Klinik Adula (Psychosomatik)

Kliniken u.a. in Deutschland (keine generellen Fragen)

leipziger
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Beitrag Fr., 12.07.2019, 11:42

Genau, ich denke da muss jeder selbst Erfahrungen sammeln. Dafür gibt es ja auch das Kennenlerngespräch. Ich glaube auch eher dass die Klinik für mich eher nicht so geeignet ist, mal schauen. Vielleicht reicht auch ne Schematherapie vor Ort.

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Kreativus50
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Beitrag Fr., 12.07.2019, 12:09

Och Menno, das hatte ich befürchtet.
Jetzt ist der ganze Text weg, auch aus meinem Zwischenspeicher.
Momentan kann ich aus Zeitgründen und weil's mich grade so triggert nix mehr beitragen bzw. nochmal neu tippen.

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ENA
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Beitrag Fr., 12.07.2019, 13:19

Malia hat geschrieben: Fr., 12.07.2019, 09:49 die damals unter anderem noch mit dem 12-Schritte-Programm gearbeitet hat
Macht sie das jetzt nicht mehr? (Wobei, vielleicht warst Du ja gar nicht in Adula, Herrenalb,...).
Kreativus50 hat geschrieben: Fr., 12.07.2019, 09:11 Bei mir haben diese Strukturen erhebliche Retraumatierungen verursacht. Das wirkt noch immer nach.
Für andere kann diese Struktur vielleicht hilfreich sein.
Magst Du dazu noch ein bisschen mehr erzählen? Also was für Dich daran retraumatisierend war und für andere vielleicht hilfreich?

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Malia
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Beitrag Fr., 12.07.2019, 13:40

ENA hat geschrieben: Fr., 12.07.2019, 13:19
Malia hat geschrieben: Fr., 12.07.2019, 09:49 die damals unter anderem noch mit dem 12-Schritte-Programm gearbeitet hat
Macht sie das jetzt nicht mehr? (Wobei, vielleicht warst Du ja gar nicht in Adula, Herrenalb,...).
Ich war von 1986-1990 mit Unterbrechung in Grönenbach.
Dann noch mal vor ein paar Jahren und da hatte sich ganz viel verändert (verschlechtert) - der "Geist" von damals war verschwunden.
„Moralisten sind Menschen, die sich dort kratzen, wo es andere juckt.“
Samuel Beckett

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Kreativus50
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Beitrag Fr., 12.07.2019, 14:46

@ENA und Thomas: Ich versuche es doch mal im Telegrammstil. Wichtig: das gibt hier MEINE Erfahrungen und Erlebnisse dort wieder. Ich respektiere, dass andere das ganz anders empfinden/ sehen. Möchte aber selber auch den gleichen Respekt.

12-Schritte-Programm (s/Google) war für mich als schwer Traumatisierte und mit Bindungsstörung retraumatisierend
( Kapitulation=eigene Machtlosigkeit eingestehen , "blindes" Anvertrauen an eine " höhere Macht " etc.) Ich fühlte mich dadurch nicht gestärkt, sondern im Selbstwert geschwächt. Traumaerfahrungen würden dadurch direkt getriggert.

Mit dem von Malia erwähnten "Geist" der dort herrschte (eine Art Fan-Gemeinde der 12-Schritte-Kliniken) fühlte/ fühle ich mich an sektennahe Strukturen erinnert. Sorry, ist so.
Angehörige/ Freunde, denen ich teils erst viel später unter Scham von dortigen Behandlungen erzählte, waren sehr erschrocken.

Therapeutenleitspruch bei meinen Aufenthalten: "Hier bekommst du nicht, was Du willst, sondern was du brauchst."
Entsprechend die Haltung: Wir wissen, was gut für dich ist. .... haben meine Eltern auch behauptet bzw.tun es immer noch... für mich ganz fatal damals.

