Traumaverarbeitung, ein langer Prozess

Körperliche und seelische Gewalt ebenso wie die verschiedenen Formen von Gewalt (wie etwa der Gewalt gegen sich selbst (SvV) oder Missbrauchserfahrungen) sind in diesem Forumsbereich das Thema.

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Maskerade
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Beitrag Mi., 21.06.2017, 18:53

Hey Piano,

das klingt nach einem super Kompromiss, der für mich so auch passen würde. :-)
Liebe Grüße, Maskerade

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Pianolullaby
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Beitrag Mi., 21.06.2017, 22:47

Kennst Du die liegende Acht?

Ich male diese oft minuten oder sogar stundenlang mit einem Stift auf ein Papiert.
und mache die Pendelbewegung.
Oder ich lege mir mit einer Packschnur eine auf den Boden und schreite sie manchmal 20-30x
hintereinander ab: Und überlege mir vorher, welche Seite positiv und welche negativ ist.
Und stehe manchmal einfach direkt neben dran und überlege mir was ist jetzt gerade negativ,
oder wenn ich in der positiven Seite stehe, was tut mir jetzt gerade gut, und wie fühlt es sich denn genau an,
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Ta_Ra
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Beitrag Do., 22.06.2017, 23:59

Nun ist es so daß unlängst ein paar Tage am Stück immer wieder Erinnerungen hochkamen und mich regelrecht überschwemmten. Es sind Erinnerungen an alle 8 dabei. Ich konnte alles ganz genau und detailliert aufschreiben.
Waren hier neue Erinnerungen dabei, die zum ersten Mal aufgetaucht sind?
Jetzt, ein paar Tage später, merke ich daß diese Erinnerungen ganz langsam wieder verblassen. Ich kann sie nicht halten. Ist es bei solchen Erinnerungen nicht so, einmal bewußt, immer bewußt ? So hatte ich mir das bisher zumindest vorgestellt.
Ich sage jetzt mal: zum Glück ist es oft nicht so, dass einmal bewußt, immer bewußt.
Viele würden das niemals aushalten können, daher setzt offenbar der "eingebaute" Selbstschutzmechanismus danach wieder ein.

Es ist ja noch immer nicht ganz klar erforscht, wie Traumaverarbeitung genau funktioniert, warum bei manchen Integration gut klappt und bei anderen wiederum garnicht.
Meine Theorie, in Anlehnung daran was ich gelernt habe und auch bei vielen Menschen beobachtet habe ist jene, dass jegliche Art von Erinnerung ein Bewältigungsversuch ist.
Häufig kommen aber Traumaerinnerungen sehr fragmenthaft ins Bewußtsein und verschwinden dann wieder, um irgendwann wieder einmal aufzutauchen und wieder zu verblassen usw usw....

In einer Fortbildung über Traumaintegration wurde uns gesagt, dass diejenigen, die die einzelnen Fragmente quasi zu einem "einheitlichen Bild" ( was immer das dann auch sein mag) werden lassen, sehr gute Chancen haben, dass Integration funktioniert.
Soviel zur Theorie.

Ich sehe das was du beschreibst ähnlich wie eine Konfrontationstherapie in kleinen Schritten, die durch die eigenen Schutzmechanismen "gesteuert" wird.....es werden Erinnerungen ins Bewußtsein "gelassen" die du eine Weile aushältst bzw. in dieser jeweiligen Phase verkraften kannst - diese werden dann aber wieder zurückgezogen, da eine Dauerkonfrontation mit all den Inhalten nicht aushaltbar wäre.

Ich persönlich finde, dass es sehr wichtig ist, dann über diese Dinge zu sprechen, zu versuchen, all das in Worte zu fassen, wofür man möglicherweise noch nie Worte finden konnte.

Das ist jetzt alles ziemlich vereinfacht dargestellt, aber für mich stellt sich "Verarbeitung" oft so dar.


Waldschratin
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Beitrag Fr., 23.06.2017, 11:18

Ta_ra hat geschrieben:Ich persönlich finde, dass es sehr wichtig ist, dann über diese Dinge zu sprechen, zu versuchen, all das in Worte zu fassen, wofür man möglicherweise noch nie Worte finden konnte.
Da hätte ich mal ne Frage dazu, aus für mich aktuellem Anlass:
Warum ist es eigentlich so wichtig, "die Dinge in Worte zu fassen" und auszusprechen?

