Hey...
in letzter Zeit kommen mir öfter als bisher Erinnerungen hoch an einen Missbrauch durch meinen Großvater als ich ein Kleinkind war. Es war nichts außerordentlich Schlimmes, er hat mich befummelt. Wahrscheinlich öfters. Als Jugendliche auch, da hat es mich gar nicht (mehr) gestört. Als Kleinkind erinnere ich mich, dass es mir unangenehm war und ich versucht hatte, zu entkommen.
Egal. Worauf ich hinauswill, ist, dass ich in den letzten Wochen sehr stark auf diese Erinnerungen reagiere- mit Dissoziation, Herzklopfen, Schwindel, Zittern usw. Damit meine ich das Erinnern an sich, das mir solche Schwierigkeiten bereitet. Die "Missbrauch-Bilder" selbst sind nicht so schlimm, nicht so emotional geladen. Nur die Tatsache an sich, dass ich mich überhaupt an dieses Thema erinnere /bzw. daran denke, die scheint mich zu belasten und durcheinander zu bringen. Ist das einigermaßen verständlich?
Habt ihr selber Erfahrungen damit? Wie habt ihr es euch selbst erklärt? Warum ist die Tat unwichtiger als das Erinnern? Ich hoffe, mein Text macht irgendwie Sinn.
Viele Grüße, D.
Erinnerungen an Missbrauch penetrant
-
Thread-EröffnerIn - neu an Bo(a)rd!
- , 25
- Beiträge: 3
- Werbung
-
- [nicht mehr wegzudenken]
- , 25
- Beiträge: 2203
Nachdem, was du erzählst, könnte es Sinn machen das mal in einer Therapie durch zu sprechen. Du scheinst ja stabil zu sein.
Hallo, Drachenlibelle,
was ist in den letzten Woche anders als vorher?
Hat sich in deinem Leben vielleicht etwas verändert?
Es gibt mehrere Möglichkeiten der Erinnerung, weiß ich aus eigener Erfahrung.
Zu wissen, was passiert ist, hat eine andere Qualität, als es noch einmal genauso zu fühlen, wie es war.
Jemand, der eher wenig Kontakt zu seinen Gefühlen hatte und dann langsam lernt, etwas zu spüren, erinnert sich möglicherweise plötzlich ganz anders an schwierige Situationen als vorher.
was ist in den letzten Woche anders als vorher?
Hat sich in deinem Leben vielleicht etwas verändert?
Es gibt mehrere Möglichkeiten der Erinnerung, weiß ich aus eigener Erfahrung.
Zu wissen, was passiert ist, hat eine andere Qualität, als es noch einmal genauso zu fühlen, wie es war.
Jemand, der eher wenig Kontakt zu seinen Gefühlen hatte und dann langsam lernt, etwas zu spüren, erinnert sich möglicherweise plötzlich ganz anders an schwierige Situationen als vorher.
„Moralisten sind Menschen, die sich dort kratzen, wo es andere juckt.“
Samuel Beckett
Samuel Beckett
-
- [nicht mehr wegzudenken]
- , 38
- Beiträge: 2246
Im Prinzip kann eine Erinnerung nie schlimmer sein, als die Tat an und für sich.
Das muss uns bewusst sein. Es sind Erinnerungen, sie sind vergangen.
Mir ist aber bewusst dass dies sehr hart ist. Das geht mir auch so
Ich würde mir auch bewusst machen was in dieser Zeit jetzt los ist, dass Du so erinnert wirst.
Und dann würde ich wirklich mit einem Therapeuten sprechen
Das muss uns bewusst sein. Es sind Erinnerungen, sie sind vergangen.
Mir ist aber bewusst dass dies sehr hart ist. Das geht mir auch so
Ich würde mir auch bewusst machen was in dieser Zeit jetzt los ist, dass Du so erinnert wirst.
