'Sich von den Projektionen anderer befreien'

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SamuelZ.
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'Sich von den Projektionen anderer befreien'

Beitrag Di., 21.12.2010, 18:45

Hallo zusammen,

kürzlich habe ich in einem Selbsthilfebuch zum Thema "Loslassen - Leben im Hier und Jetzt" gelesen, dass es Ziel sei, sich "von den Projektionen anderer zu befreien".

Diese kleine Formulierung hat bei mir einiges in Gang gesetzt.

Zunächst frage ich mich, was genau darunter zu verstehen ist:
1) sich nicht mehr daran stören, wenn auf einen projiziert wird
2) sich so zu verhalten, dass andere gar keine Lust mehr haben, einen als Zielscheibe ihrer Projektionen zu benutzen.

Leider führt das Buch dieses Ziel nicht konkret aus. Auch der Weg dorthin bleibt etwas diffus im Nebel hängen. Es ist aber genau mein Thema zur Zeit.

Habt ihr vielleicht Ideen, wo ich nachlesen könnte, um mehr darüber zu erfahren? Ich dachte auch an "energetische Schutzschildarbeit", oder so ähnlich.

Über Hinweise würde ich mich sehr freuen.

Vorweihnachtliche Grüße
Sandy

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Elfchen
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Beitrag Di., 21.12.2010, 19:27

liebe sandy

daran studiere ich auch die ganze zeit rum.

ebenso möchte ich mehr darüber erfahren, warum mich jemand/jemandes verhalten so aufregt. spiegeln nennt sich das wohl.
war übrigens heute auch gegenstand meiner therapiesitzung.
ich glaube, am besten ist es wenn es einem gelingt, ganz bei sich in seiner mitte zu bleiben. dann kann dir nämlich egal sein, was wer in dich projiziert. das tönt ganz einfach, ist aber etwas vom schwierigsten überhaupt glaube ich.
aus seiner mitte heraus muss man nicht agieren, sich nicht rechtfertigen, nichts klarstellen. man ist mit einer selbstverständlichkeit, einer inneren ruhe und zufriedenheit, die nach aussen wirkt.

so stelle ich mir das vor, das ist eigentlich das, was ich erreichen möchte.

glg
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lingaroni
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Beitrag Di., 21.12.2010, 19:39

hallo

also ich denke, das ist einmal schon viel verlangt.

also solange andere ihre projektionen für sich behalten, gut. aber oft verwenden sie ihre projektionen ja rufschädigend. vor allem im job kann das zur ausgrenzung und kündigung führen.

sich davon unabhängig zu machen bedeutet hier auch, gelassen hinzunehmen, wenn andere einem die existenz zerstören.

sicher kann man das lernen. aber es ist sicherlich schon die hohe kunst buddhistischer gelassenheit.

LG

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Elfchen
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Beitrag Di., 21.12.2010, 20:53

sicher, liebe ligaroni,

ich sage ja auch, es ist ein schwieriger weg dorthin.
aber vielleicht hat das alles auch mit selbstwert zu tun. wenn ich weiss, wer ich bin und was ich kann dann bin ich mir vielleicht wert, dass ich kündige und mir einen neuen weg suche wenn ich merke, dass es mir nicht mehr gut tut.
ich weiss es ja nicht, ich überlege ja auch nur. ich für mich möchte eigentlich gerne diese gelassenheit erreichen.
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lingaroni
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Beitrag Di., 21.12.2010, 21:15

hallo elfchen

ich denke schon dass das geht. aber nicht ohne schmerzen. vielleicht geht es ja nur um die gewissheit, die damit verbunden schmerzen überwinden zu können und auf die psychischen selbstheilungskräfte zu vertrauen.

aber wer kann sicher sein, dass die schmerzen nicht doch zu groß werden und man dann in einer psychose landet? sowas kann halt passieren. ist eher nicht so wahrscheinich, aber nicht auszuschließen.

