Wirkfaktoren für Psychotherapie

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Krang2
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Wirkfaktoren für Psychotherapie

Beitrag Mo., 19.05.2014, 10:29

Diesen Test finde ich sehr schön, weil ich bisher noch keinen Test dieser Art im Netz gesehen habe. Interessant wäre eine statistische Auswertung/Vergleich der Angaben in Bezug auf verschiedene Merkmale der Patienten, die ganz unten abgefragt werden. Noch spannender (es ist aber schwierig verläßliche Beobachtungen zu bekommen) finde ich herauszufinden, inwieweit sich die Wirkfaktoren im Empfinden der Patienten mit Therapieerfahrung verändern.

Beispielsweise finde ich Erfahrung mit dem behandelten Problem nicht mehr ganz so wichtig wie vor meiner ersten Therapie. Umgekehrt zweifele ich mittlerweile daran, ob die Einstellungen, Alter und Geschlecht des Therapeuten doch nicht beliebig sind, sondern halbwegs zum Patienten passen müssen.

Ich hoffe, daß möglichst viele diesen Test sorgfältig und ehrlich beantworten werden, weil die Erkenntnisse sehr nützlich sind. Vielleicht ist es sogar möglich, diesen (gegebenenfalls überarbeiteten) Test als Fragebogen vor und nach einer Therapie vom Patienten ausfüllen zu lassen und die Ergebnisse unter Beachtung des Datenschutzes zu sammeln und auszuwerten. Oder vielleicht wird so etwas bereits in Feldversuchen gemacht? Es gibt zwar Beurteilungsfragen bezüglich der Wirksamkeit der Therapie selbst, aber Fragen wie in diesem Test wären eine tolle Ergänzung.

Es könnte auch verglichen werden, wie Therapeuten als Berufsgruppe auf dieselben Fragen aus ihrer Sicht antworten würden und wie größere Abweichungen zur Patientenbeurteilung zu erklären sind.

Ebenfalls interessant wäre es, einen "umgekehrten" Fragebogen für Therapeuten zu entwerfen, denn ich habe aufgrund eigener Erfahrungen und Berichte anderer auch den Verdacht, daß bezüglich der Therapieeinschätzung die Patienten nicht beliebig sind. Das zeigt sich z.B. daran, daß bestimmte Störungen bei Therapeuten unbeliebt sind oder als wie wichtig für den Therapieerfolg die Art der therapeutischen Beziehung gesehen wird oder welche Verfahren wofür als wirksam angesehen werden usw... Da kann ich mir durchaus vorstellen, daß die Umfrageergebnisse (aufgrund eigener Erfahrungen) teilweise von den allgemeinen Darstellungen abweichen würden.

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Jenny Doe
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Beitrag Mo., 19.05.2014, 12:23

@ Krang,

welchen Test meinst Du? Wo kann man den finden?

Etwas zu den Wirkfaktoren:

Vier Wirkvariablen in einer Psychotherapie nach Garfield 1994; Beutler, Machado und Neufeld 1994; Orlinsky, Grawe und Parks 1994; Strauß und Wittmann 2005; Castonguay 2011):
1. Patientenvariablen: Veränderungserwartungen, Veränderungsmotivation, Widerstand, Übertragung, Schweregrad der psychischen Störung usw.
2. Therapeutenvariablen: Empathie, Kongruenz, Gegenübertragung und Transparenz usw.
3. Qualitäts- und Prozessmerkmale der Therapeut-Patient-Beziehung: therapeutisches Arbeitsklima, Auflösung von therapeutischen Krisen
4. Placebo-Wirkungen: Hoffnung auf Heilung, Ritualisierung therapeutischer Handlungen, Attributionsverhalten, das Interaktionsgefälle in der Psychotherapie.
Vier allgemeine Wirkprinzipien nach Grawe (1995):
1. Problemaktualisierung: direktes Herangehen an und Fokussierung der Therapie auf die spezifischen Probleme der Patienten;
2. Ressourcenaktivierung: Stärkung der Selbstheilungskräfte und
Ressourcen der Patienten;
3. Problembewältigung: aktive Hilfen und Unterstützung durch die Therapeuten bei der Lösung konkreter Probleme;
4. Klärung: eine ausreichende Analyse und sinnstiftende Ausdeutung von Problemursachen und Konflikten.
Quelle: Die Zukunft der Psychotherapie - Wann ist endlich Schluss mit der Konkurrenz
Peter Fiedler
Verlag: Springer; Auflage: 1 (16. Juni 2012)
ISBN-10: 3642224695
ISBN-13: 978-3642224690
Kapitel 1: Psychotherapie zwischen Forschung und Praxis: Stiefkind »Integrative Psychotherapie«?
Wir müssen das Leben loslassen, das wir geplant haben, damit wie das Leben leben können, das uns erwartet (Joseph Campbell). Manche Leute glauben, Durchhalten macht uns stark. Doch manchmal stärkt uns gerade das Loslassen (Hermann Hesse).

