Warum muss ich anderen ständig hinterherlaufen?

Nicht jedem fällt es leicht, mit anderen Menschen in Kontakt zu treten, "einfach" mal jemanden kennenzulernen oder sich in Gruppen selbstsicher zu verhalten. Hier können Sie Erfahrungen dazu (sowie auch allgemein zum Thema "Selbstsicherheit") austauschen.
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Talya
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Warum muss ich anderen ständig hinterherlaufen?

Beitrag Fr., 20.12.2013, 21:41

Liebe Community,

schon mein ganzes Leben lang habe ich Probleme, Freundschaften aufzubauen.
Ich hatte mal eine Freundin und einen guten Freund, aber der Kontakt ist vor vielen Jahren abgebrochen.
Im allgemeinen ist es so, dass andere wenig Interesse an mir haben, weil ich sehr zurückhaltend und sensibel bin und leider auch etwas naiv wirke. Trotzdem kann es mit mir auch lustig sein, weil ich auch schon mal selbst über meine tollpatschige Art und meine Missgeschicke lachen kann.

Nur es ist so anstrengend mit den Kontakten!
Ich habe nicht sooo viele Interessen, bin aber immer gerne bereit mich anderen anzupassen. Gehe auch mal mit schwimmen oder mache Radtouren mit. Ich ziehe gern mit durch die Stadt und gucke mir die Geschäfte an. Fahre mit zur Kirmes, obwohl mir auf fast allen Karrussels schlecht wird und der Besuch sich für mich auf Zusehen bei den Fahrgeschäften beschränkt.
Mag es, einfach im Sommer mal für einen Tag ans Meer zu fahren oder mich an einem See zu sonnen.
Ich gehe gerne essen und gehe auch anderen zuliebe mal zum Chinesen oder Mexikaner, was eigentlich nicht so mein Geschmack ist.
Ich will damit sagen, ich kann mich anpassen und man kann mit mir auch Spaß haben. Auch mache ICH desöfteren Vorschläge, was man unternehmen könnte.

Doch immer ist es so, dass ich Leute fragen muss, ob sie sich mit mir treffen wollen. Von anderen kommt fast nie etwas! Wenn ich sie frage, sagen sie oft, sie haben keine Zeit oder melden sich dann einfach nicht, um einen Termin zu vereinbaren.
In der Vergangenheit habe ich auch häufig nur als Notnagel gedient. Einmal schrieb mich eine Bekannte an einem Samstagnachmittag an, ob ich abends mit ihr essen gehen wolle. Ihre Freundin hatte abgesagt. Da war ich dann gut, denn ansonsten meldete sie sich fast nie bei mir.
Letzte Woche habe ich eine Bekannte dreimal gefragt, ob es vor Weihnachten noch mit einem Treffen klappen würde. Irgendwann kam endlich eine Antwort, dass es dieses Wochenende klappen könnte. Sie wollte mir noch Bescheid geben, ob Freitag-oder Samstagabend. Bisher habe ich nichts von ihr gehört! Damit hat sich das mit Freitagabend natürlich schon mal erledigt.

Woran liegt das?
Sind die meisten Menschen so oberflächlich oder haben sie einfach kein Interesse an MIR?

Liebe Grüße,
Talya

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Fouché
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Beitrag Sa., 21.12.2013, 08:47

Eigentlich beantwortest Du Deine Frage ja selber. Immer wieder schreibst Du, daß Du bereits bist dich "anzupassen", also Dinge mitzumachen, die Du eigentlich gar nicht magst (Schwimmen gehen, Radtouren, Kirmes, Chinesisch essen). Auch wenn du es selber nicht merkst, die anderen merken sehr wohl, daß jemand dabei ist, der sich eigentlich nicht wohl fühlt. Es drückt auf die Stimmung. Logisch, daß sie da auf Abstand gehen.
Ich denke mal, Du hast die "falsche" Gruppe von Bekannten, es passt einfach nicht. Das ist niemandes Schuld, es ist einfach so. Es macht wenig Sinn sich da krampfhaft anpassen zu wollen.

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Silencia
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Beitrag Sa., 21.12.2013, 09:26

Liebe Talya!