Ich schlag mich derzeit mit recht abartigen Erinnerungen rum, die auszusprechen mir nicht nur schwerfallen, sondern ich bin generell nicht so drauf aus, weil ich im Aussprechen und Benennen oft auch ein "am Leben erhalten" dieser Ereignisse sehe.
Mir ist wichtiger, die Gefühle, die Zustände und mein Erleben im Augenblick des Geschehens benannt zu bekommen, als den "Inhalt" des Geschehenen an sich. Ich hab oft den Eindruck, indem man das, was da passiert ist, (manchmal ja auch immer wieder) benennt, hält man es künstlich "am Leben". Mal abgesehen davon, dass ich dann oft befürchte, ich geb damit anderen noch "Anregungen", die eh schon nach "Verletzungsmöglichkeiten" auf der Suche sind.

Nun steh ich das erste Mal da und spüre das Bedürfnis in mir, tatsächlich auch den Inhalt der Geschehnisse zu bennenen und auszusprechen und "Mitwisser" zu haben. Und das verwirrt mich grad sehr...

Ich denk halt drüber nach, woher kommt jetzt dieses Bedürfnis? Wie könnte ichs "umgehen"? Es reicht ja oft anzudeuten - mein Gegenüber hat mit Sicherheit Fantasie genug, um dann 1 und 1 zusammenzuzählen und auch auf 2 zu kommen. Und damit lasse ich mein Gegenüber ja auch in seinen eigenen Möglichkeiten, auch der "Steuerung" durch seine eigene Fantasie. Gibt ja schließlich auch Sekundärtrauma, und da will ich nicht zum Täter werden...

Warum also hat man dieses Bedürfnis? Was bewirkt dieses in Worte fassen und aussprechen des Inhalts? Und wie hilft es bei der Verarbeitung?

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Ta_Ra
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Beitrag Fr., 23.06.2017, 12:16

@waldschratin
Ich möchte auf dein Posting auf jeden Fall gern eingehen, hab aber momentan leider die nicht die dazu nötige Zeit....sobald Zeit vorhanden, schreibe ich!


Waldschratin
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Beitrag Fr., 23.06.2017, 12:34

Hallo Ta_ra,
danke, das ist lieb von dir!
Und lass dir ruhig Zeit, kein Stress!

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Pianolullaby
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Beitrag Fr., 23.06.2017, 20:39

Waldschratin hat geschrieben: Fr., 23.06.2017, 11:18
Ta_ra hat geschrieben:Ich persönlich finde, dass es sehr wichtig ist, dann über diese Dinge zu sprechen, zu versuchen, all das in Worte zu fassen, wofür man möglicherweise noch nie Worte finden konnte.
Da hätte ich mal ne Frage dazu, aus für mich aktuellem Anlass:
Warum ist es eigentlich so wichtig, "die Dinge in Worte zu fassen" und auszusprechen?
weil den meisten Menschen, v.a. wenn der Mb sehr jung statt gefunden hat, ein Sprechverbot auferlegt wurde,
und das soll damit gebrochen werden. Als Akt von ich DARF mich ausdrücken und meine Wut oder was auch immer damit zum Ausdruck bringen. Es soll nicht länger ein Geheimnis sein.
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Ta_Ra
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Beitrag Fr., 23.06.2017, 20:43