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R.L.Fellner
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Beitrag Mo., 19.05.2014, 16:01

Ich glaube, diese Umfrage war gemeint:

http://www.psychotherapiepraxis.at/surv ... oren.phtml

Liebe Grüße,
R.L.Fellner

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Peonia
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Beitrag Mo., 19.05.2014, 16:12

Was soll denn diese Umfrage bringen? Die Auswahl der Teilnehmer ist zufällig, so dass die Ergebnisse nur aussagen, dass alle, die zufällig an dieser Umfrage teilgenommen haben mit folgender Verteilung geantwortet haben.
Wenn man die Teilnehmer so auswählt, dann nehmen hauptsächlich die Zufriedenen teil, um ihre Dankbarkeit zu zeigen. Und die sehr unzufriedenen, um Dampf abzulassen. Alle anderen machen sich meist die Mühe nicht.

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Jenny Doe
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Beitrag Mo., 19.05.2014, 16:19

Danke, Herr Fellner, die kommt mir irgendwie bekannt vor

@ Peonia
Wenn man die Teilnehmer so auswählt, dann nehmen hauptsächlich die Zufriedenen teil, um ihre Dankbarkeit zu zeigen. Und die sehr unzufriedenen, um Dampf abzulassen. Alle anderen machen sich meist die Mühe nicht.
Nö, ich bin zufrieden und unzufrieden und etwas dazwischen und habe trotzdem teilgenommen
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R.L.Fellner
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Beitrag Mo., 19.05.2014, 16:41

Hallo Peonia,

wer bleibt denn bei Ihrer Aufzählung noch übrig, der demnach nicht teilnehmen würde?

Wie auch immer, es geht bei der Fragestellung ja darum, welche Faktoren KlientInnen für den Erfolg einer Psychotherapie für wichtig hielten - das kann man m.E. beantworten, welche Erfahrungen man selbst auch immer mit PTh gemacht haben mag. Auch wird kein hochwissenschaftlicher Anspruch mit dem Fragebogen gestellt, also keine Sorge, dass ein nicht 100%ig repräsentatives Ergebnis womöglich desaströse Auswirkungen hätte.

Herzliche Grüße,
R.L.Fellner

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Peonia
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Beitrag Mo., 19.05.2014, 16:50

Hallo Herr Fellner,

da bin ich als alte Statistikerin nun aber froh.

Es fehlen alle, die eine Psychotherapie gemacht haben, es irgendwie ok fanden, sich nun aber mit dem Thema nicht mehr befassen. Die sind dann nämlich nicht auf Seiten wie dieser und finden auch nicht die Umfrage. Das dürfte die Mehrheit der Ex-Patienten sein und die fehlen dann einfach in der Gauß-Kurve.

Aber passt schon....


Jenny Doe
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Beitrag Mo., 19.05.2014, 17:17

@ Peonia,

so ganz Unrecht hast du nicht.
Mir ist das beim Ausfüllen bei z.B. bei "Empathie" aufgefallen. Gehe ich nur von meiner Vorstellung von einem "Traumtherapeuten" aus (was ich für wichtig für das Gelingen einer Therapie halte), dann würde ich sagen "Empathie ist sehr wichtig". Aber ist das, was einem wichtig ist, was man sich von einem Therapeuten wünscht, auch wirklich das, was wirkt? Mir fiel beim Ausfüllen sofort eine Therapeutin ein, die mir mal einen Satz an den Kopf geknallt hat, der alles andere als empathisch war. Doch genau der Satz, der zuerst ein Schlag ins Gesicht war, hat bei mir zu einer großen Veränderung geführt. Doch das vermag ich erst heute so zu sagen, wenn ich zurückgucke, was sich durch den Satz bei mir alles geändert hat.
Ich denke auch, dass "welche Faktoren halten Sie für wesentlich, damit für Sie eine Therapie "gelingen" kann?" etwas anderes misst als die Frage "welche Faktoren WAREN (retrospektiv betrachtet) wesentlich, damit ihre Therapie gelingen konnte?"
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Krang2
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Beitrag Di., 20.05.2014, 08:19

Ja, ich meinte diese Umfrage.

