Wie kommt man gegen sich selbst an?

Körperliche und seelische Gewalt ebenso wie die verschiedenen Formen von Gewalt (wie etwa der Gewalt gegen sich selbst (SvV) oder Missbrauchserfahrungen) sind in diesem Forumsbereich das Thema.
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Tupsy71
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Wie kommt man gegen sich selbst an?

Beitrag Sa., 16.06.2018, 19:48

Hallo zusammen. Nur kurz mal ne Frage.
Ich verspüre zur Zeit wieder sehr stark, wie sehr ich mir selber im Weg stehe. Doch ich komme gegen mich selber einfach nicht an. Es ist so mühsam. Ich fühle mich regelrecht angekettet an das Alte und schaffe es nicht mich zu befrein.

Wie geht ihr damit um, wenn ihr euch selbst im Weg steht? Wie schafft ihr es euch von euch selber zu befrein??
Danke
Tupsy

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Nico
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Beitrag Sa., 16.06.2018, 19:53

Schonungslose Ehrlichkeit zu sich selbst und keine faulen Kompromisse. :)
Nicht das schwarze Schaf ist anders, sondern die weißen Schafe sind alle gleich ;)

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Tupsy71
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Beitrag Sa., 16.06.2018, 19:58

O.k., doch was meinst du mit faulen Kompromisse?

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Nico
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Beitrag Sa., 16.06.2018, 20:07

Z.B. indem du etwas machst, bloß weil es andere von dir wollen/ erwarten, obwohl du weißt dass es dir schadet, oder dich von deinem Weg abbringt.
Ist aber nur ein Beispiel von unzähligen Möglichkeiten.
Im Grunde mußt du um gegen dich u alte Muster anzukommen, bereit sein dich unbeliebt zu machen und zwar aus reinem Eigennutz.
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spirit-cologne
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Beitrag Sa., 16.06.2018, 21:12

Nico hat geschrieben: Sa., 16.06.2018, 20:07 Im Grunde mußt du um gegen dich u alte Muster anzukommen, bereit sein dich unbeliebt zu machen und zwar aus reinem Eigennutz.
Ja, aber das ist tatsächlich nur eine Möglichkeit von vielen. Nicht jeder hat ja ein Problem mit Abhängigkeit/fehlender Abgrenzungsfähigkeit. Wenn ich das Gefühl habe, mir im Weg zu stehen, hat das - meistens - nur etwas mit mir selbst zu tun. Entweder, weil ich mich mal wieder nicht zwischen zwei gleich verlockenden Möglichkeiten entscheiden kann (Der Esel, der zwischen 2 Heuhaufen verhungert, weil er sich beim besten Willen nicht entscheiden kann, von welchem er fressen soll) oder weil ich mal wieder ungeduldig bin und ein Problem mit dem Belohnungsaufschub habe und mich nicht durchringen kann, die kurzfristig positiven Folgen zugunsten der langfristig negativen Folgen aufzugeben, z.B. mich rein lustorientiert hier im Forum herumzutreiben, statt für meine wichtige (nur von mir gewollte!) Prüfung zu lernen...(autsch, erwischt... :-D )
It is better to have tried in vain, than never tried at all...

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Nico
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Beitrag So., 17.06.2018, 05:55

Natürlich.
Wobei es in meinem Beispiel ja auch nicht nur um fehlende Abgrenzungsfähigkeit oder Abhängigkeit geht sondern weit darüber hinaus auch um Mut zur Unbeliebtheit und Abkehr.
Alles was und jeder der mich daran (be-) hindert mit mir selbst völlig ins Reine zu kommen und ein dem entsprechendes Leben zu führen, wird eliminiert.
Die möglicherweise daraus entstehenden kurzfristigen Nachteile werden nicht verleugnet sondern als Chance gesehen.
Aber zu allererst wird dem Selbstbetrug der Gar aus gemacht. Keine Ausreden, kein Hadern, kein Selbstmitleid mehr.
Man ändert was man ändern will und was sich ändern lässt, den Rest nimmt man so an wie er ist.

Will man die Prüfung denn wirklich selbst so sehr, wenn man lieber hier im Forum streunt statt für sie zu lernen?
Oder redet man sich halt ein die Prüfung zu wollen weil es von Xyz erwartet wird, dass man sie bestehen will?
Ist man selbst ganz und gar davon überzeugt diese Prüfung zu brauchen, oder hofft man halt nur vielleicht irgendwie irgendwas mit dieser Prüfung zu erreichen?
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Sinarellas
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Beitrag So., 17.06.2018, 06:54

"Alles was und jeder der mich daran (be-) hindert mit mir selbst völlig ins Reine zu kommen und ein dem entsprechendes Leben zu führen, wird eliminiert."

als jemand der das so mittlerweile praktiziert kann ich sagen, es ist wirklich ein super ansträngender weg. Die Menschen und Dinge aus dem Leben zu verbanennen die einem nicht gut tun.
..:..

