Mit anderen Menschen in Kontakt kommen

Alle Themen, die in keines der Partnerschafts-Foren passen, bei denen es aber in weitestem Sinne um Beziehungen, soziale Kontakte usw. geht, Adoption, Pflege usw.
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Sisyphos
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Mit anderen Menschen in Kontakt kommen

Beitrag So., 13.01.2019, 12:00

Hallo zusammen,

ich habe das Problem, das ich anders bin als die anderen Gleichaltrigen. Ich stehe vor der Schwierigkeit, Kontakte zu knüpfen. Ich bin nicht gleichwertig. Ich möchte etwas unternehmen, aber ich bin keine adäquate Gesprächspartnerin. Ich stehe vor der Aussicht, für immer isoliert zu bleiben. Gibt es jemanden mit ähnlichen Problemen?

Viele Grüße

Sisyphos

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cinikus
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Beitrag So., 13.01.2019, 23:06

Sisyphos hat geschrieben: So., 13.01.2019, 12:00 ich habe das Problem, das ich anders bin als die anderen Gleichaltrigen.
Bin im ähnlichen Alter. Ich hatte seit immer Probleme, mit anderen Menschen in Kontakt zu kommen. Extreme Schüchternheit, Introvertiertheit, Sozialphobie. Was aber mindestens genauso wog, war, dass ich eben anders ticke, als eine Frau meines Alters ticken sollte. Ist auch hier im Forum immer mal wieder Anstoß. Ich denke und argumentiere anders als die meisten Leute gewöhnt sind. Das schreckt erst einmal ab. Vor allem in Zeiten der Schubladen und Schwarz-Weiß-Denkens.
Sisyphos hat geschrieben: So., 13.01.2019, 12:00 Ich bin nicht gleichwertig.
Meinst du das in der Form, dass du dich als minderwertiger und andere als hochwertiger siehst? Beziehungsweise überhaupt: warum und wie siehst du das? Ich bin selbst kein Freund davon, zu sagen, alle Menschen wären "gleich viel wert", simpel gesagt, weil hier wohl kaum einer guten Gewissens unterschreiben würde, dass gewisse Diktatoren denselben Wert haben wie jene, die sie in ihrem Genozid hinmetzeln. Und im privaten Umfeld ist Ungleichbewertung noch mehr ein Überlebensprinzip. Oder mir soll mal einer sagen, er werte seine Tochter nicht höher als einen Kriminellen, der im nahegelegenen Park einen Teenie ermordet hat.
Insofern interessiert mich, auf welchen Aspekt des Lebens du diesen Ungleichwert beziehst.
Sisyphos hat geschrieben: So., 13.01.2019, 12:00 Ich stehe vor der Aussicht, für immer isoliert zu bleiben.
Mag nicht trösten, aber so, wie ich das sehe, ist das ein Schicksal, das du mit allen Menschen teilst, auch mit jenen, die viele Freunde und Verwandte haben. Am Ende ist man immer nur dieses Ding, das im eigenen Hirn lebt, das wiederum eingesperrt in einem Schädel ist und alle Informationen nur durch irgendwelche Sinnestentakel erhält. Was anderen Menschen aber besser gelingt, ist, sich der Illuision von Gemeinsamkeit hinzugeben. Manchen gelingt das nicht so gut. Unter Menschen einsamer/isolierter zu sein als alleine, kommt öfter vor, als man denkt. Oft sogar bei jenen Menschen, von denen man das am wenigsten erwarten würde.
Sisyphos hat geschrieben: So., 13.01.2019, 12:00 Gibt es jemanden mit ähnlichen Problemen?
Damit habe ich praktisch "hier" geschrien. Mir gelingt es ausschließlich über den Beruf, mit anderen Menschen in Kontakt zu kommen. Allerdings ist das aufgrund meines Berufes zu neunzig Prozent virutell, also über das Internet. Ich muss direkt überlegen, wann ich wirklich jemanden rein im realen Leben kennengelernt habe. Hm. Es ist Jahre, wenn nicht Jahrzehnte her und über den Beruf oder die Herkunftsfamilie passiert. Alle seitdem habe ich erst im Internet kennengelernt, und daraus ergab sich dann Kontakt in der Realität. Also praktisch erst, nachdem sich da zwei "Verrückte" virtuell ausreichend angenähert haben, um den Realkontakt zu wagen. Nicht die schlechteste Option. Für mich war das Internet insgesamt DIE Befreiiung aus der Isolation. Ohne dem, wer weiß, wäre ich mittlerweile die Jungfer, die irgendwann eine Überdosis Tabletten genommen hat und von ihren Katzen aufgefressen wurde. Die Zeitform wähle ich, weil ich davon ausgehe, dass das vor rund zehn Jahren passiert wäre, hätte mir das Internet nicht die Welt geöffnet.
Auch der Anblick des Schlechten kann eine Schulung für das Gute sein! Niccolò Tommaseo

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Sisyphos
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Beitrag Mo., 14.01.2019, 17:51

Vielen Dank für Deine Antwort. Wie kann ich hier den zitieren?

