Distanz beim Thema Sex/ ungleiche Wünsche

Fragen und Erfahrungsaustausch über sexuelle Problembereiche wie Sexualstörungen, rund um gleichgeschlechtliche Sexualität und sexuelle Identität, den Umgang mit sexuellen Neigungen wie Fetischismus, S/M usw. - ausser Aufklärungs-Fragen.
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Minchen90
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Distanz beim Thema Sex/ ungleiche Wünsche

Beitrag So., 17.11.2019, 22:11

Hallo an alle,

da ich gerade nicht mehr weiter weiß und sehr traurig bin, hoffe ich hier auf ein paar Tipps/ Denkanstöße. Ich (w) bin seit 3 Monaten mit meiner Partnerin zusammen und die ersten beiden Monate waren wunderschön, wir haben uns beide geborgen gefühlt und hatten auch ein intensives Sexualleben.
Dann begannen die Probleme damit, dass wir kuschelnd auf dem Sofa lagen und ich Lust auf sie hatte und ihre Brust berührt habe, woraufhin sie äußerte, sich belästigt zu fühlen. Dies hat mich sehr verletzt und ich habe daraufhin auch geweint, weil die Aussage so heftig war und ich mich abgewiesen gefühlt habe.
Dafür hat sie sich an dem Abend noch entschuldigt und meinte, sie würde auch einfach gerne mal nur kuscheln (was ja ganz anders klingt). Kurz darauf hatte ich eine Woche Urlaub und war die komplette Woche über bei ihr zu Besuch (wir führen eine Fernbeziehung). Ich habe mich sehr auf sie gefreut und hätte an dem Abend gerne mit ihr geschlafen, allerdings war sie müde und hat sich weggedreht, woraufhin ich mich wieder abgewiesen gefühlt und sie gefragt habe, ob sie wirklich schon schlafen möchte, was sie bejaht hat und leider unter Druck gesetzt hat.

Die ganze Woche über hat sich das immer weiter hochgeschaukelt, ich habe jeden Abend ihre Nähe gesucht und sie hat sich distanziert, wodurch der Wunsch nach Nähe bei mir immer stärker wurde und ich auch oft deswegen geweint habe (alleine und vor ihr). Dies hat sie so sehr unter Druck gesetzt, dass sie mich nicht mal mehr richtig küssen wollte, wodurch ich mich noch mehr abgewiesen gefühlt habe. Am 4. Tag hat sie mich dann ein bisschen angefasst und meinte, wir könnten abends an der Stelle weitermachen, allerdings war sie dann wieder müde und hat abgestritten, das gesagt zu haben.

An dem Samstag hatten wir dann Sex, und sie erzählte mir dann am Sonntag, dass sie das nur mir zuliebe getan hat. An dem Wochenende darauf war es ähnlich, ich habe mich in meinen Bedürfnissen nicht wertgeschätzt gefühlt und sie hat mich zwischendurch ein paar Mal angefasst, aber Sex wollte sie dann nicht und ist mir ausgewichen (später meinte sie, sie versucht langsam wieder, Nähe herzustellen). Ich habe mich dann an dem Sonntag neben ihr selbst befriedigt und das war für sie in Ordnung. Und nun bin ich wieder bei ihr und das Problem ist nach wie vor vorhanden, ich fühle mich in meinen Bedürfnissen nicht wahrgenommen, sie sich unter Druck gesetzt.
Gespräche und Kompromisse lässt sie nicht zu, sie sagt, dass sie Zeit braucht, um mir näher zu kommen, und das Thema ist für sie erledigt, für mich aber noch nicht. Ich habe sie vorhin gefragt, woher bei ihr dieses starke Gefühl kommt, sich unter Druck gesetzt zu fühlen, und habe sie gefragt, ob sie mal schlechte Erfahrungen gesammelt hat, und sie hat mit eiskalter Stimme gesagt, dass sie nicht darüber sprechen möchte. Dann meinte sie noch, dass sie das so nicht mehr kann und sich Dinge ändern müssten, ansonsten hätte ich in Zukunft keinen Sex und auch keine Freundin mehr. Diese Härte in ihren Aussagen macht mich fertig (nicht nur bei dem Thema), es gibt keinen Raum für Gespräche und Kompromisse und ich fühle mich nicht gesehen und begehrt (habe ich auch schon öfter geäußert, da sagt sie immer, das sei Quatsch).

