komplexe PTBS und Panik vor OP

Körperliche und seelische Gewalt ebenso wie die verschiedenen Formen von Gewalt (wie etwa der Gewalt gegen sich selbst (SvV) oder Missbrauchserfahrungen) sind in diesem Forumsbereich das Thema.

Marilen
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Beitrag Di., 23.02.2021, 17:49

Klinik, noch dazu Uniklinik ist einfach ein Betrieb.
Menschen verschwinden zu einem großen Teil hinter ihren Diagnosen.
Bis auf ganz ganz wenige Ausnahmen.
Es ist schwer.
Diese Aufenthalte sind schwer.
Wenn ich gehen muss
versuche ich mich innerlich zu fokusieren,
dass mir geholfen wird.
Fachlich sind sie in der Uniklinik oft sehr gut, auf neuestem Stand.
Mein Vorteil ist: ich schalte ab bestimmten Punkten einfach ab.
Und habe dann im Nachhinein zu tun
aber dann bin ich nicht mehr alleine
und in einem geschützten Bereich: daheim.

Ich würde dir gerne etwas anderes schreiben
etwas, das mehr Mut macht
aber es wäre vorbei an dem
was du selbst
jetzt schon im Ansatz erlebt hast.

Eine Lösung habe ich nicht
außer: Augen zu und durch und nie vergessen: es geht vorbei
und das Wenigste was dort geschieht hat mit dir zu tun.

Alles Liebe für dich
vor allem Gesundheit

Marilen
Rabbi Nachman lehrt uns etwas Bahnbrechendes. Wenn es schwer wird, bleibt dir nur noch eines: Sei glücklich und freue dich.

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Pianolullaby
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Beitrag Di., 23.02.2021, 18:54

Dann hole Dir eine 2. Meinung an einem anderen Krankenhaus, das ist Dein Recht, so würde ich keine OP machen. Auch wenn es relativ dringend wäre, da würde ich mich nicht hinbegeben
Träume nicht Dein Leben, lebe Deinen Traum

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Jannerl
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Beitrag Mi., 24.02.2021, 20:13

Das Problem ist, dass den Eingriff eine Klinik machen muss, die damit Erfahrung hat, weil das keine so häufige OP ist, und das ist in unserer Gegend leider nur diese Uniklinik. Deshalb habe ich leider keine Alternative. :neutral:

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Unecht
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Beitrag Mo., 01.03.2021, 21:57

Marilen hat geschrieben: So., 21.02.2021, 17:18 Hallo,

erst einmal wünsche ich dir alles, alles Gute für deine Gesundheit, dass der Eingriff als solcher gut verläuft und das Ergebnis ein Gutes ist!

Ich habe eine sehr gute Erfahrung bei einer Spontanentbindung gemacht.

Arzt und Hebamme hielten sich sehr im Hintergrund.
Es wurde nicht vaginal untersucht um zu sehen, wie weit der Muttermund auf ist.
Keine Schmerzmittel, kein Wehentropf, die Kontrolle über die Geburt lag bei mir.
Ich hatte die ganze Zeit einen Bettbezug als Decke über mir, die auch nicht weggenommen wurde
als das Kind geboren wurde.
Keine verbale Gewalt.


Bei mir ist es in der Regel so,
ich spüre nichts mehr wenn ich mit Ärzten in Kontakt bin.
Mit mir kann man ohne Probleme sämtliche Untersuchungen und Eingriffe machen
ich bin woanders, ich funktioniere
aber hinterher, wenn es vorbei ist,
kommt alles raus aus mir.

Es ist gut, wenn dann jemand da ist.

LG

So eine Geburt hätte ich mir auch gewünscht..
Als das Kind (vom Vergewaltiger) geboren wurde, haben die unten geschaut, ich hab aber um mich getreten. Und da wurde mir gedroht, wenn die nicht nachmessen dürfen, wie weit der MM schon offen ist, dann wird es eben ein Kaiserschnitt!

Und bei der letzten Geburt hat die Hebamme so stark und doll da drin rumgewühlt, dass ich irgendwann nur noch geschrien hab, dass sie damit sofort aufhören muss.

Nun ja.. Egal.
Alle draußen und "nichts passiert".
"Dieses Leben scheint unerträglich, ein anderes unerreichbar." (Franz Kafka)

Kinder und Tiere sind Gottes Entschuldigung.

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Lady Nightmare
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Beitrag Di., 02.03.2021, 20:34

Hallo Jannerl,

ich denke, in medizinischen Belangen ist es einfach sinnvoll, sich von Vernunftgründen leiten zu lassen. Du willst doch den Tumor raushaben und auch wissen, ob er auch wirklich gutartig ist. Am besten lässt sich das immer beurteilen, wenn das Ding draußen ist.

