Probleme, mich beim Sex hinzugeben (W)

Fragen und Erfahrungsaustausch über sexuelle Problembereiche wie Sexualstörungen, rund um gleichgeschlechtliche Sexualität und sexuelle Identität, den Umgang mit sexuellen Neigungen wie Fetischismus, S/M usw. - ausser Aufklärungs-Fragen.
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alphaweibchen
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Probleme, mich beim Sex hinzugeben (W)

Beitrag Mo., 24.11.2008, 22:52

Der Sex sollte mich doch eigentlich glücklich machen.

Das predigt mir eine Freundin jedenfalls ständig. Sie meint, dass es wichtig ist, wegen der Hormone und so.
Sie sagt, ich hätte einfach nur Komplexe, aber ich schäme mich nicht für meinen Körper oder so, das ist nicht das Problem. Ich kann nackt herumlaufen, solange mich keiner gierig angafft. Dann wird es mir – unangenehm ist das falsche Wort… Die Situation ist mir unangenehm, nicht mein Körper.

Ich kann mich niemandem mehr hingeben. Ich fühle mich nicht gut dabei. Im Gegenteil.
Ich würde am liebsten losheulen. Und davonrennen, damit mich keiner so sieht.

Es ist nicht so, dass ich niemanden will. Aber es geht einfach nicht.

Ich habe vor einigen Jahren eine Beziehung mit einem Mann gehabt, der mich sehr verletzt hat. Er hat mich nie geschlagen, aber abgesehen vom Psychoterror, den er auf mich ausgeübt hat, war er beim Sex sehr grob.
Wenn ich vor Schmerzen geschrieen habe, hat ihn das so richtig angeturnt. Ich habe ihm gesagt, dass er aufhören soll und ich habe dann auch versucht, ihn wegzudrücken. Aber er war einfach viel stärker als ich. Wenn ich dann nachher mit ihm darüber geredet habe, hat er sich entweder gar nicht erinnern können oder hysterisch geplärrt, weil er meinte, ich würde ihn nicht gut genug finden. (fand ich auch nicht, aber… ) Seine Ex-Freundinnen waren ja schließlich allesamt zufrieden mit ihm. (Ich bin mir sicher, er erzählt das auch heute noch.)

Es ist mir noch nie leicht gefallen, mich einem Mann hinzugeben. Auch vorher nicht.

Aber seit damals klappt es so gar nicht. Ich habe Angst davor, dass es mir wieder so weh tut. Ich habe Angst, dass ich die Situation wieder nicht kontrollieren kann. Aber dabei geht es ja beim Sex. Darum, sich fallen zu lassen.
Mittlerweile kann ich kaum eine Berührung oder eine Umarmung (in „nicht freundschaftlichem“ Sinn) oder einen Kuss zulassen, und wenn, dann fühle ich mich nicht wohl. Am Anfang habe ich mich dabei mit Alkohol betäubt,… das hatte den Effekt, dass der Körper zunächst mitgemacht hat und der Geist sich erst später dazugeschalten hat. Gebracht hat mir das aber genau nix. Vermutlich habe ich es dadurch nur verschlimmert.

Ich weiß nicht, ob mich jemand hier versteht. Und ich weiß auch nicht, wie ich aus diesem Dilemma rauskommen soll.

(Hinweis Admin: Betreffzeile von "Mir ist einfach nur zum heulen" auf obige präzisiert. Bitte möglichst aussagekräftige Betreffzeilen wählen! Danke.)

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Sparkle
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Beitrag Mi., 26.11.2008, 02:05

Hi alphaweibchen,

Hast du darüber schon mit einem Therapeuten gesprochen? Aus meiner Sicht hat da ein Missbrauch stattgefunden, indem du das wehrlose Opfer warst. Dass sich das auf die Psyche niederschlägt, ist kein Wunder. Aus deinem Text ist zu lesen, dass es für dich eine große Belastung ist - deswegen wäre es ratsam, wenn du dich da an einen Experten wendest.