LG

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Elfchen
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Beitrag Di., 21.12.2010, 21:31

weisst du, ligaroni, die schmerzen, die ich während acht jahren an demütigungen, an gemeinheiten und unrecht an einer stelle erfahren habe, die haben mir gereicht.
ich möchte einfach in zukunft mehr auf meinen inneren frieden und meine innere freiheit schauen und das optimieren.
klar ist der weg steinig und schmerzhaft, und es gibt immer wieder rückschläge. aber ich möchte diesen weg vorerst nicht verlassen, trotz aller mühsal.
wer weiss, vielleicht liegt darin was wunderbares....
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Gast
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Beitrag Di., 21.12.2010, 22:40

Hallo Sandy Z.,

für mich bedeutet es, sich von Projektionen unabhängig zu verhalten.

Z. B. sich weder auf das Projizierte festlegen zu lassen (auch, wenn es einem erstmal schmeicheln sollte), noch sich zur Aufgabe zu machen, sie zu widerlegen.

Gruß
Anastasius

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stern
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Beitrag Di., 21.12.2010, 23:15

1) sich nicht mehr daran stören, wenn auf einen projiziert wird
Das ist vermutlich schon die höhere Schule, das wirklich gelassen sehen zu können... also ärgern kann ich mich dann auch. Und das halte ich auch für ein angemessenes Gefühl, dass dann eben da ist (oder eben weniger oder nicht). Will auch heißen: Ich strebe (zumindest dzt.) auch nicht an, mich möglichst nicht über etwas zu ärgern oder gar sonstige auftauchende Gefühle irgendwie beeinflussen zu wollen. Es ist eben, wie es ist bzw. da, was da ist .

Was ich aber ähnlich wie Elfchen wahrnehme: Je gefestiger ich bin, in dem Sinne je mehr ich bei mir bleiben kann und mir selbst gut bewusst bin, wie ICH bin, desto weniger tangieren mich Unterstellungen, vielleicht noch treffender formuliert: Zuschreibungen (auf die es dann ja für gewöhnlich hinaus läuft). Ich nenne es mal so, weil ich im Zweifel nicht wissen kann, ob jemand projiiziert, etc... und sobald ich selbst darauf anspringen würde, jemandem eine Projektion zu unterstellen, mache ich ja genau dasselbe, was mich dann stört: Nämlich eine Zuschreibung. Deswegen versuche ich letzteres zu vermeiden (was ich auch als eine Antwort zu Punkt 2 aufnehmen könnte)... gelingt mir aber sicher auch nicht immer, und will ich vielleicht auch nicht immer .

Was ich also gar nicht erst angenommen habe (und so ergeht es mir dann, wenn ich mich z.B. fragen muss: hä, was hat das mit mir zu tun, das passt doch gar nicht zu MIR, so bin ICH doch nicht), dann habe ich auch nicht den Eindruck mich von etwas befreien zu müssen. Dann hatte ich es vielmehr nie angenommen. Dann bin ich gelassener, aber Ärger ist idR trotzdem da, hm.

Befreiender finde fast noch (wie ich es heute erlebt habe), wenn ich es sogar mit einem gewissen Grad Humor sehen kann... wobei es da nicht um Projektionen ging, sondern eher um eine Zuschreibung. Sah in etwa so aus: Ich musste fast lachen, und dachte mir: Also neeee, man kann mir weiß Gott viel andichten, aber DAS passt nun wirklich nicht auf mich (na gut, vielleicht in Punkt xy). Das ist nun wirklich absurd. Sprich: Als je absurder, weniger passend ich etwas empfinde, desto lockerer kann ich mitunter umgehen... und aus dieser Stimmung heraus anders auftreten, als wenn ich verstrickt bin. Ärger verspürte ich nicht wirklich, am Rande bemerkt. Hängt aber vermutlich auch davon ab, wie ich zu jemanden stehe bzw. wie nahe bzw. ob ich eine gute gemeinte Absicht erkennen kann. Einschränkung: Anders wäre es (wie auch schon im Thread angeprochen), wenn Dritte einbezogen werden/sind, und mir irgendwelchen Zuschreibungen zum Nachteil gereichen würden (in Richtung von Diskreditierung bei anderen, Rufschädigung, Job/Gruppen/öffentlich Institutionen etc.).
Liebe Grüße
stern 🌈💫
»Je größer der Haufen,
umso mehr Fliegen sitzen drauf
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(alte Weisheit)

