Heute komme ich zum ersten Mal mit einem Anliegen zu euch, bei dem es um meinen Freund geht. Wir sind schon seit 5 Jahren zusammen und leben seit 3 Jahren in einer Wohnung. Ich habe keinen Kinderwunsch, und für ihn ist das in Ordnung.
Eigentlich war es bisher sehr harmonisch, und das ist es auch die meiste Zeit. Wir gehen beide unseren Hobbies nach, arbeiten beide Vollzeit (jetzt seit März aus dem Home Office wegen Covid19). Und grundsätzlich respektieren wir uns und unsere Eigenheiten.
Es ist auch eine sehr liebevolle Beziehung, und wir reden recht offen miteinander, auch über unsere Gefühle. Ich muss dazu sagen, dass das eher von mir kommt, da ich eine Therapie und bereits viele Coaching Stunden hinter mir habe, und ich mich sehr gerne mit dem Thema Persönlichkeitsentwicklung auseinandersetze, generell viel lese und auch glaube, dass alles lösbar/heilbar ist.
Mein Freund hat daran kein Interesse. Er ist nicht so emotional wie ich, eher rational und für ihn muss es reichen, wenn er einmal sagt, was er denkt - dann sei alles dazu gesagt. Damit kommen wir auch schon zum Problem, denn hier sind wir sehr unterschiedlich:
Wo ich sehr emotional und gefühlstorientiert bin, und auch meine Auf- und Abs habe, da ist er eigentlich konstant „normal“ drauf, ohne besondere Ausschläge. Weder nach oben, noch nach unten. Ich glaube schon, dass er mich gern hat und liebt.
In letzter Zeit habe ich, warum auch immer, ein größeres Bedürfnis an Nähe. Im Sommer/Herbst haben wir uns aus meiner Sicht nicht so viel Zeit gegenseitig geschenkt, ich habe oft Abends Kurse gemacht, aber so richtig was zusammen gemacht haben wir eher selten. Aus seiner Perspektive „machen wir ständig was zusammen“ und „er tut eh was ich will“ ....
Nun habe ich in den letzten Tagen angesprochen, dass mir „was fehlt“. Mir fehlt grade, dass ich etwas mehr seine Zuneigung zu mir spüre. Wir haben kaum mehr miteinander geschlafen in letzter Zeit und meine Umarmungen „hole“ ich mir, indem ich ihn halt umarme, aber von ihm kommt das selten (kann mich nicht erinnern). Nach dem Essen geht er meist direkt in sein Zimmer, aber wenn ich ihn anspreche, sagt er, es sei alles in Ordnung.
Grundsätzlich will ich ihm das auch glauben, aber ich kämpfe damit, dass ich mich gerade nicht geliebt fühle.
Ich brauche gerade mehr Nähe, mehr Zärtlichkeit, mehr Gespräche und zwar von IHM aus. Ich will spüren, dass er mich liebt und gern Zeit mit mir vergbringt. Als ich ihn drauf angesprochen habe, meinte er direkt „ok, dann machen wir morgen X und Sonntag Y“. Aber das ist nicht das, was ich will.... er macht dann diese Vorschläge „um es abzuhaken“. Aber das kommt doch nicht von ihm...?
Dann ist er wieder in sein Zimmer abgehauen.
Schließlich wollte ich mit ihm reden und er meinte dann ruppig, dass ich ihn damit „nerve“ und ich ihm „seine Tage versaue“. Das war für mich natürlich die maximale Ablehnung. Folglich habe ich ihn beschimpft und in einem kurzen, heftigen Wutanfall ein Glas auf dem Boden aufgehauen.


Wie klingt das für euch?
Was passiert hier eigentlich?
Ich verstehe mich selbst nicht, warum ich auf einmal so Wutanfälle bekomme (dauert nur kurz, ist aber heftig und eine Reaktion in den ersten 10 Sekunden nachdem er was verletztendes sagt).
Ich bin auch nicht sicher, ob es einfach „mein Thema“ ist, dass ich mich abgelehnt fühle, oder ob ich meine Bedürfnisse äußern „darf“?
Ich bin so gespannt auf eure Sicht der Dinge...
Vielen Dank und ein gutes Neues Jahr
Theory