Sucht nach Schmerz

Sogenannte "nicht substanzbezogene" Süchte wie Internetsucht, Computersucht, Fernsehsucht, Kaufsucht u.dgl. können hier diskutiert werden.
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Mausie
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Sucht nach Schmerz

Beitrag Mi., 12.03.2008, 22:32

Hallo. Ich weiss nicht, ob es in der richtigen Rubrik ist. Wenn nicht, dann verschiebt es doch bitte.

Nun ja, ich weiss, dass ich regelrecht bestimmte Schmerzen suche. Ich weiss nur nicht warum. Als Kind habe ich mir gerne ins Zahnfleisch in den Zwischenräumen bei den Zähnen gepiekt. Ich habe das Gefühl, den Schmerz richtig genossen. Für mich war es schwer, damit aufzuhören. Sobald der Schmerz nachließ, musste ich wieder reinpieken. Ich weiss auch nicht warum, aber ich brauchte dies. Ich fing mit ca. 4 oder 5 Jahren schon damit an. Mittlerweile habe ich mich davon entfernt. Zurzeit reiße ich mir lieber die Lippen auf und drücke dann meinen Finger dagegen. Ich weiss auch nicht warum ich Gefallen an diesem Schmerz empfinde. Nicht jeder Schmerz gefällt mir, dies aber schon. Mir ist schon bewusst, dass dies nicht wirklich gut für meine Lippen ist und manchmal schaut es auch recht dumm aus.

Ab und an habe ich mich auch schon geritzt, aber nicht, weil mir der Schmerz gefiel, sondern weil ich da definitiv dadurch einen anderen Schmerz ersetzen wollte.

Ansonsten bin ich eine ziemliche Drama-Queen. Ich weiss, dass mein Leben viel einfacher verlaufen könnte, wenn ich aus allem nicht immer so ein Drama machen würde. Und gerade dann, wenn ich mitbekomme, dass was schief läuft, ist es irgendwie eine wohltuende Bestättigung wenn es dann richtig mies läuft. Nur gleichzeitig fühle ich mich da noch beschissener bei. Vielleicht liebe ich es auch nur, mich selber zu bemitleiden, wobei dies nichts mit den körperlichen Schmerzen zu tun hat. Vielleicht bin ich dabei wiederrum nur einfach etwas masochistisch veranlagt.

Vielleicht hat hier der ein oder die andere auch ein ähnliches Problem.

Mfg Mausie

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Tara
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Beitrag Do., 13.03.2008, 15:05

Hallo!
Also ich persönlich kenne das von mir- ich hab mir seit meiner frühesten Kindheit die Lippen und Wangen aufgebissen und war erst befriedigt als richtig viel Blut geflossen ist (und dann hab ich weitergebissen, bis mein ganzer Kiefer nur noch schmerzte)... es ist nach wie vor eine Seltenheit, dass ich nicht offen bin. Dass mit dem Ritzen hab ich immer bei extremer Wut gemacht- einmal hab ich mir (als neunjährige!) mit einer Glasscheibe das ganze Gesicht zerschnitten!!! es hat einfach meinen seelischen Schmerzen ein Ventil eröffnet...
Nun hat sich meine Schmerzeslust in ihrer Befriedigungsform ein wenig verlagert (ausser dem Lippenbeissen)
Ich stehe drauf mich an besonders schmerzvollen Stellen tätowieren zu lassen (um den Nabel, am Knöchel....) oder zu piercen
Des weiteren hab ich bei einem gewaltsamen erzwungenen Geschlechtsverkehr durch meinen Mann, paradoxerweise Lust empfunden!!! (was ich extrem Krank finde! )
Auch Extremsport bis an die Schmerzesgrenze- empfinde ich immer wieder als sehr lustvoll...
Ich weiß nicht, wie man sich davon lösen kann- vorallem wenn diese "krankhaften" Muster tief eingebrannt sind...
Vielleicht können uns ja "Profis" dazu mehr sagen....
"Die Theorie bestimmt, was wir beobachten können." (Einstein)

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Mausie
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Beitrag Do., 13.03.2008, 15:24

Also das mit dem Tättowieren und Piercen habe ich auch schon hinter mir. Auch das mit dem "kein-Blümchen-Sex". Wenn es mir so manches Mal schlecht ging, dann bin ich auch schon wie eine Bekloppte einfach nur gelaufen, Fahrrad gefahren, Inliner gefahren oder aber habe einfach nur geputzt.

