Ich komme einfach nicht mehr klar mit meinem Leben

Nicht jedem fällt es leicht, mit anderen Menschen in Kontakt zu treten, "einfach" mal jemanden kennenzulernen oder sich in Gruppen selbstsicher zu verhalten. Hier können Sie Erfahrungen dazu (sowie auch allgemein zum Thema "Selbstsicherheit") austauschen.
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Lalelu123
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Ich komme einfach nicht mehr klar mit meinem Leben

Beitrag So., 08.05.2011, 19:11

Hallo zusammen!
Ich melde mich heute zum ersten mal hier zu Wort! Ich habe schon über mehrere Jahre ein Problem das mich in den letzten Monaten immer mehr aus der Bahn wirft.
Um meine Person etwas genauer zu beschreiben: Ich bin ein sehr introvertierter Mensch. Ich habe zwar Freunde und das sind auch wirklich liebe Menschen die ich unter keinen Umständen missen möchte! Es sind Menschen, mit denen ich von Anhieb an gut klar kam. Nun ist es aber so, sobald mich zum Beispiel ein guter Freund von mir zu seinen Freunden mitnimmt verstumme ich plötzlich. Ich bin normalerweise unter meinen Freunden ein recht kommunikativer und auch humorvoller Mensch der gerne Spass hat aber sobald jemand dabei ist, den ich nicht kenne, ist mein Kopf wie leergefegt. Ich habe angst angesprochen zu werden weil ich ja dann was falsches sagen könnte oder mich vielleicht auch versprechen könnte. Genauso ist es auch wenn ich zum Beispiel beim Arzt bin oder ich mich mit irgendwelchen anderen Personen unterhalten muss. Mir fällt es auch unglaublich schwer, mich in Gespräch zu integrieren. Ich sitze meist nur stumm daneben und höre einfach nur zu weil mein Kopf vor Aufregung und Unbehagen komplett leer ist. Ich komme mir dann immer so unglaublich dumm und einfältig vor. Sonst, wenn in meinem Freundeskreis diskutiert wird, sprühe ich eigentlich vor Ideen und Einfällen und kann eigentlich immer mitreden.
An diesem Wochenende hatte ich jedenfalls wieder ganz schlimm zu schaffen mit diesem Problem. Ich habe mich mit einem Bekannten getroffen, den ich schon lange nicht mehr gesehen habe. Wir haben uns vor ein paar Jahren über meinen Exfreund kennen gelernt. Damals konnte ich relativ locker mit ihm über alles mögliche reden und wir haben uns auch wirklich gut verstanden. Nun habe ich ihn nach ein paar Jahren wieder getroffen und es hat ein wenig zwischen uns geknistert. An diesem Wochenende war ich bei ihm weil wir uns einfach näher kennen lernen wollten und herausfinden wollten, ob aus uns etwas werden könnte. Leider stand ich wie immer vor meinem üblichen Problem. Ich kann mich einfach nicht öffnen, wirke total verkrampft und hab keine Ahnung, wie und was ich mit ihm reden kann. Dabei mag ich ihn wirklich sehr. Er ist ein sehr kommunikativer Mensch der gerne über sich und über alles andere redet. Aber ich wirke wahrscheinlich mittlerweile total uninteressant auf ihn. Und das macht mich sehr sehr traurig. Ich kann nicht so lustig und entspannt sein wie bei meinen Freunden und kann einfach kein anständiger Gesprächspartner sein. Und das macht mich echt fertig. Und das ist, wie gesagt nicht nur bei ihm so. Ich stehe mir aus irgendeinem Grund immer und immer wieder selbst im Weg. Ich kann nicht über meinen Schatten springen und einfach so sein wie ich wirklich bin sobald ich mit jemandem unbekannten konfrontiert werde. Das macht echt fertig. Ich habe schon gar keine Spaß mehr am Leben weil mich dieses Problem permanent begleitet. Es gab wirklich viele Themen wo meine Meinung gefragt gewesen wäre aber ich konnte einfach nichts konstruktives beitragen weil mein Kopf wieder mal komplett leer war. Hört sich schon echt ganz schön blöd an...
Auch in Uniseminaren ist das so. Ich traue mich einfach nie etwas zu sagen und wenn ich dann mal was sagen muss, ist es immer mit sehr viel Angst verbunden. Ich bekomme Herzrasen, Schweißausbrüche und werde knallrot. Ich möchte mir durch dieses Problem nicht immer wieder alles verbauen.
Letztes Jahr habe ich ein Praktikum in der Psychiatrie gemacht. Dort ist mir die Kommunikation mit den Patienten total einfach gefallen. Ich hatte überhaupt keine Hemmungen. Aber sobald ich im Team war, konnte ich plötzlich nichts mehr sagen. Natürlich ist das den anderen Teammitgliedern sofort aufgefallen. Ich bin jedenfalls gerade total am verzweifeln deswegen. Und ich weiß nicht wie ich mir noch helfen kann. In der Psychiatrie hat mir mal einer den Rat gegeben, mich den Ängsten zu stellen und einfach mal über meinen Schatten zu springen und den Mund auf zu machen. Den Willen hatte ich auch wirklich aber es funktioniert einfach nicht. Ich schaffe es einfach nicht.
Ich bin am überlegen was ich tun kann. Sollte ich eine Therapie beginnen? Und woher kommt so was?? Ich verstehe das alles einfach nicht mehr... Ich brauche wirklich Hilfe. Was für eine Therapie würdet ihr vorschlagen und gibt es überhaupt eine Chance wegen so etwas therapiert zu werden?
Ich weiß nur, dass es so nicht weitergehen kann!