Ok, der Operateur war dir nicht sympathisch und hat sich im Patientengespräch wenig empathisch gezeigt, aber wesentlich ist doch, dass er in seinem Bereich etwas "drauf hat".

Ich hatte in den letzten fünf Jahren zwei OPs und bei der ersten war ich wirklich in einem absoluten psychischen Ausnahmezustand, trotzdem war es richtig, sich dem Eingriff zu unterziehen. Da hier schon einige Horrorgeschichten hinterlassen wurden, möchte ich dir eine positive Anekdote dalassen:

Während ich zur Anästhesievorbereitung so dalag, betrat die Anästhesistin wie Rotkäppchen den Raum, einen roten Reisenthel-Einkaufskorb unter dem Arm, wechselte mit einer Kollegin ein paar Worte über den zurückliegenden Skiurlaub mit ihren Kindern, beugte sich zu mir runter und fragte mich, ob ich Angst habe. Ich bejahte das. Sie fragte mich, ob ich das Konzept des sicheren Ortes kenne, einen solchen sollte ich mir jetzt vorstellen und dort hingehen und sie verspräche mir, sie hole mich danach auch wieder dort ab. Und zack kurz darauf war ich weg. Nun ja, sie hat ihr Versprechen eingehalten, sonst könnte ich nicht hier schreiben und ich finde, sie hat das sehr liebevoll gemacht.

Also mag sein, dass der Operateur ein Klotz ist, aber gut möglich, dass dir im KH andere Fachkräfte begegnen, die nicht so sind.

Du schaffst das!

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Jannerl
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Beitrag Di., 02.03.2021, 21:12

Hallo ihr Lieben,
ich möchte noch einmal danke sagen für's Mut zusprechen! Ihr seid toll! Das tröstet mich und macht mir auch Hoffnung, das irgendwie zu schaffen. Auch das Wissen, dass in einer Uniklinik fachlich wirklich gutes Personal arbeitet, hilft mir. Momentan pendle ich noch hin und her zwischen "hineinsteigern", wenn ich detailliert an das denke, was auf mich zukommt, und "radikaler Akzeptanz". Ich hoffe, ich bekomme es auch mit einer so tollen Anästhesistin zu tun wie du, Lady Nightmare! Das würde vieles etwas erleichtern! Am 23.03. ist die OP, ich werde danach berichten, wie es war!

Liebe Grüße
Jannerl

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Scars
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Beitrag Mi., 03.03.2021, 13:37

Liebe Jannerl! Ich wünsche dir auch Alles Gute!
Remember to leave pawprints on hearts.


Marilen
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Beitrag Do., 04.03.2021, 13:37

Ich wünsche dir auch alles, alles Gute.

Bin ein Tag vor dir dran.
Wir schaffen das!!!!

LG Marilen
Rabbi Nachman lehrt uns etwas Bahnbrechendes. Wenn es schwer wird, bleibt dir nur noch eines: Sei glücklich und freue dich.

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Jannerl
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Beitrag Sa., 06.03.2021, 21:05

Vielen lieben Dank! Und dir, Marilen, drücke ich auch ganz feste die Daumen!!

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Jannerl
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Beitrag Mo., 29.03.2021, 22:24

Hallo, ihr Lieben,
seit 4 Tagen bin ich nun wieder zuhause und möchte euch berichten:
So wenig ich es aufgrund der ambulanten Vorgespräche erwartet hatte, so positiv war mein stationärer Aufenthalt dann doch! Ich checkte auf Station ein und hatte noch einmal einen Bericht meines Psychologen dabei, in dem er meine Probleme schilderte. Diesen habe ich dann gleich bei der Schwester abgegeben. Wahrscheinlich haben ihn meine Behandler auch wirklich durchgelesen, denn alle sind sehr gut auf meine Probleme eingegangen.
Ich bekam am Vortag schon eine Tavor, damit ich einigermaßen ruhig schlafen konnte. Auch ein Psychologe hat mich noch besucht und mit mir über meine Ängste gesprochen. Am OP-Tag kam ich gleich als erste an die Reihe, damit ich mich gar nicht groß hineinsteigern konnte. Auch durfte ich meine eigene Unterwäsche anbehalten (BH nicht). Das OP-Hemd haben sie mir während der OP auch nicht ausgezogen, sondern an der Schulter sogar extra etwas eingeschnitten, um die Elektrode zu setzen.
Eingeschleust hat mich auch eine Frau, ebenso war die Anästhesie weiblich. Darum hatte ich gar nicht gebeten, sondern das hat das Team von sich aus so organisiert. Die Anästhesistin hat mir dann ganz genau erklärt, was sie macht, und als sie mir das "wuschig-mach-Mittel" spritzte, bekam ich dann doch etwas Panik. Ich sagte es ihr und sie meinte, dass sie jetzt schnell weitermachen würde und spritze mir das Narkosemittel, sodass ich gleich einschlief.
Als ich dann im Aufwachraum wieder wach wurde, war ich in einer ruhigen Ecke "geparkt" und wurde wiederum von einer Frau betreut. Ich weiß wirklich nicht, was man hätte noch besser machen können! Alles lief auch total diskret ab, keiner hat mich auf meine Probleme angesprochen, sondern sie haben einfach nur gemacht. Durch diesen stationären Aufenthalt konnte ich wirklich einige positive und auch korrigierende Erfahrungen sammeln und bin dem gesamten Klinikteam sehr dankbar! Ich hätte es eigentlich nicht so erwartet, aber auch in einer großen Uniklinik kann vom "Schema-F" abgewichen und der Patient als Individuum gesehen werden - zumindest waren das meine Erfahrungen!
Liebe Grüße, Jannerl
Zuletzt geändert von Pauline am Di., 30.03.2021, 05:17, insgesamt 1-mal geändert.
Grund: Absätze für bessere Lesbarkeit angebracht.

