Hat er einen Zwang, eine Sucht?

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HolunderMinze
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Hat er einen Zwang, eine Sucht?

Beitrag Di., 11.09.2018, 00:04

Hallo, ich versuche mich kurz zu fassen.
Es fing circa vor sechs Jahren an, ich war das erste Mal schwanger. Ich hatte starke Frühwehen, weswegen mein Partner und ich oft und lange kein Sex hatten. Er schmollte deswegen. Ich fand heraus, dass er sich in der Zeit mit Frauen schrieb, sich Nacktbilder schicken ließ und auf Seiten angemeldet war, die deutlich für Seitensprünge und bezahlten Sex existierten. Er sagte mir, er fühlte sich ohne Sex nicht geliebt. Sex würde ihm zeigen, dass wir uns wichtig wären und so würde er sich, sein Selbstwertgefühl wieder aufbauen. Ich glaubte bzw glaube ihm. Schon am Anfang unserer Beziehung war er sehr eifersüchtig. Es verging keine Woche, in der er nicht schmollte (er streitet nicht), weil er eifersüchtig war. Eine Situation war mal, als wir abends mit dem Bus fuhren. Es schaute mich ein Mann zu lange an. Wir kamen zu Hause an, ich wollte ins Bett und er blieb schmollend wach und kiffte. Er kiffte immer, vor allem in solchen Situationen. Nun erfuhr ich im April dieses Jahr, dass er mich mit drei Frauen (die er sich aus dem Internet gebucht hatte) betrogen hatte. Es fing zu der Zeit an, als ich mit unserem zweiten Kind schwanger war. Er kiffte wieder nicht. Wir blieben zusammen. Wir schliefen mehr zusammen, der Sex war sehr gut. Nun kam es, dass ich alleine mit den Kindern für eine Woche im Juli im Urlaub war, er musste arbeiten. Wir verabschiedeten uns aber als liebendes Paar. Ich verliebte mich sogar neu in ihm. Als ich wieder Daheim war, fand ich raus, dass er mich wieder betrogen hatte. Er war mit einem neuen Namen auf dieser Seite angemeldet, verbrachte jede Menge Zeit damit sich Profile anzusehen. Eine hatte Zeit und kam sogar zu uns nach Hause. Er sagt, in dem Moment kann er nicht über die Folgen nachdenken, nicht darüber, dass es mich schon wieder so stark verletzt oder gar die Kinder verlieren könnte. Er musste es einfach tun. Wir gingen zu einem Paarcoaching. Er sagte dort, wenn wir auch Tage hintereinander Sex haben, muss ich nur einmal sagen, heute nicht und er fühlt sich ungeliebt und leer. Das einzige was uns dieses Gespräch im Endeffekt brachte, war, dass vor allem er sich wieder mehr im Leben intregieren muss. Er arbeitet viel, Überstunden waren normal und er unternahm wenig. Am Wochenende kiffte er und Mittagschläfchen waren normal. Freundschaften pflegt er schon ewig keine mehr. Er versuchte sich mehr im Familienleben einzubinden. Er ließ die Überstunden, sagte Kunden einfach mal `heute nicht´ (großes Problem, er kann kein Nein sagen. Wollen Kunden was fertig oder geliefert haben, fuhr er nach der Arbeit hin und machte es). Es wurde besser. Sex hatten wir nach einiger Zeit auch wieder. Er strahlte währenddessen aus, dass es ihm gefiel. Nur danach, das fällt mir im Nachhinein sehr auf, lies er mich alleine im Bett zurück. Kuscheln oder so wie früher in seinem Arm einschlafen war nicht. Er war danach unterwegs, also kiffte auf dem Balkon, sah dann nochmal Fern im Wohnzimmer und aß dabei. Bis er ins Bett zurück kam, schlief ich schon. Oder er musste sich so drehen, dass ich meistens nur seinen Rücken sah. Ich hatte das Gefühl, er war nicht befriedigt und konnte das Danach einfach genießen. Obwohl er es vorher so extrem wollte und es währenddessen sichtlich sehr genoß und dabei eine große Ausdauer hatte. Danach war alles vorbei. Nun hatte er letzte Woche eine Art Treffen von der Arbeit wo er hin musste. Er schrieb mir, es könnte spät, sehr spät werden. So spät wurde es dann doch nicht und am anderen Tag las ich seine WhatsApp Nachrichten (Ich weiß, ich konnte aber nicht anders, es war ein komisches Gefühl). Und zwar wurde es nur nicht so spät, weil die Dame, die er danach über WhatsApp (Handynummer hatte er aus einer Hobby Huren Seite) buchen wollte, nicht geantwortet hatte. Wieder wollte er mich betrügen. Einfach weil die Gelegenheit war, da ich es nicht wusste, wie spät es wirklich werden könnte. Nun sind wir getrennt. Er schläft auf der Couch, damit die Kinder noch nichts mitbekommen (haben familär noch andere Schicksalsschläge zu verarbeiten), aber ich glaube, er braucht wirklich Hilfe. Er hatte noch nie ein wirkliches Selbstwertgefühl. Er liebt uns wirklich. Er gibt mir durch viele zärtliche Kleinigkeiten, dass Gefühl, ihm liegt was an mir und vor allem braucht er seine Kinder. Sie sind alles für ihn. Wenn er klar denken könnte, würde er nicht einfach etwas tun, weswegen er sie verlieren könnte. Er ist kein großer Frauenheld, er würde sich gar nicht ans Flirten trauen, weil er meint, er gefliele Frauen sowieso nicht. Und alles passierte immer, wenn er gerade eine Kifferpause machte und sich nicht Abend für Abend in seine Welt retten konnte. Kann man mich verstehen? Es ist nun doch vorbei mit uns. Aber ich glaube, er braucht wirklich Hilfe und für den Anfang würde ich ihm gerne helfen, die richtige zu finden. Er wird sonst kein normeles Leben führen können, oder? Hat er einen Zwang, eine Sucht?
Danke im Vorraus

