17.02.2021, 20:26

Ich möchte den Thread noch um ein Update ergänzen.

Vielleicht sind manche Eltern doch lernfähig. Ich habe eine ganze Weile schon keine neuen Verletzungen mehr durch sie erfahren und sie scheinen sich ihrer Fehlschläge bewusst zu sein.
Dass ich letztes Jahr für einige Monate in einer Klinik war und für die Zeit den Kontakt verweigerte, scheint sie zum Nachdenken gebracht zu haben.
Sie wollten wissen, ob es mir geholfen hat - statt wie früher sofort auf Hasstiraden und Kritik zu fahren. In einem beiläufigen Gespräch kam ich mit meiner Mutter (wieder) auf das Thema früherer von ihr verweigerter Hilfen. Meine Mutter hat mir gegenüber gesagt, dass sie ihre damaligen Entscheidungen, die soziale Gruppe zu kündigen und Psychotherapie zu verbieten, sehr bereut und dass sie mittlerweile weiß, dass sie falsch lag und den Sozialpädagogen der Schule hätte vertrauen sollen.
Mein Vater zeigte sich mir gegenüber vor einigen Wochen mitfühlend, statt zynische Sprüche zu reißen. Da war ich so perplex, dass ich zu ihm meinte, dass er sowas (Mitfühlendes) früher nicht gesagt hätte. Daraufhin fragte er nach und ich nannte ihm Beispiele aus der Vergangenheit. Er sagte, sowas hat er bestimmt nie gesagt - aber sein Gesicht und seine Stimme sprachen eine andere Sprache. Er sah traurig und betroffen aus. Eher, als wünschte er sich sowas nie gesagt zu haben.
In der Öffentlichkeit zeigt er sich immer noch als Arschloch, als müsste er irgendwas beweisen. Aber ich glaube, im Privaten hat der sich mittlerweile die Erlaubnis geben können, wenigstens sein eigenes Kind nicht so zu behandeln.

Diese Themen habe ich schon öfter angesprochen. Aber bis zu dieser Wende war da nur Leugnung und Umkehrung der Tatsachen von Seiten meiner Eltern. Dass sie sich nun so zeigen, tut mir gut. Irgendwie hatte ich aber wohl gehofft, dass meine Probleme damit aus der Welt wären. Das sind sie natürlich nicht. Die Vergangenheit ist dadurch nicht weg und die alten Sehnsüchte und Nöte weiter aktiv. Sobald mich etwas an die Ungerechtigkeit von früher erinnert, bin ich nach wie vor im alten Film. Wäre auch zu einfach gewesen..
Ich komme mir vor wie bei Super Mario. Du glaubst, du kämpfst gegen den Endgegner, hast ihn endlich besiegt und dann kommt einfach noch ein weiteres Level.

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