Lesbisch-beim Sex wäre ich gern ein Mann

Fragen und Erfahrungsaustausch über sexuelle Problembereiche wie Sexualstörungen, rund um gleichgeschlechtliche Sexualität und sexuelle Identität, den Umgang mit sexuellen Neigungen wie Fetischismus, S/M usw. - ausser Aufklärungs-Fragen.
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sunshiniii
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Lesbisch-beim Sex wäre ich gern ein Mann

Beitrag Mi., 26.04.2017, 11:19

Hallo. Ich möchte euch heute ein sehr persönliches Thema anvertrauen das mit viel Scham verbunden ist. Ich habe auch noch nie mit jemandem darüber gesprochen und nicht mal bei meiner Therapeutin traue ich mich das anzusprechen.
Ich bin eine sehr feminine Lesbe. Und ich liebe es feminin zu sein und Frau zu sein.
Dennoch gibt es einen Punkt in dem ich gar nicht wie eine Frau bin bzw sein möchte. Nämlich wenn es um das Thema Sex geht. Auch wenn ich selbst sehr weiblich innerlich wie äußerlich bin , stehe ich auf sehr weibliche Frauen. Am besten eine vollbusige blonde Milf..
Ich schlafe gerne mit Frauen dennoch erfüllt es mich nicht ganz...der so genannte oralsex ist nicht ganz mein Fall. Meine bisexuelle Partnerin sagt zu mir ich wäre total feminin und im Bett wär ich wie ein Mann. Und wirklich schaue ich lieber Hetro Pornos wobei ich vorwiegend auf die Frau schaue. Es gefällt mir die Vorstellung in eine Frau einzudringen, sie zu verführen und ran zu nehmen..Vorallem die Verschmelzung von penis und Vagina stelle ich traumhaft vor..Wenn ich mastrubiere denke ich an attraktive feminine Frauen die ich als Mann befriedige. :kopfschuettel: Mir gefällt eine Frau im engen Kleid , etwas Schminke ,mit hohen Schuhen und die eine weibliche Stimme hat.. und einfach gerne Frau ist. Das sind halt vorwiegend Hetro Frauen ..und die meist null sexuelle Interesse an einer ebenfalls femininen jungen Frau wie mir haben. Wenn ich mir das dann so vorstelle ich als Mann und eine tolle Frau beim sex werde ich richtig warm..wenn dann der orgasmus erreicht ist wird mir die Realität bewusst und ich fühle mich verdammt schuldig, anormal und verrückt. Im Alltag bin ich ja gerne Frau nur beim sex nicht woran liegt das? Es ist auch verrockt weil ich stelle mir beim Mastrubieren und Sex ja vor das ich der Mann bin ..nur muss meine Partnerin mich ja so befriedigen wie mein Körper eigentlich ausgestattet ist genau andersrum..sie gibt mir den Dildo rein und ich stell mir vor ich Steck ihr meinen penis rein .. Das ist so verrückt und eigentlich gar nicht lustig auch wenn es sich ziemlich komisch anhört. Peinlich. Meist weine ich sehr ..und es ist mir auch kaum möglich einen orgasmus zu bekommen da muss ich halt wirklich sehr in meiner Phantasie Welt sein..es macht mich echt traurig und woran könnte das liegen ? Was soll ich machen ? Ich versteh das alles nicht ... :red:


isabe
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Beitrag Mi., 26.04.2017, 16:35

Hallo,
ich weiß nicht, ob dir das hilft, aber ich habe in Gesprächen die Erfahrung gemacht, dass viele (wie viele, weiß ich natürlich nicht) Menschen eine Sexualität haben, die sich nicht in Schubladen einsortieren lässt. Bei mir ist das auch so: Ich bin "offiziell" eine heterosexuelle Frau und würde sonst was dafür geben, ein schwuler Mann zu sein (wobei es mir witzigerweise gar nicht um die Penetration geht, sondern um andere Praktiken). Trotzdem möchte ich in der Realität nicht wirklich ein Mann sein - sonst könnte ich das ja ändern lassen. Also, irgendwie ist das bei mir auch aufgespalten, wenn auch anders als bei dir. Andererseits fühle ich mich - dann aber als Frau - auch ganz, ganz selten mal zu Frauen hingezogen und habe entsprechende Phantasien (wobei ich mir zu Frauen niemals eine Beziehung vorstellen könnte, während es mir vergleichsweise leicht erscheint, mir eine Beziehung als schwuler Mann zu einem Mann vorzustellen).

