Erfahrungen mit Meditation?

Fragen und Gedanken rund um Spiritualität und Religionen, alternative Behandlungsmethoden, den üppigen Garten sonstiger "Therapie"-Formen, Esoterik ... und ihre Berührungspunkte mit Psychotherapie bzw. psychologischen Problemen.
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Lockenkopf
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Beitrag Mi., 26.04.2017, 21:35

Sunna hat geschrieben: Mo., 24.04.2017, 12:59 Bevor das passierte und ich noch in der Entspannung war, hatte ich zudem das Gefühl, aus meinem Körper herauszufallen, den ich nicht mehr spürte, und sah nur noch weiß um mich herum. Ich hatte keinerlei Kontrolle mehr über mich. Erst als dir Kursleiterin sagte, wir sollen ein- und ausatmen, merkte ich, dass ich über meine Atmung Kontrolle hatte und bekam so das Gefühl für meinen Körper zurück. Jetzt bemerkte meine Therapeutin am Rande, dass das der Zustand sei, den man erreichen möchte. Kann das sein? Bin ich so "meditationsbegabt", dass ich damals schon am Ziel war, was mich nur "überforderte", weil es so ungewohnt war und plötzlich kam?
Die Meditation habe ich aufgegeben, weil ich das nicht für "normal" und "gesund" hielt. Es ist auch nicht so, dass ich es jedes Mal erlebte, sondern schon mit mir "zu kämpfen" hätte (bzw. mit meinen Gedanken).
Ja, kenne ich vom Yoga
und ich muss sagen, das ich diesen Zustand keines Wegs irgendwie erstrebenswert finde. Hinzu kam das ich danach Tage lang vollkommen fertig war.
Nein, das Leben in der Realität tut mit deutlich mehr gut. Yoga betreibe ich nur noch als Work-out, ohne jegliche Meditation und Spiritualitätsabsichten.
Liebe Grüße
Lockenkopf

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blade
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Beitrag Di., 02.05.2017, 19:01

fände ich sehr schade, wenn Angst vor dem Unbekannten die Entscheidungsgrundlage darstellt, solche Erfahrungen zu vermeiden.

Gerade nachdem man das erhalten hat, was sich so viele anscheinend ersehnen (einen Beweis).

Ein Kriterium welches ich vorschlagen möchte: "Wie geht es einem nach solch einer Eintaucherfahrung"
(von der Angst mal abgesehen)
Fühlt man sich stärker, klarer, gefestigter, fähiger
oder
schwächer, unsicher, kraftlos?
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Sunna
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Beitrag Di., 02.05.2017, 20:00

Die Situation selbst habe ich als bedrohlich erlebt. Wie ich mich danach fühlte, weiß ich nicht mehr. Ich war aber verwirrt (wer verliert schon gerne so urplötzlich sein Körpergefühl?). Ich mache mir Gedanken darüber, ob es wirklich der erstrebte Zustand war, wie mir jetzt nahe gelegt worden ist, oder doch ein ganz anderer. Damals habe ich ihn mir als Dissoziation erklärt, die wohl eher dafür sorgt, dass ich noch weniger bei mir bei. Ich möchte mir keinen schlechten Zustand kultivieren, ansonsten wäre ich experimentierfreudig genug.

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blade
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Beitrag Di., 02.05.2017, 20:08

Hallo Sunna

Interessant fände ich was an die Stelle des gewohnten Körpergefühles getreten ist?

Ich hatte einmal (!) einen Zustand in dem ich im ersten Moment dachte keine Gefühle mehr zu haben, gar keine. Das war neu und klarerweise auch ungewohnt für mich.
Zuerst hatte ich Angst (paradox...da keine Gefühle..aber Angst ist ja vielleicht auch gar kein Gefühl sondern ein eng machen/eng werden dort wo sonst ein Gefühl wäre)
und dachte "Scheibe! Jetzt ist was in mir kaputt gegangen."
doch dann merkte ich, daß ich schon noch Gefühle spürte, leise, so leise, daß ich angestrengt hinspüren musste zuerst, leise zwar aber tief und beständig und eindeutig und klar.