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RoboCat
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Beitrag Di., 11.09.2018, 15:39

Hallo Holunder Minze,
HolunderMinze hat geschrieben: Di., 11.09.2018, 00:04 ich versuche mich kurz zu fassen.
Absätze wären auch nicht verkehrt gewesen...

Also was mir beim Lesen aufgefallen ist, ist dass du ziemlich sehr um ihn und seine Gedanken, Nöte, Sorgen kreist, dass aber insgesamt recht wenig Raum für dich und deine Bedürfnisse war in der Beziehung. Mein Eindruck ist, da schreibt eine Frau, die es ihrem Kerl auf Biegen und Brechen recht machen will, akzeptiert seine Eskapaden mit den Hobbyhuren, steht ihm sexuell dennoch wieder zu Diensten, auch wenn sie nur so halb will, kümmert sich um die Kinder, während er arbeitet oder kifft oder Hobbyhuren bucht. (Entschuldige, falls das jetzt so zusammengerafft etwas barsch rüberkommt).

Aber wie sieht denn dein Leben aus? Du schreibst, er hat keine Freunde, wie steht es mit dir? Wenn du dich jetzt wirklich trennst, wie stehst du dann da? Bist du finanziell von ihm abhängig?

Deinen Post verstehe ich ein bisschen so, als ob du Hilfe suchst, wie IHM zu helfen ist. Er muss diese Hilfe sich aber selbst suchen und auch selbst eine Veränderung wollen. Andere verändern wollen, das ist immer leicht gesagt. Bei sich selbst anzufangen, wäre die richtige Lösung ;-)
:axt:

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HolunderMinze
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Beitrag Mi., 12.09.2018, 11:48

Danke für Deine Antwort @RoboCat

Ich hatte Absätze, aber der Post wurde zu lang und ich musste ihn reichllich kürzen damit er überhaupt hochgeladen wurde. Sorry.

Ich glaube, es kreist alles so sehr um ihn und seine Sorgen und Nöte, weil ich es irgendwie zu verstehen versuche. Vielleicht auch, damit ich irgendeine andere Antwort finde, außer "er hatte einfach Bock auf Sex und du warst ihm dann egal". Eben auch weil er mir in unserer Beziehung genau das Gegenteil immer zu bewiesen hat und eigentlich auch immer noch am beweisen war/wollte. Und dass es dann doch nochmal passierte, wollte ich irgendwie anders begründen.

