Neuer Therapieantrag nach Ende der Therapie

[Harmonia]

Liebe Foris,

gab es bei jemandem von euch bereits den Fall, dass nach Beendigung der Therapie ein erneuter Therapieantrag gestellt wurde (Deutschland)? Üblicherweise gibt es ja eine Wartezeit von 2 Jahren, ehe eine neue Therapie beantragt werden kann. Jetzt habe ich gehört, dass man einen neuen Antrag stellen könnte, wenn es sozusagen eine neue Diagnose gibt.
Wer kann hier Infos geben, hat es bereits so mitgemacht etc.?

Danke, Harmonia

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[Unfrei]

Hallo Harmonia,

wie das bezüglich einer neuen Diagnose aussieht, kann ich nicht sagen, aber ich weiß, dass man die 2 Jahre Pause umgehen kann, wenn man einen Verfahrenswechsel macht. So war das bei mir. Ich habe von Tiefenpsychologischer Therapie zu Analyse gewechselt...

Lg,
Unfrei

[Harmonia]

Hallo Unfrei,

danke dir. Weißt du, ob denn die Diagnosen jeweils voneinander abwichen in den Anträgen? Oder hatten beide Therapeuten dieselbe Diagnose gestellt gehabt?

[Jenny Doe]

@ Harmonia,

ich habe lange vor Ende der zweijährigen "Therapiesperre" (ca. 3/4 Jahr nach Therapieende) mit derselben Diagnose und in demselben Therapieverfahren (beide VT) eine weitere Therapie bewilligt bekommen. Ausschlaggebend war die Notwendigkeit einer weiteren Behandlung und die Begründung für eine weitere Therapie. Therapiebewilligungen sind immer eine Einzelfallprüfung. Es kann also sein, dass bei Dir eine weitere Therapie abgelehnt oder zugelassen wird, je nachdem, wie der Gutachter die Notwendigkeit einer weiteren Behandlung beurteilt.
Es macht für den entscheidenden Gutachter gewiss keinen Sinn, eine Therapie nur dann zu bewilligen, wenn ein anderes Therapieverfahren gewählt wird. Wichtig ist auch, dass man als Klient im richtigen Therapieverfahren sitzt, so dass nach Beeindigung der weiteren Therapie nicht noch eine dritte Therapie notwendig wird. Möglich ist ja auch, dass das Therapieverfahrung, das man in der ersten Therapie gewählt hat, stimmig und hilfreich war, eine weitere Behandlung nur deshalb erforderlich ist, weil die 80 bewilligten VT-Stunden für die Komplexität der Störung nicht ausreichen waren.

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[Unfrei]

Was es für Diagnosen gab, weiß ich nicht. Aber meine Thera hat FÜR einen Verfahrenswechsel plädiert unter anderem DAMIT es schneller weitergeht. Das war unabhängig von Diagnosen denke ich.

[stern]

Ich würde sagen, von der Diagnose ist das unabhängig. Diese stellt jeder wieder neu... also man kann eh nicht einfach ungeprüft eine Diagnose übernehmen. Das wäre unseriös. Wenn sie sich bestätigt, ist das etwas anderes. Die Therapie ist bzw. wird dann wohl gutachterpflichtig und letztlich entscheidet er dann, ob er das als sinnvoll ansieht oder nicht.

[Harmonia]

Die Info, die ich erhielt, kommt von einer Psychotherapeutin.

@Jenny: hattest du die erneute Therapie nach einem 3/4 Jahr bei demselben Therapeuten gemacht oder war es ein anderer? Wie lief das genau ab? Hast du dich wieder bei ihm auf die Warteliste setzen lassen und dann wurde erneut von ihm ein Erstantrag gestellt? Dieser Erstantrag wurde dann aber wahrscheinlich von einem Gutachter geprüft oder? Bei mir ist es so, dass mir die 80h nicht bewilligt wurden. Ich vermute, wenn ein Erstantrag mit neuer Diagnose gestellt würde, müsste dieser Erstantrag nicht von einem Gutachter geprüft werden. Daher der Trick mit der neuen Diagnose, um den Gutachter erst einmal zu umgehen. Allerdings ist die Frage, inwieweit überhaupt eine neue Diagnose gestellt werden könnte. Hier sehe ich eher das Problem.

[Darksheep]

Hallo harmonia,
Auch bei mir war es so, dass ich ungefähr 2/4 vor Ablauf der 2 Jahres Frist eine neue Therapie genehmigt bekam. Auch selbe Form und selbe Diagnose.
Jedoch war es auch bei mir sehr sehr nötig. Ich denke das da immer individuelle geschaut wirft

[stern]

Weißt du die Begründung, warum die 80h nicht bewilligt wurden? Das ist vermutlich nicht unerheblich. Ich kann mir nicht vorstellen, dass ein gleicher Gutachter beim gleichen Therapeuten dann sogar eine nahtlose neue Therapie bewilligt. Und eine neue Störung kann man sich ja auch nicht zulegen. Ich würde das Verfahren (und den Therapeuten) wechseln... und ich bleibe dabei, dass die Diagnose hier keine Rolle spielen dürfte. Wurden denn Widerspruch eingelegt? Ob ein Antrag durchgeht hängt auch nicht (nur) davon ab, wie "nötig" man es hat...

[Harmonia]

Hallo Darksheep,

hattest du denn zuvor 80h Therapie bei VT bzw. 100h bei TP? Hat dein Antrag ein Gutachterverfahren durchlaufen?

