Psychotherapie ja oder nein?

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.
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schuetze91
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Psychotherapie ja oder nein?

Beitrag Di., 15.10.2019, 19:50

Hallo,

wenn ich ehrlich bin weiß ich gar nicht wie ich anfangen soll oder ob ich überhaupt das richtige Thema ausgewählt habe. Ich hoffe, ihr könnt mir trotzdem weiterhelfen.
Ich weiß gar nicht wie ich anfangen soll. Ich bin schon seit Monaten am Überlegen, ob ich den Schritt tue und mir einen Termin in einer Praxis für Psychotherapie mache. Leider halten mich meine negativen Gedanken momentan noch sehr davon ab. Ich habe Angst davor, zurückgewiesen zu werden, also das mir gesagt wird, dass ich mich zu sehr anstelle oder Ähnliches. Mein Problem ist, dass ich mein Anliegen gar nicht richtig in Worte fassen kann. Ich habe das Gefühl, dass es auch nicht nur eine Sache ist, sondern viele, viele auf einmal. Wenn ich es für mich versuche zusammen zufassen was mich bedrückt, hört es sich für mich immer wie ausgedacht, unglaubwürdig an. Ich kann es ja mal versuchen...
Zum einen machen mir seit geraumer Zeit neue Situationen in denen ich absolut nicht weiß was auf mich zukommt wahnsinnige Angst. Das ging sogar soweit, dass ich mein Vorhaben von zu Hause auszuziehen abbrechen musste, weil ich nicht mehr richtig schlafen konnte, ich konnte nichts mehr essen, ich hatte teilweise das Gefühl, dass mir jemand die Luft abdrückt und am Liebsten wäre ich vor der Situation weggelaufen. Ich habe mich so elend gefühlt, dass ich mir einfach nur jeden Tag gewünscht habe, dass das aufhört.
Zum Anderen habe ich bemerkt, dass ich sehr viel am Träumen bin den ganzen Tag über. Es hört sich vielleicht blöd an, aber ich könnte den ganzen Tag so verbringen. In meinen Tagträumen geht es manchmal darum, dass ich mir eine reale Situation vorstelle in der ich mich befinde und wie ich dann reagieren würde. Leider ist es immer eine Reaktion, wie ich niemals reagieren würde. Also ich stelle mir immer vor, dass ich diese Situation super gut meistere, auch wenn das niemals so passieren würde. Oder es geht um eine bereits geschehene Situation und wie ich sie hätte meistern können, Oder es passiert, dass ich irgendwas im Fernsehen sehe und mir vorstelle, dass ich in diesem Film etc. mitspiele, ich mit einem bekanntem Schauspieler oder so befreundet bin oder Ähnliches. Leider geht es mir dann zwischendurch nicht so gut, wenn mir auf einmal bewusst wird, dass das niemals passieren wird. Grundsätzlich würde ich behaupten, dass mir die ganze Zeit bewusst ist, dass meine Tagträume nicht der Realität entsprechen, aber manchmal trifft es mich dann wie ein Schlag, dass das alles halt nur ein Traum ist. Und das macht mich dann immer sehr unzufrieden mit meinem ganzen Leben.
Puh, dass war jetzt doch irgendwie mehr, als ich eigentlich schreiben wollte. Ich hoffe wirklich, dass ihr mir vielleicht weiterhelfen könnt, weil ich wirklich Angst habe vor dem Schritt zum Psychotherapeuten oder vielmehr davor, dass mir gesagt wird, dass ich eigentlich kein Problem habe. Das würde dann nämlich irgendwie bedeuten, dass ich mit meinem Problem alleine dastehe und es eventuell für immer so bleiben würde und das möchte ich auf gar keinen Fall.
Bitte macht euch nicht über mich lustig oder so, ich bin wirklich verunsichert und benötige euren Rat.

Liebe Grüße
schuetze91

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Candykills
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Beitrag Di., 15.10.2019, 21:18

Ich glaube das mit dem vielen Tagträumen nennt sich maladaptives Träumen. Ob das jetzt wirklich schon darunter fällt, weiß ich nicht. Aber das ist natürlich ein Problem, wenn du dein halbes Leben verträumst und dein reales Leben dadurch vernachlässigst. Natürlich ist es wert das mit einem Therapeuten anzuschauen. Also welche Bedürfnisse dahinter stecken, die anscheinend so nicht befriedigt werden. Gibt sicher einige Gründe dafür.
Deswegen, hab Mut und trau dich.
Ich bin wie einer, der blindlings sucht, nicht wissend wonach noch wo er es finden könnte. (Pessoa)

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Montana
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Beitrag Di., 15.10.2019, 23:30

Dein Problem würde ich als Angst beschreiben. Du hast Angst, das reale Leben nicht bewältigen zu können und vor lauter Angst passiert dann auch genau das. Siehe der Versuch auszuziehen. Stattdessen lebst du in einer Phantasiewelt. Die zu haben ist sicher gut, aber sie ist kein Ersatz für das richtige Leben. Eine Psychotherapie wäre eine sehr gute Idee. Der Schritt ist zwar schwer, das kann ich aus eigener Erfahrung bestätigen, aber er lohnt sich. Trau dich!

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lisbeth
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Beitrag Mi., 16.10.2019, 06:04

Hallo schuetze91 und willkommen hier im Forum,

das hier
schuetze91 hat geschrieben: Di., 15.10.2019, 19:50 Ich bin schon seit Monaten am Überlegen, ob ich den Schritt tue und mir einen Termin in einer Praxis für Psychotherapie mache. Leider halten mich meine negativen Gedanken momentan noch sehr davon ab. Ich habe Angst davor, zurückgewiesen zu werden, also das mir gesagt wird, dass ich mich zu sehr anstelle oder Ähnliches.
haben fast alle durch, die sich irgendwann mal in Therapie begeben haben: Die Angst, nich ernst genommen zu werden. Dass mir gesagt wird: Du stellst dich nur an. Andere haben wirkliche Probleme, aber du nicht. Ich hatte diese Angst auch. Jahrelang.

Aber weißt du was? Kein einziger Therapeut, keine einzige Therapeutin hat das irgendwann mal zu mir gesagt. Im Gegenteil. Es war für mich eine positive Erfahrung, als ich dann endlich den Mut gefasst hatte und anfing über die Probleme zu reden und auf Verständnis gestoßen bin. Bloß weil du keine passenden Worte für deine Probleme finden kannst, heißt nicht, dass du keine Probleme hast. Also: Nur Mut!
When hope is not pinned wriggling onto a shiny image or expectation, it sometimes floats forth and opens.
― Anne Lamott

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