Alkohol bereitstellen/Gastfreundschaft?

Dieser Bereich dient zum Austausch über Entzug, Entwöhnung und Therapie von substanzbezogenen Abhängigkeiten (wie Alkohol, Heroin, Psychedelische Drogen, Kokain, Nikotin, Cannabis, Zucker,..)
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mathilda1981
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Alkohol bereitstellen/Gastfreundschaft?

Beitrag Do., 02.05.2019, 12:39

Hallo zusammen,

ich würde gerne mal eure Meinung zum Thema Alkohol und Besuch hören.

Angenommen, bei euch daheim wird kein Alkohol getrunken und ihr wisst aber, wenn bestimmter Besuch kommt, "erwartet" dieser Alkohol. Ich habe dies jahrelang immer "rangeschafft" - ohne mich dabei gut zu fühlen. Nun stehe ich vor der Frage...ist es "nicht gastfreundlich" wenn man den Besuch keinen Alkohol "beschafft", anbietet? Oder habe ich nicht durchaus die Berechtigung in meinem Haus das anzubieten, was in meinem Sinne ist. Ich bin mir sehr unsicher und würde mich über ein paar Denkanstöße freuen.

Lg Mathilda

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shesmovedon
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Beitrag Do., 02.05.2019, 12:51

Gastfreundlicher ist es dem Gast das anzubieten, was er gerne trinkt bzw. jene Getränke zu besorgen.
Machst du das nicht, ist es weniger gastfreundlich, aber dich kann ja auch niemand zwingen Alkohol zu besorgen, wenn du das nicht willst.

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mathilda1981
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Beitrag Do., 02.05.2019, 13:26

Schlendrian hat geschrieben: Do., 02.05.2019, 12:51 Gastfreundlicher ist es dem Gast das anzubieten, was er gerne trinkt bzw. jene Getränke zu besorgen.
Machst du das nicht, ist es weniger gastfreundlich, aber dich kann ja auch niemand zwingen Alkohol zu besorgen, wenn du das nicht willst.
Danke, Schlendrian. So sehe ich das eigentlich auch.... Es geht mir wahrscheinlich weniger um "Alkohol besorgen" als um den Gast, der es trinkt... Bei anderen habe ich da keine Probleme damit.

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Sehr
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Beitrag Do., 02.05.2019, 14:20

Wir haben für gewöhnlich auch keinen Alkohol im Haus. Wenn Besuch kommt und ich weiß, die, der trinkt gern ein Bier, wird schon ein 6er besorgt - die erwarten das aber nicht. Es kann auch sein dass man nix da hat (wissen sie) und die nehmen auch selbst was mit.

An deiner Stelle würde ich nun nix besorgen, wenn der Besuch dir e zu wider ist. :D
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mathilda1981
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Beitrag Do., 02.05.2019, 14:41

Sehr hat geschrieben: Do., 02.05.2019, 14:20 An deiner Stelle würde ich nun nix besorgen, wenn der Besuch dir e zu wider ist. :D
Naja...es ist mein Vater :anonym: .... Ich möchte den Kontakt zu den Enkeln (und auch zu mir) nicht verkomplizieren dadurch - weil ich befürchte, er nimmt es mir krumm/persönlich. Aber ich werde jedes mal an meine Kindheit erinnert und das Zeug (in dem Fall Bier) ist mir so zuwider.... Er reißt sich hier zwar am Riemen und ist nie "besoffen"...aber ich kenne halt zu genau auch die Phasen, wo er das noch nicht konnte. Es gab zwar nie Gewalt von seiner Seite aus, aber unterm Strich auch keine Kindheit. Ihm ein Bier "vorzusetzen" kommt mir mittlerweile wie ein Verrat an mir selber vor. Aber vielleicht fange ich auch komplett an zu spinnen und sollte mich nicht so anstellen.... :-(

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Sehr
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Beitrag Do., 02.05.2019, 15:46

Ja, kann ich mir gut vorstellen. Mein Vater säuft auch. Und wenn ich Kontakt mit ihm hätte, würde er jedenfalls kein alkoholisches Getränk bekommen. Egal ob er das persönlich nähme, was er bestimmt täte, so sindse halt. Mir stinkt das.
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Sehr
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Beitrag Do., 02.05.2019, 15:57

Außerdem wenn er die Enkel so gerne sieht, wird er wohl ein Weilchen ohne Alk auskommen können. Oder nicht? Oder kommt er nur wenns Freibier gibt.
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theweirdeffekt
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Beitrag Do., 02.05.2019, 15:58

Da würd ich auch bei dir bleiben und keinen besorgen. Denkst du er würde dann den Kontakt abbrechen? Ansonsten kannst du ihm ja auch sagen, wenn er welchen braucht, soll er ihn selbst mitnehmen, weil ihr keinen zuhause habt. Insbesondere bei der näheren Verwandtschaft hab ich da weniger Scheue die gastfreundschaftlichen Ansprüche (vielleicht auch an mich selber) zu brechen.
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spirit-cologne
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Beitrag Do., 02.05.2019, 16:26

Sowas in der Art hatte ich mir schon gedacht...