Ob ich mich als minderwertig oder höherwertig einstufe hängt von den Menschen ab, die mich umgeben. Das Ganze ist ziemlich vertrackt. Manchmal fühle ich mich auch minderwertig, wenn ich mein Gegenüber als weniger wert einstufe. Ich habe dann das Gefühl, mir wird ein Spiegel vorgehalten. Meine Mutter hat sich über mich definiert. Ich sollte etwas sein, dass ich nicht erfüllen konnte. Es war nie genug, ich selbst wurde gar nicht gesehen. Sie hat mich vorgeführt, insgesamt ziemlich fatal. Es ist nicht jeder gleich wert, aber ich bin nicht genügend wert, um Freundschaften aufbauen zu können. Ich langweilige die Anderen. Ich bin nur eine leere Hülle, jeglicher Versuch, diese mit Inhalt zu füllen ist bislang fehlgeschlagen.

Ich denke doch, dass andere Menschen, auch wenn sie sich manchmal in Gesellschaft einsam fühlen, mehr Nähe erfahren, als ich es erlebe.

Das Internet ist sicherlich ein gutes Medium, um Kontakte zu knüpfen, die im realen Leben fortgeführt werden. Nur bin ich da wieder bei meinem Ausgangsproblem. Ich werde bei den realen Kontakten nur mit meiner Unfähigkeit konfrontiert. Das ist schwer zu ertragen, da ich es gerne anders hätte. Ich weiß nicht mehr, was ich noch machen soll. Ein Bekannter meinte mal zu mir, dass ich auf der dunklen Seite stehe.

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Beitrag Mo., 14.01.2019, 18:02

Ich habe kein konstantes Bild von mir.

Ich bin absolut ratlos. Alles, was ich bislang zur Verbesserung meiner Situation probiert habe, hat nicht funktioniert.

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Nico
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Beitrag Mo., 14.01.2019, 18:21

Sisyphos hat geschrieben: Mo., 14.01.2019, 17:51 Manchmal fühle ich mich auch minderwertig, wenn ich mein Gegenüber als weniger wert einstufe.
Könnte natürlich sein, dass dir die anderen Menschen anmerken, dass du sie einstufst und einfach keinen Bock darauf haben von dir bewertet zu werden.
Nicht das schwarze Schaf ist anders, sondern die weißen Schafe sind alle gleich ;)

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Beitrag Mo., 14.01.2019, 19:14

Das kann durchaus sein. Es ist bei mir aber ein Automatismus, dem ich nur schwer entkommen kann. Ich brauche ihn zum Überleben.

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rainyday
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Beitrag Mo., 14.01.2019, 21:45

Hallo Sisyphos,

mir geht es leider auch oft so im Umgang mit "Autoritäten". Beim Chef oder beim Prof. Dr. XY zum Beispiel oder bei Leuten, die eben Autorität ausstrahlen oder sogar barsch rüberkommen. Da werde ich auf einmal ganz klein mit Hut und ärgere mich darüber.
Ich denke, es ist sehr wichtig, seine Lebensaufgabe zu finden. Dann hat man ein Ziel auf das man hinarbeiten kann und steht weniger selbst im Vordergrund.

Kannst du dir vorstellen, auf Spiele- oder Leseabende zu gehen? Dort geht es ja um das Spiel bzw. das Buch und du musst nicht selbst irgendwelche Themen einbringen oder besprechen.
Was hattest du denn bisher versucht um deine Situation zu verbessern?
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Sisyphos
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Beitrag Di., 15.01.2019, 07:00

Hallo rainyday,

meine Lebensaufgabe ist, dass ich es irgendwie schaffen muss, mit meinen Problemen fertig zu werden. Da bleibt kein Raum mehr für andere Themen. Da ist vor allem zur Zeit nicht daran zu denken.

Ich unternehme etwas, u. a. auch Spieleabende. Nur bin ich auch da so auf Leistung fokussiert, dass es sehr anstrengend wird.

Ich bin in Therapie und hatte mir davon Besserung erhofft.

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Tristezza
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Beitrag Di., 15.01.2019, 08:17

Hallo Sisyphos, warum nimmst du dich nicht als adäquate Gesprächspartnerin wahr? Wie laufen die Gespräche mit Gleichaltrigen denn bei dir ab? Mir geht es ein wenig wie dir. Ich fühle mich anders als die meisten meiner Mitmenschen und Gespräche finde ich u.a. wegen dieser Andersartigkeit oft anstrengend. Aber das heißt nicht, dass man ohne Kontakte leben muss. Es gibt ja auch die Möglichkeit, zusammen mit anderen etwas zu tun, wobei die Tätigkeit im Mittelpunkt steht und nicht das Reden. Durch das gemeinsame Tun ergeben sich dann auch Gesprächsthemen.

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Beitrag Di., 15.01.2019, 16:41

Hallo Tristezza, irgendwie fehlen mir bei Gesprächen die Worte. In meinem Kopf ist dann nur Leere. Auch ich empfinde Unterhaltungen als anstrengend. Ich weiß dann nicht, welches Thema, was darf ich sagen, was nicht, wie muss ich mich verhalten, drücke ich mich richtig aus, wie wirke ich auf den Gesprächspartner, was denkt er jetzt von mir, was bedeutet jetzt die Gestik, die Mimik, warum sagt er das jetzt... Es sind dann viele Gedanken, die mir durch den Kopf gehen.

