Afrikaner und Kinder

Fragen, Probleme und Austausch über kulturbezogene Probleme, Aus- und Einwanderung (Migration) und bikulturelle Partnerschaften
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Nelly
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Afrikaner und Kinder

Beitrag Di., 22.01.2008, 08:42

Hallo,

ich habe schon im alten Forum über mein Problem geschrieben, weiß aber nicht, ob Ihr Euch noch erinnert. Kurz zusammengefasst:
Ich (24) bin mit einem Afrikaner (34) zusammen, der 4 Kinder hat. Die Kinder (4, 6, 15, 17) wohnen bei ihm, weil die Mütter nicht mit ihnen zurecht kommen. Die Großen (Mädels) hat er aus Afrika mitgebracht, die Kleinen sind von seiner deutschen Exfrau. Ich bin im Februar 07 zu ihm und den Kindern gezogen. Im Großen und Ganzen klappt es auch relativ gut, aber für einige Probleme habe ich keine Lösung.

Ich möchte in eine größere Wohnung ziehen. Auf dem Land wären die Wohnungen günstiger, aber er möchte wegen seinen Kindern (Kindergarten, Schule) in der Stadt bleiben. Ich fühle mich oft zurückgesetzt bzw. nimmt er zwar immer auf seine Kinder Rücksicht, aber ich soll mich dann so einordnen. Meine Bedürfnisse stehen immer hinten an.

Die beiden Großen führen mehr oder weniger den Haushalt. Da ich bis 18 Uhr arbeite, kochen sie für ihn und übernehmen sonst auch alle Aufgaben, die normalerweise eine Frau hat. Er möchte nicht, dass ich mich als "Ersatzmama" fühlen muss und versucht daher, alles von mir fernzuhalten. Ich fühle mich oft fehl am Platz, weil ich eigentlich nicht gebraucht werde.

Ich vermisse das Gefühl eines eigenen Zuhauses. Die Kinder haben die Wohnung eingerichtet, die Kinder kochen in der Küche und ich komme mir immer mehr als Besuch vor. Ich weiß nicht, wie ich das ändern kann. Am liebsten hätte ich wieder eine eigene Wohnung, aber damit würde ich unsere Beziehung aufgeben.

Habt Ihr vielleicht ein paar Ratschläge?

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Polarsternin
Helferlein
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Beitrag Di., 22.01.2008, 16:52

hi nelly,
ich finde es sehr schwierig, in solch einer kurzen beschreibung einen guten rat zu geben, zumal man auch den rest der familie gar nicht kennt. aber trotzdem verstehe ich schon, wie du dich fühlst. aber ich denke, dass es wichtig ist, dass du mit ihm, also deinem freund, darüber sprichst. sag ihm einfach, wie du dich selbst fühlst, sozusagen in der "ich-botschaft" und was du dir wünschst. ihr müsst zusammen sprechen und gemeinsam nach einer konstruktiven lösung finden. vielleicht kann er dir auch seine beweggründe erklären, wieso er dich schonen möchte. vielleicht hat er wirklich angst, du könntest von ihm denken, dass er- und familiy dich ausnutzen würde. ist immerhin eine größere familie, und da verstehe ich schon, dass er auf dich rücksicht nehmen möchte.
jo, mehr kann ich dir dazu nicht sagen.
lg, polarsternin

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expat
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Beitrag Di., 22.01.2008, 18:20

Nelly hat geschrieben:
Ich vermisse das Gefühl eines eigenen Zuhauses.
Mein Ratschlag: Dann schaff dir ein Zuhause. Wenn daran die Beziehung zerbricht, dann war sie nicht viel wert.
Das war's
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münchnerkindl
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Beitrag Di., 22.01.2008, 18:28

Nelly hat geschrieben: Ich vermisse das Gefühl eines eigenen Zuhauses.
Noch vor kurzer Zeit wolltest Du doch unbedingt dort einziehen..