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lingaroni
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Beitrag Mi., 22.12.2010, 11:51

hallo

ich denke, "befreien" kann man sich davon nicht. also wenn die projektionen nicht rufschädigend verwendet werden, dann kann man sich davon unabhängig machen. da stimme ich zu. aber das dürfte nicht allzu schwierig sein.

schwierig wird es erst, wenn sie rufschädigend verwendet werden. dann kann man im regelfall gar nichts machen, außer es liegt ein rechtliche verfolgbarer tatbestand vor. was in der regel schwer zu beweisen sein wird. in diesem fall schützt die justiz den täter (im zweifel für den angeklagten).

ja, elfchen, solche destruktiven spielchen kenne ich auch. willkommen im klub. ich habe es mir zur gewohnheit gemacht, aus dem system auszusteigen, sobald die zweite hauptstufe auf dem konflikteskalationsmodell von friedrich glasl erreicht wird.

LG

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lingaroni
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Beitrag Mi., 22.12.2010, 11:55

... also zum beispiel zuschreibungen von sozialen stellen, die dazu führen, dass das arbeitslosengeld oder sozialhilfe eingestellt werden ... wie gelassen kann man da als betroffener reagieren ?? sowas erschüttert einen ja sogar, wenn man nicht zu den betroffenen gehört!!

und aussteigen kann man da auch nicht. nur mehr sozial weiter absteigen. bis halt nicht nur der ruf sondern auch die wohnung weg ist.

LG

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chandelle
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Beitrag Mi., 22.12.2010, 12:10

Ich denke, das geht gar nicht. Würde man dann nicht auch trainieren sich agressionsfrei zu machen? Ist man dann noch Mensch, wenn einen nichts mehr juckt?

Ich kenne das Buch zwar nicht, aber ich denke es geht um die tiefen emotionalen Verbindungen zu nahestehenden Menschen. Und es ist sicher gut, wenn man diesen Menschen anders begegnen kann und sich lösen kann bzw. nicht mehr depressiv runterziehen läßt. Und hier stehe ich gerade wieder in Konflikt...

chandelle

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SamuelZ.
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Beitrag Mi., 22.12.2010, 13:52

Hallo zusammen,

@Elfchen: Das "in der Mitte bleiben" hört sich sehr elegant und erstrebenswert an. Leider bin ich eine von denen, die konkrete Hinweise brauchen, wie sie dort hinkommen. Also das Ziel ist mir durchaus klar, ich muss aber wissen, wie ich den Weg dorthin gestalten könnte.

Unter "Spiegeln" verstehe ich, dass wir unsere eigenen verdrängten Anteile an anderen wahrnehmen und entweder ablehnen oder bewundern.

Meine Frage könnte somit auch lauten, wie ich mich von den Spiegelungen der anderen befreien könnte.

@lingaroni: Das Problem aus der Berufswelt, das du beschreibst, kenne ich zu genüge. Ich sehe hier auch eine große Herausforderung. Zur Zeit arbeite ich daran, eben nicht alles zu schlucken, sondern gleich kontra zu geben, ggf. Leute anzusprechen, sobald mir etwas über mich zu Ohren kommt. Bislang habe ich mich eher gescheut, das offene Gespräch zu suchen, aus Angst, kritisiert zu werden.