Ich werde versuchen, das zu reduzieren. Sofort wird es sich nicht abstellen lassen. Die Anderen denken vermutlich gar nichts über mich, ich nehme mich zu wichtig. Ich interpretiere viel in Andere hinein, dabei kann ich es gar nicht wissen, was gedacht wird und warum sich jetzt jemand auf eine bestimmte Art und Weise verhält.

Meine nächsten Unternehmungen sind gemeinsame Tätigkeiten. Ich lasse es einfach mal auf mich zukommen. Ich bin immer der Meinung, ich müsste die Anderen möglichst gut unterhalten, dabei ist es vielleicht gar nicht schlimm, wenn man ruhiger ist.

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rainyday
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Beitrag Di., 15.01.2019, 21:05

Sisyphos hat geschrieben: Di., 15.01.2019, 16:41 Ich bin immer der Meinung, ich müsste die Anderen möglichst gut unterhalten, dabei ist es vielleicht gar nicht schlimm, wenn man ruhiger ist.
Richtig, das musst du nicht.

Mir scheint, dass du so perfektionistisch bist, dass du dich selbst ganz massiv bei Gesprächen behinderst. Filtern und momentan Unwichtiges ausblenden fällt dir schwer, bzw. sind Mimik, Gestik etc. ja Dinge, die man mit registriert, über die man aber weniger im Einzelnen nachdenkt. Machst du dir große Sorgen wie andere dich wahrnehmen und versuchst daher, alle Details zu "kontrollieren"?
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Tristezza
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Beitrag Mi., 16.01.2019, 17:44

Und dieser Wunsch, ein möglichst gutes Bild beim anderen zu erzeugen, kann dies ja gerade verhindern dadurch, dass man angespannt ist, sich nicht beim Gespräch konzentrieren kann, anderen aus dem Weg geht (kenne ich auch von mir!). Die Angst, beim anderen nicht anzukommen, wird dann bestätigt. Ein Teufelskreis kann sich entwickeln. Hat man aber gar nicht mehr den Anspruch so perfekt zu sein, wirkt man vermutlich offener, authentischer und sympathischer auf die anderen. Und erhält so ein positives Feedback, das dann zu noch mehr Lockerheit im Umgang mit anderen führen kann. Das Positive verstärkt sich. Wenn ich von mir selbst ausgehe: Mir sind weniger perfekte Menschen, die dafür offen und herzlich sind, lieber, als Menschen, die darauf aus sind, möglichst toll zu sein und es in verschiedener Hinsicht vielleicht auch sind, sich aber sehr kontrollieren und vor anderen verstecken (oder auch arrogant sind).

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Sisyphos
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Beitrag Do., 17.01.2019, 19:09

Hallo rainyday, ja, ich bin perfektionistisch. Meine Grundhaltung ist, ich genüge nicht und ich mache es nicht richtig. Mir ist es wichtig, wie Andere mich wahrnehmen, weil für mich Ablehnung mit unangenehmen Gefühlen verbunden ist. Ich weiß, ich kann nicht von allen gemocht werden, beruflich schon mal gar nicht, trotzdem ist da dieser starke Wunsch vorhanden, gemocht zu werden. Ja, ich achte auf alles, um keinen Hinweis auf Ablehnung zu übersehen bzw. meine Meinung, dass andere mich ablehnen, bestätigt zu bekommen. Und wenn man etwas finden will, wird man das auch.

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Sisyphos
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Beitrag Do., 17.01.2019, 19:24

Hallo Tristezza, mir ist das Unperfekte auch lieber. Ich fühle mich so unbeholfen im Umgang mit anderen Menschen. Momentan habe ich eher das Gefühl, das ich bezüglich der Dinge, die ich erzähle zu offen bin und meine Grenzen nicht einhalte.

Ja, das wird ein Teufelskreis sein. Ich glaube, ich bin weit davon entfernt herzlich zu sein. Ich weiß, was Du meinst. Ich müsste mich auch mehr auf mein Gegenüber einlassen. Es fällt mir schwer, den Menschen zu sehen, ich weiß nicht, wie ich es ausdrücken soll. Irgendwie denke ich in den Kategorien wert/nichts wert bzw. zu gebrauchen/nicht zu gebrauchen. Es fällt mir auch sehr schwer, Mitgefühl für das Leid anderer Menschen zu empfinden. Vielleicht bin ich eine Soziopathin?

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rainyday
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Beitrag Do., 17.01.2019, 23:12

Ich glaube, du bist noch zu sehr mit dir selbst beschäftigt. Wie sieht es denn mit echtem Mitgefühl / Selbstliebe mit dir selbst aus? Solange es da "klemmt", ist es auch schwierig, dies aufrichtig für andere zu empfinden. Und dann muss man auch noch genug Selbstvertrauen haben, dies nach außen zu zeigen!
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