Wie lange sollte eine Psychotherapie dauern?

Gibt es demnächst themenbezogene TV- oder Radio-Sendungen? Kinofilme? Fanden Sie interessante Artikel oder Pressemeldungen in Zeitschriften oder im Internet, Bücher oder DVD's? Hier können Sie die anderen davon informieren...

mio
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Beitrag Mi., 12.06.2019, 23:09

stern hat geschrieben: Mi., 12.06.2019, 23:02 Die angegebenen 4h reichen noch nicht einmal um eine Anpassungsstörung zu therapieren... das entspricht noch nicht mal dem, was an Kennenlernzeit angesetzt ist. Und das macht auch Sinn, vorher eine genauer Anamnese durchzuführen, um den Bedarf zu erfassen.
Nein, natürlich nicht. Aber sie reichen unter Umständen aus um überhaupt festzustellen ob überhaupt ein Therapiebedarf besteht. Also die Sachlage zu klären.

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stern
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Beitrag Do., 13.06.2019, 06:30

Im Link sind die 4h als (untere) optimimale Therapiedauer gekennzeichnet (und nicht als Bedarf, um erst herauszufinden, was die Problematik ist, was passt, ob es mit dem Therapeuten passt, usw.). Wie auch immer, ich denk nach wie vor nicht, dass man amerikanische Verhältnisse auf deutsche umlegen kann. In den USA gehört eine Therapie schon fast zum guten Ton... d.h. dort finden sich dann auch mehr Leute ohne signifikanten Störung in Therapie. Und in den USA gilt schon früher eine Th. als LZT als in der dt. Richtlinienpsychotherapie. Im Grunde können wir froh sein, dass nicht internationale Verhältnisse gelten, wenn man krank ist.

Auch ist nicht gesagt, ob eine Therapie, die ökonomisch kurz ist, auch nachhaltig ist. Wird jedenfalls oft versucht, den Nutzen von LZT in Frage zu stellen.

Kürzer geht eh immer... was Spektrum aber nicht schreibt:

https://link.springer.com/article/10.10 ... 016-0146-8
Im Beitrag von Johannes Mander et al. wird deutlich, dass die internationale Therapieforschung der kognitiven Verhaltenstherapie (KVT) im Bereich der KZT bei verschiedenen Störungen große Therapieeffekte und auch Nachhaltigkeit nachweist. Allerdings wurden hier vorrangig Patienten mit Einfachdiagnosen untersucht, sodass die Wirksamkeit sich nicht auf Praxisbedingungen mit den häufigen Mehrfachdiagnosen übertragen lässt.
Sven Rabung und Falk Leichsenring geben erstmals einen deutschsprachigen Überblick über die Evidenz zur psychodynamischen LZT. Dafür werten sie die Überblicksarbeiten systematisch aus und kommen zu dem Schluss, dass die psychodynamische LZT den weniger intensiven oder kürzeren Therapieformen in den meisten untersuchten Ergebnisvariablen überlegen ist und sich in diesem Zusammenhang auch als kosteneffizient erweist.
Usw.
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shesmovedon
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Beitrag Do., 13.06.2019, 06:49

mio hat geschrieben: Mi., 12.06.2019, 22:10
Schlendrian hat geschrieben: Mi., 12.06.2019, 21:53 Aber wir sind jetzt ohne Therapie zum Beispiel viel stabiler, als während der laufenden Therapie.
Das finde ich im Prinzip nur logisch, weil dann ja nicht dauernd "rumgewühlt" wird in den schwierigen Themen. Ich bin ja leider so dass ich gerne "selbst wühle", aber ich merke auch wenn ich nicht so viel wühle (zB. weil die Zeit dazu gar nicht da ist) dann bin ich deutlich stabiler als wenn ich wühle.
Ja, so argumentierte ich auch gegenüber der Therapeutin. Find's auch logisch, dass sie jetzt einfach weniger getriggert werden und dann ruhiger sind.

