Traumata anerkennen

Körperliche und seelische Gewalt ebenso wie die verschiedenen Formen von Gewalt (wie etwa der Gewalt gegen sich selbst (SvV) oder Missbrauchserfahrungen) sind in diesem Forumsbereich das Thema.

Vieviyenne
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Beitrag So., 18.10.2020, 16:31

Hallo peponi,

Du könntest meine Schwester sein. Es ist als ob ich den Beitrag geschrieben hätte.
Bei mir ist es ganz genauso.
Ich kann leider nicht allzu allzuviel zur Zeit schreiben, nur soviel, dass ich eine Therapie angefangen habe und alles noch viel schlimmer ist. Von den Zweifeln an meiner Wahrnehmung und ist ja alles nicht so schlimm.
Das kann ganz schön mürbe machen.

LG vivi

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DunDealgan
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Beitrag So., 18.10.2020, 20:32

Ich haenge mich mal hier mit dran...ich habe auch erst seit Kurzem nach jahrezehntelanger Odyssee die fuer mich auch stimmige Diagnose kPTSB aber ich tue mich extremst schwer damit ob ich ein Trauma/Traumata habe. Habe ich traumatische Erlebnisse gehabt? Ja. Eine Kindheit die ziemlich Spuren hinterliess? Auch. Trotzdem finde ich, man kann sich auch anstellen und ueberdramatisieren. Ich habe keinerlei Gewalt erfahren, weder sexuellen Missbrauch noch Drogen noch koerperliche Gewalt, im Gegenteil zu so vielen anderen hier, die wirklich schreckliche Dinge erlebt haben.

Mein momentaner Ego State Therapeut will mir permanent erzaehlen, ich bin traumatisiert, ich kann's mittlerweile schon nicht mehr hoeren. Ich habe keine Ahnung wie ich das fuer mich feststellen kann, ich moechte mir nichts einreden lassen dabei, sondern es wirklich nur fuer mich verstehen wenn es denn so ist.

Wie macht man sowas nur?

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chrysokoll
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Beitrag So., 18.10.2020, 21:23

das geht nur über Geduld.
Wenn dein Therapeut für dich zu schnell "vorprescht" und du die Diagnose noch nicht verarbeitet hast oder noch keinen Zugang zum Trauma hast, dann bitte ihn ein wenig Tempo rauszunehmen oder erst mal noch ein anderes Vorgehen zu finden
Es gibt ganz verschiedene Zugänge um etwas zu "verstehen".
Also um es nicht nur rational irgendwie zu verstehen, sondern emotional, körperlich und es zu akzeptieren

Dein Therapeut kann da nicht Gedanken lesen, finde mit ihm heraus wie es gehen könnte!
Meine Thera ist da sehr kreativ zum Glück

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DunDealgan
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Beitrag So., 18.10.2020, 21:55

Ego State passt super fuer mich, nach 4.5 Jahren Quaelerei in einer Analyse und es ist auch nicht das Tempo per se. Er weiss davon, redet aber eben dann staendig weise nickend von "das ist Abspaltung".

Mir geht's primaer darum, wie ich fuer MICH akzeptieren kann, OB ich ein Trauma habe (oder haben darf, da eben nichts "schlimmes" mir passiert ist). Ich habe massive Schwierigkeiten damit zu sehen dass ich vielleicht Traumata habe.

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chrysokoll
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Beitrag So., 18.10.2020, 22:02

ja, ich versteh dich gut.
Das geht mir genauso obwohl bei mir was ganz massives vorliegt / passiert ist.
(und ganz nebenbei, ich hab mich auch ewig und vergeblich in einer Analyse abgequält)

Und ich finde das gehört in eine Therapie! Der Therapeut ist dafür da dir auch dabei zu helfen
Das braucht aber vorallem auch Zeit, die du dir selber geben solltest.