Und wenn man sich mit anderen Leuten mal darüber unterhält, dann stellt man plötzlich fest, dass es denen ähnlich geht, will sagen: Die Sexualität ist nicht in Stein gemeißelt, und es kommt auch bei Heteros vor, dass sie beim Sex mit ihrem Partner an jemand anders denken oder sich Praktiken wünschen, derer sie sich schämen.

Für mich hatte das etwas sehr tröstliches, mit einigen wenigen Menschen darüber sprechen zu können. Manchmal wurde es sehr konkret, manchmal blieb es aber auch recht allgemein - und man stellte fest, dass das sexuelle Begehren rätselhaft ist. Mein (Er)leben wurde enorm bereichert dadurch, dass ich Menschen kennen gelernt habe, die sich ebenfalls nicht in Schubladen einsortieren können. Es muss auch nicht immer alles einen Namen haben; oft meint man, die Dinge würden klarer, wenn man sie benennt - einfach, weil man die Mehrdeutigkeit des eigenen Begehrens nicht versteht.

Ich weiß nicht, was für eine Therapie du machst. Wenn du z.B. bei einem Freudianer eine analytische Therapie machst, dann hätte der seine Freude an dir - vor allem, wenn du selbst dich darauf einlassen würdest oder wolltest oder könntest. Ich finde z.B. für mich die Frage total interessant, warum ich bestimmte Dinge total erregend finde. Leider bin ich auch noch nicht weiter als du, aber immerhin weiß ich jetzt, dass ich darüber sprechen darf bzw. sollte.

Es gibt also die Chance, mit deiner Therapeutin gemeinsam herauszufinden, was das Penetrieren für dich bedeutet usw. Verschwinden tun solche Vorstellungen nicht (warum sollten sie auch?), aber in einer Therapie kann man lernen, sich selbst damit anzunehmen und dafür zu sorgen, dass einem die eigene Sexualität mit ihren "Besonderheiten" vertrauter wird.


Eremit
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Beitrag Mi., 26.04.2017, 16:59

Dass Frauen sich vorstellen oder wünschen, einen Penis zu haben, kommt wesentlich öfter vor, als Du denkst, sunshiniii. Habe das schon oft gehört oder gelesen (also von den jeweiligen Frauen). Dafür kann es viele Gründe geben. Ich will damit nur schreiben: Du bist nicht allein.

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Möbius
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Beitrag Fr., 26.05.2017, 22:27

So ungewöhnlich ist dieses Phänomen garnicht - bei Männern sogar relativ häufig. Es sind die "TVs": Männer, die im Alltagsleben durchaus männlich, mitunter sogar sehr dezidiert männlich sind - aber beim Sex gerne in die weibliche Rolle schlüpfen. Sie legen sich dazu ein weibliches Outfit zu, das meistens ziemlich nuttig ist - es dient ja ausschließlich sexuellen Zwecken, wird normalerweise nicht auf der Straße getragen. Manche von ihnen erreichen eine hohe Perfektion, sind geradezu virituos bei ihren Auftritten in der Szene, Privatpartys oder beim camsex. Bei letzterem habe ich diese "TV-Mädels" überhaupt erst kennengelernt und viele schöne Stunden vor der cam mit ihnen verbracht, die beileibe nicht nur "Schweinskram" gewidmet waren, sondern oft auch einfach nur "Party machen" ... diese "TVs" - Transvestiten - sind nicht selten in ihrer rein sexuellen Rolle weitaus femininer, weiblicher, als die "echten" Transfrauen.