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Mirabell
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Beitrag Di., 22.01.2008, 21:05

Hallo Nelly,

es ist schwierig anhand von ein paar Infos zu sagen was richtig oder falsch wäre. Hast du denn mal ausführlich mit allen Familienmitgliedern darüber gesprochen. Ich fände es wichtig, dass auch die Kids miteinbezogen werden. Bevor du direkt ausziehst, solltet ihr doch erst einmal versuchen, wie ihr die Situation retten könnt. Wie wäre es, wenn du sagst du hättest ein wichtiges Anliegen und einen Termin, an dem alle Zeit haben wird ausgemacht. Dann setzt ihr euch in Ruhe zusammen und jeder kann einmal schildern wie er selbst sich in diser neuen Familiensituation fühlt. Vielleicht sind ja die Großen auch nicht so zufrieden wie es scheint und würden gern einmal von der "Hausfrauenarbeit" verschont werden? Vielleicht kommt wirklich etwas bei dem Gespräch rum.

Alles Gute,
Mirabell

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expat
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Beitrag Mi., 23.01.2008, 04:02

Es kann doch nicht das Wesen einer guten Beziehung sein, dass die Frau Hausfrauenarbeit machen darf.
Das war's
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Nelly
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Beitrag Mi., 23.01.2008, 08:11

Danke erst mal für Eure Antworten!

Also ich habe das Thema schon angesprochen, leider bekomme ich kein Verständnis.
Mein Freund will einerseits, dass ich mich nicht als "Haushälterin" fühle und will deshalb nicht, dass ich daheim irgendwas mache. Andererseits ist es in seiner Kultur üblich, dass die Kinder mehr im Haushalt helfen.
Mit den Kindern habe ich auch schon gesprochen, aber sie kennen es nicht anders. Im Gegenteil, mir ist aufgefallen, dass sie beleidigt reagieren, wenn ich mich "nützlich" mache.

Es geht mir nicht darum, tagtäglich die Wohnung zu putzen, waschen, bügeln, kochen, etc. Dass die Kinder mithelfen wollen, finde ich sogar gut, aber sie übertreiben es maßlos. Ich fühle mich einfach unwohl, wenn Kinder "meine" Aufgaben übernehmen. Ich habe nicht das Gefühl, dass es MEIN Zuhause ist, wenn ich eigentlich nur dort schlafe und kaum mit anpacken kann.

Mein Gefühl und die Probleme damit sind schwer zu beschreiben... Aber es geht wohl kein Weg daran vorbei, nochmal mit ihm darüber zu reden...

Es bringt ja auch nichts, wenn ich ausziehe. Dann kann ich die Beziehung auch gleich beenden, denn man plant ja normalerweise seine Zukunft in einer Beziehung miteinander. Was würde die Beziehung bringen, wenn ich genau weiß, dass wir nicht mal zusammen wohnen können?

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expat
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Beitrag Mi., 23.01.2008, 09:13

Nelly hat geschrieben: Was würde die Beziehung bringen, wenn ich genau weiß, dass wir nicht mal zusammen wohnen können?
Du würdest dich und die anderen nicht nerven, sondern ein mündiges Leben führen und obendrein einen Freund haben. Das ist mehr, als viele Menschen erleben dürfen. Alle reden ständig davon, dass die Leute miteinander reden sollen, als ob sie das nicht von alleine täten. Aber in manchen Situationen hilft Reden nichts. Hier musst du Tatsachen schaffen. So gehst du allen auf den Geist, nachher wird er aber feststellen, dass er sich um dich bemühen muss, wenn er dich als Partnerin behalten will. Ich habe viele Jahre eine Beziehung geführt, in der jeder seine Wohnung hatte. Das geht wunderbar. Du kannst andere Menschen nicht ändern. Du kannst nur dein Verhalten und deine Einstellung ändern.
Das war's
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Flugente
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Beitrag So., 27.01.2008, 23:25

Hallo Nelly!