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Tupsy71
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Beitrag Mi., 21.10.2020, 20:18

Hallo, also muss gestehen, dass ich mir auch ur schwer tue die kptbst zu akzeptieren. Auch das Annehmen, dass es schlimm war. Ich meine damit, dass ich zwar immer noch Schwierigkeiten habe mit der Vergh klar zu kommen und es immer noch weh tut, ich aber einfach nicht schaffe es als Schlimm zu benennen. Obwohl alle Erinnerungen da sind, schaffe ich es nicht, mir zu erlauben, dass es schlimm war. Sorry, weiß nicht wie ich es richtig erklären kann was ich sagen möchte. Hoffe ihr versteht.

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peponi
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Beitrag Do., 22.10.2020, 12:48

Hallo,

ich schleiche ein wenig um diesen Thread herum und eine Antwort fällt mir ziemlich schwer. Aber ich versuche es dennoch noch einmal, auch wenn ich nicht auf alles eingehen werde. Danke Euch auf jeden Fall für eure Perspektiven.
Sadako hat geschrieben: Mo., 12.10.2020, 13:32 So paradox es klingt, es braucht eine gewisse Stabilität um die klassischen posttraumatischen Symptome zuzulassen. Wenn es zu wackelig ist bleibt man im Überlebensmodus und funktioniert erst mal weiter. In sofern ist es ein gutes Zeichen, wenn du die Auswirkungen der späteren Traumata jetzt spürst, auch wenn es nicht schön ist...das weiß ich aus eigener Erfahrung.
Das erklärt es ziemlich gut, danke dir dafür. Tatsächlich sind die ersten Symptome erst dann aufgetreten, als ich mir zum ersten Mal in meinem Leben eine innere wie äußere Stabilität erarbeitet hatte und ich hatte das einfach nie verstanden.
malerin
Es brauch Zeit, bis man versteht, warum man so reagiert und warum man sich so fühlt. Mit einem guten Therapeuten, kann sich aber vieles verbessern.
nur fängt es da schon an, ich bin eher an einem Punkt, dass ich überhaupt herausfinden möchte, was ich eigentlich fühle. Lange Zeit dachte ich, da ist gar nichts, nur eine absolute affektive Verflachung. Inzwischen merke ich, dass ich sehr wohl fühle, nur einfach keine Ahnung habe, was das überhaupt für ein Gefühl ist bzw. es mir schwer fällt, in diesem derzeit sehr negativen Gefühlsbrei Gefühle herauszufiltern, zu erkennen und wahrzunehmen. Geht das noch jemandem so?

Das andere Problem ist, was, wenn es durch die Therapie nicht besser wird, sondern nur noch schlimmer?
Ich habe in der Therapie wieder angefangen, mich selbst zu verletzen, das hatte ich vorher Jahre nicht gemacht. Meine ganze Stabilität ist flöten gegangen. Okay, daran hat Corona auch einen wesentlichen Anteil, da mir das die komplette Alltagsstruktur zerschlagen hat, innerhalb derer ich gut funktionieren konnte und die mir zugleich Stabilität gegeben hat. Das hat mir den Boden unter den Füßen weggerissen und so richtig schlimm ist es erst seitdem geworden, seit mir dieser Halt fehlt.
Zudem habe ich mich schon relativ früh um einen Therapieplatz bemüht, als ich gemerkt habe, wie diese Dinge immer lauter ‚angeklopft‘ haben, weil ich einen kompletten Zusammenbruch vermeiden wollte. Dass eine Auseinandersetzung damit erst einmal dazu führt, dass man sich schlechter fühlt, ist ja durchaus logisch. Aber ich bin jetzt fast genau elf Monate in Therapie und merke nur eine einzige leichte Verbesserung bzgl. meiner Panikattacken, alles andere ist nur viel schlimmer geworden. Und das kann es doch irgendwie auch nicht sein.