Die Psychoanalyse Freuds erklärt dieses Phänomen mit der "Inversion": ein Kind "introjiziert" sich den Sexualcharakter eines gegengeschlechtlichen Erwachsenen, mit dem das Kind eine "kurze aber intensive sexuelle Beziehung" hatte. Von Mißbrauch spricht Freud, der doch den Begriff des Kindesmißbrauchs geprägt hatte, gerade nicht. Diese Beziehung ist "einvernehmlich" zustande gekommen, ohne Zwang oder gar Gewalt. Gleichwohl hat sie das Kind überfordert - Kinder sind der Sexualität von Erwachsenen nun mal nicht "gewachsen". Auf diese Überforderung reagieren sie mit den berühmten "Abwehrmechanismen", zu denen eben auch die "Introjektion des Aggressors" als letzte Notmaßnahme vor der Auflösung der psychischen Organisation zählt. Das muß aber wohlgemerkt nicht in allen diesen Mißbrauchsfällen so sein - wenn Kinder auf ein verständnisvolles, hilfsreiches Umfeld, ihre Eltern, erweiterte Familie usw. zurückgreifen können, dort Schutz und Unterstützung finden, können sie Mißbrauch sogar erstaunlich gut verarbeiten ...

Diese "Inversion" kann unterschiedliche Ebenen erreichen: die "sexuelle Orientierung" wie auch die "sexuelle Identität" und am Ende auch - auf psychosomatischem Wege - den Körper, der sich in Richtung des Gegengeschlechtes entwickelt: aus Knaben werden feminine Männer, aus Mädchen maskuline Frauen. Und es kann der "sexuelle Charakter" erreicht werden, dh die Sexualität wird durch diese "Inversion" geprägt: wie man Sex haben will - im weitesten Wortsinne.

Es gibt keine Rangfolge, diese Ebenen können alleine oder in unterschiedlichen Kombinationen "erreicht" werden. Das hängt ganz von den Umständen des Einzelfalles ab.

Eine der wesentlichen Lehren der Psychoanalyse ist, daß "schräge Sexualitäten" - Freud spricht in einem sehr weiten Sinne von Perversionen, allerdings ohne die heute übliche negative Konnotation - "Diskriminierung" - dieses Wortes - nach Möglichkeit ausgelebt werden sollten bis zur Grenze der "Dysexualität", die den Handelnden selbst oder seinen Partner gesundheitlich schädigt oder gar tötet. Gelingt dieses Ausleben, so bleibt in den allermeisten Fällen der betroffene Mensch ansonsten "psychisch unaufällig", dh in seinem Alltagsleben "ganz normal". Selbst wenn er psychisch auffällig wird, "Störungen" zeigt, werden sie durch das Ausleben seiner Perversionen - im Sinne Freuds - gemildert.

Es kommt also m.E. für die Threadstarterin darauf an, Sexualpartnerinnen zu finden, die diese ihre männliche Rolle beim Sex gutheissen. Gelingt dies, ist - höchstwahrscheinlich - "alles in Butter". Ob dies gelingen kann, weiß ich nicht. Dafür sind meine Kenntnisse über die lesbischen Kreise viel zu oberflächlich. Sie beruhen im Grunde nur auf meiner Freundschaft zu einem Transmann, der vor seiner Transition als lesbische Frau lebte und mir dementsprechend einiges berichtet hatte und den Gesprächen im Sommer 2014 mit einer lesbischen Frau - die heute ebenfalls als Mann lebt. Das ist leider nicht sehr viel ...

Gruß
Möbius

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RoboCat
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Beiträge: 551

Beitrag Mi., 31.05.2017, 11:51

Ach, völlig harmlos, mach dir keine Gedanken ;-) Schau zB mal in den nächsten Sexshop, da findest du allerlei Sextoys, die genau dieser Art Phantasien entsprechen (Stichwort Strap-on). Mein Ding wäre das nun nicht so, aber ich würde dir gern zu deiner Beruhigung sagen: Du bist nicht allein und es gibt sogar einen Markt für dich und deine Vorstellungen ;-)

Und das mit den vermeintlichen Heterofrauen existiert so nur in deinem Kopf. Die meisten von denen finden es ganz schick, wenn sie beim Sektchen mit ihren 100prozentigen *Heterofreundinnen* eine lesbische Liaison zum Besten geben können.
:axt:

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Dennis711
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Beiträge: 3

Beitrag Do., 01.06.2017, 09:07

Hey,

ich glaube nicht, dass das so ungewöhnlich ist, wie andere auch schon gesagt haben. :) Ist alles halb so wild. Viele haben bestimmte ich nenne es mal Fetische, die sich nicht 100% einordnen lassen. Mach dir keine Gedanken

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