@Jenny Doe,
das geht sicher nicht nur uns beiden so, daß sich die Prioritäten mit zunehmender Therapieerfahrung ändern. Deshalb fände ich den Vergleich der Ergebnisse zwischen vorher und nachher so spannend.
@Peonia,
ich habe teilgenommen, weil ich Zahlen und Wissenschaft einfach anziehend finde. diese Kritik an der Auswahl der Probanden gilt leider auch für "seriöse" Forschung, und die Freiwilligkeit und Ehrlichkeit der Angaben ist auch ein entscheidender Faktor. (So wurden "Erkenntnisse" über Paraphilien aus Patienten des Maßregelvollzuges gewonnen, nicht sehr repräsentativ, wenn man bedenkt, daß nur vielleicht 1% der Betroffenen straffällig werden und davon auch nur ein Bruchteil erwischt und verurteilt wird.)


Jenny Doe
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Beitrag Mi., 21.05.2014, 04:46

@ Krang,
das geht sicher nicht nur uns beiden so, daß sich die Prioritäten mit zunehmender Therapieerfahrung ändern. Deshalb fände ich den Vergleich der Ergebnisse zwischen vorher und nachher so spannend.
Mich beschäftigt das Thema im Moment sehr.
Ich habe vorgestern einen Text gelesen " Opfer-Überzeugungen. Die „neuen“ Störungsbilder – Faszination und Schwierigkeiten" (http://www.springermedizin.de/opfer-ueb ... 46662.html), der leider der Öffentlichkeit nicht zugänglich ist. Er sprach mir so aus der Seele und brachte meine Erfahrungen und Empfindungen recht gut auf den Punkt.
Gerade was die Empathie angeht. Klar, welcher Klient möchte nicht einen empathischen Therapeuten? Welcher Klient bevorzugt einen Therapeuten, bei dem er sich wie die Titanic fühlt, die gegen einen Eisberg knallt? Gerade wenn man aus einem Elternhaus kommt, in dem Empathie Mangelware war. Da ist es doch toll einen Therapeuten zu haben, der einem mit Empathie, Mitgefühl und anderen netten Eigenschaften begegnet.
Umsomehr interessanter fand ich, dass mir eine Therapie bei einer empathischen Therapeutin nicht viel gebracht hat. Warum sollte ich mich ändern, warum sollte ich etwas in meinem Leben ändern, wenn es doch meine Probleme und Symptome sind, die mir Empathie, Mitgefühl, Aufmerksamkeit, ... einbringen?
Erst als diese Therapeutin in Mutterschutz ging und ich an eine Vertretungstherapeutin geriet, die nicht so empathisch war wie meine Therapeutin, die knallhart sagte "ändern sie was" und mir Hilfestellung gab, wie ich mit meinen Problemen umgehen könnte, ... änderte ich was.

Gewiss tickt nicht jeder so wie ich. Aber das zeigt mir auch immer wieder, dass es nicht DIE Wirkfaktoren gibt.

Das hast du schön gesagt: "daß sich die Prioritäten mit zunehmender Therapieerfahrung ändern". Kann ich unterstreichen und fänd es auch interessant, wenn mal eine Studie durchgeführt werden würde, in der verglichen wird, was Klienten zu Therapiebeginn für wichtig halten und was ihnen letztendlich tatsächlich geholfen hat.

Meine Prioritäten haben sich deutlich verändert. So ist die therapeutische Beziehung für mich heute nicht mehr das Wichtigste. Heute zählen für mich Faktoren wie Kompetenz und Methoden. Und wenn ich mich frage, ob mir meine Therapie hilft, dann ist Symptomreduzierung für mich das Hauptkriterium und nicht mehr (so wie früher), dass mir meine Therapie gut tut, ich mich da wohl fühle, es da schön kuschelig warm ist.
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leberblümchen
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Beitrag Mi., 21.05.2014, 07:36

Vielleicht kommt es darauf an, was man unter 'empathisch' versteht? Für mich bedeutet das: sich hineinversetzen in den Anderen. Aber eben nicht als Selbstzweck, von wegen: "Wir beide gegen den Rest der Welt". Ich muss gestehen, dass mein Therapeut auch in diese Falle getappst ist (die ich ihm wohl selbst gestellt hatte?), wie er zugab.