Also ich würde da ganz klar einen Unterschied machen, ob es einfach nur um eine "Getränkevorliebe" geht, oder um Alkoholkonsum. Wenn ich wüsste jemand steht total auf z.B. Kirschsaft, dann würde ich wahrscheinlich auch versuchen, welchen zu besorgen, wenn die Person zu Besuch kommt, wobei ich eine diesbezügliche "Erwartungshaltung" schwierig fände und wenn ich das merken würde, dass das von mir erwartet wird, dann würde ich den Saft eher gerade nicht kaufen.

Aber hier geht es ja erstens nicht um irgendeinen Gast, sondern um deinen Vater, mit dem dich eine lange Geschichte gemeinsamer Erlebnisse verbindet und zweitens geht es nicht um irgendein Getränk, sondern um Alkohol, der ja in der Regel nicht unbedingt nur deshalb getrunken wird, um den Durst zu stillen, sondern in erster Linie um irgendwelche psychotrope Wirkungen zu entfalten.

Und wenn du bezüglich der Wirkungen des Alkohols schlechte Erfahrungen mit deinem Vater in der Kindheit gemacht hast, dann finde ich es absolut gut und richtig, wenn du ihm keinen Alkohol kaufst. Es ist dein Heim, da musst du nicht neben deinem Vater auch noch den Alkohol als "Gast" einladen. Ich finde, du stellst dich da überhaupt nicht an...
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stern
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Beitrag Do., 02.05.2019, 16:37

Wenn ich wüsste, dass jemand ein Alkoholproblem hat, würde ich keinen Alkohol anbieten und das auch noch unterstützen. Ansonsten würde ich versuchen Getränkevorlieben zu berücksichtigen, sofern es sich um handelsübliche handelt. Ausgenommen vielleicht Spirituosen, für die ansonsten keine Verwendung besteht... also z.B., dass daheim dann eine fast volle Flasche Whiskey vor sich hin gammelt. Ich denke, von einem Vegetarier erwartet man auch nicht zwingend, dass er ein saftiges Steak auftischt. Ähnlich sehe ich das hier.
Liebe Grüße
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mathilda1981
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Beitrag Do., 02.05.2019, 16:54

Ich danke euch für eure Antworten. Manchmal weiß ich selber nicht mehr, was ich denken sollte... Seit ich in Therapie bin, stellen sich mir Fragen und ich habe Erkenntnisse, mit denen ich nie gerechnet hätte....

Ja, sieht er die Enkel so gerne?! Einerseits schon, andererseits überfordert es ihn oft bei uns (8, 10, 11 Jahre), weil er jetzt schon 30 Jahre alleine lebt (was ich auch verstehen kann, mich überfordern die Kids schließlich auch mal ;-))Er ist eine sehr schwierige Persönlichkeit, kann sehr verletzend in der Wortwahl sein („für mich oft „Gossensprache“, die die Kinder so DEFINITIV nicht benutzen dürfen und dies auch wissen) - auch wenn ich weiß, dass er es unterm Strich nicht so meint und schon an uns hängt. Ich befürchte, wenn ich es sagen würde, würde er sich zurückziehen und nicht mehr kommen (er kommt sowieso nur ca 5,6x/Jahr). Er weiß schon, dass er früher Fehler gemacht hat und gibt z.B. auch vor den Enkeln zu, dass er wegen Alkoholproblemen seinen Führerschein vor 35 Jahren verloren hat und steht dazu. Er sagte auch mal, dass er nicht mehr in das alte Umfeld zurückziehen will seit er in Rente ist, weil er dann wieder in der Kneipe sitzen würde. Allerdings weiß er sicher nicht, wie sehr mich sein Verhalten früher belastet und verletzt hat (von „gefühlsdingen“ hält er nicht viel…) und das ich kotzen könnte, wenn ich Bier nur rieche…. Aber eigentlich weiß ich, dass wir ihm wichtig sind und er nicht "aus seiner Haut" kann. Und das er eher den Kontakt abbrechen würde, als sich damit auseinanderzusetzen....
Wahrscheinlich habe ich auch den Fehler gemacht, bisher halt immer was besorgt zu haben... Bei meiner Schwester wird gern und (für mich) viel getrunken (und fast schon aufgedrängt). Ich bin die einzige "Abstinente" in der Familie, die auch nie mittrinkt. Und er ist es einfach "gewöhnt, dass etwas da ist. "Erwarten" tut er es in der Form nicht (er ist es halt gewohnt), wenn er mit dem Zug kommt, hat er auch immer 1,2 Flaschen im Rucksack für den Weg. Er sagt aber andererseits, dass es Phasen gibt, wo er nicht trinkt (kann ich nicht bestätigen oder bestreiten). Und eigentlich will ich das Thema auch nicht zu "meinem Ding" machen... Er ist Erwachsen und soll das tun, was er will. Nur eben nicht bei mir...
Aber ich kann ja jetzt schlecht sagen, ....Tja, Bier und Wein ist aus...gibts nicht mehr - ohne es zu begründen, oder? Wir schmeißen regelmäßig zu Weihnachten Wein weg, weil er nicht mehr gut ist. Auch das Bier war mal kaputt :anonym: ... Wir trinken hier wirklich nie Alkohol....

