Mein Mann hat PTBS und mir geht die Kraft aus

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Bohne
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Mein Mann hat PTBS und mir geht die Kraft aus

Beitrag Mi., 19.04.2017, 20:17

Hallo,
das hier ist mein erster Beitrag und es fällt mir recht schwer, über alles zu schreiben. Doch mir geht langsam die Kraft aus und ich weiß nicht, wie es weiter gehen soll :cry:

Vor 13 Jahren haben wir uns kennen gelernt und verliebt. Anfangs war mein Mann sehr, sehr Eifersüchtig und hat auf meine Bitte hin eine Therapie begonnen. Diese wurde zwar vorzeitig abgebrochen, trotzdem ging es in unserer Beziehung eigentlich ganz gut. Streitereien haben sich leider immer schon sehr aufgeschaukelt und er tendierte zu Selbstverletzungen, was mich damals im zarten Teenageralter doch sehr mitgenommen hat.

Als dann die Hypochondrie immer stärker wurde, begann er einen zweiten Therapieversuch und dieses "Problem" konnte gut austherapiert werden. Die Zeit bis dahin war sehr nervenaufreibend und schwierig, aber wir haben beide durchgehalten.

Mittlerweile haben wir sogar geheiratet und hatten zwei Kinder.

Vor ca. 2 Jahren erkrankte mein Mann an einer PTBS.
Schon während der "Schmerzmonate" hat sich mein Mann in Therapie begeben, damit er begleitet wird und im Fall der Fälle schon gut versorgt ist. (Begonnen hat das Ganze nämlich 2 Wochen, nachdem die Hypochondrie-Therapie abgeschlossen war).
Auch ein Psychiater wurde hinzugezogen, der Antidepressiva verordnet hat. Ich war bis jetzt bei fast allen Gesprächen dabei und darf mich auch jederzeit melden, wenn ich Fragen habe.

Bis das geeignete Mittel gefunden wurde, dauerte es allerdigns ein Weilchen und war mit diversen Nebenwirkungen verbunden, die unser Zusammenleben nicht einfacher gemacht haben.

Vor gut einem Jahr hatte mein Mann einen schriftlichen Wutausbruch, der dazu führte, dass seine Mutter und Bruder den Kontakt abgebrochen haben. Auf Entschuldigungen und Einsicht über das Fehlverhalten wurde nicht reagiert. Mit seiner Mutter gab es zwar ab und zu ein Telefonat, aber auch das ist eingeschlafen. Mit dem Vater gibt es regelmäßig Kontakt.

Die Kindheit meines Mannes war nicht leicht und das hängt ihm zusätzlich noch sehr nach.

Abbekommen tu alles ich :cry: Seine Wut, seine Trauer, seine Ängste. Es gibt keinen mehr, den er sonst anrufen, dem er schreiben oder mit dem er einfach das eine oder andere Problem besprechen kann. Dazu versorge ich unsere beiden, noch recht kleinen, Kinder und kümmere mich um den kompletten Haushalt. Einzig die Wartung unserer technischen Geräte übernimmt er.

Es ist schon sehr oft vorgekommen, dass er die Wohnung verlassen hat, ohne dass ich weiß, wohin, wann und ob er wieder kommt. Er droht mit Selbstmord. Inwieweit er tatsächlich gefährdet ist, kann ich nicht mehr einschätzen. Anfangs hat es mich in totale Panik versetzt, dazwischen wusste ich schon, dass es eigentlich nur ein Hilferuf ist. Jetzt habe ich keine Ahnung.
Eine Zeit lang hat er zu viel getrunken - es war alles noch in einem Bereich, der ok ist, aber dennoch "zu viel". Das hat weitgehendst aufgehört, dafür nimmt er vermehrt Beruhigungstabletten (das ist allerdings mit dem Psychiater abgesprochen).

Wenn es ihm schlecht geht, hat er eine sehr, sagen wir "schwungvolle" Autofahrweise. Ich war schon mehrmals mit dabei (die Kinder auch). Ich hatte Angst und Panik und ihm wars egal.
Im Streit hat er mir den Zugang zu meinen Daten am PC gesperrt und mir erklärt, wie er mich sozial fertig machen will.
Ich wurde beschimpft, gedemütigt, beleidigt
Er zieht sich sehr zurück und verbringt den größten Teil seiner Freizeit im Bett (schlafen, lesen, fernsehen).

Und dann tut ihm alles leid....

Ich weiß, er kann selbst nichts dafür und dass er sich bemüht. Er geht wieder arbeiten und es gibt diese Tage, an denen alles "normal" scheint.
Doch ich kann nicht mehr. Ich ertappe mich immer wieder bei dem Gedanken, wie einfach alles doch ohne ihn wäre. Er überlegt, ob er nicht doch 3 Wochen in stationäre Behandlung gehen soll. Und ich denke nur noch "ja, bitte, geh doch".