Waldschratin hat geschrieben: Fr., 23.06.2017, 11:18 Da hätte ich mal ne Frage dazu, aus für mich aktuellem Anlass:
Warum ist es eigentlich so wichtig, "die Dinge in Worte zu fassen" und auszusprechen?
Ich versuchs mal möglichst kurz und trotzdem irgendwie verständlich zu schreiben, denn die Thematik ist eine sehr komplexe...
Mal sehr oberflächlich und vereinfacht gesagt: es geht dabei um die Synchronisation der beiden Gehirnhälften.
In der rechten Hälfte sind die Traumasinneswahrnehmungen gespeichert (meistens fragmentartig, also nicht als konsistentes "Bild").
Das Sprachzentrum befindet sich in der linken Hälfte.
Es wird angenommen, dass ein bestehen bleibendes Trauma (im Sinne von PTBS) die Folge einer Störung des Informationsverarbeitungsprozesses zwischen rechter und linker Gehirnhälfte ist - und daher die Annahme, dass eine Synchronisation der beiden Hälften zu einer guten Verarbeitung führen kann.
Sprich: Wenn ich in Worte fasse, was ich erlebt und gefühlt habe verknüpfe ich die beiden Gehirnhälften - UND: wenn ich Inhalte erinnere und ausspreche, kann ich ein konsistenteres "Bild" vom Trauma bekommen, da dies den Erinnerungsprozess weiter anstoßen kann.
Und wenn ich ein konsistenteres Bild bekomme, bin ich eher in der Lage, irgendwann nicht mehr von fragmentartigen Inhalten überschwemmt zu werden.
Ich nehme bei meiner Arbeit oft den Vergleich eines Puzzles her.
Traumafragmente tauchen immer wieder auf, mal bekannte, mal neue, auch die Form ist oft unterschiedlich.....manchmal sind es bildhafte Fragmente, manchmal sind es reine Körperemotionen, alles eben Fragmente, die auf den ersten Blick ein großes Durcheinander sind und im Menschen verursachen.
Wenn ich nun die Fragmente wie Puzzleteile versuche, jeweils genau anzusehen und zu schauen, was wo hinpassen könnte und wie das eine mit dem anderen zu tun haben könnte, gelingt es vielleicht einmal, ein ganzes Puzzlebild zu erhalten.
Dann habe ich etwas vor mir, das ich anschauen kann, etwas das erkennbar und benennbar ist - ich kann es also möglicherweise dann mehr als eine "Einheit" abspeichern und somit auch mit mehr Abstand betrachten.

Ich weiß ehrlich gesagt nicht, ob das jetzt alles irgendwie verständlich rüberkommt, ich merke nämlich beim Schreiben, dass es mir keineswegs leicht fällt, ein solch komplexes Thema irgendwie prägnant rüberzubringen......


Ta_Ra
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Beitrag Fr., 23.06.2017, 20:48

Waldschratin hat geschrieben: Fr., 23.06.2017, 11:18 Ich schlag mich derzeit mit recht abartigen Erinnerungen rum, die auszusprechen mir nicht nur schwerfallen, sondern ich bin generell nicht so drauf aus, weil ich im Aussprechen und Benennen oft auch ein "am Leben erhalten" dieser Ereignisse sehe.
Ich verstehe den Konflikt und es gibt ja in der Tat kein Vorgehen, dass man als immer richtig bezeichnen könnte.
Ich meine aber, dass die Inhalte so und so immer irgendwo da sind und "in einem wüten" - wenn auch nicht immer bewußt.
Ich sehe im Aussprechen und Benennen die MÖGLICHKEIT, Trauma zu integrieren - aber ich würde es auch nicht IMMER als das Mittel der Wahl sehen.
In vielen Fällen, ist tatsächlich teilweises verdrängt lassen oder "abspalten" die bessere Lösung.
Waldschratin hat geschrieben: Fr., 23.06.2017, 11:18 Mir ist wichtiger, die Gefühle, die Zustände und mein Erleben im Augenblick des Geschehens benannt zu bekommen, als den "Inhalt" des Geschehenen an sich.
ABSOLUT! Da bin ich ganz bei dir - auch wenn hier die Meinungen, wie eh überall auseinander gehen.
Die Methode nach der ich arbeite ist eine, die das Gefühlsleben absolut in den Vordergrund stellt.
Waldschratin hat geschrieben: Fr., 23.06.2017, 11:18 Mal abgesehen davon, dass ich dann oft befürchte, ich geb damit anderen noch "Anregungen", die eh schon nach "Verletzungsmöglichkeiten" auf der Suche sind.
HIer verstehe ich nicht ganz was du meinst. Wem könntest du wozu Anregungen geben?
Waldschratin hat geschrieben: Fr., 23.06.2017, 11:18 Nun steh ich das erste Mal da und spüre das Bedürfnis in mir, tatsächlich auch den Inhalt der Geschehnisse zu bennenen und auszusprechen und "Mitwisser" zu haben. Und das verwirrt mich grad sehr...
DIe Verwirrung kann ich nachvollziehen.
Ich denke aber, es könnte sich um eine positive Entwicklung handeln, auch wenn sie sich momentan wahrscheinlich nicht positiv anfühlt - ich denke es findet hier vielleicht ein weiterer Schritt in Richtung Verarbeitung statt.

