Kollegin mit psychisch kranker Mutter bei mir wohnen lassen?

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Janette2020
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Kollegin mit psychisch kranker Mutter bei mir wohnen lassen?

Beitrag Mi., 12.08.2020, 09:56

Eine jüngere Arbeitskollegin hat gerade ziemlich viel Last auf ihren Schultern.
Sie arbeitet bei uns zurzeit 10 Stunden in der Woche, da sie ihre Matura leider auf Grund von familiären Problemen noch einmal absolvieren muss. Sie hat sie leider nicht bestanden. Anfang des Jahres erlitt ihre Mutter Depressionen und bekam sie auch mit Hilfe nicht weg. Danach probierte sie es mit Medikamenten, um es zu unterdrücken. Anfangs ist das auch gelungen, aber genau zu der Matura-Zeit ihrer Tochter wurde es wieder schlimmer, ihr war alles egal. Der Haushalt uns sämtliche anderen Aufgaben blieben ihr über, weil der Vater sich darum nicht annahm und ihr alles anschaffte. Demnach hatte sie auch nicht gerade viel Zeit, um sich auf ihre bevorstehende Matura vorzubereiten.

Jetzt habe ich Angst, dass das gleiche wieder passiert und habe bereits überlegt, sie bei mir für diese Vorbereitungszeit aufzunehmen. Ich frage mich allerdings ob das eine gute Idee ist? Ob ihre Eltern das befürworten bezweifle ich, nur kann ich ihr das nicht noch einmal zumuten und möchte ihr helfen.

Diese psychische Erkrankung hat halt leider diese Vielzahl an Symptomen, wie eine gedrückte Stimmung, eine Hemmung von Antrieb und Denken, Interessenverlust und auch körperliche Auswirkungen. Aufgrund der Gefahr, dass ihre Mutter vielleicht auch Suizidgedanken haben könnte, was ja des Öfteren bei dieser Krankheit vorkommt, bin ich mir unsicher. Denn im Endeffekt nehme ich ihr ja ihr Kind weg oder nicht?

Habt ihr vielleicht andere Vorschläge, um ihr zu helfen?
Zuletzt geändert von Tristezza am Mi., 12.08.2020, 10:41, insgesamt 1-mal geändert.
Grund: Betreffzeile "Last auf den Schultern" präzisiert. Bitte aussagekräftige Betreffzeilen wählen.

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saffiatou
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Beitrag Mi., 12.08.2020, 14:22

Hallo Jeanette,

das "Kind" ist, wenn sie Abi macht doch schon erwachsen, oder? Also nimmst Du niemandem das Kind weg. Aber es sollten einige Regeln besprochen werden (Dauer etc).

Saffia
never know better than the natives. Kofi Annan

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lisbeth
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Beiträge: 3858

Beitrag Mi., 12.08.2020, 16:59

Hi Janette,

bei mir tauchen ziemlich viele Fragen auf, wenn ich deinen Text lese:
- Hast du mit ihr überhaupt schon mal über diese Idee gesprochen? Bzw. Hat sie sich denn so geäußert, dass sie die Situation zuhause nicht mehr erträgt oder Hilfe braucht/möchte?
- Wie alt ist die Kollegin?
- Wie versteht ihr euch und wie viel habt ihr im Arbeitsalltag miteinander zu tun?
- Wie ist deine Wohnsituation, kannst du ohne weiteres jemanden bei dir aufnehmen (Gästezimmer oä)?
- Was erwartest du von ihr im Gegenzug (materiell/immateriell, kann alles sein von Mithilfe im Haushalt über Beteiligung an Einkaufskosten oder Gesellschaft leisten, weil du dich einsam fühlst oder dass sie jetzt ein Superabi hinlegen muss...)?
- Was ist, wenn das mit euch als "WG auf Zeit" nicht gut klappt? Welche Auswirkungen hat das auf euer Verhältnis als Kolleginnen?
- Hast du dir mal überlegt, was so ein Angebot mit deiner Kollegin macht? Vielleicht fühlt sie sich bloßgestellt? Vielleicht hat sie Angst, das Angebot abzulehnen, weil sie berufliche Nachteile befürchtet aber auf den Job angewiesen ist?

Ich finde es einerseits sehr schön, dass du deine Kollegin, die es grad schwer hat, unterstützen willst. Gleichzeitig frage ich mich, wie du auf diese schon sehr konkrete Idee kommst, sie bei dir aufzunehmen, die außerdem sehr umfänglich ist. Hat das vielleicht viel mehr mit dir und deiner eigenen Geschichte zu tun als mit der jüngeren Kollegin?

Es gibt ja sicherlich auch andere Möglichkeiten, sie zu unterstützen, und wenn es "nur" das ist, sie zu bestärken, dass sie von ihrem Vater mehr Mithilfe im Haushalt einfordern kann. Ganz ehrlich (und ich mag da speziell sein) aber mich hätte es befremdet, wenn ich von einer Kollegin, der ich vielleicht noch nicht mal besonders nahestehe, so ein Angebot bekomme, weil mir das viel zu persönlich gewesen wäre, egal wie gut das gemeint sein mag. Mir kommt das - jedenfalls so wie du es hier geäußert hast - fast ein wenig übergriffig vor. Zwar mit guter Absicht, aber du scheinst beschlossen zu haben, was deine Kollegin in dieser belastenden Situation braucht (ohne wirklich zu wissen, ob sie das wirklich braucht, vermute ich mal). Und machst dir Gedanken um sehr abwegige Fragen (meiner Meinung nach), zB ob du den Eltern das "Kind" wegnimmst - ich würde mir eher um ganz konkrete Fragen (s.o.) Gedanken machen... Und deine Kollegin ist vermutlich erwachsen und kein Kind mehr und kann selbst entscheiden, wo sie wohnen möchte.

Vielleicht wäre ihr auch mehr gedient, wenn sie nicht von einer Abhängigkeit (Eltern) in die nächste kommt (denn wenn sie bei dir wohnt ist sie von dir abhängig). Sondern wenn man sie dabei unterstützt, ihre eigenen Schritte zu machen. Wenn HH als dein Wohnort stimmt, dann kann deine Kollegin (je nach Alter) zB auch über die Jugendhilfe unterstützt werden, wenn die Situation in der Familie zu belastend ist. Aber dafür müsste man rausfinden, was sie selbst möchte und nicht für sie entscheiden.
When hope is not pinned wriggling onto a shiny image or expectation, it sometimes floats forth and opens.
― Anne Lamott

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