Schlechtes Gewissen wegen Frage nach zusätzlichem Termin

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RoboCat
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Schlechtes Gewissen wegen Frage nach zusätzlichem Termin

Beitrag Mi., 26.04.2017, 12:13

Hallo,

ich bin seit mehr als einem Jahr in einer Psychotherapie (TfP). Momentan ist alles sehr schwer für mich und ich habe Angst, wieder in Depressionen zu rutschen. Unter anderem wegen eines Todesfalls in meiner Familie. Vorgestern hatte ich erst eine Sitzung, trotzdem habe ich gestern die THerapeutin nach einer möglichen weiteren Stunde gefragt. Sie hat mir auch sofort einen Termin angeboten in dieser Woche.

Nun habe ich ein unheimlich schlechtes Gewissen und ärgere mich, dass ich so schwach gewesen bin. Ich weiß, dass ich das nicht bräuchte, dennoch komme ich mir komisch vor. So unselbstständig. Dabei war ich schon mal viel weiter und dachte, dass die letzte Verlängerung von 20 Stunden gar nicht sein müsste. Mittlerweile sehe ich das ganz anders und habe eher ANgst vor dem Gedanken, irgendwann ohne diese Unterstützung dastehen zu müssen.

Allerdings weiß ich auch gar nicht so recht, was ich mir von dieser zusätzichen Stunde nun eigentlich erhoffe...ich bin total konfus. Kann das jemand nachvollziehen? Ging es jemandem schon mal ähnlich?
:axt:

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Schnuckmuck
[nicht mehr wegzudenken]
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Beitrag Mi., 26.04.2017, 12:31

Sich würde es vergleichen mit ähnlichen Situationen.
Man macht sich einen Arzttermin aus um sich krankschreiben zu lassen. 10 Minuten vor dem Termin bist du symptomfrei. Oder nach der Krankmeldung beim Arbeitgeber plagt dich ein schlechtes Gewissen.

Steh zu deiner Entscheidung, nimm sie als richtig an. Denn was ist daran so schlimm, um EINE Std zu BITTEN?

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RoboCat
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Beitrag Mi., 26.04.2017, 15:08

Hallo Schmuckmuck,

"was ist so schlimme daran"? Ich weiß es selbst nicht so genau. Vielleicht liegt es daran, dass ich große Probleme habe, zu meinen Schwächen zu stehen. Das ich nicht gut schwach sein kann bzw mir daran gelegen ist, das zu verbergen so gut es geht.

Mag sein, dass genau darin mein Problem liegt. Ich wünschte, dass ich wenigstens der Therapeutin gegenüber mich verletzlich zeigen könnte. Aber auch dort fällt es mir schwer. Ich habe genau einmal geweint und das war kurz nachdem meine Großmutter verstarb. Wir haben dann darüber gesprochen und ich habe erfahren, dass in Therapien normalerweise viel geweint wird. Das wundert mich auch nicht. Eher, dass ich es nicht tue. Wenn ich näher darüber nachdenke, sehe ich darin einen Mißerfolg.
:axt:


Alyssa
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Beitrag Mi., 26.04.2017, 16:39

Ich kenn das. Hab mal meinen Therapeuten am Wochenende mit einer SMS sehr aufgescheucht und um einen Extratermin gebeten. Den hat er mir dann auch direkt am Montag gewährt. Und dann sass ich da als Häuflein Elend und wusste nicht, was das alles sollte. Ich konnte nicht in Worte fassen und rüberbringen, was mich so aus der Bahn geworfen hatte. Das war ein ätzendes Gefühl. Ich hatte auch ein schlechtes Gewissen, dass ich ihn hab extra antanzen lassen, wo er den Tag doch gar nicht in der Klinik sein sollte.

Ähm, wird in Therapien wirklich so viel geweint? Ich habe in knapp 2 Jahren bei dem aktuellen Therapeuten nicht ein einziges mal bei ihm in der Stunde geweint. Ich sehe das nicht als Misserfolg. Jeder ist anders. Einer heult ständig, einer nur selten, einer nur alleine zu Hause. Ich würde mir zwar auch manchmal wünschen, in der Stunde losheulen zu können, einfach um den Stres und Druck los zu werden, aber was würde mein Therapeut da machen? Gar nix. Nicht Händchen halten, nicht in den Arm nehmen, nicht trösten. Ein Taschentuch reichen und abwarten, bis es vorbei wäre und dann dem Anlass der Heulerei auf den Grund gehen. Und dem Anlass auf den Grund gehen kann er (und ich) ja nun auch ohne heulen.

(Und ganz allgmeine: Nimm dir nicht so zu Herzen, was in Therapien "normaleriwese" so passiert, das stresst nur und hemmt einen zusätzlich)

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KleineKämpferin
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Beitrag Do., 27.04.2017, 12:46

Hallo,

Dein Text hätte von mir sein können. Ich bin auch So, dass niemand sehen Soll, dass es mir schlecht geht. Und dann hatte ich doch mal den mit und habe meiner Thera geschrieben und sie hat mir gleich einen Termin angeboten. Ich dachte Mir, jetzt stell dich nicht so an, geht schon irgendwie und hab dann doch abgelehnt.
In der regulären Stunde darauf hat sie mich gefragt, was ich mir denn erwartet hätte, was sie in dem Moment sonst hätte vorschlagen sollen.

Aber weißt du, manchmal ist es einfach Gut, wenn jemand da ist, der dir zuhört und für dich und deine Sorgen da ist. Einfach um alles mal los zu werden und das nicht mit sich alleine ausmachen zu müssen.
Ich hab auch immer Angst, dass ich nerve. Aber ich denke, wenn es den Therapeuten zu viel wird, melden die sich schon oder bieten eben keine extra Termine an.
Sie sieht eben, dass es dir momentan nicht gut geht und möchte dir da durch helfen - dafür kannst du sehr dankbar sein.

Ich weine übrigens auch sehr selten während der Stunde. Denke auch, dass da jeder unterschiedlich ist. Mach dir da nicht so einen Druck.

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RoboCat
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Beitrag Do., 27.04.2017, 15:36

Vielen Dank für eure Antworten, sie haben mir durchaus ein wneig geholfen in meiner Misere. Ich bin vorhin dort gewesen und hatte nicht den Eindruck, dass ich sie mit der zusätzlichen Stunde genervt habe. Schon mal gut! Inzwischen denke ich, dass es ja auch an ihr gewesen wäre, das abzulehnen, wenn sie denn nicht gewollt/gekonnt hätte. Das liegt nicht in meiner Verantwortung als Patientin.

Schlussendlich bin ich nun sehr froh, dass ich es gemacht habe. Es hat mir doch ganz gut getan, meinen ganzen Mist noch mal loswerden zu können vor der nächsten regulären Stunde.

Also, für alle, die das hier vielleicht mal durch Google oder sonst was zu lesen bekommen: Traut euch ruhig, eure Therapeuten (mal...) nach zusätzlichen Stunden zu fragen! Wenn sie das nicht anbieten können oder wollen, sind sie professionell genug, es abzulehnen. Amen :anonym:
:axt:

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