@Anastasius: Du sprichst positive Projektionen an. Mir geht es häufiger so, dass ich meine, ein Mann, der mich interessant findet, sehe in mir seine Mutter oder eine andere positive Frauengestalt in seinem Leben. Hier kann ich noch nicht ganz auseinanderhalten, was nun echte Beobachtung oder MEINE Projektion auf den Mann ist.

Die Projektionen nicht zu widerlegen, hieße dann, den Köder nicht zu fressen und es einfach auszuhalten, dass jemand anders über mich denkt, als es mir lieb ist. Da bleibt dann wohl letztendlich nur die klare Trennung und Distanzierung, oder? Würdest du im beruflichen Bereich - so wie von lingaroni beschrieben - versuchen die Projektionen zu entlarven und zu widerlegen? Was passiert, wenn du es nicht tust?

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SamuelZ.
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Beitrag Mi., 22.12.2010, 14:09

@stern:
ich habe noch einmal in dem Buch nachgeblättert. Dort steht:

Wenn wir loslassen...
* aktivieren wir unsere Lebendigkeit
* entlassen wir andere aus unseren Projektionen
* erlauben wir uns, vom Leben berührbar zu sein
* fördern wir unsere Kreativität
* geben wir der Vergangenheit losgelöst die Ehre
* leben wir im Hier und Jetzt
* sind wir frei von den Projektionen anderer
* sind wir offen für das Neue
* vitalisieren wir uns
* entdecken wir unsere Unschuld wieder

Vielleicht sind dies tatsächliche sehr hehre Ziele, die man nur als buddhistischer Mönch erreichen kann?

Wenn du schreibst, dass du bei DIR bleiben kannst und du dich dann nicht so schnell einwickeln lässt, dann wäre das ja schon ein Schritt in diese Richtung.

@chandelle: Deine Frage nach den Aggressionen finde ich interessant. Vielleicht ist die Befreiung ja nur über die Wiederentdeckung der ureigensten Aggressionen möglich? Wenn ich keine Ecken und Kanten zeige, dann mache ich mich ja selbst zur Projektionsscheibe, weil ich dann einfach "zu glatt" bin.


In meinem Fall sind es zur Zeit ganz starke Projektionen im Privatleben. Ich meine erkannt zu haben, dass es in meiner Familie mütterlicherseits bei den Frauen ganz starke Schuldgefühle, Schuldzuschreibungen und Mitleidsgefühle gibt, die man schon nicht mehr "sentimental" nennen kann. Wie stern schon schreibt: man erkennt sich einfach nicht darin, weiß aber, dass die Mutter einen nur so sieht - als armes bemitleidenswertes Hascherl. Und schon hängt man da drin im Schlamassel, weil sie sich extrem schuldig fühlt und auf dieser Ebene jetzt den Kontakt sucht.

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Riniel
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Beitrag Mi., 22.12.2010, 17:17

lingaroni hat geschrieben: solange andere ihre projektionen für sich behalten, gut. aber oft verwenden sie ihre projektionen ja rufschädigend. vor allem im job kann das zur ausgrenzung und kündigung führen.
Ja, das ist besonders fies.

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Innere_Freiheit
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Beitrag Mi., 22.12.2010, 20:37

SandyZ. hat geschrieben:Wenn wir loslassen...
* aktivieren wir unsere Lebendigkeit
* entlassen wir andere aus unseren Projektionen
* erlauben wir uns, vom Leben berührbar zu sein
* fördern wir unsere Kreativität
* geben wir der Vergangenheit losgelöst die Ehre
* leben wir im Hier und Jetzt
* sind wir frei von den Projektionen anderer
* sind wir offen für das Neue
* vitalisieren wir uns
* entdecken wir unsere Unschuld wieder

Vielleicht sind dies tatsächliche sehr hehre Ziele, die man nur als buddhistischer Mönch erreichen kann?
Das hört sich für mich so an, dass "Loslassen" das ist was zu tun ist....
.... und all das Andere das ist, was du dafür dann geschenkt bekommst.
Das was ich ablehne, bleibt an mir kleben!

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