Und dann würde ich wirklich mit einem Therapeuten sprechen
Träume nicht Dein Leben, lebe Deinen Traum
- Werbung
Liebe Drachenlibelle,
vielleicht spürt deine Seele gerade einen Freiraum und meint: "gute Gelegenheit um mal unter dem Teppich zu fegen, da haben wir noch Mist der weg kann".
Ich denke mir, dass du einiges verdrängt / abgespalten hast - dazu passt auch, dass dich das Befummeln deines Großvaters irgendwann nicht mehr "gestört" hat. Ein Erlebnis hat ja immer viele verschiedene Aspekte und die kann man unterschiedlich stark erinnern, empfinden, verdrängen, etc.
Viele Grüße
rainyday
vielleicht spürt deine Seele gerade einen Freiraum und meint: "gute Gelegenheit um mal unter dem Teppich zu fegen, da haben wir noch Mist der weg kann".
Ich denke mir, dass du einiges verdrängt / abgespalten hast - dazu passt auch, dass dich das Befummeln deines Großvaters irgendwann nicht mehr "gestört" hat. Ein Erlebnis hat ja immer viele verschiedene Aspekte und die kann man unterschiedlich stark erinnern, empfinden, verdrängen, etc.
Viele Grüße
rainyday
Would he walk upon the water
If he couldn't walk away?
And would you carry the torch for me?
If he couldn't walk away?
And would you carry the torch for me?
-
Thread-EröffnerIn - neu an Bo(a)rd!
- , 25
- Beiträge: 3
Hey,
danke für eure vielen und hilfreichen Antworten! Allein, dass ich mich euch mitteilen kann, nimmt schon etwas Druck.
Ich bin in therapie, aber krankheitsbedingt habe ich meine Therapeutin schon über einen Monat nicht mehr gesehen und mir ist, als würde ich innerlich platzen.
Verändert hat sich, dass bis vor kurzem Weihnachtsferien waren und ich die Möglichkeit hatte, nach einer sehr langen und stressigen Zeit auszuruhen. Und die Familie zu treffen. Wahrscheinlich dachte sich mein Inneres, jetzt sei es passend, sich mit sich selbst zu beschäftigen.
Dass die Erinnerung nicht schlimmer sein kann als das Geschehene, beunruhigt mich @Pianolullaby. Der Gedanke daran, dass ich damals so viel Angst gehabt haben könnte, ist erschreckend. Dieses Kind damals tut mir leid, falls es so viel Angst hatte, doch das bin nicht ich.
@rainyday, ist es sinnvoller, den Mist unter dem Teppich hervorzukehren, oder ihn da unten zu lassen, wenn man sowieso nur sehr selten hinschaut (bzw. hinschauen kann)? Auch wenn die Erinnerung an sich inzwischen präsent ist, kann ich meist nicht viel dazu spüren. Manchmal überfällt es mich, wie vor ein paar Tagen, als ich diesen Post erstellt habe. Doch dann flaut es wieder ab. Gefühlsmäßig ist es so, als wäre nie was passiert.
Liebe Grüße, Drachenlibelle
danke für eure vielen und hilfreichen Antworten! Allein, dass ich mich euch mitteilen kann, nimmt schon etwas Druck.
Ich bin in therapie, aber krankheitsbedingt habe ich meine Therapeutin schon über einen Monat nicht mehr gesehen und mir ist, als würde ich innerlich platzen.
Verändert hat sich, dass bis vor kurzem Weihnachtsferien waren und ich die Möglichkeit hatte, nach einer sehr langen und stressigen Zeit auszuruhen. Und die Familie zu treffen. Wahrscheinlich dachte sich mein Inneres, jetzt sei es passend, sich mit sich selbst zu beschäftigen.
Dass die Erinnerung nicht schlimmer sein kann als das Geschehene, beunruhigt mich @Pianolullaby. Der Gedanke daran, dass ich damals so viel Angst gehabt haben könnte, ist erschreckend. Dieses Kind damals tut mir leid, falls es so viel Angst hatte, doch das bin nicht ich.