Ich kenne solche Menschen und ich weiss wie sehr das verletzt. Aber solche Kontakte sind keine guten Kontakte, geschweige denn Freunde.

Ich bin auch recht gutmütig und hilfsbereit, andere merken dass sehr schnell und versuchen ihren Vorteil daraus zu ziehen. Solchen Menschen musst du klar und deutlich zeigen, dass du dich nicht ausnutzen lässt und dass du dir zu Schade als Notnagel bist. Zeige den Menschen in deinem Umfeld, was du dir selbst Wert bist. Denn wenn du dir viel Wert bist, kannst du leicht auf solche Kontakte verzichten. Auch wenn du dann alleine etwas tun musst, ist das noch hundertmal besser, als als Notnagel unehrliche Menschen zu treffen.

Bei mir war es eindeutig so, dass ich mir selbst nicht viel Wert war und ich daher oft ausgenutzt wurde. Mittlerweile funktioniert das besser.

Bei solchen Leuten, verschwende nicht mal einen Gedanken an so jemanden. Wenn sich jemand nie bei mir meldet, und wenn dann nur weil man niemand anderes hat, dann lass ich die Person recht schnell merken, dass sie mir absolut egal ist.

Sei dir selbst etwas Wert und sei dir selbst eine gute Freundin ...

LG
Wie knüpft man an, an ein früheres Leben? Wie macht man weiter, wenn man tief im Herzen zu verstehen beginnt, dass man nicht mehr zurück kann? Manche Dinge kann auch die Zeit nicht heilen, manchen Schmerz der zu tief sitzt und einen fest umklammert.

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Talya
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Beitrag Sa., 21.12.2013, 14:05

Danke für eure Antworten.

Ja, gut möglich, dass meine Bekannten merken, dass ich mich im Grunde nur anpasse, aber teilweise gar nicht so hinter diesen Aktivitäten stehe.
Diese Angepasstheit hat einerseits mit meinem mangelnden Selbstwertgefühl zu tun. Dass ich mich nicht traue, NEIN zu sagen, wenn mir ein Vorschlag nicht gefällt.
Vermutlich strahle ich auch eine gewisse Bedürftigkeit aus, die andere dann ausnutzen. Sie denken vielleicht, die ist so froh, mal Gesellschaft zu haben, dass sie fast alles mitmacht.
Andererseits wurde mir in der Vergangenheit manchmal suggeriert, dass ich egoistisch sei, wenn ich bestimmte Dinge nicht tat oder mit Vorschlägen nicht einverstanden war.

Eine Bekannte bot mir z.B. mal an, Silvester bei ihr zu Hause verbringen zu können. Dann müssten wir aber etwas vom Chinesen bestellen, denn Pizza habe sie alle Tage und anderes sei nicht so ihr Fall. Als ich ihr sagte, dass ich chinesisches Essen nicht so gern mag, meinte sie, das sei egoistisch von mir. Ich habe mich dem Gastgeber anzupassen.
Leider habe ich diese Bekannte auch mal als Freundin gesehen, weil ich einfach nicht bemerken wollte, dass sie mich nur ausnutzte.
Ich war gut genug als Kindermädchen für ihren kleinen Sohn. Wenn da etwas nicht so lief, wie sie es sich vorstellte, schnauzte sie mich an. Ich sei beim Spielen mit ihm die reinste Schlaftablette, solle doch besser aufpassen, dass dem Jungen keine Krümel runterfallen, etc.
Einmal hatte sie eine recht ungewöhnliche Bitte an mich. Als sie in den Urlaub fuhr, sollte mich eine Woche ein wenig um die Mutter ihres Ex-Freundes kümmern. Er habe von seiner Partnerin verboten bekommen, seine Mutter zu versorgen bis für sie ein Platz im Altenheim frei wurde. Ich sollte der alten Dame ein wenig den Haushalt machen und Essen mitbringen. Zurückzahlen würde man mir das Geld leider nicht.
Ehrlich gesagt verstand ich nicht, was ich mit der Mutter ihres Ex-Freundes zu tun hatte, die ich noch nie gesehen hatte. Auch wenn sie mir leid tat.
Ich dachte darüber nach und ging dieser Bitte nicht nach.
Anschließend warf mir meine Bekannte Egoismus vor. Sie habe aber nichts anderes von mir erwartet!