Andere Auffassungen zu Behandlung bzw. Deutungen durch Therapeuten wurden als Widerstand abgebügelt und unterdrückt.
Verträge (Non-Suizid/Non-Selbstverletzung) wurden unter Druck erzwungen. Wenn man - wie ich damals - monatelang in der Psychiatrie war, damals noch gar nicht wusste, WARUM es mir so schlecht geht, ich mich selbst verletze und das Leben draußen nicht mehr bewältigt werden kann - dann knickt man ein, weil Rausschmiss bedeutet die Frage: Wo kann ich dann hin?

Krankheitsbedingtes "Fehlverhalten" zog z.T. einen Therapieausschluss mit erzwungener stunden- oder tageweiser Klausur
( Aufenthalt nur auf dem Zimmer mit der Pflicht , eine Verhaltensanalyse zu erstellen ... und natürlich Reue und Einsicht ) nach sich ... als schwer Traumatisierte war diese Isolierung für mich total schlimm... Wiederholung von früher

Zum Konzept gehört/e , dass Patienten quasi Patienten therapieren. Ich hatte z.B. ein Patenkind mit schwerer Essstörung zugeteilt gekriegt. Die musste bei jeder Mahlzeit ihre Portionen von mir absegnen lassen, Verstöße waren meldepflichtig.

Einmal pro Woche großes Kommitee der gesamten Therapiegruppen. Inhalt/Ziel : Patienten konfrontieren Mitpatienten öffentlich ihr " Fehlverhalten " . Ich hatte da Bauchweh, weil eine Art öfftl. Pranger, sehr beschämend/ bloßstellend

Gewisse Rituale mit Kuscheln und " Friedenstanz" als Patientenabschied mit esoterischer Musik und Kerzen und Kreistanz.
Sorry, heute läuft's mir kalt den Rücken runter. Und ich hab das alles mitgemacht bzw. mit mir machen lassen. Bin ich heute noch entsetzt.


Ach, ich könnte noch mehr anführen. Es bewegt mich grade sehr heftig.
Ich habe nicht übertrieben, für mich war das alles andere als gut und hilfreich dort. Sollte dann noch ein drittes Mal dorthin zur Therapie, da habe ich mich dann aber gewehrt.

Und jetzt hab ich Bammel, dass scharf auf mich geschossen wird.

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Kreativus50
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Beitrag Fr., 12.07.2019, 14:53

Wichtig noch: natürlich bedeutet das von mir Geschilderte nicht, dass heute in der nachgefragten Klinik noch genauso in allen Punkten gearbeitet wird. Das weiß ich nicht. Das ist mir noch wichtig zu sagen.


leipziger
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Beitrag Fr., 12.07.2019, 15:48

Hallo Kreativus50, erst mal danke für Deine ausführliche Schilderung. Und quatsch, da wird nicht scharf geschossen und Du brauchst auch keinen Bammel haben, das ist Deine Meinung und das ist vollkommen ok. Es gibt so viele verschiedene Menschen und jeder erlebt das alles anders, aber ist sehr gut denn jeder kann sich selbst ein Bild machen. Kannst Du mir noch sagen wann Du dort warst (in welchem Jahr) und wie es Dir jetzt geht? Hast Du selbst auch Fortschritte gemacht und noch eine ambulante Therapie gemacht? Bei mir ist es so dass ich eine anankastische PST habe mit zur Zeit wieder mittelgradigen depressiven Phasen. Und ich schotte mich immer mehr nach draußen ab.
Ich hatte vor ca. 15 Jahren mal ne kognitive VT, jetzt bin ich auf Schematherapie aufmerksam geworden. Vielleicht kann es in Verbindung mit anderen Dingen (Sport,Ernährung, Entspannung) bei mir helfen. Und daher wollte ich auch mal schauen. Meine Ärztin meinte dass evtl. doch eher eine ambulante Schematherapie in Betracht kommen könnte und ich bin einfach am Überlegen. Aber schon damals war die Adula-Klinik immer wieder genannt worden und ich hab auch bei YouTube was gesehen. Hatte aber eher das Gefühl dass es dem Leiter vielleicht doch auch um sein eigenes Buch ging dass er geschrieben hat