Meinen Therapeuten finde ich gut, das ist keine Frage. Ich habe schon den Eindruck, dass er sein Handwerk versteht und weiß, was er tut – auch und gerade im Vergleich mit dem, was ich hier teilweise im Forum mitlese. Allerdings ist er auch kein Traumatherapeut und ich weiß nicht, ob er sich überhaupt gut mit Traumata auskennt. Ich schaffe es in der Therapie ja nicht einmal, das Wort „traumatisch“ auszusprechen und reagiere heftig darauf, wenn er das tut. Und zum Glück nimmt er sehr viel Rücksicht darauf und lässt sich auf meine Metaphern (bzw. Euphemismen) ein.
Ich vertraue ihm dahingehend, dass er es mir sagen würde, wenn er fachlich an seine Grenzen kommt, das hat er mir auch mehrfach versichert. Und ich finde es gut, dass er explizit an diese Erlebnisse herangehen möchte und nicht nur Stabilisierung und Verdrängung auf Lebenszeit bewirken will. Das scheint ja schon eine recht weit verbreitete Tendenz zu sein, nur stabilisierend zu arbeiten, die eigentlichen Traumata aber außen vor zu lassen, und das finde ich furchtbar. Nur frage ich mich – und verzeiht mir bitte diese naive Frage -, wie genau denn eine Konfrontation aussieht? Bedeutet das im Wesentlichen, sich noch einmal explizit und in allen Details mit dem, was passiert ist, auseinanderzusetzen?
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peponi
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Beitrag Do., 22.10.2020, 12:50

Jetzt habe ich zu viel geschrieben und muss meinen Beitrag splitten. Ich hoffe, das ist in Ordnung.
DunDealgan hat geschrieben: So., 18.10.2020, 20:32 Ich habe keinerlei Gewalt erfahren, weder sexuellen Missbrauch noch Drogen noch koerperliche Gewalt, im Gegenteil zu so vielen anderen hier, die wirklich schreckliche Dinge erlebt haben.
ich hoffe, du nimmst mir das nicht übel, denn ich meine das wirklich nicht böse, aber ich musste ein wenig über diesen Satz schmunzeln. Drogen sind ja nun nicht per se traumatische Erfahrungen. Im Gegenteil gibt es inzwischen einige Studien, die zeigen, dass gerade MDMA (Ecstasy) in der Behandlung von posttraumatischen Belastungsstörungen unglaublich große Erfolge erzielen kann, die mit konventionellen Methoden nicht möglich gewesen sind. Es gibt immer mehr Forschung dazu und möglicherweise wird MDMA in den nächsten Jahren in den USA auch zur Behandlung zugelassen. Ich kann mir das sogar sehr gut vorstellen und bedauere es, dass wir da gesellschaftlich noch nicht weiter sind. Vor Jahren hatte ich mal ein Erlebnis mit MDMA, das mich noch heute beschäftigt, weil es mir in vielerlei Hinsicht die Augen geöffnet hat und ich zu einem Mitgefühl und einer Nachsicht mit mir selbst in der Lage war, die mir ansonsten völlig fremd sind und ich nie zuvor und nie danach jemals wieder gespürt habe. Und ich glaube, von weiteren solchen Erfahrungen, noch dazu therapeutisch gelenkt, könnte ich unheimlich profitieren und wäre sicher nicht allein damit. Was auch immer Heilung bedeuten mag, diese Erfahrung fühlte sich ein Stück weit danach an.