Eine andere Bekannte erwartete, dass ich ihr Pizza spendierte, obwohl ich immer Fahrtkosten bei meinen Besuchen am Wochenende bei ihr hatte (Hinfahrt mit dem Bus, Rückfahrt mit dem Taxi). Sie wollte mich nie besuchen. Warum wurde mir erst im nachhinein klar. So hatte sie ja die Fahrtkosten gespart.
Trotzdem bezeichnete sie mich als egoistisch und geizig. Dabei bezog ich wie sie Arbeitslosengeld II.

Das waren jetzt nur zwei Beispiele.
Wenn ich mich nicht so verhielt, wie es andere wollten, wurde ich fallen gelassen.

Im Grunde habe ich jetzt nur noch diese eine Bekannte, die zugesagt hatte, dass sie mit mir an diesem Wochenende essen gehen würde.
Doch gestern kam am späten Abend eine Absage per E-Mail.
Es würde leider vor Weihnachten nicht mehr klappen, da sie heute mit ihrem Mann den ganzen Tag unterwegs und sie dann abends zu müde sei.

Wenigstens habe ich mir in diesem Fall jetzt vorgenommen, da nicht mehr einfach zu springen.
Sollte sie ein Treffen für nächstes Wochenende vorschlagen, habe ich dann eben keine Zeit.
Dann entfallen zwar die paar Stunden Gesellschaft für mich, aber ich wirke auf diese Weise vielleicht nicht mehr so bedürftig.

Trotzdem ist das ganze natürlich nicht so zufriedenstellend.
Aber es kann schon sein, wie ihr geschrieben habt. Dass solche Leute eben nicht die passenden Bekanntschaften sind.

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Silencia
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Beitrag Sa., 21.12.2013, 15:38

Hallo Talya!

Genau: du hast es selbst gut erkannt: Du wirkst auf andere dann nicht mehr so Kontaktbedürftig das ist auch wichtig, nicht nur um andere Menschen kennenzulernen sondern auch für dich selbst ist es wichtig.

Was deine Beispiele betrifft: Es wirkt für mich so, als wurdest du bedenkenlos ausgenutzt. Sehr fies muss ich sagen.

Und ich finde das absolut nicht eogistisch, wenn du sagst dass du etwas nicht gerne magst. Hallo , wo kämen wir da hin, wenn jeder die Meinung des anderen annehmen muss, um nicht als Egoist bezeichnet zu werden. Ich bin eher der Meinung diese Person ist eogistisch, denn wenn man die Bedürfnisse/Wünsche eines Anderen nicht akzeptiert, dann ist man egoistisch.

Schau auf dich und sei immer auf der Hut, gerade wenn man erst aus diesem Teufelskreis ausgestiegen ist, begegnen einem immer wieder solche Persönlichkeiten. Irgendwann zieht man solche Leute dann auch nicht mehr so an.

LG
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stilleswasser
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Beitrag Sa., 21.12.2013, 23:27

Liebe Talya,

ein Thema springt mir sofort ins Auge: du schreibst öfters, dass du dich anpasst an andere Menschen. Also Dinge machst, die andere wollen und du eigentlich nicht. Meine Frage ist: Was hast du davon, wenn du dich anpasst?

Das Thema Angepasstheit springt mir ins Auge, weil das Thema selbst in meinem Leben vorkommt. Ich war früher immer lieb und brav und habe nie Widerworte gegeben. War nicht schwierig. Ruhig, unauffällig, hatte keine großen Wünsche.
Heute glaube ich, dass ich das aus Angst heraus gemacht habe, dass man mich nicht mehr mag. Ich nicht mehr geliebt werde. Ich ausgestoßen werde. Ich Schwierigkeiten bekomme.
Heute sehe ich die Nachteile von meiner Taktik, mich anzupassen. Ich finde alles schön und gut und toll. Ich habe selten eine differenzierte Meinung. Ich habe mich nicht gewehrt, wenn mich jemand verletzt hat. Ich habe es schlicht und einfach nicht gespürt. Meine Gefühle unterdrückt. Ich hatte wenige Interesse. Interessen entstehen aus Lebenshunger, aus einer positiven Lebenseinstellung heraus, aus Neugierde auf das Leben. Wenn man angepasst ist, ist man nicht oder nur wenig neugierig. Man könnte sich ja eine Meinung bilden, die andere Menschen nicht toll finden. Oder man könnte irgend etwas machen, was andere Menschen nicht gut finden. Man ist angreifbar, wenn man sich zeigt. Wenn man Dinge von sich preisgibt. Seinen Interessen folgt.