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chrysokoll
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Beiträge: 3593

Beitrag Di., 30.03.2021, 10:38

vielen Dank für diesen positiven Erfahrungsbericht - das freut mich wirklich sehr für dich!
Und das gibt Hoffnung dass doch so etwas möglich ist, auch in einem Massenbetrieb.
Es ist wirklich schön zu lesen wie sehr da auf dich geachtet wurde. Ich habe ähnliche Erfahrungen gemacht, die mir ebenfalls sehr geholfen haben


Kirchenmaus
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Beitrag Di., 30.03.2021, 12:05

Jannerl hat geschrieben: Mo., 29.03.2021, 22:24 Durch diesen stationären Aufenthalt konnte ich wirklich einige positive und auch korrigierende Erfahrungen sammeln und bin dem gesamten Klinikteam sehr dankbar!
Wunderbar, ich freue mich sehr für dich!

Damals bei meiner OP ging es mir ganz genauso: Es war eine korrigierende Erfahrung. Toll, dass du das auch erleben durftest.

Herzlich
Kirchenmaus
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Forums-Gruftie
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Beitrag Fr., 02.04.2021, 22:37

oh, das freut mich echt auch sehr für dich!!
Und was es auch zeigt, dass es eben doch hilft, wenn man wie du, auf sich aufmerksam macht: Hallo, ich habe da ein Problem, ich brauche Hilfe, sonst hätten sie das nicht wissen können und darauf eingehen können.
Also deine eigene sorgfältige Vorbereitung, das schon im Vorfeld anzusprechen, da auch einen Bericht dabei zu haben, dass die Ärzte dann etwas schriftlich zum Durchlesen haben etc.


sayusmile
neu an Bo(a)rd!
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Beiträge: 2

Beitrag Sa., 09.07.2022, 20:40

Leider musste ich mir einen bereits offenen Thema wenden, denn ich kann kein eigenes eröffnen.

Komplexe PTBS

Darf ich fragen, wie es euch betroffenen mit der kPTBS geht. Hauptsächlich die Gefühlswelt finde ich sehr schwierig.
Psychologen fragen mich wie es mir geht und ich kann keine Antwort geben. Ich merke oft, dass es mir richtig schlecht geht, aber trotzdem fühle ich nichts. Ich denke Betroffene verstehen was ich meine. Es ist wie in einer Disco mit einer dicken Mauer, man hört einiges durch aber man kann nicht sagen was da abgeht, auch wenn jemand schreien würde, ich komm nicht dran. Meine Gefühle sind wie eingeschlossen und für mich nicht zugänglich. Ich konnte auch Jahre lang nicht weinen. Aber plötzlich kommen sehr viele negative Gefühle hoch die ich sogar beschreiben kann. Hauptsächlich pure Verzweiflung, Hoffnungslosigkeig und Ängste, jetzt habe ich ca 3Tage durch geweint, ich war total sensibel. Aber jetzt merke ich wieder, dass auch diese Gefühle und leider auch meine Tränen zurück „in diese Disco“ gehen. Aber ich will dass sie da sind, so spüre ich wenigstens was und das weinen tut mir gut. Wie kann ich verhindern, dass auch diese Gefühle und diese Tränen wieder verschwinden?
Wie geht es euch mit eurer Gefühlswelt? Könnt ihr die beschreiben?

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