Wenn ich dich richtig verstanden habe, dann möchtest du ein Leben im Familienverband. Nun, dann gäbs noch eine Möglichkeit außer Ausziehen: Pass dich erstmal an und akzeptiere die Kultur dieser Familie. Wie lange lebt ihr schon zusammen?

Wenn du dich nützlich machen willst, dann mach es schleichend, fang mit Kleinigkeiten an aber so, dass es die Kinder akzeptieren können. Irgendwann wird es dann zur Gewohnheit und sie ziehen vielleicht eines Tages einen Nutzen daraus.

Irgendwas erzwingen wollen funktioniert selten in so einem Fall.

Liebe Grüße
Flugente
Eisberg voraus!

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Nelly
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Beitrag Di., 29.01.2008, 08:41

Hallo,

also wir leben seit ca. 1 Jahr zusammen.

Auf der einen Seite möchte ich schon mit ihnen zusammen leben, auf der anderen Seite fehlt mir einfach "mein eigenes Reich".

Ich muss wirklich überlegen, was ich machen soll. Wenn ich ausziehe, wäre das für ihn, als würde ich die Beziehung aufgeben...

Liebe Grüße!

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vienna123
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Beitrag So., 04.05.2008, 20:28

hi

wieso schaffst Du Dir nicht Dein Reich innerhalb der Wohnung. Bilder, die Dir gefallen, Möbel...einen Platz, der nur Dir gehört vielleicht.
Oder ein Tag in der Woche, wo DU kochst; od. innerhalb der Hausarbeit gibts ja sicher auch eine Aufteilung, wer was macht. Die beiden Großen gehen sicher zur Schule und daneben noch den kompletten Haushalt führen, einkaufen, kochen, putzen...das ist ganz schön viel für Teenager! Egal aus welcher Kultur sie kommen...bzw. leben sie ja jetzt in Europa. Da können sie Deine Hilfe sicher gut gebrauchen.
Nimm das Heft in die Hand. DU und Dein Freund seid in d. Hierarchie oben, Kinder u. va. Jugendliche brauchen diese "Hierarchien" und Rahmenbedinungen.
Ein Problem ist sicher, daß Du nur ein paar Jahre älter bist als die Älteste, aber trotzdem..Du bist schon länger erwachsen als sie u. hast um ein paar Jahre mehr Lebenserfahrung als sie, und zusätzlich bist Du die Frau von deren Vater
Vielleicht sehnen sie sich auch nach einer Frau, die ihnen was beibringt, wo sie ja jetzt ohne Mutter aufwachsen.
Es braucht sicher Zeit, bis jeder seine Position in der Familie gefunden hat. So wie wenn jemand neu in eine Firma kommt, und erst mal seinen Platz finden muß...
da gibts vielleicht sogar noch HIck-Hack Kämpfe mit den Großen; Eifersüchteleien, Pubertätsstress noch zusätzlich. Sicher nicht einfach für alle.
Du musst mit Deinem Mann drüber sprechen, der muß Dich da unterstützen, aber vora llem verstehen, wo das Problem liegt, was Du brauchst und wie man das lösen kann.

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Xanny
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Beitrag Mi., 07.05.2008, 19:02

Hallo Nelly,

habe gerade Deinen Beitrag gelesen und möchte mal ein paar Dinge dazu schreiben. Ich war selber lange Zeit mit einem Afrikaner verheiratet, wir haben drei Kinder und ich kenne das Gefühl, nicht genügend Freiraum zu haben. Leider war meine Ehe mehr Katastrophe als Liebe und Geborgenheit. Doch das nur am Rande zu meiner Geschichte.

Es ist wichtig, dass Du Dir Deine Freiräume schaffst, Dich auch wirklich zu Hause fühlen kannst. Erkämpfe Dir die Postion, die Dir zusteht. Sonst wirst Du nicht glücklich werden.