Ja, ich bin wirklich auf der Suche nach Hilfe für ihn gewesen. Und es wird mir immer mehr klar, dass ich die ganze Zeit dachte, dass ich nicht will, dass er mit irgendwelchen Zwängen oder schlechten Gefühlen leben muss, wobei ich es gerade Tag für Tag tue.

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Sehr
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Beitrag Mi., 12.09.2018, 11:57

Pass auf, dass du dir nix 'holst'.
Und was beweist er wie wo, dauernd?
[wegzudenken, mehr nicht]

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HolunderMinze
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Beitrag Mi., 12.09.2018, 12:36

Sehr hat geschrieben: Mi., 12.09.2018, 11:57 Pass auf, dass du dir nix 'holst'.
Und was beweist er wie wo, dauernd?
Er hat sich die letzte Zeit oft frei genommen und uns (Kinder und mich) mit Unternehmungen oder mich abends mit meiner LieblingsDVD und selbst gemachtes Essen überrascht. Er hat geschaut, dass die Kinder in der Familie unterkamen, damit wir Zeit alleine miteinander verbringen konnten, für diese freien Stunden hat er sich heimlich Sachen ausgedacht, die mir besonders gefallen und mich mit Konzertbesuchen oder anderes überrascht. Und vieles mehr.
Auch habe ich andauernd das Gefühl, er will mich mit teuren Sachen "glücklich" machen. Eine neue, sehr teure Kamera oder wollte er mir jetzt den Führerschein bezahlen (also er sagte, "wenn es das ist was du machen willst, kriegen wir es hin." Da ich davor ehrlich gesagt immer zu geizig für einen war). Auch die Jahre davor hat er mir immer die teuersten Geschenke zu Weihnachten oder Geburtstagen gemacht.

Naja... vor allem die Zeit, nachdem es passiert war, wir endlich mal miteinander gesprochen hatten, hat er vieles eingesehen und verändert. Und abends vorm Einschlafen hat er gesagt, wie sehr ihm der Tag mit mir zusammen gefallen hat, er konnte gar nicht verstehen, warum er sich so zurückgezogen hat.
Aber irgendwie passierte es klamheimlich doch wieder. Zum Beispiel als er eine Prüfung nicht bestanden hatte und zu der Zeit dann aufhörte zu kiffen, dann fing es wieder an. Er zog sich zurück, vertiefte sich in die Arbeit und Filmchen. Mir fiel es gerade am vielen Pornos gucken auf, was er dann (versuchte) heimlich zu machen. Sprach ich ihn drauf an, schwieg er und sagte, es wäre allen in ordnung und in Wirklichkeit besorgte er sich wieder eine Frau. (Das war die Zeit, als ich alleine eine Woche mit den Kindern weg war)

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Sehr
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Beitrag Mi., 12.09.2018, 12:55

Ok. Vielleicht hat er ein schlechtes Gewissen und macht dann zwischendurch mal was mit dir und beschenkt dich, ist ja auch nicht grad das Wahre. Aber er trifft sich auch mit anderen um Sex zu haben. Wie gehst du damit um, ich meine, ihn verstehen zu wollen, ist zwar nett von dir aber was brächte das?
Findest du das gar nicht widerlich oder empfindest irgendwas, ihr schlaft ja dennoch miteinander. Weswegen sollte er sich denn ändern? Will er das überhaupt und meint er Hilfe zu brauchen?
[wegzudenken, mehr nicht]

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HolunderMinze
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Beitrag Mi., 12.09.2018, 13:55

Das Beschenken hat er schon am Anfang unserer Beziehung sehr extrem gemacht. Sein ganzes Weihnachtsgeld (damals wir beide noch in der Lehre) für ein Geschenk für mich ausgegeben. Oder all die Jahre (dreizehn sind es ja nun fast) jedes mal irgendwas gigantisches zum Geburtstag. Das ist nicht erst jetzt so.
Wie gesagt, glaube ich mittlerweile, ich will ihn einfach verstehen um selbst besser damit umgehen zu können. Irgendwie ist es für einen Partner besser zu verkraften, wenn man weiß, er handelt so, weil er gerade gar nicht anders kann. Weil ihn irgendein Zwang aufsucht, weil es ihm nicht gut geht und er sich nicht anders zu helfen weiß. Als wenn man wüsste, er tut es, weil er einfach geil drauf ist und du ihm nicht mehr reichst.