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Malia
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Beitrag Fr., 12.07.2019, 17:04

Leipziger, wenn du nur halbherzig in diese Klinik fährst, kann es sein, dass du nur die Punkte siehst, die dir nicht behagen (und solche gibt ja immer) und dann gar nicht mehr wahrnehmen kannst, was gut sein könnte.
Es geht dort ganz viel um Nähe und Beziehungsfähigkeit und da kann es schon eng werden.
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ENA
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Beitrag Fr., 12.07.2019, 19:49

Danke, Kreativus, für Deine persönliche Schilderung, auch wenn ich keinen Telegrammstil erkenne! ;)
Das, was Du schreibst, kann ich verstehen, warum es für Dich schwierig bzw. kontraproduktiv war.
Du schriebst jedoch auch, dass die Strukturen vielleicht für andere hilfreich sein könnten. Magst Du noch sagen, welche Du da als eventuell hilfreich sehen würdest?

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lisbeth
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Beitrag Sa., 13.07.2019, 08:13

Als vor einigen Jahren bei mir ein Klinikaufenthalt im Raum stand, hatte meine Psychiaterin die Adulaklinik in Oberstdorf sehr ans Herz gelegt. Vor allem weil kurz vorher ein anderer Patient dort war, der sehr begeistert war.

Ich hab mir die Webseite angeschaut und auch die Bewertungen in den einschlägigen Portalen (mit etwas kritischer Distanz) gelesen und wusste: Das ist nix für mich. Ich bin in sektenähnlichen Zusammenhängen großgeworden und brauch jetzt keine sektenartige Gruppe, die mir sagt, was ok ist und was nicht und was ich fühlen soll und wie ich mich verhalten soll. Ich brauche es auch nicht, dass meine "Sünden" vor dem Patientenkollektiv breitgewalzt werden bzw bewirkt das bei mir nur, dass ich vor lauter Angst in mich an alles anpasse, was gefordert wird. Das hilft mir aber nicht dabei weiter, dass es mir wieder besser geht.

Und auch das, was dort immer als "Therapeutische Gemeinschaft" angepriesen wird - hört sich für mich wie eine organisierte Hackordnung unter Patienten an, und die Therapeuten schauen dabei zu. Und bei dem hier:
Heilung setzt einen rechten Ort und eine rechte Zeit (im Sinne des griechischen "Kairos") voraus. Die Struktur der Therapeutischen Gemeinschaft ermöglicht es, diesen rechten Ort zu schaffen, dem der hilfesuchende Patient mit seiner rechten Zeit begegnet. Geschieht dies, kann Heilung erfolgen. Die Patienten profitieren von den Erfahrungen anderer Mitpatienten aus der Gemeinschaft, die bereits erste erfolgreiche Schritte unternommen haben. Die in dem täglichen Miteinander sich ergebenden Konflikte, Verhaltensweisen und Einstellungen (konstruktive und schädigende) werden im 5 x wöchentlich stattfindenden "Komitee" aufgegriffen, verdeutlicht und nutzbar gemacht.
Quelle: https://www.dr-reisach-kliniken.de/ther ... chaft.html
stellen sich mir förmlich die Fußnägel auf.

Wenn keine Heilung passiert, war der Patient nicht in seiner "rechten Zeit" am "rechten Ort" - also einfach nicht bereit zur Veränderung? Prima Möglichkeit, alle Schuld auf den Patienten abzuwälzen: Dann sind Sie also noch nicht soweit... Und bei "Komitee" muss ich unweigerlich an Tribunale denken. Geht gar nicht.