Zum Thema Hausarbeit: ich war selbst 8 Wochen in Afrika, kann also ganz gut einschätzen, wie das Leben da ist. Dort sind die Kinder wirklich im Alter von 6-7 Jahren in der Lage, den Haushalt zu schmeißen und zu kochen. Sie kennen es nicht anders, es gehört praktisch zu ihrer Kultur. Ich glaube, es macht den Kindern noch nicht mal etwas aus. Was von den Afrikanern oft als Respekt bezeichnet wird, ist pure Gewöhnung und der Verlust des so wichtigen Freiraums.

Ich habe sicher viele negative Erfahrungen gemacht, aber möchte an dieser Stelle noch einmal betonen, daß ich dafür weder die Nationalität noch die Hautfarbe einiger Menschen für schuldig halte. Bin halt an einen falschen Menschen geraten. Aber es gab auch gute Zeiten, zu Anfang, als mein Mann mir fast jeden Wunsch von den Augen ablas und mich immer stolz als "seine Frau" vorstellte, auch als wir uns nur kurz kannten.

Ich wünsch Dir alles Glück der Erde und eine harmonische Beziehung

Xanny25
*Ein Freund ist jemand, der Deine Vergangenheit versteht, an Deine Zukunft glaubt und Dich so akzeptiert, wie Du bist*

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Iring
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Beiträge: 8

Beitrag Fr., 12.09.2008, 10:19

Ich denke, Interkulturalität ist eine leere Einbildung. Um sich selbst zu finden, muß man in seiner Heimat, seinem Volk, bei seinen Ahnen schauen. Das ist das Normale. Schließlich besteht der Mensch nicht nur aus Haut, Knochen und einem Büschel Haare und läßt sich beliebig verformen.
Deformationen machen unglücklich. Der Mensch hat emotionale und geistige Bedürfnisse, und die wollen erfüllt werden.
Wer mit seinen Leuten nicht zurecht kommt, kommt auch mit Menschen aus fremden Kulturkreisen nicht zurecht.

Die Multikultigesellschaft hat viele neue Tabus und geistige Beschränkungen errichtet und ist dem Land von politisch-wirtschaftlichen Überlegungen aufgezwungen worden. Politiker sind keine netten Menschen. Sie haben Hintergedanken.

Tatsächlich läßt sich Psychotherapie heute nicht mehr von politischen Anforderungen, bzw. der "politischen Korrektheit" trennen. Was besagt, auch Therapeuten leiden unter sozialen Ängsten. Sie trauen sich nur nicht, das zuzugeben, und therapieren damit stets am Kern der Probleme vorbei. Würden sie den Kern therapieren, würden sie sich in Gegensatz zur herrschenden Meinung stellen. Also versuchen sie auf krummen Wegen etwas zu erreichen.

Seit der immensen Zuwanderung sind auch die soziale Ängste exorbitant gestiegen. Immer mehr Menschen haben das Gefühl von Desintegration, nicht mehr bei sich selber zu sein, sich im eigenen Land nicht zuhause und geborgen zu fühlen.
Eine Pflanze läßt sich auch nicht beliebig umtopfen. Viele Tiere in Zoos weigern sich zu vermehren.
Jetzt versuchen die Unglücklichen auf Biegen und Brechen, die von der Politik gestreuten Heilserwartungen an den Multikulturalismus zu erfüllen, tun immer mehr desselben - und werden nur unzufriedener.

Was die Politik verlangt und was der Mensch sucht, sind zwei paar Schuhe. Tatsächlich hat es der seelisch Bedürftige heute doppelt schwer. Er muß sich nicht nur über die öffentliche Meinung hinwegsetzen, sondern auch über seinen Therapeuten.

Die Therapie hat keine Lösung. Deine Ahnen haben sie. Finde sie, dann wirst Du auch Deine Probleme verstehen.

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