das war glaube ich das erste Mal in meinem bewussten Leben, daß ich wirklich Gefühl hatte und nicht die Gefühle (Emotionen) mich.
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Lockenkopf
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Beitrag Di., 02.05.2017, 22:21

blade hat geschrieben: Di., 02.05.2017, 19:01
Ein Kriterium welches ich vorschlagen möchte: "Wie geht es einem nach solch einer Eintaucherfahrung"
(von der Angst mal abgesehen)
Fühlt man sich stärker, klarer, gefestigter, fähiger
oder
schwächer, unsicher, kraftlos?
Das letzte ist auf mich zutreffend. Diese Erfahrung hat mich Tage lang kraftlos gemacht. Und es wurde mit jedem mal schlimmer, bis ich mich gegen das meditieren beim Yoga entschied. Yoga ohne Meditation ist für mich vollkommen in Ordnung.
Liebe Grüße
Lockenkopf

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blade
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Beitrag Di., 09.05.2017, 16:52

diese Entscheidung würde ich als richtig einordnen.
denn was immer sein mag, das kann auch sein ohne einen, weil es schon immer war, wenn es einen "braucht" ist Vorsicht angesagt
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mathilda1981
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Beitrag Sa., 18.07.2020, 16:03

Hallo,

ich hänge mich mal an den Thread ran weil mich interessiert, ob jemand schonmal ein Retreat (Stille, Meditation) über 1 Woche gemacht hat.

Ich bin am überlegen, ob ich das versuche. Die Punkte, die mich zweifeln lassen - ich merke oft deutlich, dass mich "stille" sehr fordert und manchmal auch der Punkt kommt, an dem ich mir Ablenkung suche weil ich mich nicht so sehr damit beschäftigen will. Andererseits reizt mich gerade dieses fordern. Ich wollte mich schon länger intensiver mit Meditation/Achtsamkeit usw...auseinandersetzen - habe es aber im Alltag mit Kindern/Arbeit/Mann/Therapie... irgendwie nie so richtig geschafft. Der Gedanke, eine Woche lang unter Anleitung zu meditieren, Stille zu haben und in mich zu gehen (der Kurs ist scheinbar anfängertauglich)... der reizt mich schon sehr. Ich stehe gerade an einem Punkt, wo ich mich mit mir und meinem "sein" auseinandersetze. Und ich das Gefühl habe, dass es mich weiterbringen könnte.

Hat jemand von euch mit sowas Erfahrung? Meine Bedenken sind, dass ich mir da zu viel "zutraue" und das, was ich erfahren/sehen/erkennen könnte, nicht aushaltbar ist. Andererseits war es in der Therapie meist ein neuer großer Schritt, wenn ich mich Dingen gestellt habe (die anfangs nicht aushaltbar erschienen).....

Lg Mathilda

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lisbeth
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Beitrag Sa., 18.07.2020, 16:49

Hallo Mathilda,

ich meditiere mal mehr und mal weniger regelmäßig, seit Jahren schon. Und bin unbedingt dafür, weil es mir sehr viel bringt.

Meine Empfehlung wäre aber: fang lieber mit kleineren Schritten an. Vor allem wenn du jetzt schon weißt, dass du mit dem, was du möglicherweise in der Stille erlebst, vielleicht nicht ganz so leicht klarkommen wirst. Da finde ich eine Woche Schweige-Retreat echt ambitioniert.

Ich habe mal im Rahmen eines MBSR-Aufbaukurses einen so genannten "Tag der Stille" gehabt, den wir als Gruppe gemeinsam im Seminarzentrum verbracht hatten. Diese 10 h fand ich schon ziemlich herausfordernd, das hat ziemlich viel in mir aufgewühlt, und da war ich sozusagen durch den Kurs (und regelmäßiges Meditieren zuhause) "im Training". Mein Empfinden war, dass ich durch das Schweigen und den dadurch reduzierten Kontakt viel stärker auf mich selbst zurückgeworfen war, und ja, das kann ziemlich schwierig sein, je nachdem in welcher Situation man sich grade so befindet.