Ich merke, wie ich mich unbewusst und ungewollt emotional zu lösen beginne. Mein Leben ohne ihn plane. Seine Selbstmordabsichten prallen immer mehr an mir ab.

Ich will das alles so nicht. Ich will weder eine Trennung noch kann ich so weiter machen. Mich plagt das schlechte Gewissen, ihn im Stich zu lassen und die Sorge, was aus ihm (und natürlich uns) wird, wenn ich tatsächlich einen Schlussstrich ziehe.

Tut mir leid, dass das so lange geworden ist. Eigentlich ist es nicht mal detailiert und trotzdem habe ich das so noch nie jemandem gesagt.

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Pianolullaby
[nicht mehr wegzudenken]
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Beitrag Mi., 19.04.2017, 20:42

Hallo Bohne,

Hast Du schon mal daran gedacht, für Dich selber eine Therapie zu beginnen?
Ich glaube dass auch Dir das gut tun könnte,
und zwar unabhängig von Deinem Mann, und auch nicht mit dem selben Therapeuten / Psychiater.
Das wäre kontraproduktv.
Ich glaube es ist wichtig, dass Du nun auch für Dich sorgst.
Träume nicht Dein Leben, lebe Deinen Traum


mio
[nicht mehr wegzudenken]
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Beiträge: 9268

Beitrag Do., 20.04.2017, 11:04

Hallo Bohne,

ich würde Dir auch raten, Dir Unterstützung für Dich selbst zu suchen. Vielleicht gibt es ja auch eine Angehörigengruppe oder so, wo Du Dich austauschen könntest und Dir Rat und Zuspruch holen?

Ansonsten sehe ich es so, dass auch ein Kranker keinen "Freifahrtschein" hat sich seinen Mitmenschen gegenüber Rücksichtslos zu verhalten. Vor allem in Bezug auf das "Kommentarlose" Verschwinden würde ich Regeln einführen. Das geht meiner Meinung nach so nicht, dass Dein Mann einfach "abhaut", wenn es ihm schlecht geht ohne sich Gedanken darüber zu machen, was er Dir damit antut. Das sollte er verstehen können und zumindest ein Mindestmass an Kommunikation Dir gegenüber aufbringen in solchen Situationen.

Und wenn er sich als "suizidal gefährdet" ansieht, dann sollte er freiwillig in eine Klinik gehen und es nicht "auf Deinem Rücken" austragen. Das ist einfach nicht fair und extrem egoistisch. Krankheit hin oder her...er hat auch Eurer Beziehung/Euren Kindern gegenüber eine Verantwortung und aus der heraus ist er für sein Verhalten zuständig und dafür ALLES zu tun, was ihm hilft gesund zu werden bzw. die Probleme in den Griff zu bekommen. "Lippenbekenntnisse" sind da nicht ausreichend, er muss schon auch handeln. Und wenn eine Klinik notwendig ist, dann sollte er auch freiwillig in eine Klinik gehen und sich helfen lassen.

Lieben Gruss,

mio

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doppelgängerin
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Beiträge: 265

Beitrag Do., 20.04.2017, 12:53

Hallo,

ich bin quasi die "andere Seite" in der Beziehung: meinem Mann geht es so, wie Dir. Auch er ist am Rande seiner Kräfte.
Ich dränge ihn gerade sehr, für sich Hilfe zu organisieren. Er hatte diese Woche ein Gespräch mit seinem Arzt, das ihm sehr gut tat.

WIe ist es bei Euch? Hat dein Mann Euch auch im Blick? Ich finde, er sollte die stationäre Therapie dringend machen, wenn Du es dir wünscht!
Ich gehe in ein paar Wochen auch wieder stationär und auch hauptsächlich, weil mein Mann es sich wünscht und weil ich will, dass ich wieder besser für ihn und die Kinder da sein kann.


Ich finde, irgendwie ist es wichtig, Grenzen zu ziehen. Und wenn das heißt, dass man, um sich selbst zu schützen, das Paarsein beenden muss, dann ist das wohl so, auch, wenn es weh tut.
Was nützen den Kindern zwei kaputte Eltern?

Gibt es die möglichkeit einer Paarberatung oder Mediation, damit ihr miteinander Lösungen findet, die für alle gut sind?
Und: sieht er dich? ???

Das wünsche ich dir sehr: dass es trotz seiner vielen Probleme auch Achtsamkeit für dich und deine Bedürfnisse gibt! Sei es von ihm, von dir selbst oder von wem auch immer. DU bist auch wichtig und hast ein Recht darauf, dass es dir gut geht!

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