Ganz wichtig ist aber meiner Meinung, dass man gut aufpasst, wem man was erzählt.
Es macht nen großen Unterschied, ob ich Freunden oder Familie so etwas erzähle, oder einem Therapeuten.

Möglicherweise können "Mitwisser" das Gefühl vermitteln, nicht mehr alles ganz alleine tragen zu müssen?
Vielleicht kann es dann etwas "leichter" werden?
Nur mal so Ideen.....
Waldschratin hat geschrieben: Fr., 23.06.2017, 11:18 Ich denk halt drüber nach, woher kommt jetzt dieses Bedürfnis?
Das wird niemand beantworten können, hier wirds bei Mutmaßungen bleiben.
Vielleicht ist gerade durch Therapie (ich weiß nicht, ob du aktuell eine machst) etwas "in Gang" gekommen....?
Waldschratin hat geschrieben: Fr., 23.06.2017, 11:18 Wie könnte ichs "umgehen"?
Hmm....hier drängt sich mir die Frage auf: Warum umgehen, wenn es sich als Bedürfnis anfühlt?
Waldschratin hat geschrieben: Fr., 23.06.2017, 11:18 Gibt ja schließlich auch Sekundärtrauma, und da will ich nicht zum Täter werden...
Genau hier kommt wieder der Punkt zum Tragen, dass es wichtig ist, zu überlegen, welchen Personen man davon berichten möchte.
Bei Angehörigen/Freunden würde ich dem Argument der Sekundärtraumatisierung durchaus Beachtung schenken, bei Therapeuten jedoch nicht.


Waldschratin
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Beitrag Fr., 23.06.2017, 22:00

Pianolullaby hat geschrieben:weil den meisten Menschen, v.a. wenn der Mb sehr jung statt gefunden hat, ein Sprechverbot auferlegt wurde,
und das soll damit gebrochen werden. Als Akt von ich DARF mich ausdrücken und meine Wut oder was auch immer damit zum Ausdruck bringen. Es soll nicht länger ein Geheimnis sein.
Kann ich nachvollziehen. Aber du sprichst es an : die Wut ausdrücken etc. Und da bin ich ganz bei dir : die Zustände, die Gefühle dazu etc.
Aber warum den genauen Inhalt des Erlebten?
Bisher hat es mir immer gereicht, den "anzudeuten". Also schon benennen, z.B. "Ich mußte ihn anfassen", aber eben nicht genau was, wo und wie.

Was ich vergessen hab zu schreiben : Die Erinnerungen, die ich jetzt grad bearbeite, sind aus ner Zeit, da war ich ca. 2-3 Jahre alt. Also eh eher "Plapperzeit" und nicht so direkt "sprachlich möglich". Umso mehr erstaunt mich mein Bedürfnis dazu.
Ta_ra hat geschrieben:Es wird angenommen, dass ein bestehen bleibendes Trauma (im Sinne von PTBS) die Folge einer Störung des Informationsverarbeitungsprozesses zwischen rechter und linker Gehirnhälfte ist - und daher die Annahme, dass eine Synchronisation der beiden Hälften zu einer guten Verarbeitung führen kann.
Sprich: Wenn ich in Worte fasse, was ich erlebt und gefühlt habe verknüpfe ich die beiden Gehirnhälften - UND: wenn ich Inhalte erinnere und ausspreche, kann ich ein konsistenteres "Bild" vom Trauma bekommen, da dies den Erinnerungsprozess weiter anstoßen kann.
Kann ich auch gut nachvollziehen.
Bisher "brauchte" ich dazu aber nicht das direkte Benennen des Geschehenen, sondern es reichte mir das "Andeuten", bzw. Umschreiben.
Mir gehts ähnlich wie Maskerade : Viele unterschiedliche Traumatisierungen, nicht alle nur sex., viele Täter, z.T. recht sadistischer Mb in allen Varianten. Und das Ganze über ca. 15 Jahre verteilt, von ganz klein an.
Ich hab also schon ne Menge an Traumatisierungen verarbeitet und integriert, und da war es mir nie ein Bedürfnis, die Geschehnisse direkt und genau zu beschreiben. Es reichte, es "wissen zu lassen".
Und ansonsten, es für mich selbst zu formulieren, es niederzuschreiben oder in mein Diktiergerät reinzusprechen. Ich brauchte nicht unbedingt einen „Mitwisser“, dem ich die Einzelheiten beschreiben konnte.

