Subjektiv erlebte Vernachlässigung?

Körperliche und seelische Gewalt ebenso wie die verschiedenen Formen von Gewalt (wie etwa der Gewalt gegen sich selbst (SvV) oder Missbrauchserfahrungen) sind in diesem Forumsbereich das Thema.
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Sintje
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Subjektiv erlebte Vernachlässigung?

Beitrag Mo., 22.01.2018, 00:51

Hallo Liebe Foris,

vielleicht könnt ihr mir erklären, wie es zu sowas kommt. Ich kann es mir nämlich nicht erklären.

Ich habe festgestellt, dass mir die Erinnerung an die Anwesenheit und Nähe meiner Eltern im Kindesalter völlig fehlt. Die Fotoalben zeigen aber eindeutig das Gegenteil, mit vielen gemeinsamen Erlebnissen und ständigem Lachen. Ich habe auch einige Erinnerungen an dazugehörige Orte und Gegenstände, nur nicht an sie.
Die einzigen Erinnerungen, in denen meine Eltern eine Rolle spielen, sind mit Angst, Ohnmacht und dem Gefühl, allein und falsch zu sein, besetzt. Wenn die Situationen besonders gewaltvoll wären, könnte ich das ja noch nachvollziehen. In einer Situation könnte man vielleicht von psychischer Gewalt sprechen. Aber in anderen Situationen haben sie überhaupt nichts aktiv dafür getan. Nein, sie schlafen einfach nur, während ich mich nicht traue, sie nach einem Albtraum zu wecken und stattdessen zusammenbreche. Oder sie tun mir in meiner Phantasie auf vollkommen unrealistischerweise etwas an. Oder ich fühle mich zutiefst gekränkt durch eine einfache Aussage.
Es gab vielleicht - wenn ich nach dem heutigen Auftreten meiner Eltern urteile - öfter mal sarkastische und "Was sollen die Leute denken"-Kommentare. Und öfter mal Konflikte. Und noch ein paar andere unschöne Umstände außerhalb des Elternhauses.

Aber deswegen gleich die Eltern aus dem Gedächtnis zu löschen? Ist das möglich? Ist das die verzerrte Wahrnehmung eines Kindes, dass sich aus kuriosen Ursachen allein und verlassen fühlt, oder ist das eine völlig verzerrte Erinnerung? Es passt nicht mit der Realität zusammen. Aber, ich habe immer wieder entsprechende emotionale Flashbacks und wenn ich sie heute sehe, ertrage ich keine längere Umarmung und keine mitfühlenden Worte. Ich verstehe es nicht. Mein Thera auch nicht. Aber vielleicht ja hier irgendjemand?

LG, Sintje

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lisbeth
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Beitrag Mo., 22.01.2018, 08:04

Das gibt es und es ist vermutlich gar nicht mal so selten.
Deine Eltern waren zwar physisch präsent, aber emotional nicht für dich da - aus welchen Gründen auch immer.

Emotionale Vernachlässigung, vor allem dauerhafte, hinterlässt genauso Spuren in der Psyche wie körperliche Misshandlungen.

Was für mich daran schwierig war/ist, immer wieder, ist das zugrunde liegende Gefühl von "da war doch gar nix".
Für mich war es gut, in der Therapie darüber zu reden.
Und die Reaktion/en meiner Therapeutin haben mir sehr deutlich vermittelt, dass da sehr wohl "etwas war".
Und das war gut für mich, weil ich angefangen habe, mich da selbst ernst/er zu nehmen.
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― Anne Lamott

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lisbeth
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Beitrag Mo., 22.01.2018, 08:08

PS - hab grad nochmal gelesen und gesehen, dass dein Therapeut da genauso ratlos ist... Das macht mich jetzt ein wenig ratlos.

Falls du Englisch beherrschst, such mal im Netz nach Pete Walker, ist ein Psychotherapeut aus USA, hat dazu viel geschrieben, einige Artikel sind auch auf seiner Webseite.