Zu deiner Frage: ich gaube gesunde Freundschaften entstehen, wenn beide selbstbewusst sind, ähnliche Interesse haben und sich mögen (vereinfacht ausgedrückt) Selbstbewusst bedeutet Ecken und Kanten zu haben. Zu wissen, was man möchte und was man nicht möchte und die Aufmerksamkeit dahin zu richten, was man möchte und das loszulassen, was einem nicht gut tut, was einen nicht weiter bringt.
Mir fällt es schwer eine gesunde Freundschaft zu jemanden aufzubauen, der wenig zu erzählen hat, nicht mal sagt "das bist du, das bin ich" "lass mir bitte meine eigene Meinung". "Mir tut dies und das nicht gut, das hat mich verletzt, bitte lass uns darüber reden". Ich glaube es ist wichtig, dass man anderen Menschen zeigt, was man möchte und was nicht. Dass man Grenzen setzt. Bzw. man muss wissen, wer man ist (oder es aktiv am herausfinden sein), dann nehmen dich die Leute auch wahr und ernst und nutzen dich nicht aus.

Das sind meine Erfahrungen. Gute Erfahrungen. Seitdem ich wirklich tolle Menschen kennengelernt habe, die mich bestärken und unterstützen, bin ich sehr viel selbstbewusster geworden. Sehr viel weniger angepasst - und ich entwickel viele Interessen und habe manchmal kaum Zeit durchzuatmen ^^

Falls du Fragen hast, frag einfach. Ich glaube nie, dass nur einer für etwas verantwortlich ist. Wenn 2 Menschen miteinander kommunizieren, sind auch beide dafür verantwortlich und tun ihren eigenen Anteil in die Beziehung/Kommunikation.

Alles Gute,
stilleswasser
*
Ich bin gerade sehr empfindsam und schnell verletzt. Ich bitte dies zu berücksichtigen, wenn du mir antworten möchtest, da mir achtlose, grenzüberschreitende Kommentare sehr weh tun können u ich aber weiterhin im Forum bleiben möchte. Danke.
*

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Curlyme
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Beitrag So., 22.12.2013, 19:59

Ich tu mich auch schwer mit anderen in Kontakt zu treten und ich selbst zu sein. Wenn ich das nicht schaffe - also das selbst zu sein, ist es auch richtig schwer für mich Bekanntschaften aufrecht zu erhalten.
Ich habe für mich einfach beschlossen, die Sachen durchzuziehen die ich mag. Kommt jemand mit, ist es gut, kommt keiner mit, ist es auch gut. Und das gute an dieser Strategie ist, dass ich dadurch Menschen kennenlerne die doch besser zu mir und meiner Persönlichkeit passen als alle die lieber etwas anderes machen.
Ich glaub, der Schlüssel ist, sich selbst anzunehmen, nicht daran zu verzweifeln oder zu glauben dass man selbst etwas falsch macht, oder sich zu fragen was mit einem selbst nicht stimmt (ja, das ist leichter geschrieben als umgesetzt)
es ist ein langer weg, und aus erfahrung weiß ich, dass selbst bei den vermeintlich besten Freunden immer mal schwarze Schäflein dabei sind, und Enttäuschungen nicht vermeidbar sind.
Ich drück dir die Daumen

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Ulrich
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Beitrag Di., 24.12.2013, 14:18

Zu der Frage

"Warum muss ich anderen ständig hinterherlaufen?"