Ob des ansteckend is, was wir haben? (Sorry konnte ich mir nicht verkneifen .) Aber irgendwie ist es schon beruhigend zu wissen, dass man nicht alleine ähnliche "Gelüste" hat.

Mfg Mausie

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Tara
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Beitrag Sa., 15.03.2008, 17:59

Ich glaube, dass diese Schmerzeslust auf recht viele zutrifft! (Hallo wo seid ihr???)
Auch der Zusammenhang zwischen Schmerz und Luststeigerung im sexuellen Bereich ist nicht neu.....

Die Frage ist allerdings, möchtest du die tiefergehenden Muster die hinter deiner Sucht stehen auflösen, or just akzeptiert wissen, oder lediglich Erfahrungen darüber austauschen?
"Die Theorie bestimmt, was wir beobachten können." (Einstein)

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Schockokuchen
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Beitrag Sa., 15.03.2008, 21:45

will dazu auch kurz was sagen,...ich hab mich oft als kleines kind so lange an den haaren gerissen bis ich sie büschelweise in de rhand hatte und oft sogar blutete,..ich hab immer gelacht dabei und hab das sehr oft gmeacht,...ich schreiben hier übrigens zum ersten mal darübe rund hab es auchnie jemanden gesagt,...ich weis bis heute nicht was dahinter steckt,..auch wenn mich mein mann an den haaren packt finde ich das einfach als lustvoll,...es ist beruhigend das man mit solchen sachen n icht alleine da steht,...

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expat
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Beitrag So., 16.03.2008, 08:28

Schockokuchen hat geschrieben:...es ist beruhigend das man mit solchen sachen n icht alleine da steht,...
Du fühlst dich also schuldig deswegen oder sogar krank?
Das war's
Wo jeder Widerspruch gelöscht wird, scheint alles klar.

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Tara
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Beitrag So., 16.03.2008, 22:49

Lieber Expat- auch wenn die Frage an Schokokuchen und nicht an mich gerichtet ist;- im Grunde genommen findet sich hier glaube ich niemand "gesund" oder "normal"- und da stellt sich schon mal ganz allgemein die Frage:- WORAN lässt sich denn Gesundheit oder Normalität messen?????????
Wer legt die Normen dafür fest?
"Die Theorie bestimmt, was wir beobachten können." (Einstein)

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Mausie
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Beitrag Mo., 17.03.2008, 01:21

Ich selber muss gestehen, dass ich nicht mal weiss, was ich mir hiervon erhoffe. Vielleicht möchte ich erstmal nur mich anderen mitteilen.

Auch wenn die Frage ebenso nicht an mich gerichtet ist, so möchte ich auch meine Sicht der Dinge wieder geben.

Ich selber bestrafe mich durch das Beißen in die Lippen nicht. Dies mache ich auf andere Art und Weise. Ich weiss nur nicht, warum ich Gefallen daran gefunden habe, jedoch erachte ich dies nicht für normal. Schuldig fühle ich mich nur in dem Sinne, weil ich mich so selbstzerstörend verhalte, obwohl es genug Menschen gibt, die sich einen gesunden Körper wünschen und diesen mit mehr Respekt behandeln würden als ich es tue.

Mfg Aquila

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expat
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Beitrag Mo., 17.03.2008, 01:42

tara hat geschrieben:- WORAN lässt sich denn Gesundheit oder Normalität messen?????????
Wer legt die Normen dafür fest?
Die Natur. Man kann an physischen Zuständen und Reaktionen wie Blutdruck, Temperatur und Hirntätigkeit sogar inzwischen Aussagen machen über den psychophysischen Zustand eines Menschen. Ganz generell könnte man natürlich sagen, dass ein Mensch gesund sein könnte, der in seinen Gefühlen und Funktionen nicht mehr durch unbewältigte Bedürfnisse aus der Vergangenheit beeinflusst wird, sondern intuitiv auf die Erfordernisse der Gegenwart reagiert.
Das war's
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Tara
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Beitrag Mo., 17.03.2008, 19:08