Aus männlicher Sicht kann ich dir recht wenig sagen. Es gibt die Typen, die ein Nein nicht als solches verstehen und Schreien generell als Zuspruch werten. Wie lang wart ihr beiden denn zusammen? Möglicherweise dachte er sich, wenn es dir zuwider wäre, hättest du gleich zu Anfang eine Grenze gezogen. Ich halte es deswegen für wichtig, dass du erlernst, deine Meinung und deine Grenzen klar aufzuzeigen.

Ich weiß nicht, ob es sonderlich schlau ist, jetzt ohne Konsultation weiterzumachen. Wenn, dann geh es sehr behutsam an.

Mein Beileid, dass dir sowas widerfahren ist.

vlg
Sparkle


Zerrissene
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Beiträge: 757

Beitrag Mi., 26.11.2008, 06:10

Hallo alphaweibchen,

ich kann mich Sparkle nur anschließen.

Versuche, einen guten Therapeuten zu finden. Hier im Forum werden wir keine Lösung finden.

Als ich den Betreff: "Probleme, mich beim Sex hinzugeben" las, hatte ich gleich den Gedanken, sie kann (darf) nicht die Kontrolle verlieren.

Und dein ehemaliger Freund scheint dich traumatisiert zu haben, vermute ich.
Das sieht alles nach körperlichen Erinnerungen aus (denn der Körper vergißt nichts). Und wenn du vom Kopf her so reagierst, willst du dich schützen. Wovor, kannst du nur in der Therapie herausfinden.

Ich wünsche dir alles, alles Gute.

Viele Grüße

Zerrissene

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alphaweibchen
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Beiträge: 68

Beitrag Do., 27.11.2008, 13:01

Vielen Dank für eure Antworten.

@Sparkle: Es war nicht von Anfang an so bzw. er war nicht immer gleichermaßen grob. Ich glaube, wenn das von Anfang an so läuft, ergreift man sowieso gleich die Flucht. Das hat sich im Laufe der Zeit so entwickelt, und es war auch so ein Teufelskreis, es führte halt eines zum anderen. Er war grob-> ich bin ihm ausgewichen -> er hat mich beschuldigt, ich hätte jmd anderen (was nicht so war) -> er wollte (sich?) beweisen (oder mich strafen?) -> und war wieder grob... dazwischen hatte er Phasen, da war alles halbwegs normal, wenn man das überhaupt so sagen kann; da hat er geheult und mir versprochen, das nie wieder zu tun. Und dann kam wieder eine Phase, wo er nicht wußte, was er tut.

Dass er das "Nein" nicht verstanden hat, will ich irgendwie nicht glauben.(welches ja nicht mit diesem einen Wort formuliert war, ich habe mich sowohl verbal als auch körperlich gewehrt. Nur hat er sich dann noch mehr gesteigert. Dann habe ich es eher passiv über mich ergehen lassen und sorry, in den Polster gebissen, so fest es geht. Spaß war da keiner mehr dabei. Mir sind die Tränen runtergelaufen.)

Ich bin lange nicht gegangen, weil ich nicht wusste, wohin. Mit meinen Eltern hatte ich nur Konflikte, sie hätten mich auch nie verstanden. Sie sind sehr konservativ. (So sind sie zb der Meinung, eine Frau die vergewaltigt wurde, ist selbst daran schuld, weil sie hat das sicher - durch aufreizende Kleidung, ihr Verhalten o.ä. - provoziert. Da ist meiner Meinung nach jede Diskussion sinnlos. Sie tun mir da nur weh, und es hilft mir nur dabei, mich noch schlechter zu fühlen. Im allgemeinen war Sex ein Tabu. Aus irgendeinem Grund passe ich aber in vielerlei Hinsicht mit meiner Einstellung nicht zu meiner Familie. Spätestens in der Pubertät ist mir das klar geworden.) Irgendwie hab ich mich dann aber von der einen Miesere in die andere gestürzt.