Darüber hinaus denke ich, dass die Deutungshoheit über ein traumatisches Erlebnis immer und ohne Ausnahme bei der Person liegt, die diesem ausgesetzt war. Und dass es egal ist, was konkret passiert ist und ob es ‚objektiv‘ schlimm war, sondern vielmehr zählt, wie sich das auf dich ausgewirkt hat. Wenn du es subjektiv als schlimm bzw. traumatisch empfunden hast, dann war es das auch. Und nicht jede Form der Gewalt lässt sich gleich als solche erkennen und emotionale Gewalt kann ebenso unheimlich zerstörerisch sein.
chrysokoll
Es gibt ganz verschiedene Zugänge um etwas zu "verstehen".
Also um es nicht nur rational irgendwie zu verstehen, sondern emotional, körperlich und es zu akzeptieren
Aber WIE geht das, welche Zugänge gibt es, wie lässt sich das emotional begreifen?
tupsy71
Ich meine damit, dass ich zwar immer noch Schwierigkeiten habe mit der Vergh klar zu kommen und es immer noch weh tut, ich aber einfach nicht schaffe es als Schlimm zu benennen. Obwohl alle Erinnerungen da sind, schaffe ich es nicht, mir zu erlauben, dass es schlimm war. Sorry, weiß nicht wie ich es richtig erklären kann was ich sagen möchte. Hoffe ihr versteht.
Ich verstehe jedes Wort von dem, was du schreibst. Mir geht es genauso. Irgendwie empfinde ich es als anmaßend, mich hinzustellen und von traumatischen Erlebnissen zu sprechen.
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Anti Lope
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Beitrag Do., 22.10.2020, 13:28

peponi hat geschrieben: Do., 22.10.2020, 12:48
nur fängt es da schon an, ich bin eher an einem Punkt, dass ich überhaupt herausfinden möchte, was ich eigentlich fühle. Lange Zeit dachte ich, da ist gar nichts, nur eine absolute affektive Verflachung. Inzwischen merke ich, dass ich sehr wohl fühle, nur einfach keine Ahnung habe, was das überhaupt für ein Gefühl ist bzw. es mir schwer fällt, in diesem derzeit sehr negativen Gefühlsbrei Gefühle herauszufiltern, zu erkennen und wahrzunehmen. Geht das noch jemandem so?
Hallo peponi, genau so ging es mir auch. Ich hatte die Erkenntnis, doch zu fühlen, aber noch nicht differenzieren was ich da überhaupt so fühle.

Mir hat geholfen in der Therapiestunde immer wieder zu beschreiben, was ich da grade spüre im Körper. Irgendwann war dann da mal ein Gefühl, das sich mehr und mehr für mich zu erkennen gab, ich es also eindeutig als z.B. Trauer definieren konnte. Was für ein Moment! :-D
Und so geht es irgendwie immer weiter. Ich bin erstaunt, wie schnell ich manchmal ein Gefühl in mir wahrnehmen und zuordnen kann. Das ist so wunderbar!

Es braucht allerdings auch Geduld, das kann man nicht einfach willentlich herbeiführen. Bei mir hat es sehr lange gedauert.

Alles Gute!
"Wenn ich einen grünen Zweig im Herzen trage, wird sich der Singvogel darauf niederlassen."
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Pianolullaby
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Beitrag Do., 22.10.2020, 17:47

peponi hat geschrieben: Do., 22.10.2020, 12:48 Und ich finde es gut, dass er explizit an diese Erlebnisse herangehen möchte und nicht nur Stabilisierung und Verdrängung auf Lebenszeit bewirken will. Das scheint ja schon eine recht weit verbreitete Tendenz zu sein, nur stabilisierend zu arbeiten, die eigentlichen Traumata aber außen vor zu lassen, und das finde ich furchtbar. Nur frage ich mich – und verzeiht mir bitte diese naive Frage -, wie genau denn eine Konfrontation aussieht? Bedeutet das im Wesentlichen, sich noch einmal explizit und in allen Details mit dem, was passiert ist, auseinanderzusetzen?
Ja, so sieht Konfrontation aus, sich noch einmal mit den Detail auseinander setzen, verbalisieren, visualisieren, akzeptieren, Gefühle von damals auch fühlen, denn die hast du damals verdrängt, diese schrecklichen Bilder noch einmal anzusehen. Zu spüren was in deinem Körper zu dieser Zeit geschehen ist, was er in dieser Zeit erlebt hat, zu fühlen, was der Körper zu dieser Zeit für Schmerzen hatte usw. Zu überlegen was für die Zukunft sinnvoll ist usw.