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Nico
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Beitrag So., 17.06.2018, 07:22

Am Anfang schon.
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spirit-cologne
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Beitrag So., 17.06.2018, 07:53

Nico hat geschrieben: So., 17.06.2018, 05:55 Will man die Prüfung denn wirklich selbst so sehr, wenn man lieber hier im Forum streunt statt für sie zu lernen?
Oder redet man sich halt ein die Prüfung zu wollen weil es von Xyz erwartet wird, dass man sie bestehen will?
Ist man selbst ganz und gar davon überzeugt diese Prüfung zu brauchen, oder hofft man halt nur vielleicht irgendwie irgendwas mit dieser Prüfung zu erreichen?
Nee, Nico, ich glaube, wenn man denkt, dass alles immer nur was damit zu tun hat, dass man den Erwartungen der Anderen entsprechen will, macht man es sich ein bisschen zu einfach. Ich glaube, dass es immer auch in einem selbst sich entgegenstehende Bedürfnisse gibt, die mit den Anderen gar nix zu tun haben. Wir Menschen neigen nun einmal dazu, "Alles" zu wollen und "den Hals nicht vollkiregen" zu können. Daher besteht die Aufgabe des "Ich" oft auch darin, sozusagen den "Löwenbändiger" zu spielen, und dafür zu sorgen, dass da ein wenig Ordnung ins Chaos kommt und festgelegt, was jetzt gerade dran ist. Wir kommen manchmal nicht darum herum, angenehme Tätigkeiten, eine Weile zurückstellen zu müssen, wenn wir ein größeres Ziel erreichen wollen. Wir können uns das Ziel (unabhängig von Anderen) sehr wohl von Herzen wünschen, aber den Weg dahin trotzdem beschwerlich finden. Mal ein anderes Beispiel: Angenommen du lebst irgendwo ganz allein in Alaska in den Bergen. Es ist Sommer und du fühlst dich wohl, da wo du bist. Du liebst es, in den Tag hinein zu leben, durch die Gegend zu streifen, im Fluss zu baden und Tiere zu beobachten. Du weißt aber auch, dass bald der Winter kommen wird und du anfangen musst, dir ein Haus zu bauen, wenn du den Winter überleben willst. Du findest den Gedanken auch sehr schön, ein hübsches Haus zu haben, wo du abends geschützt und warm schlafen kannst. Du bis aber leider gar kein geborener Holzfäller oder Zimmermann. Du findest die Arbeit am Haus anstrengend und langweilig. Also gerätst du immer wieder in Versuchung, doch die Arbeit liegen zu lassen, und statt dessen im Fluss schwimmen zu gehen. Wie gut du es schaffst, trotzdem zu arbeiten und dein Haus fertigzustellen, hängt vor allem davon ab, inwieweit du als Kind gelernt hast, Belohnungsaufschub auszuhalten. Das können Kinder nämlich nicht automatisch von alleine. Hat z.B. was mit der Impulskontrolle zu tun, und das fällt machen Menschen auch noch als Erwachsene schwer.


Ist jetz nur mal so ein Beispiel und soll nicht heißen, dass nicht sehr viele Bedürfnisse und Wünsche sozialer Natur sind und darauf abzielen, anderen Menschen zu "gefallen". Ich denke aber auch, dass man beim "ausmerzen" (hört sich für mich etwas martialisch an) schädlicher Kontakte auch vorsichtig sein und prüfen muss, ob es wirklich an der anderen Person liegt und diese uns "unter Druck" setzt, oder ob wir da nicht manchmal auch eigene negative Gedanken oder Wünsche auf die anderen projizieren, damit wir auf die Anderen sauer sein können statt auf uns selbst. Wenn man da nicht gut überlegt, wen man "ausmerzt", kann es auch schnell sehr einsam um einen herum werden....
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Malia
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Beitrag So., 17.06.2018, 09:12

Tupsy71 hat geschrieben: Sa., 16.06.2018, 19:48
Wie geht ihr damit um, wenn ihr euch selbst im Weg steht? Wie schafft ihr es euch von euch selber zu befrein??
Danke
Tupsy
Ach, so ein Befreiungsschlag wäre toll!
Von "mir selbst befreien", da gibt es aber wohl nur den finalen Weg.
Wenn ich jedoch eingefahrene Denk- und Verhaltensmuster ändern will, hilft es, mir diese bewusst zu machen, mich mit ihnen zu akzeptieren und neue Entscheidungen zu treffen über mich und mein Leben
Ja, das ist mühsam.
Für mich waren es hauptsächlich die kleinen Schritte, die mit der Zeit Veränderungen brachten .
Auch die großen, die mehr Mut erforderten und mit denen ich scheinbar zunächst gescheitert bin, haben rückwirkend Neues bewirkt.