An eine Therapie habe ich auch schon gedacht. Noch bin ich nicht ganz so weit. Am Anfang konnte ich gar nichts erzählen. Ich habe - nach außen hin geheult - und mich innerlich komplett blockiert. Das ist mit der Zeit besser geworden. Ich bin allgemein ruhiger geworden. (Das löst das Problem nicht, das ist mir klar.) Im Moment versuche ich, vieles für mich aufzuschreiben. Es fällt mir in der Folge dann leichter, es auch auszusprechen.

Das Problem werde ich im Forum nicht lösen können, auch das ist klar. Aber vielleicht finde ich ja den einen oder anderen gedanklichen Ansatz, der mich ein bisserl weiterbringt. Zb. von jemandem, der etwas ähnliches erlebt hat aber eine andere Zugangsweise (gefunden) hat.

lg

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Torsade_de_pointes
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Beiträge: 775

Beitrag Do., 27.11.2008, 14:16

hallo alphaweibchen!
Dass er das "Nein" nicht verstanden hat, will ich irgendwie nicht glauben.(welches ja nicht mit diesem einen Wort formuliert war, ich habe mich sowohl verbal als auch körperlich gewehrt. Nur hat er sich dann noch mehr gesteigert. Dann habe ich es eher passiv über mich ergehen lassen und sorry, in den Polster gebissen, so fest es geht. Spaß war da keiner mehr dabei. Mir sind die Tränen runtergelaufen.)
es ist äußerst erschreckend zu lesen was du mit dir machen läßt. ganz unglaublich im welcher opferrolle du dich zeigst.
es ist in deiner vgh ordentlich einiges abgegangen sodaß du in diese haltung gelangt bist.

ich bin auch davon überzeugt , daß dir eine therapeutische begleitung gut tun würde. auch wenn es nicht zwingend nötig ist, es hilft doch sehr! man braucht manchmal jemanden der die richtigen knöpfe drückt. alleine dauert das alles sehr lange.
auf alle fälle bist du am weg, auch das geht aus deinem bericht hervor. du willst etwas verändern und es liegt ganz und gar an dir wie konstruktiv das sein wird.
aber sei auch froh daß du erkannt hast daß da etwas verschoben ist. das ist doch der erste schritt dies aufzulösen.

alles gute! lg

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Staubkorn
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Beitrag Mi., 27.04.2011, 20:19

Hallo an alle.

Mich beschäftigt schon seehr lange das Thema Sexualität. Einerseits weil ich nicht weiß, was ich davon halten soll und zum anderen weil es - wenn es nicht schon vorher Probleme macht, zu welchen wird.

Kurz beschrieben. Zu Beginn meiner Beziehung hatten mein Mann und ich ein reges S-Leben. Wollten uns austesten und nutzten viele Gelegenheiten, so wie es nun mal ist. Habe ihm immer wieder eingetrichtert, das Sex für mich nicht das wichtigste sei und in meiner Reihe eher mittig bin weiter hinten ansteht. Fühlte mich beim Sex noch nie wohl ... auch wenn wir zu Beginn mehr wie später dann Verkehr hatten. Aber ich machte es halt, damit er glücklich ist, zufrieden ist.


Mittlerweile - auch wenn es seeeehr begrenzt ist, seit 2 Jahren in etwa - fühl ich mich teils dazu gezwungen, um "meinen Pflichten" nachzukommen.
Nur selten mal, geht eine Initiative so richtig von mir aus ...

Immer sonst Ausreden oder irgendwie was, damit es nicht dazu kommt, auch wenn es hart klingt. Am besten verläuft es für ich jedoch, wenn er schon vorher einschläft.
Nur ist dies ja auch alles nicht die optimalste Lösung.