Ich hatte in der Kindheit einen Freund, dem scheinbar immer alle hinterherliefen, ich auch. Das ist auch heute noch so. Allerdings habe ich keinen Kontakt mehr zu ihm, weil ich keine Lust mehr habe ihm hinterherzulaufen. Der GRUND, wieso alle ihm hinterherlaufen und nicht mir ist vielleicht sein ruhiges und freundliches Wesen.

@Talya

Vielleicht probierst du mal was anderes aus, um neue Leute kennenzulernen. Es muss ja nicht immer Facebook sein. Wenn du von Leuten nicht gemocht wirst kann das irgendwelche Gründe haben, die mit der Qualität deiner Person gar nichts zu tun haben. Manchmal sind den Leuten alte Freundschaften wichtiger als neue. Dann muss man eben weitersuchen und ein dickes Fell haben.

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Talya
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Beitrag Mi., 25.12.2013, 21:57

Danke für eure weiteren Antworten.

Ja, Angepasstheit spielte viele Jahre eine große Rolle in meinem Sozialverhalten.
Da ich als Kind schon ständig mit Ablehnung und Feindseligkeit konfrontiert wurde, dachte ich, ich könne nur über diesen Weg Menschen für mich gewinnen und Freundschaften aufbauen.
Ich glaubte bis vor kurzem noch, dass ich nicht gemocht werde, wenn ich eine andere Meinung vertrete oder für meine Bedürfnisse einstehe.
Obwohl ich nie ein Discotyp war, habe ich eine ehemalige Kollegin, mit der ich befreundet sein wollte, gefragt, ob sie und eine andere Kollegin mich mal mitnehmen zum Tanzen. Ihre Antwort war abweisend. Sie meinte:"Kannst du dir das denn vorstellen, mal eine Nacht mit uns durchzusaufen? Wohl eher nicht, oder?"
Nein, konnte ich auch nicht und daher unterließ ich es dann auch, ihr hinterherzulaufen.

Schon mein Leben lang brachte man vor allem die Attribute "langweilig" und "passiv" mit meiner Person in Verbindung.
Also sah ich mich irgendwie gezwungen, mich dahingehend zu ändern, dass ich mich "interessanten" und "aufregenden" Aktivitäten anschloss.
Bin daher mit zur Kirmes gegangen, habe Samstagabende in verräuchterten Kneipen in der Altstadt verbracht, bin mit zu Karnevalsumzügen gefahren, obwohl ich Karneval hasse!
In einem meiner ehemaligen Jobs verstarb mein Opa einen Tag vor Heiligabend, und ich war entsprechend traurig. Da fragte mich doch tatsächlich der Geschäftsführer nach den Feiertagen:"Na, wie war ihr Weihnachtsfest? Sicherlich langweilig, oder?"
Ich war fassungslos!

Daher glaube ich mich ständig verbiegen zu müssen.
Ließ mich aufgrunddessen ja auch oft genug ausnutzen.

Ich habe immer wieder versucht, neue Kontakte zu knüpfen, aber ich war irgendwie nie gut genug, nie passend genug.
Einmal freundete ich mich ein wenig mit einer anderen Patientin an, als ich eine Therapie in einer Tagesklinik machte. Doch eine andere Patientin machte alles wieder kaputt, weil sie absolut nicht mit meiner stillen und sensiblen Art umgehen konnte. Sie hackte auch auf mir herum, dass ich rüberkomme wie eine 17-jährige. Leider ließ sich meine Bekannte davon beeinflussen. Sie konnte allerdings auch nicht meine beruflichen Probleme akzeptieren, obwohl sie selbst psychisch angeknackst war.

In meiner letzten Fortbildung fand ich Anschluss an einen jüngeren Mann. Ich mochte ihn rein freundschaftlich und bat ihn gegen Ende der Fortbildung um seine E-Mail-Adresse. Es war ein ganz netter und ungezwungener Kontakt und ich fragte auch nach einem Treffen. Von ihm kam nichts in der Richtung, und wieder war ich diejenige, die hinterherlief.
Das Treffen war kameradschaftlich und richtig schön. Wir hatten Spaß und er musste bemerkt haben, dass ich nicht auf eine Beziehung oder einfach nur Sex aus war. Trotzdem verging ein weiteres halbes Jahr bis wir uns ein zweiten Mal trafen. Da war er nicht mehr so nett. Er meinte, ich sei eine graue Maus, und wenn ich mit diesem Urteil nicht umgehen könne, habe ich Pech gehabt.
Kurze Zeit später habe ich diesen sinnlosen Kontakt abgebrochen.