[Harmonia]

Hallo Stern,

es ist ja nicht zwingend gesagt, dass die Anträge und Widersprüche bei dem selben Gutachter landen. Die Begründung, die jeweils angegeben wurde, haben wir versucht zu widerlegen, da sie so nicht von mir und meinem Therapeuten stehen gelassen werden konnte. Aus Sicht des Gutachters besteht kein Bedarf, aus unserer Sicht dringender Bedarf. Ich würde nur ungern wechseln. Das Spiel würde wieder von vorne beginnen. Vertrauen aufbauen etc. mein Therapeut kennt mich etc. Vermutlich ist eh der Ofen aus. Es würde mich eben interessieren, ob es solche Fälle gibt, wie bei mir oder wie hier einige es bereits beschrieben haben.
Wovon hängt es denn noch ab, ob ein Antrag durch kommt?

[stern]

Klar ist manches dann neu aufzurollen, aber das kann ja auch eine Chance sein i.S. einer neuen Perspektive. Die Frage ist, ob eine reelle Chance besteht... wenn sogar der Widerspruch erfolglos blieb.

Ich weiß nicht, ob noch ein Widerspruch möglich ist. Vermutlich nicht, sonst hätte er das wohl getan.

Wann der Erstantrag begutachtet werden muss, weiß ich nicht sicher... aber innerhalb der 2 Jahre ist der Folgeantrag auf jeden Fall zu begutachten (auch bei einem anderen Therapeuten)... wird zunehmend schwerer im gleichen Verfahren, würde ich sagen. Und wenn er neue Diagnose aus dem Hut zaubert (falls das überhaupt funktionieren sollte): Will er dann einen dazu passenden Antrag erfinden?

Vielleicht hat er auch das Gutachten nicht gut genug begründet... muss nicht sein, aber im Rahmen des möglichen wäre auch das.

[Harmonia]

Wovon hängt es denn noch ab, ob ein Antrag durchkommt? Weiß das jemand?

[Jenny Doe]

@ Harmonia

hattest du die erneute Therapie nach einem 3/4 Jahr bei demselben Therapeuten gemacht oder war es ein anderer?

Bei einer anderen Therapeutin. Bei derselben geht nicht. Meine alte Therapeutin hatte versucht eine Verlängerung über 100 Stunden hinaus zu bekommen. Die Verlängerung wurde verweigert. Aber eine neue Therapeutin wurde bewilligt.

Hast du dich wieder bei ihm auf die Warteliste setzen lassen und dann wurde erneut von ihm ein Erstantrag gestellt?

Ich hatte keine Wartezeit, ich bekam sofort einen Therapieplatz. Das hing auch damit zusammen, dass die neue Therapeutin noch keine Kassenzulassung hatte. Wir mussten also begründen, warum es die Therapeutin sein soll und keine andere. Das war kein Problem, da sie weit und breit die einzige Therapeutin war, die mit Konfrontationstherapie arbeitet, anstatt nur mit Stabilisierungstherapie. Deshalb wollte ich sie und keine andere. Der Gutachter hatte die Begründung akzeptiert und die Therapie bewilligt.

Ja, wir mussten ganz normal einen Erstantrag stellen.

Dieser Erstantrag wurde dann aber wahrscheinlich von einem Gutachter geprüft oder?

Jeder Therapieantrag wird von einem Gutachter geprüft. Egal ob die Diagnose dieselbe ist oder eine andere.

Soweit ich weiß hat ein Gutachter keine Kenntnis von der Diagnose, die in vorherigen Therapieanträgen gestellt wurde.

Daher der Trick mit der neuen Diagnose, um den Gutachter erst einmal zu umgehen.

Auch eine neue Diagnose ändert nichts daran, dass die Therapie von einem Gutachter bewilligt werden muss.

Wovon hängt es denn noch ab, ob ein Antrag durchkommt?

Jeder Therapieantrag ist eine Einzelfallentscheidung. Da spielen Fakoren wie z.B. Notwendigkeit, Komplexität der Störung, bisherige Therapieerfolge, veränderte Lebenssituation usw. eine Rolle.

es ist ja nicht zwingend gesagt, dass die Anträge und Widersprüche bei dem selben Gutachter landen.

Widersprüche landen bei einem anderen Gutachter, der als Zweitgutachter die Entscheidung des Erstgutachters überprüft. War zumindest bei mir so, als ich 100 Stunden VT beantragte, anstatt der gewöhnlichen 80 Stunden VT, der Erstgutachter aber eine Verlängerung auf 100 Stunden ablehnte. Der Zweitgutachter bewilligte schließlich weitere 20 Stunden, so dass ich eine 100 Stunden VT erhielt. Er schrieb aber deutlich, dass eine weitere Bewilligung, über die 100 Stunden hinaus nicht möglich sei. Deshalb wechselte ich nach 100 Stunden die Therapeutin und bekam (problemlos) eine weitere Therapie bei einer anderen Therapeutin bewilligt.

Ich würde nur ungern wechseln. Das Spiel würde wieder von vorne beginnen. Vertrauen aufbauen etc.

Das fand ich auch blöd. Aber der Vorteil war für mich: Nach 100 Stunden bei einem Therapeuten kennt man einander so gut, dass (meine Meinung) nicht mehr viel an Veränderung und Bewegung möglich ist. Die Therapeutin wusste was ich erzählen werde, ich wusste, was sie antworten würde, ... Die neue Therapeutin arbeitete anders, war von der Persönlichkeit her anders, ... und brachte aufgrund dessen eine neue Perspektive in meine Problematik rein.

[Harmonia]

Hallo Jenny,

danke für die ausführliche Antwort. Das hilft mir weiter.

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