Und genau aus diesem Grund muss Stabilität vorhanden sein. Denn dieses Anschauen kann einen auch tatsächlich überfluten. P.s. SVV ist immer eine Entscheidung. Du hast immer die Entscheidung, tust du es, oder lässt du es ! Niemand kann dir da wirklich helfen es nicht zu tun. Es ist allein deine eigene Entscheidung
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Hexe2
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Beitrag Do., 22.10.2020, 17:59

Hallo peponi,

Ich kann mich den Vorschreibern nur anschließen und kenne diese Dinge nur zu gut.
Mein Therapeut sagt immer, wenn ich anfange "Da war ja nix", dass dies für mich ein Signalwort werden sollte, wo ich aufhorchen soll, weil "Da war ja nix" wurde mir permanent von meinen Peinigern eingetrichtert und das hat mir etwas geholfen umzudenken, aber mein Therapeut musste mich immer wieder darauf hinweisen!
Mir wurde auch erst bewusst, dass diese Dinge von früher nicht in Ordnung waren, als er diese Dinge erklärte, als wären sie jemand anderen passiert, davor war es einfach "normal", schließlich kannte ich nichts anderes.

Um genau zu sein, habe ich alles ausgeblendet, aber mein Körper reagierte von Jahr zu Jahr immer mehr, bis hin zum ständigen Selbstabschalten mit Atemstillstand. Da wurde mir gesagt, dass ich ein Trauma hätte, aber ich verneinte es, schließlich konnte ich mich an nichts erinnern. Ich erlebte dann Therapeuten, die wieder alles zudeckten, damit ich "normal" weiterleben konnte, aber das ging nur ein paar Jahre gut und dann wurde es noch schlimmer und erst, als ich anfing, mir einzugestehen, dass da vielleicht wirklich etwas dran sein könnte, wurde es mir möglich daran zu arbeiten. Und glaube mir, die ersten zwei, drei Jahre waren furchtbar, aber dann erkannte ich allmählich, dass es aufwärts ging, davor dachte ich, dass es immer nur noch schlimmer wurde. Ich konnte gar nichts mehr, war nur noch am weinen und verzweifeln, aber ohne meinen Therapeuten hätte ich es nie geschafft.

Ich habe diese Dinge als Kind erlebt, bis hin zum Erwachsenenalter, aber der körperliche Zusammenbruch kam es erst mit ca 32 und die Erinnerungen konnte mein Innerstes erst mich ca 40 freigeben.
Mein Therapeut sagt auch immer, die Seele will erzählen und sich frei machen und wenn sie es nicht kann, verlagert es sich auf den Körper und sie kann erst dann erzählen, wenn sie merkt, dass eine gewisse Sicherheit und Stabilität da ist. Darum kann es sehr viele Jahre dauern, bis es zur Bewältigung kommt.

Trotz allem ertappe ich mich immer noch mit den Frage, ob das wirklich alles passiert sein kann und dann kommt der Gedanke "Da war ja nix" oder "stell Dich nicht so an", aber dann weiß ich sofort, das sind die Stimmen der Peiniger.