Du hast das übrigens gut und klar beschrieben, ist mir gut verständlich! :hugs:
Ta_ra hat geschrieben:Ich sehe im Aussprechen und Benennen die MÖGLICHKEIT, Trauma zu integrieren - aber ich würde es auch nicht IMMER als das Mittel der Wahl sehen.
In vielen Fällen, ist tatsächlich teilweises verdrängt lassen oder "abspalten" die bessere Lösung.
Nein, ich meine damit nicht, es weiter zu verdrängen oder abzuspalten. Ich für mich hatte dann schon immer die "ganze" Erinnerung und bastelte die Puzzlesteile so nach und nach zusammen.
Nur halt für mich selbst. Dem Thera gegenüber ließ ich es bei Umschreibung und Andeutung.
Ta_ra hat geschrieben:HIer verstehe ich nicht ganz was du meinst. Wem könntest du wozu Anregungen geben?
Naja, das ist meinem Mißtrauen gegenüber Menschen geschuldet. :red:
Ich geh davon aus, dass jeder Mensch zu allem Schlechtem fähig ist und ich nicht hinter die Fassade gucken kann. Und so war zu Zeiten der Traumatherapie damals für mich "normal" davon auszugehen, dass auch ein Thera auf perverse Phantasien stehen kann - Ich kenn den ja nie wirklich, lerne ja nur sein Thera-Ich kennen - und auf Letzt sich da noch dran "bedient" an dem, was ich vielleicht detailgetreu erzähle.

Später hab ich dann eher schriftlich mich mitgeteilt, via solcher Foren wie hier. Und da ist mir eh klar, dass in solchen Foren immer ein paar Perverse mitlesen - ist ja sozusagen ein El-Dorado für die...


Waldschratin
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Beitrag Fr., 23.06.2017, 22:02

Ta_ra hat geschrieben:Möglicherweise können "Mitwisser" das Gefühl vermitteln, nicht mehr alles ganz alleine tragen zu müssen?
Vielleicht kann es dann etwas "leichter" werden?
Nur mal so Ideen.....
Ich glaube, das trifft es wohl... Bei all den Geschehnissen aus dieser Zeit geht es in erster Linie um die Gehässigkeit und Eifersucht meiner Mutter mir gegenüber. Sie hat Zeit ihres Lebens die mentale Reife einer 4Jährigen nicht überschritten, war ne sadistisch veranlagte Borderlinerin und ich der Grund, der ihr Leben verpfuscht hat. Ich war einfach immer schuld, an allem, und die Böse, der sie all ihr Unglück "verdankte". Und so hat sie mich schon als Kleine verraten und verkauft und mich sadistischen Sachen bewußt ausgesetzt oder selber unterzogen. Es war ne Art Rache und "Heimzahlung" dafür, dass ich ihr was "wegnahm", meist Aufmerksamkeit und Zuwendung anderer.
Da ist es gut möglich, dass die Kleine in mir sich jetzt mal jemanden wünscht, der "auf ihrer Seite" ist und zu ihr steht und auch wertet, dass Muttern da einfach abartig gehandelt hat....

Mal abgesehen davon, dass mir wahrscheinlich eh keiner glauben wird, was ich da zu erzählen hätte... Oder es für die Kleine in mir sich so anfühlen wird, weil es einfach was "Undenkbares" ist, dass ein Mensch nem kleinen Kind sowas antut, schon gar nicht die eigene Mutter...
Ta_ra hat geschrieben:Bei Angehörigen/Freunden würde ich dem Argument der Sekundärtraumatisierung durchaus Beachtung schenken, bei Therapeuten jedoch nicht.
Ich bin derzeit in Therapie, eigentlich wegen Depris durch die chron. Schmerzen, die mich doch recht auslaugen und erschöpfen.
Allerdings bei meinem "alten" Thera, bei dem ich damals die Traumatherapie gemacht hab. Und da tauchte jetzt eben das auf, was noch an "Resten" unverarbeitet in mir rumgeistert.
Er ist also auch Traumathera und kann im Prinzip damit umgehen. Nur merke ich jedes Mal, wenn "unangekündigt" und nebenbei was von mir mal ausgesprochen wird, dass er innerlich auf "Tauchstation" geht und sich damit rumschlägt. Wir haben da auch schon drüber geredet und da sagte er auch, dass es ihm leichter fällt, wenn er sich vorher drauf einstellen kann.
Und besonders merke ich, wie schwer es ihm fällt, wenn es um Traumatisierungen geht, die ich als Kleines erlebt hab. Er hat selber Kinder und ich hab dann immer den Eindruck, da schüttelt`s ihn ganz schön, weil er seine eigenen da auch mitbedenkt.
Und dann hab ich da einfach Hemmungen, ihm das anzutun. Und wenn ich das nicht "muß", dann ist mir das einfach lieber.