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Anna-Luisa
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Beitrag Do., 13.06.2019, 15:03

Ich sehe Gefahr in Therapien, die zu "Dauerbrennern" werden. Ich lese so oft, wie groß die Verzweiflung ist, wenn irgendwann keine Verlängerung genehmigt wird. Weil der Therapeut eher als Freund angesehen wird, anstatt jemand, der seinen beruflichen Pflichten nachgeht.

Wenn Therapien früher beendet werden, wurden sie in der Regel "hingeschmissen". Mir scheint es so, als käme es sehr selten vor, dass man feststellt: Es ist jetzt genug.
Fordere viel von dir selbst und erwarte wenig von den anderen. So wird dir Ärger erspart bleiben.
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Philosophia
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Beitrag Do., 13.06.2019, 15:13

Der Mensch strebt halt nach Perfektion und Grenzenlosigkeit... wie soll man da je fertig werden?
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Jenny Doe
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Beitrag Do., 13.06.2019, 15:19

Schlendrian: Aber wir sind jetzt ohne Therapie zum Beispiel viel stabiler, als während der laufenden Therapie. So dass meine Therapeutin schon "verunsichert" ist, dass es uns ja ohne so viel besser geht.
Anna-Luisa: Ich sehe Gefahr in Therapien, die zu "Dauerbrennern" werden. Ich lese so oft, wie groß die Verzweiflung ist, wenn irgendwann keine Verlängerung genehmigt wird.
Beide Zitate möchte ich miteinander verknüfen. Ich sehe da auch ein Problem drin, auch aus eigener Erfahrungen, dass Therapien zum Dauerbrenner werden können, weil Therapie an sich instabilsierend wirken kann, aufgrund des "Rumwühlens". Meine Erfahrung war, dass sich immer noch etwas finden lässt, was eine Therapiefortführung "nötig" macht. Meine Erfahrung war, je länger ich in Therapie blieb, desto instabiler wurde ich und desto länger brauchte ich Therapie. Nicht nur ein Dauerbrenner, sondern auch ein Teufelskreislauf.
Wir müssen das Leben loslassen, das wir geplant haben, damit wie das Leben leben können, das uns erwartet (Joseph Campbell). Manche Leute glauben, Durchhalten macht uns stark. Doch manchmal stärkt uns gerade das Loslassen (Hermann Hesse).

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stern
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Beitrag Do., 13.06.2019, 15:20

Da täuscht der Eindruck...
Daten der KBV belegen, dass es gar keiner Anreize für kürzere The‐
rapien bedarf. Die weit überwiegende Zahl der Kurzzeittherapien wird vor der 25. Behand‐
lungsstunde beendet,
 viele Behandlungen sind deutlich kürzer. Die Dauer einer Psycho‐
therapie orientiert sich nicht an der bewilligten Stundenzahl, sondern am individuellen Be‐
darf  der  Patienten. Eine Behandlung  dauert  nur  so lange wie  notwendig. Die Höhe  der 
Therapiekontingente spielt keine Rolle für die Dauer einer Psychotherapie.
https://www.google.com/url?q=https://ww ... fvXN4a7qeJ
(Studie der BtPK: Ein Jahr nach der Reform der Psychotherapie-Richtline)

Ich meine, eine Studie der TK kam zum gleichen Ergebnis. Ich glaube eher, dass die Anzahl der chronisch bis obszessiv therapeutenabhängigen Patienten eher gering ist. Selbst im Forum berichten das (gemessen an der Userzahl von 33.000) eher wenige User... und das, obwohl in einem Forum eher überdurchschnittlich viele Leute mit Therapieproblemen schreiben. Die sehr Wenigen erregen aber umso mehr Aufmerksamkeit bis hin zum Unmut.
Zuletzt geändert von stern am Do., 13.06.2019, 16:07, insgesamt 4-mal geändert.
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spirit-cologne
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Beitrag Do., 13.06.2019, 15:22