Und die Frage, ob ich ihn liebe - ich kann es mit ja beantworten ...
ich habe nur ewig Beklemmungen, um mich der Sexualität hinzugeben.
Am besten klappt dies mit Alkohol, aber kann mich ja nicht immer zulaufen lassen - mach ich auch nicht.
Selbst wenn wir dann Verkehr haben brauch es gefühlt ewig, damit ich mich innerlich drauf einstellen und somit evt ein wenig genießen kann - manchmal leider auch erst vor seinem Ende. UNd nein, er ist kein Boris Becker
Wenn es schlecht läuft, bin ich eher weggebeamt oder finde mich in anderen Geschichten wieder.

Frage mich desöfteren, ob es an dem Geschehenen (Vergangenheit) liegt oder ich eher fridige/asexuell veranlagt bin oder wie auch immer ... oder ob es allgemein mit der psychischen Symptomatik zusammenhängt - nur müssten dann ja auch Ausreißer vorhanden sein *hmmm*
Oder was ich machen kann, damit es auch in diesem Lebensbereich wieder lebenswert und auch liebenswert wird ...

Vielleicht kennt das jemand?
Hoff, es klingt nicht allzublöd - schreibe/rede nicht gerne über solche Probleme, Hemmungen halt.

vielleicht weiß ja auch jemand Tipps?

lg, Staubkorn
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SamuelZ.
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Beitrag Mi., 27.04.2011, 20:52

Hört sich für mich so an, als bist du an ihm als Sex-Partner nicht mehr interessiert, sondern an anderen Qualitäten, die er hat.

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Staubkorn
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Beitrag Mi., 27.04.2011, 21:04

Hallo Sandy

Ich versteh was du meinst, aber hmm. Dann wäre ich allgemein ja nicht interessiert. Habe vor einiger Zeit auch schon mal drüber nachgedacht, mit einem anderen Mann zu verkehren ... ließ es aber bleiben, weil ich keine Lust und Interesse zu hatte ... neben den ganzen Dingern die sich Gefühle nennen (schuld, schmutzig, schäbig, etc neben der liebe meines mannes gegenüber und dessen, ihn nicht verletzen zu wollen) ...

Ich mein, wenn ich es schaff, mich meinen Mann hinzugeben ... egal ob vor oder während des Aktes, dann find ich es auch schon ... aber der weg dahin ist immer etwas mehr oder weniger beschwerlich.
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Seanna
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Beitrag Mi., 04.05.2011, 16:13

Schuld / Schamgefühle? Und du sprichst eine Vergangenheit an... gab es da etwas, was dich davon abhält, Sex zu genießen? War das schon immer so? Hast du andere Bedürfnisse als euer momentanes Sexleben hergibt, kannst aber nicht darüber reden? Redet ihr überhaupt über Sex, Bedürfnisse, Wünsche?
Der Kopf ist rund, damit das Denken die Richtung wechseln kann.


Snowman
neu an Bo(a)rd!
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Beiträge: 1

Beitrag So., 24.06.2012, 03:23

@alphaweibchen
Hallo Ich denke Ich kann nachempfinden was Du fuehlst.
Ich habe einen Freundin gehabt und Sie hatte aehnliche empfindungen wie Du.
Es hat Ihr ungemein geholfen das Ich auf Sie eingegangen bin und wir haben Naechtelang geredet ueber Ihre Aengste und Gefuehle.
Sie ist aus sich herausgekommen und wir haben dieses gemeinsam aufgearbeitet und bewaeltigt.

Was Ich damit zum Ausdruck bringen moechte ist das wenn man von Anfang an den Mut aufbringt zu reden vieles gemeinsam erreicht werden kann.
Und das ist es was dann dazu fuehrt, das Du wieder Vertrauen findest und Du wirst durch dieses Vertrauen das Gefuehl des Fallenlassens wieder empfinden.

Es ist immer gut wenn man von Anfang an sich zusammensetzen kann und redet.

Viel Erfolg und das Du den richtigen findest.

M.
Carpe Dièm - nutze den Tag

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