Es gibt auch ein Buch von ihm: "PTSD - from Surviving to Thriving" das für mich in dieser Hinsicht sehr hilfreich war, weil er einen Fokus auf diese zahlreichen kleinen (eigentlich für sich genommen) Vernachlässigungen legt und wie sie sich auf die Psyche und das Empfinden auswirken.
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Philosophia
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Beitrag Mo., 22.01.2018, 08:10

Ja...und am schlimmsten ist es, wenn dabei so getan wurde, als sei alles toll und liebevoll, so dass kein Zweifel aufkommen DARF. Ich hab auch Kinderfotos, auf denen ich lache, aber ich weiß, dass ich totunglücklich war - immer. Ich wusste schon damals, dass da keine Liebe war. Als ich es als Kind aussprach, wurde ich bestraft. Irgendwann hab ich geschwiegen, mitgespielt. Niemand beraubt sich selbst schöner Erinnerungen einfach so. Ich hab auch wirklich schöne Kindheitserinnerungen - die beschränken sich auf Erfahrungen mit Freunden und haben mit meiner Familie mal so nix zu tun.
"Das einzig Wichtige im Leben sind die Spuren der Liebe, die wir hinterlassen, wenn wir gehen." - Albert Schweitzer

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Tristezza
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Beitrag Mo., 22.01.2018, 08:12

Außerdem kann es sein, dass die Grundlage für solche Gefühle schon im ersten Lebensjahr oder gar vorgeburtlich entstanden ist, also in einer Zeit, an die du dich nicht erinnern kannst.


shesmovedon
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Beitrag Mo., 22.01.2018, 08:15

Es ist selten ALLES schlecht mit den Eltern. DAs kann natürlich auch vorkommen, aber oft ist es ein Mischmasch aus teilweise Vernachlässigung und teilweise auch Präsenz. Dass man sich nicht erinnert, muss erstmal noch gar nichts heißen. Niemand kann einfach beurteilen, warum du dich nicht erinnerst. Viele können sich auch an die Kindheit gar nicht erinnern, ohne dass etwas vorgefallen ist.
Ich habe auch wenige Erinnerungen an meine Mutter, obwohl ich weiß, dass wir auch viele schöne Momente hatten. Ich habe aber zum Beispiel viele gute Erinnerung an den Täter, der mich über Jahre sexuell missbraucht hat.
Also...das mit den Erinnerungen ist tricky und man kann nicht so pauschal sagen, wenn man sich nicht erinnert, wurde man massiv vernachlässigt oder stark geschädigt oder so.

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Philosophia
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Beitrag Mo., 22.01.2018, 08:17

Ja stimmt, da hat Tristezza recht, da kann auch so viel passieren, was kaum versprachlicht werden kann. Es gibt zudem auch viele Abwehrmechanismen, die das wahrhaftige Erinnern verhindern.
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Sintje
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Beitrag Mo., 22.01.2018, 11:15

Danke für eure Antworten! :)

@lisbeth: Vielleicht ist mein Therapeut nicht wirklich ratlos. Er meinte nur, dass es für ihn nicht ersichtlich ist, wie ich so starke Symptome haben kann dadurch und es ihn verwundert. Er macht sich aber scheinbar selber nen Kopf, wollte nochmal alles überschauen bis nächstes mal und drüber nachdenken. Aber das fühlt sich gerade auch eher an, wie "Da war doch nix (großes)". Und von meinen Eltern kriege ich das Gefühl sowieso. Vielleicht hilft mir ja dein Buchtipp etwas weiter, das zu verstehen. Danke dafür.

@ Philosophia: Deine Erfahrungen klingen wirklich traurig und so etwas wünsche ich keinem. :kopfschuettel:
Bei mir gab es aber keine Bestrafungen, und bestimmt auch kein dauerhaftes Unglücklichsein. Ich glaube den Bildern, dass ich glücklich war. Meine Mutter wird es nicht grundlos so wahrgenommen haben, dass ich eigentlich immer am Lachen war. Und sie wird ihre Gründe haben, zu behaupten, ich wäre nicht verhaltensauffällig gewesen, sondern hatte nur meinen eigenen Kopf. Die mit negativen Emotionen belasteten Erinnerungen sind aus ihrer Sicht alle lächerlich, teilweise lustig. Wahrscheinlich sind sie wirklich davon überzeugt.
Aber irgendwie scheint an meinen Empfindungen ja doch was dran zu sein, sonst wären diese Gefühle nicht da. Die Schulen schugen regelmäßig Alarm wegen meinem Verhalten und meine beste Freundin beneidete ich um ihre innige Beziehung zur Mama. Ich frage mich eben, ob ich einfach nicht in der Lage war, die Liebe meiner Eltern anzunehmen (aber von anderen habe ich sie ja angenommen) oder ob meine Eltern nicht in der Lage waren, auf mich einzugehen.

@ Tristezza: Dass die Ursachen im Säuglingsalter oder davor liegen, kann ich mir eigentlich nicht wirklich vorstellen. Aber ja, erinnern kann ich mich daran natürlich nicht.