Mit dem Meditieren ist es eigentlich wie beim Sport. Du würdest auch nie von dir erwarten, aus dem Stand und ohne Training einen Marathon zu laufen. Man fängt mit kleineren Einheiten an, macht regelmäßige Pausen, steigert das Pensum. Und es kommt nicht so sehr drauf an, ständig ganz lange Strecken "am Stück" zu schaffen, das ist kein Hochleistungssport. Wenn die Achtsamkeits/Meditationspraxis etwas verändern soll bei dir, dann kommt es gerade darauf an, das regelmäßig zu machen, so dass es ein Teil deines alltäglichen Lebens wird. Das heißt auch nicht immer, dass du still auf dem Meditationskissen sitzen musst und die Augen geschlossen hältst. Du kannst das beim Zähneputzen machen, beim Weg auf die Arbeit, beim Sport, zb bei Dehnübungen oder beim Laufen. Achtsamkeit heißt zB nichts anderes als das, was du gerade tust, bewusst zu tun, und dich mit allem was dir zur Verfügung steht drauf zu konzentrieren. Und dann zu schauen, was man dabei Neues entdeckt.

Ich würde dir für den Einstieg eher einen Meditations/Achtsamkeitskurs empfehlen, bzw. MBSR bzw. MSC (mindfulness based stress reduction bzw. mindful self compassion). Die werden teilweise auch als Präventionskurs von der Krankenkasse bezuschusst. Bei mir hat das gut funktioniert, und zu so einem Termin, den ich mir in den Kalender schreibe, gehe ich eher hin, als wenn ich mir das "einfach so" vornehme. Oder es gibt inzwischen auch viele gute Achtsamkeitsapps, die dir täglich einen Impuls liefern, der dich dann durch den Tag begleitet. Ein regelmäßiger Termin am Tag bzw. in der Woche hilft dir auch eher, diese Praxis in deinen Alltag zu integrieren. Als wenn man sich eine Woche aus dem Alltag rausnimmt und hinterher wieder einsteigt...

LG von lisbeth
When hope is not pinned wriggling onto a shiny image or expectation, it sometimes floats forth and opens.
― Anne Lamott

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mathilda1981
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Beitrag Sa., 18.07.2020, 19:37

Danke fürs teilen deiner Erfahrung, Lisbeth. Genau darum war ich mir so unsicher. Es wäre 6 Tage mit 4 Tage in der Stille. Nachdem ich die Erfahrung gemacht habe, dass mich auch mal ne KBT-Stunde "umhauen" kann (finde wahrscheinlich sogar eher leicht Zugang dazu - was mich eben auch oft schnell "mitnimmt"), bin ich da etwas "vorsichtiger" geworden. Leider wohne ich "auf dem Land", da gibts nicht wirklich Angebote. Für wöchentlich 30,40 km fahren ist mein Alltag zu straff (für KBT fahre ich schon einfach 1 Std alle 14 Tage). Aber es wird sicher eine Möglichkeit geben, "langsam" einzusteigen.

Danke für deine Meinung

Lg Mathilda


Waldschratin
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Beitrag Sa., 18.07.2020, 20:25

Ich schließ mich in allem lisbeth an. :ja:

So lange miteinander ins Schweigen gehen würde ich mir auch heute, nach zig Jahren Erfahrung und regelmäßiger Anwendung von Achtsamkeitspraxis nicht zutrauen. Hat aber eher mit mir zu tun und dass "Mensch" immer noch was recht "Artfremdes" für mich ist.

Üb mal "miteinander schweigen" in ner Therapiestunde, da wirds einem am deutlichsten klar, was das alles auslöst in einem.
Auch wenns in nem Kurs mit "Fremden" wäre, aber miteinander meditieren bringt sehr schnell viel Nähe. Und miteinander schweigen dann erst recht. Mir wäre das über so lange Zeit auch viel zu "heiß", auch wenn in solchen Kursen immer auch jemand vor Ort und ansprechbar ist für die Teilnehmer und man jederzeit aussteigen kann.

Was mir noch eingefallen ist : Hier bei uns bieten auch diverse Fitnessstudios Kurse in MBSR u.ä. an.
Vielleicht gibts das ja bei dir in der Nähe auch.
VHS bietet auch oft Kurse in Achtsamkeit und Meditationspraktiken an.