Ja, ich empfand die zwei Male wo ich es rausgefunden hatte, jedes mal Ekel. Er schlief jedes Mal Nächte im Hotel, da ich ihn nicht sehen wollte. Aber Wochen später, wenn man geredet hatte, wenn er endlich mal geredet hatte (das tat er noch nie wirklich, seine Gefühle konnte er noch nie ausprechen), dachte man, man könnte es zusammen schaffen.
Das erste Mal, dachte ich wirklich "nur" an einem Tief in unserer Beziehung und als wir dann Wochen später doch wieder zusammen gefunden hatten und es schien, als könnten wir uns gegenseitig wieder aufbauen, glaubte ich an eine bessere Zukunft. Da uns nun beiden klar war, eine Beziehung bedeutet Arbeit und nicht Gewohntheit.
Beim zweiten Mal, wieder Trennung, da ich Ekel empfand vor dem was er getan hatte. Wir gingen dann zu diesem Paarcoach, weil ich damit fertig werden wollte und glaubte, durch jemand der uns beim Reden hilft (einfach weil mein Mann eben nicht spricht) alles besser verarbeiten zu können. Wir schliefen lange nicht zusammen, auch nicht nach dem Termin. Aber dort sagte der Typ, er glaubte meinen Mann, dass er mich wirklich liebt. Aber er meinte auch, dass er ein emotionales Problem hat und er Hilfe bräuchte. Ich dachte irgendwann, da ich nun wusste, wo wir wirklich dran waren, dass wir nicht nur in einem Tief steckten, dass ich ihm helfen könnte. Er meinte bzw meint es auch, dass er Hilfe braucht (einfach auch nur, weil er nur noch diese Leere spürt, wie er sagt).
Jetzt, als raus kam, er hatte wieder jemanden geschrieben um sie zu buchen, ist nun schluss. Er sucht sich gerade eine eigene Wohnung. Aber er zeigte mir, dass sie ihm zwar nicht geschrieben hatte zur Antwort, sonder angerufen und er es absagte. Ich habe keine Ahnung, ob ich es glauben kann oder nicht. Eine große Rolle spielt es eh nicht mehr.
Aber ich habe immer noch das Gefühl, auch wenn wir nun auseinander gehen, dass er Hilfe braucht und ich es ihm klar machen muss, dass die Hilfe vor allem von Außerhalb kommen sollte.

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Sehr
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Beitrag Mi., 12.09.2018, 15:11

Dass er dich mit Materialien überschüttet, hört sich für mich auch nicht gerade allzu gesund an, willst du denn dauernd gigantische Geschenke? Was gibt dir das und was gibt es ihm?

Ehrlich gesagt, wenn er tatsächlich so darunter leidet, also, diese Krisen wo er dann mit anderen schläft usw. dann hätte er sich ja ruhig mal selbst Hilfe suchen können, wenn er denn wirklich wollte.
Und dass er 'nicht anders kann' glaube ich so nun auch nicht.
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HolunderMinze
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Beitrag Mi., 12.09.2018, 15:44

Mir gibt es gar nichts und das hatte ich ihm auch schon gesagt gehabt. Das schönste Geschenk was er mir jemals gemacht hatte, war eine selbst gebrannte CD, mit den Liedern aus der Anfangszeit unserer Beziehung. Er hat die Hülle selbst bemalt und beschrieben. Man sieht wie viel Zeit und Mühe er sich dafür gegeben hat und das ist ein schönes Gefühl. Zu wissen, dass er sich Zeit für mich genommen hatte.
Er sagt, er kann so am besten zeigen, wie viel ich ihn bedeute.

Er hat sich jetzt selber Hilfe gesucht und Termine gemacht, ob er die einhält, weiß ich nicht.

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