"Intuitiv auf die Erfordernisse der Gegenwart zu reagieren"......
Das ist ein guter Einwurf lieber Expat!
Ich persönlich würde darunter dann verstehen, dass die adäquateste Form, sich im Einklang mit den gegenwärtigen Weltgeschehnissen zu verhalten, wohl am besten wäre, sich vor den Zug zu werfen....
Ich sehe die "krankhaften" Symptome vieler Menschen unserer Zeit, sehr wohl im engen Zusammenhang mit den weltlichen und gesellschaftlichen (Fehl)Entwicklungen!
SIch die LIppen wundzubeißen, nach Drogen/Alkohol zu greifen, Konsumsüchte und sexuell fragwürdige Praktiken zu entwickeln, Psychosen aufzuziehen, BurnOUts...etc.... etc... etc....sind wohl nichts anderes als Kompensationsversuche und Antworten auf eine leistungs-funktions-und kapitalorientierte, inhaltslose und lieblose Konsumwelt- Eine "ENTWERTETE" und aus der Balance geratenen Welt....
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expat
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Beitrag Di., 18.03.2008, 01:15

tara hat geschrieben: Ich sehe die "krankhaften" Symptome vieler Menschen unserer Zeit, sehr wohl im engen Zusammenhang mit den weltlichen und gesellschaftlichen (Fehl)Entwicklungen!
Das ist Rationalisierung pur. Sorry! Du erklärst damit individuelle neurotische Zustände als adäquate Reaktionen auf eine neurotische Welt.
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Tara
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Beitrag Di., 18.03.2008, 12:21

Und glaubst Du etwa, dass ein Zusammenhang auszuschließen ist?
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Tara
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Beitrag Fr., 21.03.2008, 00:14

Herr Dr. Expat übt sich wahrscheinlich noch in der Nachdenkphase... oder es ist ihm schon langweilig geworden...
Aber nun liebe Mausie? Wie ist der Stand der Dinge?
Meiner ist folgender: Erkenne destruktive Beziehungsdynamiken in und ausser mir, die mich zu meinen (auch gewünschten)Schmerzerfahrungen bringen...
Desweiteren bin ich gerade in einer schweren Krise und habe mir am Montag den linken Arm mit einer Glasscherbe aufgeschnitten- heute nochmals nachgesetzt, weil mir das rote am Blut so gefällt! Eigentlich ein Kindergartentheater mit 27 sowas sowas.... ich könnt jetzt noch fortfahren mit meiner Lippenbeißorgie... aber das führt wohl zu nix... nimmt einfach kurzfristig Druck weg-
Und auch wenn wir immer wieder darauf hingewiesen werden, dass das ja schon gestört ist!-
soll mir doch bitte jemand erklären, was eine adäquate und gesunde Form wäre auf schwersten inneren Leidensdruck zu reagieren! (und bitte kommt mir jetzt nicht mit den gängigen Floskeln wie Psychotherapie... Wir sind in Psychotherapie Danke!)
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Philomenah
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Beitrag Di., 01.04.2008, 21:24

Helfen kann ich nicht sonst währe ich Therapeut geworden, aber ich möchte mich äußern, auch wenn ich manchmal das geschriebene von euch nicht verstehe. Ich habe mich früher auch geritzt, aber seitdem ich Kinder habe mache ich das nicht mehr. Ich habe Angst sie bekommen einenSchaden, wenn sie mich "erwischen". Außerdem möchte ich eine gute Mutter sein und ihnen eine gute Kindheit schenken, da ich keine hatte. Ich bin "verrückt" da ich zu viel scheiß erlebt habe, das soll meinen Kindern erspart bleiben. Ich gehe davon aus das euch auch was schlimmes passiert. Warum sollte man sonst so etwas tun?

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Mausie
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Beitrag Mo., 21.04.2008, 01:46

Nun ja, aufgrund meiner Vergangenheit bin ich mir nicht mal sicher, ob ich überhaupt Kinder in die Welt setzen will. Vorallem weil ich nicht weiss, ob ich ihnen eine guter Mutter sein kann oder am Ende genau wie meine Mutter versage. Diese wurde als Kind geschlagen und war später unfähig mir zu helfen, als man mir weh tat.

Hmm...ich habe für mich auch entdeckt, dass mir ein gewisses Körpergefühl fehlt, wenn man es so nennen darf. Ich kann mich vom Äußeren her selber kaum einschätzen. Wenn ich in den Spiegel schaue, erkenne ich mich nicht wirklich in dem was ich sehe wieder. Selbst wenn das Spiegelbild mir etwas positives zeigt. Aber so war das schon immer.

Mfg Mausie

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