Sicher, jetzt, dieses Mal, wird mir das genaue Benennen ein Bedürfnis.Und klar, da drauf sollte ich einfach hören und dem folgen.
Nur hab ich dabei das Gefühl, eher zum „Täter“ zu werden dann... Nicht, weil er das nicht gebacken kriegen würde, sondern eher, weil ich dann was „am Leben erhalte“ und erst mal richtig „ins Leben hole“, was da eigentlich gar nix verloren hat, weils einfach so abartig abartig ist, dass das keiner braucht...

Vielleicht aber alles auch nur Vermeidungstaktik, da bin ich nämlich auch nicht grade untalentiert drin... :-D

Naja, im Endeffekt werde ich wohl einfach auf mein Bedürfnis hören und das mir mal rausquälen...

Danke für eure Gedanken dazu! :hugs:


ziegenkind
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Beitrag Fr., 23.06.2017, 22:11

waldschratin, ich glaub, gerade die dinge aus der zeit, in der das mit dem sprechen noch nicht so gut ging, wollen besonders dringlich benannt werden. da ist ja gewissermaßen noch was nachzuholen. ich wünsch dir sehr, dass du dich ohne wenn und aber "zuzumuten" traust.
Die Grenzen meines Körpers sind die Grenzen meines Ichs. Auf der Haut darf ich, wenn ich Vertrauen haben soll, nur zu spüren bekommen, was ich spüren will. Mit dem ersten Schlag bricht dieses Weltvertrauen zusammen.


Waldschratin
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Beitrag Sa., 24.06.2017, 07:44

Danke, liebe ziegenkind! :hugs:
Wenn ich mal weiß, was ungefähr in mir abgeht, ist die Umsetzung nicht mehr sooo das Problem. Fällt natürlich schwer, die Worte auch auszusprechen, aber ich bin ja nun kein "Neuling", was Trauma angeht. Also das wird schon. Zumal ich mich da auf meinen Thera voll und ganz verlassen kann, dass der dann schon richtig mit mir umgeht.


Thread-EröffnerIn
Maskerade
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Beitrag Sa., 24.06.2017, 10:39

Waldschratin hat geschrieben: Sa., 24.06.2017, 07:44 Danke, liebe ziegenkind! :hugs:
Wenn ich mal weiß, was ungefähr in mir abgeht, ist die Umsetzung nicht mehr sooo das Problem. Fällt natürlich schwer, die Worte auch auszusprechen, aber ich bin ja nun kein "Neuling", was Trauma angeht. Also das wird schon. Zumal ich mich da auf meinen Thera voll und ganz verlassen kann, dass der dann schon richtig mit mir umgeht.
Liebe Waldschratin,

was im ersten Moment wie ein Nebensatz auf mich wirkte, wurde zu einer wichtigen Erkenntnis, die ich erst gestern in meiner Thera erleben durfte. Diesen Gedanken möchte ich gerne aufnehmen. Ich meine wir ( Thera und ich ) verstehen und sehr gut und haben von Anfang an gut miteinander arbeiten können. Aber es gab ein Thema, mit dem sie noch nicht viel zu tun hatte, als sie mich übernommen hatte. Und zwar geht es um das Phänomen der Dissotiation. Sie war damals etwas unsicher, wie und an welcher Stelle sie reagieren soll. Und ich wußte das damals selbst auch noch nicht, wußte gerade erst, daß ich so etwas habe. Na jedenfalls bin ich am Freitag an irgendeiner Stelle ausgestiegen.