Lg Hexe2

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Cangaroo5
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Beitrag Mo., 26.10.2020, 15:14

malerin hat geschrieben: Fr., 16.10.2020, 00:37
Erst jetzt nach sehr vielen Jahren steht fest dass ich eine KPTBS habe. Im ICD-10 nennt man es noch nicht KPTBS sondern andauernde Persönlichkeitsänderung (icd 62.0).
Ich bin jetzt seit fast 2 Jahren wieder beim Therapeuten und ich kann dir nur Raten, setz dich nicht unter Druck. Es brauch Zeit, bis man versteht, warum man so reagiert und warum man sich so fühlt. Mit einem guten Therapeuten, kann sich aber vieles verbessern.
Hi malerin,

darf ich dich fragen welche Methode ihr anwendet in der Thera? Ich habe die Diagnose F62 erst seit ein paar Wochen und es verwirrt mich immer mehr. EMDR hat nicht funktioniert (vorher, deswegen wurde dann ein klinisches Gutachten erstellt) und ich habe immer das Gefühl, ich müsste irgendwas TUN, damit ich weiterkomme, aber weiß nicht was, wenn es mir schlecht geht. In der Therapie ist mir Vieles völlig klar, zuhause kann ich es dann nicht anwenden. Ich fühle mich unfähig an mir zu arbeiten. Wird das besser? Danke! cangaroo

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Pianolullaby
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Beitrag Mo., 26.10.2020, 18:09

Hast Du denn Skills, und kannst sie anwenden? Wenn nicht würde ich mit dem Therapeuten da nochmal rangehen, und zwar intensiv, ebenso, die Achtsamkeit und andere stabilsierende Übungen.
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DunDealgan
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Beitrag Di., 27.10.2020, 07:46

@Peponi, ich meinte selbstverstaendlich Drogenmissbrauch der Eltern in meiner Aussage.

Das es eine gewisse Stabilitaet braucht um traumatische Dinge hochkommen zu lassen ist eine ueberaus interessante Aussage, ueber die ich mal nachdenken muss:-) Waere ja durchaus eine hilfreiche Art zu denken wenn's einen wieder ueberflutet.

Nach meiner analytischen Therapie, die auch erst im Mai etwas unschoen geendet hat stehe ich vor einem Riesenberg an Emotionen mit denen ich kaum umgehen kann. Mein Ex-Therapeut hat mir keinerlei skills oder Hilfe zukommen lassen (wobei das offenbar auch anders geht wenn man hier so querliest) und dementsprechend fuehle ich mich dann auch bei Gefuehlswallungen.
Ich habe nur sehr wenige Erinnerungen an meine Kind/Jugendzeit, meine Mutter starb als ich 17 war, dementsprechend kaempfe ich gegen Schatten an die ich nicht kenne - fragen kann ich ja keinen mehr, das macht es vermutlich noch schwieriger irgendwelche Traumata zu sehen und zu akzeptieren.

Es braucht Zeit, ja.......mit Geduld hab ich es nicht so;-). Mittlerweile bin ich seit 5.5 Jahren dran und es ist entmutigend, dass ich erst vor Kurzem ueberhaupt begriffen habe, wogegen ich eigentlich ankaempfe. Also nix mit Angststoerung, die bittere Erkenntnis, dass ich gegen meine Angst nach draussen zu gehen nichts tun kann da nur Symptom. Mein Analytiker haette das lange erkennen muessen anstatt mich ueber 4.5 Jahre lang sinnlos zu quaelen...

Alles ganz ganz bloed:-(

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chrysokoll
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Beitrag Di., 27.10.2020, 11:31

Es ist in Traumatherapie zumindest Standard dass ein Trauma nur angeschaut, bearbeitet werden kann bei Stabilität.
Und darauf wird hingearbeitet. Das ist auch sehr anstrengend, aber machbar.

Ich hab wie du viele Jahre in einer anlaytischen Therapie / Analyse vergeudet, und bereue das im Nachhinein sehr.
Das lässt sich nicht mehr ändern, du kannst das auch nicht mehr ändern, du kannst nur jetzt versuchen einen anderen Weg einzuschlagen.

Mit einer Verhaltenstherapie könntest du ohne Wartezeit anfangen, such dir jemand der / die Traumatherapeut ist.
Das ist natürlich nicht ganz einfach zu finden, aber machbar.

Ich merke erst jetzt was möglich ist, was sich verändert!

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