Liebe Grüße,
Lalelu

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Avalona
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Beitrag So., 08.05.2011, 19:16

Hallo Lalelu,

erst einmal willkommen.

da du von deinen Schwierigkeiten auch im Zusammenhang deines Studentinnendaseins schreibst, wäre vielleicht die psychotherapeutische Beratungsstelle deiner Uni ein guter erster Anlaufpunkt, um dich zu orientieren, was es an Möglichkeiten gibt.

Viele Grüße
Ava

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kalina
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Beitrag So., 08.05.2011, 20:03

hallo Lalelu,

ich kann dir total nachfühlen, dass du dich deswegen mies fühlst. Ich hab so ähnliche Probleme, nur ich wollte sie ganz lange Zeit nicht wahrhaben und hab sie einfach verdrängt. Soweit ich zurückdenken kann hab ich mich in manchen sozialen Situationen immer schon unwohl gefühlt und ich weiss auch nicht so genau woher das kommt. Der Schlüssel um herauszufinden wie man so geworden ist, ist dass man sich halt überlegt, wie man aufgewachsen ist; dh.: wie waren deine Eltern: waren sie dir ein gutes Vorbild in der Hinsicht dass sie Selbstbewusst und nicht sozial phobisch waren, gab es viele schwierige Situationen in deiner Kindheit, aufgrund derer du vielleicht die richtig gelernt hast Vertrauen zu Menschen aufzubauen. Könnte es sein, dass dir das Grundvertrauen durch Erfahrungen in der Kindheit genommen worden ist etc etc. Mit einer Kompetenten psychologischen Beratung kannst du deinen Problemen wirklich auf den Grund gehen und dich selbst besser verstehen lernen. Vor allem Tiefenpsychologisch sollte man hierbei vorgehen denk ich, aber ich bin natürlich auch kein Fachmann
Also kurz gesagt: Ja ich denke eine Therapie kann dir sicher gut weiterhelfen, du hast ja auch nix zu verlieren oder? Du kannst ja nur gewinnen.

Auf jeden Fall gib nicht auf, bei mir hat die Therapie schon viel gebracht und ich hab wie gesagt ganz ähnliche Probleme wie du. In meiner Angangszeit in der Uni hatte ich auch das Problem dass ich in Seminaren nie was sagen konnte, aber ich hab mich dann doch irgendwann überwunden und auch wenn es am Anfang nicht angenehm war wurde es mit der Zeit besser.