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Candykills
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Beitrag Sa., 18.07.2020, 20:45

Also ein Bekannter von mir hat mal an einem Schweigeseminar teilgenommen und hat währenddessen eine Psychose entwickelt. Das, was du vorhast, klingt ähnlich.
Ich würde das nur empfehlen, wenn du innerlich sehr gefestigt bist. Dieser Bekannte hatte übrigens vorher gar keine psychischen Auffälligkeiten. Also auch ein "gefestigtes Ich" ist keine Garantie, dass längeres Schweigen gut geht.
Ich selbst Psychotiker kann überhaupt nicht meditieren, da drehen die Hallus direkt voll auf.
Ich bin wie einer, der blindlings sucht, nicht wissend wonach noch wo er es finden könnte. (Pessoa)

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Inga
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Beitrag Sa., 18.07.2020, 20:49

Ich hab einiges an Erfahrung mit Exerzitien, das ist sozusagen die christliche Variante. Wenn Du da anknüpfungsfähig bist, könnte das was für Dich sein. Es gibt verschiedene Formen. Klassisch ist man in einer Gruppe in der Stille mit ca. 4 Meditationszeiten von je 45-60 min Dauer, die man alleine machen kann, oft wird auch eine gemeinsame Gebetszeit angeboten, Köperübungen, ein Gottesdienst, Möglichkeiten zum kreativen Arbieten etc. Und wichtig: Es gibt täglich ein Einzelgespräch mit der "Begleiterin" oder dem Begleiter - jemand mit Ausbildung und Erfahrung. Das kann ein kurzer Check sein, oder auch ein längeres, tiefgreifendes Gespräch.
Ich find so eine Zeit normalerweise ziemlich anstrengend, aber sie kann mich auch sehr weiterbringen. Wichtig ist bei mir, dass ich mit der Begleitperson kann, da hab ich bis jetzt zwei Mal einen Fehlgriff getan, das war dann ziemlich doof. Wenn man will kann man normalerweise mit der Begleitperson ein Vorgespräch haben (evtl. per Telefon), das wäre vielleicht gut für Dich, da könntest Du dann nämlich Deine Situation erklären und schauen, ob die Begleiterin Erfahrung damit hat, sich das zutraut, evtl. die Exerzitien für Dich modifizieren kann, da ist vieles möglich. Manche lehnen es auch ab, Menschen mit psychischen Problemen zu begleiten, weil sie da einfach die Kompetenzen nicht haben.
An anderen Formen gibt es z.B. Exerzitien im Alltag, mit regelmässigen Treffen, oder auch Online-Exerzitien, damit hab ich auch Erfahrung. Und auch kontemplative Exerzitien (die sind dann ähnlich den Meditations-Retreats) ode auch Exerzitien auf der Strasse, bei denen man sich nicht zurückzieht, sondern in der Stadt unterwegs ist und abends in einer kleinen Gruppe austauscht. Wenn Du Adressen o.ä. brauchen könntest, schick mir gern eine PM, ich möcht hier nicht Werbung machen.

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mathilda1981
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Beitrag Sa., 18.07.2020, 21:35

Hallo Waldschatin,

das
Waldschratin hat geschrieben: Sa., 18.07.2020, 20:25 Üb mal "miteinander schweigen" in ner Therapiestunde, da wirds einem am deutlichsten klar, was das alles auslöst in einem.
hat mich überzeugt... :anonym: Das reicht mir schon nach 2 Minuten....

Habe übrigens gerade über die VHS (und nicht sehr weit entfernt) einen Kurs für 3 Abende gefunden. Danke für den Denkanstoß :-).... Ich denke, dies wäre eine gute Anfangsbasis und dann kann ich weiterschauen.

Lg Mathilda

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mathilda1981
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Beitrag Sa., 18.07.2020, 21:37

Candykills hat geschrieben: Sa., 18.07.2020, 20:45 Also ein Bekannter von mir hat mal an einem Schweigeseminar teilgenommen und hat währenddessen eine Psychose entwickelt.
Hallo Candykills,

oh man...ne Psychose könnte ich jetzt nicht gebrauchen....Meine Panikattacken/Flashback-Momente sind jetzt auch noch keine ewige Zeit weg und innerlich sehr gefestigt - ähm...naja, ich glaub das lass ich dann lieber und versuche die Lightversion mit der VHS. Da kann ich nicht so viel falsch machen.

Lg Mathilda

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mathilda1981
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Beitrag Sa., 18.07.2020, 21:38

Inga hat geschrieben: Sa., 18.07.2020, 20:49 Ich hab einiges an Erfahrung mit Exerzitien, das ist sozusagen die christliche Variante.
Danke, Inga. Ich werd mich mal einlesen :-)

Lg Mathilda

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