Professionelle Empathie wäre wohl so was wie: "Ich versuche zu verstehen, was in dem Anderen vorgeht" - um einen Punkt zu finden, an dem man gemeinsam arbeiten kann. Also, wenn man mir sagen oder andeuten würde: "Ändern Sie sich!", dann würd ich mich nicht verstanden fühlen. Empathie bedeutet vielleicht eher, dass der Therapeut verstehen möchte, warum der Patient so festhält an seinem Verhalten. Und aus diesem Verstehen heraus kann der Patient dann deutlicher fühlen, was das Problem ist. Es ist dann so, dass man gemeinsam das Problem einkreist und dann irgendwie bearbeitet oder aus sich herausbefördert, wenn es etwas ist, dass in den Pat. hineingelegt worden war.

Unter Empathie verstehe ich nicht so eine Dauerberieselung à la: "Sie tun mir so leid". Ich brauchte diesen Satz schon auch mal, dieses: "Bei Ihnen war es so schlimm" - weil ich auch immer gedacht hab: "Was stellst du dich denn so an? Ist doch gar nichts passiert" - aber manchmal fühle ich mich mit diesem Satz auch nicht ernst genommen, weil es sich anfühlt wie eine pseudoempathische Dusche. Ich weiß mittlerweile, dass es schlimm war - auch wenn ich nicht gefoltert wurde. Also, was ich sagen will: Die Gefahr, dass dem Patienten zu viel in den Hintern geschoben wird, kenne ich auch. Aber das Gegenteil, so ein "Sie müssen sich ändern", hätte bei mir ziemlich schnell zum Therapieabbruch geführt - denn dass ich mich ändern muss, das weiß ich schon lange.

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Krang2
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Beitrag Mi., 21.05.2014, 08:06

Ja, ein guter Therapeut müßte merken, wie "hart" er den Patienten anfassen muß, genauso wie ein guter Erzieher auch nicht alle Kinder gleich streng behandeln würde.

Es gibt auch Faktoren, die mir zu Therapiebeginn ganz unwichtig waren, aber heute als bedeutsam. Das sind für mich solche "unwichtigen" Faktoren wie Fahrtweg oder Gestaltung der Therapieräume. Vor zwei Jahren hätte ich noch gesagt, für einen guten Therapeuten soll man ruhig einen weiten Weg in Kauf nehmen, es lohnt sich. Aber so ab der 20. Sitzung oder wenn man deswegen jedesmal in Hetze und der Weg scheußlich ist, denkt man anders.
Bei meinem ersten Therapeuten fand ich die geschmackvolle und gemütliche Einrichtung und (teils persönlich wirkende) Ausstattung in einem schönen Altbau so ansprechend, daß ich mich gleich besser und aufgehoben und sicher fühlte, sobald ich nur die Praxis betrat. Ich war später einmal wegen meiner Mutter bei einem Psychiater, da sah es schlimmer aus als im JobCenter: Große Wartehalle im Bürogebäude mit klappbaren Metallsitzen und grauen Wänden, Toilettenschlüssel nur auf Nachfrage, keine Zeitschriften trotz stundenlanger Wartezeiten, Bilder, die das Schimpfwort entartet verdienten... Drin war es auch nicht viel besser. Ohne diese Erfahrungen hätte ich gesagt, daß es doch nicht auf die Räume, sondern auf den Therapeuten ankommt, aber die Wirkung ist nicht zu unterschätzen. Nicht umsonst hängt über dem Behandlungsstuhl meiner Zahnärztin eine Strandszene und an der Wand ein Waldbild.


Jenny Doe
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Beitrag Mi., 21.05.2014, 08:42

@ leberblümchen,

man kann hier nicht auf "Danke" klicken, deshalb benutze ich mal die tradionelle Art der zwischenmenschlichen Kommunikation und sage, "tolle Antwort, danke".
aber manchmal fühle ich mich mit diesem Satz auch nicht ernst genommen, weil es sich anfühlt wie eine pseudoempathische Dusche.
Zustimm.