Wem es was bringt, bitte sehr. Aber ich selbst bin froh darüber, dass mir mein Bauchgefühl damals so klar vermittelt hat, dass das für mich gar nicht geht.
When hope is not pinned wriggling onto a shiny image or expectation, it sometimes floats forth and opens.
― Anne Lamott

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ENA
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Beitrag Sa., 13.07.2019, 08:51

Jetzt wäre ich noch um ein paar Berichte aus der "War gut für mich, weil..."-Richtung gespannt. Nicht, dass das sonst hier wie die Diskussion, ob HP-ler gut sind oder nicht ausartet. In der Regel ist dann nämlich die "Vorsicht vor HP-ler"-Front so groß und vehement gewesen, dass die "HP-ler haben mir gut geholfen"-Seite sich kaum noch traute (oder es müde war), noch etwas dazu zu schreiben.

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Kreativus50
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Beitrag Sa., 13.07.2019, 11:41

Lisbeth, danke für Deine Schilderungen. Ich hab es ja zweimal hautnah erlebt. Damals (auch beim Vorgespräch ) war ich nicht so weit, das zu durchschauen. Heute weiß ich, dass die Aufenthalte dort meine wesentlichen Krankheitssymptome eher noch gefestigt haben und die Täteranteile von früher wurden gestärkt. Und vor allem hab ich mich damals GAR NICHT gespürt, da ist es schwer das für sich passende zu finden.

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Kreativus50
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Beitrag Sa., 13.07.2019, 11:55

ENA, kein Telegrammstil, hm😎
Natürlich habe ich dort auch positive Erfahrungen gemacht. Tolle Menschen kennengelernt, die Umgebung/Natur war heilsam, die Sport- und Kunstaktivitäten. Aber eben beim wichtigsten, den Gruppen/Einzeltherapien und dem Gesamtklima war es für mich kontraindiziert.

Ich kann mir vorstellen, dass jemand, der einigermaßen in seinem Selbst gefestigt ist, da anders von profitiert. Und jemand dem es hilft und guttut, sich so einer "Glaubens" -Gemeinschaft ein- und unterzuordnen OHNE sich zu verlieren - der hat da vlt. Nutzen von.
Für früh-bindungsgestörte Menschen, wie mich, wo kaum die Basis eines eigenen ICH'S da war, wird nur (das ist jetzt gaaaannnzz hart formuliert) die frühere Diktatur (Elternhaus) durch eine andere ausgetauscht. Eine Entwicklung der eigenen Individualität und damit ein Schritt in Richtung innere Freiheit und Selbstbestimmung ist damit aber nicht möglich.

Trotzdem nochwas Positives von den zwei Aufenthalten:
Als der Gutachter mich ein drittes Mal dahinschicken wollte, vor 5 Jahren, habe ich Widerspruch eingelegt.
Immerhin war mir glasklar, dorthin gehe ich nicht nochmal, weil es mir nicht hilft.

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Kreativus50
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Beitrag Sa., 13.07.2019, 12:05

Thomas, danke für Deine Zeilen.
Am besten, Du hörst auf Deinen Bauch. Wenn Du unschlüssig bist, was für Dich passt: informiere Dich selbst umfassend, lasse Dich beraten - muss nicht nur von einer Stelle sein. Wenn Du dann immer noch zweifelst, suche Dir Menschen, mit denen Du drüber sprichst, die Dir nicht sagen, was Du am besten machen sollst - sondern Menschen die Dir nur helfen, " Deinen Bauch selber zu hören" .

Ich hab 10 Jahre in einer ambulanten VT gearbeitet. Vieles erreicht, bin aber nicht an den Kern gekommen.
Der Thera hat, selbst als es total festgefahren war die letzten ca.2-3 Jahre, nicht beendet und mir jemand anders empfohlen.
Daraufhin "musste" es zwangsläufig eskalieren. Ich bin gegangen, sehr schwer war das.
Mein Bauch hat dann gesagt, der brauch was körperliches. Weil mit meinen Intellektualisierungen kam ich nicht weiter.
Inzwischen bin ich in einer systemischen Körperpsychotherapie und so langsam ahne ich da draußen eine neue, schönere , freiere Welt für mich:)

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