Aja und den ersten Schritt zur Besserung hast du bereits unternommen, weil du dein Problem hier aufgeschrieben hast. Weiter so, step by step!

glg

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Lalelu123
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Beitrag So., 08.05.2011, 20:41

Vielen Dank schon mal für eure lieben Antworten!
Über meine Kindheit und meine Entwicklung habe ich bereits sehr viel nachgedacht. Es ist so, dass es in meiner Familie eigentlich keinerlei Soziophobiker gibt. Ganz im Gegenteil! Mein Vater strotzt nur so vor Selbstbewusstsein und meine Mutter hat aus meiner Sicht auch keine Probleme damit. Auch meine Schwester ist komplett anders als ich. Wobei man ja die gleiche Erziehung genossen hat. Sie ist sehr selbstbewusst und ist eigentlich überhaupt nicht gehemmt in der Hinsicht. Und das beneide ich auch sehr! Natürlich liegt das auch viel am Charakter und der macht einen Menschen nun mal aus aber das ist wirklich keine gute Charaktereigenschaft. Es ist eher eine Eigenschaft, die mich zur Verzweiflung bringt und mich immer mehr kaputt macht. Ich möchte mir nicht immer wieder aufs neue alles damit ruinieren. Und deswegen ist wirklich schon viel kaputt gegangen. So oft sitze ich alleine und weine mir die Augen aus dem Kopf weil es mich so unglaublich traurig macht, dass ich diese Blockade nicht einfach überwinden kann. Ich bewundere so sehr die Menschen die so stark und selbstbewusst sind.
Ein Punkt der mir einfallen würde, der mich vielleicht so gehemmt gemacht hat, liegt in meiner Grundschulzeit. Ich glaube es war in der 4. Klasse als ich mal ziemlich gemobbt worden bin. Es war echt eine furchtbar harte Zeit. Es war zeitweise so, dass ich das Gefühl hatte, dass die komplette Schulklasse gegen mich arbeitet. Und ich glaube, dass mich das als Kind schon sehr geprägt hat. In der 7. Klasse gab es dann noch mal so eine Phase. Ich war damals unglaublich verzweifelt und habe eine regelrechte "Schulangst" entwickelt. Damals haben mich meine Eltern dann auch zum Therapeuten geschleppt weil es so wirklich nicht mehr weitergehen konnte. Ich war dann ca. ein halbes Jahr in Therapie und danach hatte sich aber leider nichts geändert. Wahrscheinlich hat das zu einem gewissen Maße meine soziophobische Entwicklung beeinflusst.
Allerdings bringt es mir nichts in der Vergangenheit rumzustochern denn ich habe das Problem hier uns jetzt! Natürlich hilft es, die Entstehung der Eigenschaft zu verstehen aber es ändert nichts an meinem jetzigen Problem. Leider...

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Avalona
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Beitrag So., 08.05.2011, 20:57

Nun, lalelu,

zunächst einmal ist eine solche Phobie ja nicht gerade Veranlagungssache. Vielleicht ist sogar bei all den "Starken" zuhause jemand unter den Tisch gefallen - nämlich du.

Was eine Therapie angeht: heute hast du die Möglichkeit selbst zu wählen - musst dich nicht mehr hinschleppen lassen. Und ja, du wirst an deinen tagesaktuellen Problemen arbeiten können - vielleicht gerade dadurch, dass du ein tieferes Verständnis für dich und deine Schwierigkeiten entwickelst. Therapie bedeutet nicht reines Vergangenheitsgestochere ... lass dir ein bisschen Mut machen, dich darauf als junge Frau nochmal neu einzulassen.

Und wie gesagt, damit du etwas Gutes für dich finden kannst, ist die Uni-Beratung eine prima Anlaufstelle. Dort hat man viele Adresse zur Hand und kann kompetent mitgucken.

Grüße
Ava

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kalina
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Beitrag So., 08.05.2011, 21:00

Vielleicht ist es auch nicht der richtige Weg für dich in der Vergangenheit herumzustochern, sondern mit konkret die Situationen heutzutage zu bearbeiten die dir so zu schaffen machen. Mit einem Therapeuten kannst du dir Möglichkeiten überlegen, welche du hast um dir gewisse Situationen einfacher zu gestalten. Solltest aber echt mit einem Therapeuten besprechen.