Da ich im mit Bekanntschaften im realen Leben so viel Pech hatte, habe ich mich in letzter Zeit überwiegend auf virtuelle Kontakte beschränkt.
Leider bin ich auch da jetzt wieder enttäuscht worden, von einem Mann, den ich über eine Community kennenlernte.
Wir mailten uns mehrmals, und er bat mich dann um meine Postanschrift, weil er gerne Briefe mit mir austauschen wollte. Er schrieb mir wenige Tage später einen sehr ausführlichen Brief, in dem er mir seine ganze Lebensgeschichte erzählte. Für mich war das ein Zeichen, dass er mir vertraute.
Kurz vor Weihnachten schrieb ich einen ebenso ausführlichen Brief zurück. Ich jammerte nicht und stellte einiges sogar positiver dar, als ich es empfinde. Ging auch mitfühlend auf seine Schicksalsschläge ein.
Ich legte eine schöne Weihnachtskarte mit rein.
Am Sonntag stellte ich fest, dass er mich von seiner Freundesliste gelöscht hatte, also einen oder zwei Tage nach Erhalt meines Briefes!
Da er mir auch keine Weihnachtsgrüße geschickt hat, wusste ich, dass das Löschen kein Versehen war.

Ich gebe zu, das hat mir einen gewaltigen Stich versetzt, obwohl es sich doch nur um einen Internetkontakt handelte.
Doch schon wieder suche ich die Schuld bei mir.
Habe ich nicht interessant genug geschrieben? Bin ich naiv rübergekommen?

Irgendwie funktioniert es bei mir nicht.

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Quilty
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Beitrag Do., 26.12.2013, 05:21

Talya, die ekelhaften Verhaltensweisen anderer die du beschreibst hängen nicht mit deiner Persönlichkeit zusammen. Die meisten Menschen sind einfach bescheuert.
Und "Freundschaften" sind in den allermeisten Fällen Zweckgemeinschaften.

Sei doch froh dass du nicht ständig belästigt wirst.

L. G.
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Ulrich
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Beitrag Do., 26.12.2013, 14:42

Eigentlich sind doch die meisten Leute langweilig. Ich hab mal gelesen, dass es in Cliquen meistens einen Anführer gibt, der die Ideen hat und die anderen machen mit, was er vorschlägt.

Ich hab keine Freunde, weil es mich grundsätzlich total abstresst. Mir ist das zu kompliziert, immer wieder aufs Neue einen gemeinsamen Weg und ein gemeinsames Ziel finden zu müssen. Ich gehe einfach dorthin, wo ich hin will. Und zwar allein.

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Eiskönigin
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Beitrag Do., 26.12.2013, 19:16

Ich habe lange Zeit so was Ähnliches gehabt wie du. Mittlerweile läuft es ein bisschen besser.
Man muss sich insgesamt mehr abgrenzen und v.a. auch darauf achten, inwieweit die Leute auch mal auf einen selbst zukommen.
Du suchst, denke ich, sehr zwanghaft, nach Anschluss. Das kann so nicht funktionieren.
Es muss sich so selbstläufermäßig ergeben --- ohne viel Druck von beiden Seiten. Auf Gegenseitig beruhend. Da darf an sich auch nicht viel Ungleichgewicht herrschen.
Was man an sich machen sollte und wozu ich mich auch selbst (gerade) erziehe ist, dass man eben auch mal so lange WARTET, bis die Anderen mal von sich aus was machen. Dann hört dieses Hinterherlaufen auch auf. -Es macht auch keinen guten Eindruck bei Anderen, sich als so bedürftig hinzustellen. Mag sein, dass es nicht alle so wahrnehmen, aber viele.
Unterzeichnet bitte meine Petition: http://www.change.org/de/Petitionen/interessierte-sozialrecht-diskriminiert-menschen-mit-sehproblemen-schwerbehinderung-f%C3%BCr-menschen-mit-sehproblemen-gefordert

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Yra
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Beitrag Do., 26.12.2013, 20:00

Auf einen kurzen, klaren Nenner gebracht: Du bist vermutlich einfach nur "lieb". Hier schreibst du in sehr wohlgesetzten Worten, aber deine Sätze wirken insgesamt brav.