@rainyday, ist es sinnvoller, den Mist unter dem Teppich hervorzukehren, oder ihn da unten zu lassen, wenn man sowieso nur sehr selten hinschaut (bzw. hinschauen kann)? Auch wenn die Erinnerung an sich inzwischen präsent ist, kann ich meist nicht viel dazu spüren. Manchmal überfällt es mich, wie vor ein paar Tagen, als ich diesen Post erstellt habe. Doch dann flaut es wieder ab. Gefühlsmäßig ist es so, als wäre nie was passiert.
Liebe Grüße, Drachenlibelle
Liebe Drachenlibelle,
was man mit dem Mist unterm Teppich macht, hängt wohl größtenteils mit dem aktuellen Leidensdruck zusammen.
Es kann aber andere Lebenssituationen geben (Beziehung, eigenes Kind,...) wo plötzlich alte Sachen wieder hochkommen, dir dann aber noch viel weniger in den Kram passen. Dann denkst du vielleicht: hätte ich die Therapie vor 5 Jahren durchgezogen, hätte ich das Gröbste schon vom Hals.
Allerdings kann man auch nur das bearbeiten, was sich zeigen will.
Liebe Grüße
RD
was man mit dem Mist unterm Teppich macht, hängt wohl größtenteils mit dem aktuellen Leidensdruck zusammen.
Es kann aber andere Lebenssituationen geben (Beziehung, eigenes Kind,...) wo plötzlich alte Sachen wieder hochkommen, dir dann aber noch viel weniger in den Kram passen. Dann denkst du vielleicht: hätte ich die Therapie vor 5 Jahren durchgezogen, hätte ich das Gröbste schon vom Hals.
Allerdings kann man auch nur das bearbeiten, was sich zeigen will.
Liebe Grüße
RD
Would he walk upon the water
If he couldn't walk away?
And would you carry the torch for me?
If he couldn't walk away?
And would you carry the torch for me?
-
- [nicht mehr wegzudenken]
- , 38
- Beiträge: 2246
Doch, auch das bist Du Drachenlibelle, das ist das Kleine Mädchen das Du warst in Dir.Drachenlibelle hat geschrieben: ↑Do., 17.01.2019, 18:11
Dass die Erinnerung nicht schlimmer sein kann als das Geschehene, beunruhigt mich @Pianolullaby. Der Gedanke daran, dass ich damals so viel Angst gehabt haben könnte, ist erschreckend. Dieses Kind damals tut mir leid, falls es so viel Angst hatte, doch das bin nicht ich.
@rainyday, ist es sinnvoller, den Mist unter dem Teppich hervorzukehren, oder ihn da unten zu lassen, wenn man sowieso nur sehr selten hinschaut (bzw. hinschauen kann)? Auch wenn die Erinnerung an sich inzwischen präsent ist, kann ich meist nicht viel dazu spüren. Manchmal überfällt es mich, wie vor ein paar Tagen, als ich diesen Post erstellt habe. Doch dann flaut es wieder ab. Gefühlsmäßig ist es so, als wäre nie was passiert.
Liebe Grüße, Drachenlibelle
Und ja du musst riesige Angst gehabt haben, deshalb hast Du diese Erinnerung über so lange Zeit abspalten müssen.
Forcieren macht keine Sinn, aber das was da ist anzuschauen auf jeden Fall.
Und es ist sehr normal, dass Du dazu keine Gefühle hast, auch die hast Du abspalten müssen.
Träume nicht Dein Leben, lebe Deinen Traum
- Werbung
-
- Vergleichbare Themen
- Antworten
- Zugriffe
- Letzter Beitrag
-
- 21 Antworten
- 5480 Zugriffe
-
Letzter Beitrag von Jenny Doe
-
- 5 Antworten
- 1449 Zugriffe
-
Letzter Beitrag von Kolja
-
- 1 Antworten
- 1086 Zugriffe
-
Letzter Beitrag von atall
-
- 51 Antworten
- 5545 Zugriffe
-
Letzter Beitrag von mio
-
- 12 Antworten
- 1498 Zugriffe
-
Letzter Beitrag von Waldschratin