Anna-Luisa hat geschrieben: Do., 13.06.2019, 15:03 Ich sehe Gefahr in Therapien, die zu "Dauerbrennern" werden.
...
Wenn Therapien früher beendet werden, wurden sie in der Regel "hingeschmissen". Mir scheint es so, als käme es sehr selten vor, dass man feststellt: Es ist jetzt genug.
Das sehe ich nicht so, und die Statistiken der KV'en sprechen auch dagegen. Viele Therapien werden schon vor Ausschöpfung des Kontingents beendet, auch häufig im beiderseitigen Einvernehmen. Ist halt nur so, dass man von diesen Therapien weniger hört und liest, ist halt weniger spannend. Diese Patienten werden z.B. meist nicht in einem Psychotherapieforum schreiben...

Edit: Hat sich mit Post von Stern überschnitten.
It is better to have tried in vain, than never tried at all...

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stern
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Beitrag Do., 13.06.2019, 15:54

"Aufwühlen" muss nicht negativ sein. Bedeutet FÜR MICH zunächst, dass etwas in Bewegung kommt... und sich dann (aktuell nach eher kurzer Zeit) ein Gefühl der Entlastung einstellt (und im Optimalfall auch früher oder später damit durch bin). Wenn etwas nachhaltig destabilisiert (ohne Entlastungseffekt) sehe ich eher ein Stabilitätsproblem (was an vielem liegen kann... auch unpassender Arbeitsweise). Und dann wären Konsequenzen zu ziehen (und nicht "ewig" vom Gleichen nachzulegen)... wie Stabilisierung, andere Arbeitsweise bis hin zur Beendigung oder stationären Therapie. Denn das ist logischerweise nicht Sinn und Zweck (dass eine steigende Belastung nicht nur vorübergender Natur ist). .
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stern
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Beitrag Do., 13.06.2019, 16:22

Nachtrag: Eigentlich empfinde ich noch nicht einmal Destablisierung als unbedingt problematisch... meint: Kann auch einen Nutzen haben. Also z.B. krankheitswertige Muster oder Symptome sollen ja im Optimalfall nicht stabil fortbestehen. Problem wären eher nachhaltige Zustandsverschlechterungen ohne signifikanten Nutzen. Daran festzuhalten macht dann wiederum keinen Sinn, sondern wiederum eher beenden oder anders arbeiten, Klinik, usw., z.B.
Supportive Psychotherapien sind vorwiegend Modifikationen... Mit ihnen können „Patienten mit andauernden und schweren Defekten ihrer Ich-Struktur [behandelt werden], die durch konfliktaufdeckende Therapieformen entweder nicht erreichbar sind oder unter ihrer Einwirkung destabilisiert würden.“[2]
...
Vorrangige Zielgruppen der supportiven Psychotherapie sind Patienten mit schweren Persönlichkeitsstörungen und mit chronischen Psychosen. Weiterhin ist supportive Psychotherapie angezeigt bei Personen, die an einer akuten Krisensituation leiden.
https://de.m.wikipedia.org/wiki/Support ... hotherapie

Und für diese.m.wikipedia.orgn selbst die Amis, dass man mit 4-24h nicht hinkommt.

Während weniger wackelige Leute von einer "Destabilsierung" profitieren können...
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Anna-Luisa
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Beitrag Fr., 21.06.2019, 14:52

spirit-cologne hat geschrieben: Do., 13.06.2019, 15:22 Das sehe ich nicht so, und die Statistiken der KV'en sprechen auch dagegen. Viele Therapien werden schon vor Ausschöpfung des Kontingents beendet, auch häufig im beiderseitigen Einvernehmen.
Kannst du diesbezüglich einen Link setzen? Danke! Ich habe nur zahlreiche Artikel darüber gefunden, welche Sondergenehmigungen es geben kann, um Therapien zu verlängern. Wann immer ich dahingehend suchte, dass das zur Verfügung stehende Kontingent nicht ausgeschöpft wurde - war von einem "Abbruch" die Rede. Jedoch nie von einer erfolgreichen "Beendigung".
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