Ich bin gerade einfach nur traurig über diese Härte, ich verstehe sie und möchte sie nicht unter Druck setzen und Kompromisse finden, kann und möchte aber auch meine eigenen Bedürfnisse nicht komplett zurückstellen und habe das Gefühl, je mehr sie mich abweist, desto größer wird mein Verlangen nach Nähe und Sex. :(
Zuletzt geändert von Pauline am Mo., 18.11.2019, 05:32, insgesamt 1-mal geändert.
Grund: Absätze für bessere Lesbarkeit angebracht. Bitte darauf achten, danke.


cinikus
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Beitrag So., 17.11.2019, 22:18

Kurz und bündig: Vielleicht passt ihr einfach nicht zusammen. Es sind ja erst drei Monate, aber der Konflikt hört sich eher an, als wärt ihr schon Jahre zusammen. So viel Verletzung und Distanz schon am Anfang, wo eigentlich noch die rosarote Brille sitzt, sind ein Zeichen, würde ich sagen.
Auch der Anblick des Schlechten kann eine Schulung für das Gute sein! Niccolò Tommaseo

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Jana303
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Beitrag So., 17.11.2019, 23:05

Hallo Minchen90!
Das hört sich gar nicht gut an. Fernbeziehungen sind außerdem immer schwer und funktionieren leider meistens nicht.
Ich habe die Erfahrung leider schon gemacht und hoffe niemals wieder. Sie hat dich verletzt und zum weinen gebracht. In einer Beziehung liebt ein Part immer mehr als der andere und diejenigen die mehr lieben, wollen es dann nicht wahrhaben, dass die rosarote Brille plötzlich weg ist und es ein böses Erwachen gibt.
Ich denke, du hast es nicht nötig jemanden um Liebe anzubetteln.
Ich wünsche dir jemanden der genauso fühlt und denkt wie du. Einen Seelenverwandten. Mfg


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Minchen90
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Beitrag Mo., 18.11.2019, 06:03

Vielen Dank für die beiden Antworten :)
Mir fällt es schwer, einzuschätzen, ob ich vllt zu hohe Ansprüche habe und sie wirklich unter Druck gesetzt habe, gerade wenn sie so schlechte Erfahrungen gemacht hat. Auf eine andere Art und Weise habe ich sie ja auch verletzt.

Dass wir nicht zusammen passen, ist ein Gedanke, den ich gerade noch beiseite schiebe, mit der Hoffnung, dass Einiges wieder wie am Anfang werden kann.
Die Hoffnung stirbt ja immer zuletzt


theweirdeffekt
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Beitrag Mo., 18.11.2019, 09:24

Es ist schwierig. Allerdings bin ich immer dafür, alles zu versuchen, bevor man aufgibt. Du könntest ihr, wenn du willst einen Brief schreiben, wo du deinen Gefühlen Ausdruck verleihst. Wichtig ist das einfühlsam zu gestalten. Was braucht sie um Sex schön zu finden, etc. Du könntest den Brief mit Dingen die du an ihr magst/liebst oder was du an der Beziehung schätzt, beginnen. Ihr sagen, dass sie dir nicht böse seine kann, dass du sie scharf findest, weil sie.... ist. Oder so.

Möglicherweise hast du recht und es ist ihr mal was Negatives in diesem Bereich passiert. Dann gehts darum die negative Konditionierung aufzuheben und Sex mit etwas Positivem zu verbinden.

Was tust du denn, um ihr zu zeigen , dass du sie behehrst? Nähe lässt sich durch soviel mehr als Körperlichkeit herstellen. Das heißt natürlich nicht, dass deine Bedürfnisse nicht wichtig wären. Versteh mich da bitte nicht falsch. Aber möglicherweise ist es wichtig ihr zu zeigen, dass Sex für dich mehr ist als die Zweckerfüllung der eigenen Bedürfnisbefriedigung. Warum willst du mit ihr schlafen? Etc.