Aber so wie du dich jetzt fühlst, ist das permanent? Oder gibt es auch Phasen in denen das besser is? Es gibt auch Medikamente, die dir vl. helfen zu sehen, dass gewisse Situationen gar nicht schlimm sind. Oft verkrampft sich aus Gewohnheit der Körper und blockiert dann alles andere obwohl man rational natürlich weiss, dass einen niemand fressen wird

Vielleicht gibt es in deiner Gegend ja auch eine nette Selbsthilfegruppe?

glg

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Lalelu123
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Beitrag Mo., 09.05.2011, 14:30

Ich würde mich wirklich sehr gerne an einen Therapeuten wenden allerdings weiß ich nicht wie ich das anstellen soll. Die Idee, dass ich es über die Uni versuchen sollte, finde ich im Prinzip nicht schlecht, ich weiß auch das es dort gute Angebote gibt, allerdings kann ich mich dazu glaub ich nicht überwinden. Es ist echt ein Teufelskreis. Ich weiß das ich dringend etwas tun muss aber ich weiß einfach nicht wie...

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kalina
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Beitrag Mo., 09.05.2011, 18:12

weisst du, so wie du gerade drauf bist ist vermutlich jeder verzweifelt Mensch ab und zu. Also komm erst einmal wieder runter, jammer dich ein bisschen aus wenn es dir gut tut. Aber irgendwann sollt halt der Punkt kommen an dem du dir klar wirst, dass du ein erwachsener Mensch bist und selbst für dich verantwortlich.
Du kannst auch so weitermachen wie jetzt, vielleicht wird es ja auch von allein besser, aber wenn nicht trägst auch du die Konsequenzen.

Und daweil kann ich dir noch sagen: es gibt auch Leute die so sozial phobisch sind, dass sie sich nicht einmal mehr vor die Tür trauen, da du ja auch soziale Kontakte hast und studierst und so weiter glaub ich nicht, dass das bei dir so is....

lg

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Emotional
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Beitrag Di., 10.05.2011, 21:26

Hey ich kann dir nur sagen dass du ein Angebot von der Uni nutzen solltest! Ich war heute bei der Beratungsstelle von meiner Uni und ich bin froh dass ichs gemacht habe - habe auch mit ähnlichen Problemen zu kämpfen wie du! Also nur Mut. Du schaffst das schon!


fixit
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Beitrag So., 15.05.2011, 15:05

Hey
Also ich habe auch das gleiche oder ein ähnliches Problem (mein Therapeut meint es sei wohl ne soziale Phobie). Ich schaffe es einfach nicht die Wand, die zwischen mir und meinem Gegenüber ist einzureißen. Kann mich nicht fallen lassen, verkrampfe.. Es wirft mich immer wieder aufs neue zurück und deprimiert mich teils sehr stark. Ist halt ne scheiß ambivalente Situation, man oder ich bin einsam und wünsche mir Nähe, schaffe es aber nicht meine Einsamkeit zu durchbrechen. Dabei bin ich eigentlich sehr eloquent, offen, nich gerade unattraktiv und unintelligent.. Ich bin auch ziemlich aktiv, unternehme viel usw.. Aber es geht halt nicht und es kotzt sowas von an. (an der Uni habe ich deswegen auch massive Probleme). Ein Teil von mir ist einfach zutiefst unglücklich, weil ich ihn nicht ausleben kann. Und vor 1-2 Jahren kam er zum Teil zum Vorschein durch Drogenkonsum und auf eine ganz seltsame, ecklige, für mich beschämende Art und Weise, was es noch verschlimmert hat.
Leider kann ich dir auch nicht super Ratschläge geben, allerdings ist es wichtig dass du den Teil von dir (der dir so Probleme macht) irgendwie versuchst anzunehmen und dicht nicht dafür fertig zu machen. Zudem bist du noch viel mehr als dieser Teil (tut auch gut sich das bewusst zu machen, gerade in "Krisenzeiten", wenn man sich so gerne auf jenen "schlechten" Teil reduziert).
Wünsche dir viel Glück!

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