Für mich hat die Empathie, wie ich sie erlebt habe, drei bittere Nachgeschmäcker:
- Verstärkung und Aufrechterhaltung meiner Symptomatik, wie oben beschrieben
- das Gefühl nicht ernstgenommen zu werden; es wirkte Unecht und Therapie erschien mir zeitweise wie eine Theatervorführung auf Krankenkassenkosten.
- in die Abhängigkeit gezogen worden zu sein. Ich sah damals keine Veranlassung, mir "normale" soziale Kontakte zu suchen, denn ich hatte ja meine Therapeutin. Kein "normaler" Mensch kann mir das geben, was sie mir gibt, dachte ich. "Normale" sind zwar auch lieb und nett und können emphatisch sein, aber soviel, wie in der Therapie, bekomme ich nirgendwo, dachte ich.
Professionelle Empathie wäre wohl so was wie: "Ich versuche zu verstehen, was in dem Anderen vorgeht" - um einen Punkt zu finden, an dem man gemeinsam arbeiten kann.
Klingt gut.
Also, wenn man mir sagen oder andeuten würde: "Ändern Sie sich!", dann würd ich mich nicht verstanden fühlen.
Ich fands klasse Spaß beiseite, so wie ich damals "drauf war" und so wie die Therapeutin war und wie die Interaktion zwischen uns ablief, ... war dieser Satz total richtig. Kommt vielleicht drauf an, um welches Thema es geht, wie man als Klient gestrickt ist, ... Man ist Therapie kompliziert

@ Krang
Ja, ein guter Therapeut müßte merken, wie "hart" er den Patienten anfassen muß, genauso wie ein guter Erzieher auch nicht alle Kinder gleich streng behandeln würde.
Genau, die Passung machts.
Wir müssen das Leben loslassen, das wir geplant haben, damit wie das Leben leben können, das uns erwartet (Joseph Campbell). Manche Leute glauben, Durchhalten macht uns stark. Doch manchmal stärkt uns gerade das Loslassen (Hermann Hesse).

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Krang2
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Beitrag Mo., 26.05.2014, 19:30

Ein weiterer Faktor, der für mich an Bedeutung gewonnen hat, ist Regelmäßigkeit. Wenn einen die Therapie zunächst psychisch "destabilisiert" (was wohl Voraussetzung für Veränderung ist?), ist es belastend, mal vier, mal sechs Wochen zu warten, besonders, wenn gerade eine Krisensituation da ist und man keinen anderen zum Reden hat. Die Therapie ist an sich dann zwar trotzdem wirksam im Sinne von, daß sich etwas verändert, nur kommt das mitunter zu spät.
Jetzt gerade sitze ich nach Beantragung der Kostenübernahme schon mehrere Wochen herum, obwohl ich ziemlich motiviert und positiv gestimmt bin. Die Therapeutin einer Freundin hat nach den ersten fünf sitzungen "nahtlos" weitergemacht, obwohl sie doch ebenfalls auf den Kostenübernahmebescheid der Krankenkasse warten mußte. Da würde mich schon interessieren, weshalb es offenbar in derselben Stadt Therapeuten gibt, die das hinkriegen und andere eben nicht.
Das hängt dann wiederum etwas mit "Erreichbarkeit" des Therapeuten zusammen, meiner sagte wortwörtlich, daß ich mich melden könne, sobald ich einen positiven Bescheid hätte, das klang so wie: "Belästigen Sie mich bloß nicht vorher!" Ich muß dazu sagen, daß ich durchaus Verständnis für diese "Arbeitseinstellung" habe und es in anderen Berufen ja auch nicht anders läuft.


Jenny Doe
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Beitrag So., 22.06.2014, 20:49

Wirkfaktoren in der Psychotherapie aus der Skeptiker-Sicht.
Ich finde es immer wieder spannend, dass es für jede noch so konträre Meinung Studien gibt, die die Meinung belegen. Wer die Wirksamkeit belegen möchte findet genauso Studien wie derjenige, der eine skeptische Perspektive einnimmt.

Ich fand das Video sehr interessant:

SkepKon 2014, München. Wirkfaktoren in der Psychotherapie (Dr. Robert Mestel)
Wir müssen das Leben loslassen, das wir geplant haben, damit wie das Leben leben können, das uns erwartet (Joseph Campbell). Manche Leute glauben, Durchhalten macht uns stark. Doch manchmal stärkt uns gerade das Loslassen (Hermann Hesse).

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