Sei viel aufmüpfiger, das wäre mein Rat an dich, am besten immer so, wie dir zumute ist, denn du kannst dabei eigentlich nur gewinnen.

Die Menschen finden in der Regel andere mit gewissen Ecken und Kanten interessanter; das kann man blöd finden, aber es ist trotzdem so.


Jeschkoa
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Beitrag Fr., 27.12.2013, 07:13

Hechten nicht Laufen:
Ich laufe oft Leuten hinterher die etwas haben was ich gern hätte also versuche ich es zu Ihnen lernen von Ihnen das ist NORMAL, mir etwas zu holen von diesen Leuten, ok, aber das gibts nichts zu holen, das ist mir letztlich aufgefallen (vor 20 Jahren), das einzige was ich gefunden habe ist das die Leute sie selbst sind und das aber nicht durch Hinterherlaufen geworden sind, Anfänglich ja aber dann nicht mehr, also Fazit Hinterherlaufen bringt nur Anfänglich was !

Einsamkeit:
Natürlich bin ich einsam wenn man alleine ist, der Mensch ist ein Rudeltier, war so ist so und bleibt so, ohne Team kein Leben, achso ja der Strom kommt ja aus der Steckdose oder, nein sag ich der kommt nicht aus der Steckdose sondern von einem Menschen, neiiiiiiiin Strom, kann ich verzichten, nagut dann nimm deine Schuhe, ok dann geh ich barfuss, ok und Kleidung vielleicht wird dir ja im Winter kalt, aha bei kalt verstehen ich das schön langsam, es geht also nix ohne die anderen, einfach nix, irgendwo ist immer wer der mir den Job abnimmt, welche Job naja strick mal deine Socken selber, und bau dir eine Strassenbahn selbst, viel Vergnügen, probiers mal einfach, also ich sehe - da kommt Politik ins Spiel, wir haben es aber wir sehen es nicht, was denn ist ja nix da, ich bin ja einsam, keiner kümmert sich um mich, jaja das dachte ich so, .... ich sag wenn ich immer genau auf einen Punkt schaue dann kommt mir meine Umgebung eng vor das ist NORMAL, aber ich sag stimmt aber nicht weil ich ja über den Tellerand sehen kann, oh jetzt wird es aber mühsam, oje das bedeutet ja Arbeit, da muss ich ja an mir arbeiten, muss mich ja verändern, ja mich selbst nicht die anderen, ojeoje neinein das geht gar nicht, jaja so dachte ich,

Veränderung:
So wie will ich mich verändern Hmmmmmm, in einer Sekunde auf die andere, hmmm wäre ein Schock, ich würde sterben, also langsam und zwar schön gemütlich langsam das ist mir am Wichtigsten LANGSAM, aber und hier kommts dicke, steig ich in einen Kreis ein dann komm ich da vielleicht ewig nicht raus,also mit anderen Worten entsteht durch meine Veränderung ein Zustand von Einsamkeit dann beginne ich mich ja zu drehen, will ich nicht also alles nur nicht in den negativen Kreislauf, dieses Wissen bringt mich zum Ziel, .....ne und übrigens ich habe keine Familie und wenig Freunde, nur wissen bringt mir nähmlich gar nix, erst durch das Tuen bewegt sich was und da habe ich meine Probleme und das ist ganz ganz ganz NORMAL

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Ulrich
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Beitrag Mo., 30.12.2013, 18:04

Ich hab so eine Art Menschenallergie. Ich gucke mir Menschen gern im Fernsehen an. Ich kann die Leute, die ich Filmen sehe verstehen, aber ich hab keine Lust genauso zu sein. Vielleicht lebe ich meine soziale Seite komplett in meinen nächtlichen Träumen (REM) aus. Manchmal stelle ich es mir angenehm vor, wenn mir jemand nachlaufen würde. Macht aber keiner, nicht mal Homosexuelle.

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