Muss jetzt natürlich alles nicht stimmen, sind nur meine Gedanken dazu.

Alles Gute
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stern
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Beitrag Mo., 18.11.2019, 10:29

Klar erzeugt das Druck, wenn sie keinen Sex möchte und nachgebohrt wird bzw. geweint wird. Das heißt nicht, dass deine Bedürfnisse nicht o.k. sind... aber:
ich habe mich in meinen Bedürfnissen nicht wertgeschätzt gefühlt
Ihre (kein Sex) sind genauso o.k... und sie fühlte sich vielleicht in ihrem Bedürfnis genauo wenig wertgeschätzt. Sie kommunizierte es auch. Sie möchte auch manchmal einfach nur kuscheln, es geht ihr zu schnell (sie braucht mehr Zeit), usw. Zur gleichen Zeit sind beide Bedürfnisse nicht unterzubringen... die Frage ist, ob ihr euch so arrangieren könnt, dass es unter dem Strich für beide passt. Denn klar ist: Gerade was Sexualität angeht, kann niemand deutlicher seine Grenzen missachten... und ihr kommt an der Stelle vielleicht tatsächlich an den Punkt, dass es nicht passt (muss aber nicht sein).

Wie empfindlich reagierst du auf Ablehnungen ansonsten?
Liebe Grüße
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stern
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Beitrag Mo., 18.11.2019, 11:35

Minchen90 hat geschrieben: Mo., 18.11.2019, 06:03 Mir fällt es schwer, einzuschätzen, ob ich vllt zu hohe Ansprüche habe und sie wirklich unter Druck gesetzt habe, gerade wenn...
Hmmm, wenn sie das so sagt, ist das aus ihrer Sicht so... genauso wenn sie sagt, dass sie schlafen möchten und du nochmals nachfragst, ob sie das wirklich möchte. Warum sollte sie etwas anderes kommunizieren als sie meint? (Stichwort: wirklich) Kannst du das nicht als ernst gemeint ansehen? Gerade bei Sexualität ist viel individuelle Abstimmung... und Sex kann man nicht an objektiven Normen festmachen (so oft, so lange, so ist Sex zu gestalten...). Insofern hilft es nicht, deine Ansprüche (wie viel kann ich verlangen) objektivieren zu wollen... sondern höchstens zu schauen, ob ihr euch individuell arrangieren könnt. Ansprüche sind qualitativ übrigens nochmals etwas anderes als Bedürfnisse...
Dann begannen die Probleme damit, dass wir kuschelnd auf dem Sofa lagen und ich Lust auf sie hatte und ihre Brust berührt habe, ...
Belästigung ist hart formuliert, aber: (Ich formuliert es auch etwas härter, um den Unterschied deutlich zu machen) Hmm, du hattest Lust auf Sex. Und sie? Du bist automatisch davon ausgegangen, dass sie (synchron) auch Lust hat und es o.k. findet, wenn du ihre Brust berührst? Und hast es dann einfach getan? Oder du bist (auch) auf die eingegangen und hast irgendwann bemerkt, dass sie das auch will (bzw. sie hat das signalisiert)? Berührung der Geschlechtsteile macht zudem noch nicht unbedingt Lust auf Sex. Vielleicht war sie im Kopf wo ganz anders... bzw. sie sagte ja, ihr war eher nach kuscheln.
Liebe Grüße
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Lady Nightmare
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Beitrag Mo., 18.11.2019, 21:03

Was spricht dagegen, deiner Freundin ein wenig Raum zu geben und einfach mal abzuwarten, bis die sexuelle Annäherung von ihr ausgeht? Vielleicht könnte das etwas verändern? Vielleicht ist es auch spannend mal zu schauen, wie du dich dann damit fühlst? Offen eure jeweiligen Bedürfnisse geäußert habt ihr ja schon. Wenn du sie weiter unter Druck setzt, wird sie wahrscheinlich noch mehr in die Defensive gehen.

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