Gibt es eine Chance ihn nicht als väterlichen Freund zu verlieren

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Talya
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Gibt es eine Chance ihn nicht als väterlichen Freund zu verlieren

Beitrag Fr., 06.11.2020, 18:29

Liebe Community,

ich arbeite als Betreuungsassistentin in einem Altenheim. Ich bin für 15 Bewohner zuständig und betreue u.a. einen 81-jährigen Bewohner, der verwitwet ist. Er wohnte zunächst mit seiner Frau dort, die aber im Juni verstarb. Ich habe oft bei ihm gesessen, ihn getröstet. Auch habe ich ihn in einigen praktischen Dingen unterstützt. Er war mir sehr dankbar.

Im August verstarb auch noch sein Sohn. Der alte Herr war nun erst recht sehr verzweifelt und weinte oft. Wieder habe ich ihm mit viel Mitgefühl zur Seite gestanden und ihn dabei sehr ins Herz geschlossen. Ende Oktober begleitete ich ihn auch zur Bestattung seines Sohnes, da keine Angehörigen kamen.

Inzwischen sind wir sehr vertraut miteinander. Wir erzählen viel und ich habe vieles aus seinem Leben erfahren. Wenn er mal einen glücklicheren Moment hat, lachen wir auch zusammen. Ich mag seinen Humor sehr.

Neulich vertraute er mir an, dass das Leben für ihn noch nicht vorbei sei. Es sei natürlich möglich, dass er allein bleibe. Doch es gebe da eine Frau, mit der seine Frau und er vor Jahren befreundet waren. Der Kontakt war lange abgebrochen, aber jetzt telefoniere er mit ihr, worüber er sich sehr freue. Was daraus wird, könne er nicht sagen, aber er könne sich durchaus mehr vorstellen.

Ich gebe zu, dass mir diese Aussage einen Stich versetzt hat. Denn diese Frau ist um die 50 und damit nicht viel älter als ich (ich bin inzwischen 46, in meinem Profil steht noch das Alter bei meiner Anmeldung hier im Forum).

Gestern wirkte er aber wieder mal traurig auf mich. Er sagte, dass er jetzt im Grunde allein dastehe. Seine Frau lebt nicht mehr und seine beiden Söhne sind ebenfalls schon verstorben. Er hat nur noch eine Tochter, die aber auch einige hundert Kilometer entfernt lebt und die er nur selten sieht.

Er sagte: "Zum Glück habe ich ja jetzt dich. Ich habe dich sehr gern und habe das Gefühl, dass du mich auch sehr gern hast". Irgendwie war es mir unangenehm darauf zu antworten und war froh, als eine Pflegekraft laut rief, ob sie das Fenster im Aufenthaltsraum öffnen dürfe.

Er fragte, ob es stimme, dass ich nicht verheiratet sei, was ich bejahte. Er meinte, er könne das zwar nicht verstehen, schlimm finde er das jetzt aber nicht. Das sagte er mit einem Augenzwinkern. Als ich Feierabend hatte und ihm eine gute Nacht wünschte, sagte er: "Und falls es doch jemanden bei dir gibt, viele Grüße unbekannterweise".

Ich empfinde es so, dass er für mich ein väterlicher Freund geworden ist, den ich nicht mehr missen möchte.

Am liebsten würde ich ihn Weihnachten einen Tag zu mir nach Hause einladen, weil es für ihn traurig sein muss, allein im Heim zu sitzen. Allerdings glaube ich nicht, dass ich dafür eine Genehmigung bekomme, da ich zum Personal gehöre.

Mein Arbeitsvertrag läuft im Januar aus und es sieht ganz danach aus, dass ich nicht in ein unbefristetes Arbeitsverhältnis übernommen werde.

Den Kontakt zu dem alten Herrn würde ich aber gern aufrechthalten.

Fragt sich nur, ob ich dafür eine Erlaubnis bekommen würde?
Meint ihr, es könnte für mich möglich sein, mit ihm mal außerhalb des Heims etwas zu unternehmen oder ihn zu mir nach Hause einzuladen?

Liebe Grüße,
Talya

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Kirchenmaus
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Beitrag Fr., 06.11.2020, 18:44

Hallo Talya,

ich kenne mich in der Pflege gar nicht aus, aber: Wieso solltest du dafür eine Erlaubnis brauchen, ihn zu sehen?
Es ist in Ordnung, mich zu akzeptieren.

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Talya
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Beitrag Fr., 06.11.2020, 18:58

Kirchenmaus hat geschrieben: Fr., 06.11.2020, 18:44 Hallo Talya,

ich kenne mich in der Pflege gar nicht aus, aber: Wieso solltest du dafür eine Erlaubnis brauchen, ihn zu sehen?
Hallo Kirchenmaus,

ich weiß nicht, ob ich noch Kontakt zu ihm haben dürfte, wenn ich in diesem Heim nicht mehr beschäftigt bin.

Ich bin nicht in der Pflege tätig, sondern in der Betreuung. Da könnte es sein, dass man sagen wird, er wird im Heim genügend betreut und braucht keine Treffen mit einer ehemaligen Mitarbeiterin.


kaja
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Beitrag Fr., 06.11.2020, 19:14

Ist das der Mann aus diesem Thread hier?
viewtopic.php?f=7&t=42165

Ich denke du solltest das auf einer professionellen Ebene belassen. Zumindest bis das Arbeitsverhältnis tatsächlich beendet ist. Alles andere ist eine grenzüberschreitende Vermischung von Berufs- und Privatleben.
After all this time ? Always.

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Talya
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Beitrag Fr., 06.11.2020, 20:08

Hallo kaja,

nein, der Bewohner, von dem ich in dem Thread geschrieben habe, war ein anderer. Er ist leider schon vor über einem Jahr verstorben. Ich war ziemlich auf ihn fixiert und sein Tod hat mich sehr mitgenommen.

Danach hatte ich mir fest vorgenommen, keine so intensive Bindung mehr zu einem Bewohner aufzubauen. Doch jetzt ist aus meinem Mitgefühl eine tiefe Zuneigung zu dem alten Herrn entstanden.

Du hast allerdings recht.
Solange ich noch in diesem Heim arbeite, sollte ich professionelle Distanz wahren. Da wären private Treffen wohl wirklich grenzüberschreitend.

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candle.
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Beitrag Fr., 06.11.2020, 20:24

Bei mir war das kein Problem nachdem ich gegangen bin liebgewonnene ältere Menschen weiter zu besuchen.

candle
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Talya
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Beitrag Fr., 06.11.2020, 20:45

candle. hat geschrieben: Fr., 06.11.2020, 20:24 Bei mir war das kein Problem nachdem ich gegangen bin liebgewonnene ältere Menschen weiter zu besuchen.

candle
Hallo candle,

gut zu lesen. Das macht mir Mut, danach zu fragen, wenn ich keine Entfristung bekommen sollte. Natürlich werde ich mit dem alten Herrn darüber sprechen, ob er einverstanden ist.

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