Ich "steh mir" noch immer oft im Weg und würde dann am liebsten mal was ganz verrücktes machen, das meinen gewohnten Bezugsrahmen komplett sprengen würde.
Dabei geht es nicht um die alltäglichen Dinge (Haushalt, Beruf u.s.w.), die bekomme ich inzwischen nach Anwendung der oben beschriebenen Taktik natürlich gut hin (gehöre zur Seniorinnen-Fraktion), sondern darum, auch Spaß und Genuss und Liebe erleben zu dürfen.

Wobei genau stehst du dir denn im Weg und wie machst du das, Tupsy?
„Moralisten sind Menschen, die sich dort kratzen, wo es andere juckt.“
Samuel Beckett

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Nico
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Beitrag So., 17.06.2018, 16:49

Ja ja, wenn man so überhaupt nicht an etwas arbeiten will, kommt das „ so sind wir Menschen nun mal“ natürlich wie gerufen... :lol: :pfeifen:
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Tupsy71
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Beitrag So., 17.06.2018, 19:27

Danke für eure Gedanken. Malia, ich glaub ich stehe mir in Allem im Weg. Die Essstörung( Bulimie seit vielen Jahren) hindert mich, mich gesund zu halten. Ich versuchte es- ehrlich-, doch schaffte es nicht lange, denn als es mir wieder schlechter ging, war die ES wieder stärker da und hat mich im Griff. Genauso ist es mit der Vergh., ich weiß, dass es nicht veränderbar ist und trotzdem tut es weh und hält mich gefangen. Ich weiß einfach nicht woher ich die Kraft hernehmen soll und kann, damit ich es schaffe im Hier und Jetzt gerne zu leben, da Altes immer noch hier und jetzt präsent ist.

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Tupsy71
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Beitrag So., 17.06.2018, 19:31

Und durch das, dass mir die seelische Kraft fehlt, finde ich den Willen nicht- denke ich zumindest- aber ich will wollen! Bin nur einfach innerlich völlig erschöpft. Aber ich weiß ja, das das jede(r) ist, weiß nur einfach nicht damit umzugehen- sorry

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spirit-cologne
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Beitrag So., 17.06.2018, 20:24

O.k.,Bulimie, dann hat es schon höchstwahrscheinlich was mit den Erwartungen der Anderen zu tun... Am ehesten kannst du bei der ES was erreichen, wenn du versuchst, dich von dem damit verbundenen Selbsthass und der Selbstabwertung zu lösen. Schreib doch mal, was du an dir magst! Was könntest du heute noch machen, um dir etwas Gutes zu tun? Aus der ES wirst du dich nicht mit einem großen Schlag lösen können, sondern nur mit vielen kleinen Schritten. Jetzt denkst du, ich muss erst etwas leisten, die ES in Schach halten, ehe ich mir etwas Gutes tun kann, aber der Weg ist genau umgekehrt! Fang jetzt in diesem Moment an, dir gut zu tun, dann hast du auch eine Chance, die ES loszulassen.
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Malia
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Beitrag So., 17.06.2018, 21:21

Tupsy71 hat geschrieben: So., 17.06.2018, 19:31 Und durch das, dass mir die seelische Kraft fehlt, finde ich den Willen nicht- denke ich zumindest- aber ich will wollen! Bin nur einfach innerlich völlig erschöpft. Aber ich weiß ja, das das jede(r) ist, weiß nur einfach nicht damit umzugehen- sorry
In Zeiten der Erschöpfung ist es auch viel verlangt, sein Leben zu verändern.
Da ist es hilfreicher, sich auszuruhen vom "müssen".
Eine Sucht kann man nicht bekämpfen, dann wird sie nur mächtiger, weil man ständig auch im Kopf mit ihr beschäftigt ist.
Akzeptanz aber kann Energie frei setzen.

Kannst du dir einen ganz kleinen machbaren Schritt in Richtung Wohlbefinden vorstellen?
„Moralisten sind Menschen, die sich dort kratzen, wo es andere juckt.“
Samuel Beckett

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