@Schlendrian: Ich glaube auch nicht, dass alles schlecht war. Ich habe alles (Materielle) bekommen, was ich mir wünschte und durfte tun und lassen, was ich wollte. Darüber kann ich durchaus froh sein. Ich wurde nicht geschlagen und nie bestraft. Da bin ich in meinem ehemaligen Freundes- und Familienkreis die einzige. Ich fühle mich eher schuldig, dass ich trotzdem Probleme habe.

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Beitrag Mo., 22.01.2018, 11:22

ich glaube, dass das geht... und dass das schlimm ist... ich zum Beispiel mache mir gerade schlimme Gedanken, ob ebendies mit meiner kleinen Nicht passieren könnte - meine Schwester tut zwar alles für sie, wirklich, und sie tut auch so, als wäre die Kleine ihr ein und alles - aber ich kann es nicht fühlen, ich fühle keine Liebe bei meiner Schwester. Sie wird die Kleine bestimmt nicht ausnutzen - aber da fühl ich keine wirkliche Nähe. Und das - das ist schwer greifbar - dafür aber nicht weniger schrecklich... weil da ist ja wirklich im wahrsten Sinne des Wortes NICHTS.
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Beitrag Mo., 22.01.2018, 12:54

Die Situation, akut mit einer solchen Situation in der Familie konfrontiert zu sein, stelle ich mir sehr schwierig vor. Mir ist bewusst, dass es Menschen - und dementsprechend auch Eltern - gibt, die(unbewusst) nicht in der Lage sind, warme Gefühle zu senden. Auf Dauer kann das bestimmt weitreichende Folgen haben. Weiß deine Schwester von deiner Einschätzung, sodass da Reflexion möglich wäre?
Ich kann mir trotzdem nicht wirklich vorstellen, dass es bei mir von meinen Eltern ausging. Ich will es mir nicht vorstellen. Es ist einfacher, meine Fähigkeit, die Liebe wahrzunehmen, in Frage zu stellen.

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Beitrag Mo., 22.01.2018, 14:12

Ich hab ihr schon mitgeteilt, dass vieles eine Art Schaulaufen ist und es besser wäre mit den Emotionen ehrlich zu sein. Sollte meine Schwester das Kind nicht lieben, dann ist das so. Das ist dann auch nicht ihre Schuld. Aber es vorzugaukeln...das ist Schmarn.
Im übrigen - mir selbst Unfähigkeit Schönes zu sehen zuzusprechen, hab ich auch so über 20 Jahre praktiziert. Und zuweilen denk ich es jetzt auch, wenns mir mies geht. Aber es ist Unsinn. Ich kann sehr viel Schönes in meinem eigenen Leben sehen. Wie ist das bei dir jetzt? Kannst du Schönes sehen und fühlen?
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Sintje
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Beitrag Mo., 22.01.2018, 15:14

Ich habe keine Probleme, Schönes zu sehen. Es gibt vieles, was ich mag und wofür ich gerne lebe. Und es gab früher auch eine Bezugsperson, von der ich mich sehr wohl geliebt fühlte. Wo ich die Liebe wahrnehmen konnte und in Erinnerung behalten habe. Also sind die Zweifel schon etwas unrealistisch. Aber es wirkt alles so normal. Wieso sollten meine Eltern nicht in der Lage dazu gewesen sein. Ich habe eher die Vermutung, dass ich mir nur eingeredet habe, ich würde stören. Wegen Kleinigkeiten und ungünstigen Umständen. Da wären dann wieder die Schuldgefühle da. Und dass ich mich dann zurückzog und meine Eltern es nicht merkten. Und dass sich das dann so aufgespielt hat. Und das Fazit war, dass ich mich verlassen fühlte, obwohl ich mich selbst in die Lage gebracht habe.

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Beitrag Mo., 22.01.2018, 15:37

Eben nicht, finde ich - gerade weil du Schönes sehen kannst und konntest, besteht doch die Möglichkeit, dass deine Empfindung im Bezug auf deine Eltern sehr real ist. Andere werden auch nicht immer alles richtig mit dir machen und du hasst sie dafür nicht gleich
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lisbeth
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Beitrag Mo., 22.01.2018, 15:47

Es kann ja auch sein, dass das eigene Empfinden als Kind einfach quer läuft zur "Familienerzählung".

Das muss nicht unbedingt bedeuten, dass es schlimme, dunkle Geheimnisse in der Familie gibt. Es reicht, dass du in einer super-musischen und überkreativen Familie nicht besonders kreativ bist und lieber Radfahren möchtest statt Geige zu üben. Oder das du in einer strenggläubigen Familie, den Glauben, der dir dort vermittelt wird, nicht teilen kannst oder magst. Oder du fühlst dich zum eigenen Geschlecht hingezogen und hast allein dadurch das Gefühl, "anders" zu sein... gibt 1000 andere Möglichkeiten...