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mathilda1981
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Beitrag Do., 02.05.2019, 16:57

Und Stern, das mit dem Vegetarier kam mir auch in den Sinn. Da würde es keiner verlangen. Aber Alkohol ist heutzutage so "normal" und es gehört dazu...(ich wohne dazu auch noch in Bayern :anonym: ....) Und es wissen eigentlich alle, dass bei uns nie getrunken wird. Aber es war halt "immer so" das etwas besorgt wurde. Wie kann ich das denn jetzt "rückgängig" machen, ohne jemanden vor den Kopf zu stoßen? Oder sollte mir das egal sein? Er hat sich schließlich vor 30 Jahren auch keine Gedanken gemacht ob er seiner Famile vor den Kopf stößt...

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spirit-cologne
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Beitrag Do., 02.05.2019, 17:48

Ich denke, das kannst nur du entscheiden. Ich würde es genau so machen. Ich würde sagen "Ich habe immer extra für dich Bier besorgt und es ging mir nicht gut damit, weil ich viele schlimme Erinnerungen an meine Kindheit habe, als du zu Hause so viel getrunken hast. Ich habe mich entschieden, dass ich das einfach nicht mehr will, dass es mir ständig deswegen schlecht geht, deshalb gibt es bei uns ab heute keinen Alkohol mehr."

Ob er sich dann damit auseinandersetzt oder nicht, würde ich ihm überlassen, ebenso wie die Entscheidung, ob er dann noch kommen will oder nicht. Aber du bist nicht ich und ich kann nicht für dich entscheiden, ob du das aushalten würdest, falls er sich dagegen entscheidet oder nicht. Ich für meinen Teil wäre dann ziemlich wütend und würde mir sagen "wenn eine Flasche Bier dir mehr bedeutet, als deine Enkel, dann hast du auch nicht verdient, sie zu sehen!" und würde das notfalls auch durchziehen, aber ich weiß, dass es auch viele Menschen gibt, die da anders gestrickt sind. Muss halt jeder für sich entscheiden...
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Kirchenmaus
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Beitrag Do., 02.05.2019, 17:55

Du könntest beim nächsten Mal auch versuchsweise einfach mal "vergessen", Bier zu besorgen. Oder du hattest halt einfach keine Zeit.

Falls er dann zur Tanke muss, weil er es ohne nicht aushält, hättest du einen Aufhänger für ein grundsätzliches Gespräch, wie sehr dich das eigentlich ankotzt.

Prinzipiell finde ich es komisch, wenn bei einem gemeinsamen Essen nur einer trinkt. Entweder alle (oder die meisten) genießen ein alkoholisches Getränk zusammen, oder es wird halt kein Alkohol getrunken. Aber der einsame Trinker schließt sich halt auch selbst aus, und das finde ich persönlich ziemlich ätzend.
Es ist in Ordnung, mich zu akzeptieren.

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mathilda1981
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Beitrag Do., 02.05.2019, 19:44

Ich danke euch. Das mit dem vergessen @ Kirchenmaus, das hatte ich auch schon überlegt. Aber wenn ich mich dafür bewusst entscheide, dann möchte ich auch gleich dazu stehen (davon abgesehen bin ich ein absolut schlechter Lügner…). Ja, dieses "einsame trinken" ist ätzend. Er trinkt eben auch schon ab 16.00 Bier (wenn er ankommt), allein. 2-4 Flaschen sind normal wenn er bei uns ist. Wenn der Abend lang ist auch mal mehr. Ich habe mich eigentlich schon dafür entschieden, dass ich das nicht mehr möchte. Mein Vater kommt uns am Samstag besuchen….ich würde es gerne versuchen. Und vielleicht treffe ich auch die richtigen Worte, dass er es verstehen kann. Eigentlich legt er großen Wert darauf, dass ich ehrlich bin….. Zu anderen Menschen ist er nämlich auch schonungslos ehrlich – daher ist es vielleicht an der Zeit, zu schauen, ob er es im Gegenzug ebenfalls verträgt. Es ist momentan kein Bier im Haus. Ich habe es noch nicht besorgt.
Ich habe einfach ein bisschen mentale Unterstützung gebraucht (weil ich Angst habe es zu dramatisieren und psychologisieren…). Diese Zweifel, zu übertreiben verfolgen mich momentan ständig… Ich wünschte, ich könnte mich langsam mal wichtiger nehmen und meine Gefühle/Ängste nicht immer abtun (grundsätzlich bei Traumabearbeitung und nicht wegen dem Alkohol). Ständig verharmlose ich oder rede alles klein. Ändert sich das irgendwann mal? Irgendwie habe ich das Gefühl, dass diese Entscheidung vielleicht auch ein Schritt in diese Richtung wäre.

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