Die Körperhaltung hatte sich verändert, das Leben wich aus den Augen, starrer Blick, die Anspannung stieg und ich ging in Gedanken und Gefühlen weit weg bzw. die Gadanken und Gefühle gingen auch von mir weg , ich wurde unerreichbar. Das iat mir früher oft passiert, in der Therapie. Mittlerweile ist es deutlich weniger, aber gestern, das war besonders intensiv. Meine Thera hat rasch reagiert und mich zurückgeholt. Und genau da ist, wie ich finde, der wichtige Punkt, den Du ansprichst:
... auf meinen Thera voll und ganz verlassen kann, dass der dann schon richtig mit mir umgeht.
Diese Arbeit geht für mich auch nur dewgen, weil ich es tatsächlich geschafft habe, ihr wiklich zu vertrauen und zu glauben, daß ihre Zusagen, da zu sein, stimmen. Und die stetige Wiederholungen dieser Wahrheit, die ich erlebte und erlebe. Nur so habe ich es nach langer Zeit geschafft, mich einzulassen.

Wie war das bei Deiner Thera, hattest Du auch so große Schwierigkeiten vertrauen zu entwickeln ?
Liebe Grüße, Maskerade

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Hoeselboesel
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Beitrag Sa., 24.06.2017, 14:18

Ein Hallo an alle....
Warum mehr Worte und Erklärungen finden als nur etwas anzudeuten ?
Ich deute auch vieles nur an uns meine dann alles dazu gesagt zu haben ... Dies stimmt leider beweitem nicht...Denn bevor dies thematisiert wird knall ich schon wieder einen Deckel drauf.....
Es ist als würde etwas ganz großes Ungewisses und Furchtbares zu Tage kommen eine unbeschreibliche Angst nicht nur in Erinnerungen regelrecht abzusagen sondern doch sehen zu müssen ich habe etwas ausgelöst - verursacht - oder falsch gehandelt.
Heute sehe ich ja als Erwachsener mehr Möglichkeiten was ich nicht alles hätte tun können und frage mich oft ob ich als Kind dies tatsächlich nicht zur Verfügung hatte oder ......
Was ich doch auch immer in der Thera bekämpfe mit dem Sprechen oder Verstummen ist das sich für sich als Kind schämen....
Die Schwäche die Hilflosigkeit. ...sich mit der Hoffnung genügen der / die hören einfach damit auf....Also auf den Schutz des Täters hoffen er möge mich vor sich selbst schützen.
Für vieles finde ich kaum ein richtiges Wort ohne das ich annehme es bleibt auf meine Person unbewertet.
Es ist schwierig auch in der Thera seine Schwachstellen zu zeigen...egal wie alt die sind...Vor anderen außerhalb der Thera unmöglich... Den auch da denke ich ich zeige genau das was mich am meisten trifft.
Und ich kann für niemanden garantieren das der genau meine Schwachstellen ausnutzt um für sich einen Vorteil zu verschaffen.
Genau die Mischung die auch die Summe des Trauma ausmachen.
BloßStellen - Lächerlich machen - ein Außenseiter sein der für alles ungenügend ist und quasi geduldet wird und dafür immer seine Dankbarkeit zu zeigen hat....
Dankbar wenigstens zur sex.Befriedigung zu dienen oder als Objekt auf das man seine ganze Wut projeziert und an dem auslebt.

Es ist schwierig auch und gerade in der Thera etwas wertungsfrei von sich zu geben als IST zustand wenn ich immer das Gefühl habe etwas zu ändern.Als hätte ich alles falsch gemacht aber für mein Überleben war es doch alles richtig so.....
Und dann mitzukommen ich lebe eigentlich nicht mehr im Überlebensmodus aber mein Kopf-Körper-Geist ist immer noch darin.
Ich bin zu langsam in der Verarbeitung für die schnelle Umwelt......Alles unterliegt dem Zwang sich täglich anzupassen obwohl ich dazu noch nicht bereit bin....Am Ende wird jeder Tag zur Show...
Wie einem Analphabeten ein Buch öffentlich lesen zu lassen. ..Der wird alles anbieten um mich aufzufliegen
Aus Steinen die einen in den Weg gelegt werden kann man immer noch was schönes bauen.

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