Und je nach mitgebrachter Sensibilität erfassen Kinder sehr intuitiv, was "erwünscht" ist im Familiengefüge und was nicht. Und sie sind da auch sehr anpassungsfähig und lassen demzufolge sich selbst oder das Eigene im Stich, um das zu liefern, was in der Familienkonstellation "erwünscht" ist. Das muss auch nicht unbedingt mit Zwang passieren. Oberflächlich erscheint dann alles prima. Gibt keine Probleme.

Unter der Oberfläche wachsen aber beim Kind die Spannungen, das Gefühl "falsch" zu sein. Nicht reinzupassen. Oder nur geliebt zu werden, für das was man nach außen darstellt, aber nicht für das was man *wirklich* ist... Wobei man das als Kind auch so weit wegpacken kann, dass man selbst es nicht mehr spürt. Und es dann später erst wieder an die Oberfläche kommt.

Und es ist eher die Häufigkeit der Ereignisse bzw. dieser gefühlten Verletzungen/Vernachlässigungen, die die Spuren in der Psyche hinterlassen, als dass die "Größe" oder "Wucht" der Ereignisse ausschlaggebend wäre...

Das heißt auch nicht, dass die Eltern in "böser Absicht" gehandelt haben müssen. Es kann sogar sein, dass sie ihr Bestes gegeben haben. Dass sie aber eigene Defizite haben, aufgrund ihrer eigenen Geschichte. Oder dass es einfach temperamentmäßig nicht gut gepasst hat (zB ein sehr introvertiertes Kind in einer ansonsten sehr extrovertierten Familie - stelle ich mir schwierig vor für das Kind). Oder dass die Eltern einfach nicht gut darin waren, ihre eigenen Gefühle auszudrücken und zu leben....

Gerade dass du jetzt schon wieder dabei bist, deine eigene Wahrnehmung in Frage zu stellen, zeigt doch irgendwie, dass das ein Muster ist, das du womöglich schon sehr sehr lange praktizierst und verinnerlicht hast. Denn das genau greift ja, wenn du als "unterlegenes" Kind dich dem übermächtigen Familiensystem anpassen musst. Du musst deine eigene Wahrnehmung und Sicht auf die Dinge aufgeben und dich dem anpassen was die "Familienerzählung" ist (wir sind eine glückliche Familie, und haben uns alle soooooo gern - das heißt ja: Streit darf nicht sein, auch nicht unter den Geschwistern, wo das normal wäre, dass mal die Fetzen fliegen..)

LG lisbeth.
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― Anne Lamott

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Sintje
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Beitrag Mo., 22.01.2018, 20:28

Danke nochmal, für das Feedback und eure Einschätzung.

Dass die "Familienerzählung" so quer zu mir war, kann ich eigentlich nicht sagen. Ich durfte ja sämtliche Interessen und Wünsche ausleben, auch wenn es nichts mit den Vorstellungen meiner Eltern zu tun hatte...
Aber wenn ich es mir recht überlege mit den 1000 Möglichkeiten, dann könnten da schon Dinge mit reinspielen. Insbesondere, wie ich über andere Leute, Verwandte und Freunde zu denken habe. Eigentlich ziehen sie ständig über andere her und ich glaube, dass haben sie auch früher schon gemacht. Zumindest war ich ständig im Zwispalt bzgl. Freunden, und insbesondere gegenüber der dritten Bezugsperson. Das wird mir gerade wieder mehr bewusst.
Und ja, sie sind auch durchaus schlecht darin, Gefühle zu zeigen und haben ihre Päckchen zu tragen. Ich durfte mir schon oft schaurige Geschichten aus ihrer Vergangenheit anhören, von denen ich lieber nichts wissen würde.

Das Infragestellen und Zweifeln ist Teil von mir. Ich weiß gerade trotzdem nicht mehr so ganz, was ich überhaupt noch fühlen und denken soll. Das Schreiben wühlt mich mehr auf, als gedacht.
Wenn ich alles, was in die Kategorie emotionale Vernachlässigung und Gewalt passen würde, aufschreibe. Dann ist das doch ein ziemliches Sammelsorium. Und alles keine einmaligen Geschehnisse. So auf dem Papier sieht das nicht mehr nach Nix aus. Zumindest nicht nach dem Nix, was mein Verstand sagt.

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