Kann man Therapeuten manipulieren?

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.
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alatan
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Beitrag Mi., 04.12.2019, 18:16

Hallo Schattenstil,
ist eigentlich ganz schön gemein, was du da mit dir selbst machst und mit deiner Therapeutin, du quälst euch beide. Ist dir das klar? Und willst du das so weitertreiben und dich in deinem Nicht-können verstecken und Zeit vergeuden? -> ist natürlich eine rhetorische Frage, aber trotzdem: wozu tust du es?
Gruß alatan

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diesoderdas
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Beitrag Mi., 04.12.2019, 19:16

alatan hat geschrieben: Mi., 04.12.2019, 18:16 Hallo Schattenstil,
ist eigentlich ganz schön gemein, was du da mit dir selbst machst und mit deiner Therapeutin, du quälst euch beide. Ist dir das klar? Und willst du das so weitertreiben und dich in deinem Nicht-können verstecken und Zeit vergeuden? -> ist natürlich eine rhetorische Frage, aber trotzdem: wozu tust du es?
Gruß alatan
Ob die (bekannten) Floskeln ihr helfen??? Ich finde es ganz schön heftig, jemandem unbekannten online kurzerhand vorzuwerfen jemand anderen zu quälen.

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Anna-Luisa
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Beitrag Mi., 04.12.2019, 19:24

alatan hat geschrieben: Mi., 04.12.2019, 18:16 Hallo Schattenstil,
ist eigentlich ganz schön gemein, was du da mit dir selbst machst und mit deiner Therapeutin, du quälst euch beide. Ist dir das klar?
Was für ein Quatsch! Worin sollen denn bitte die Qualen (!) der gequälten Therapeutin bestehen?
Fordere viel von dir selbst und erwarte wenig von den anderen. So wird dir Ärger erspart bleiben.
(Konfuzius)

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diesoderdas
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Beitrag Mi., 04.12.2019, 19:26

... das sind istdp Floskeln.... die müssen nicht logisch oder angebracht oder fair sein. Die sollen unter Druck setzen und wütend machen. Hier verhelfen sie vielleicht dazu einen neuen User zu verscheuchen?

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Coriolan
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Beitrag Mi., 04.12.2019, 21:11

Schattenstill hat geschrieben: Do., 28.11.2019, 20:01
Mit dem Schreiben, habe ich zwar in Erwägung gezogen, aber davor habe ich dann doch zuviel Angst. Das hat was gefährliches, so schwarz auf weiß.
Was ist daran für dich so gefährlich, dass du dich das nicht traust? Du darfst ja entscheiden, was du mitteilst und was nicht.

Hast du dir denn mal überlegt, was es dir leichter machen könnte? Was wünschst du dir von ihr, wie sie reagieren soll? Was brauchst du in dem Moment, wo du vor ihr sitzt und dich schlecht äußern kannst? Schreibst du Tagebuch? Wäre es eine Option, das mal mitzubringen und ihr zum Lesen zu geben? Sie muss es ja nicht laut vorlesen. Vielleicht fällt es dir auch leichter, in Bewegung zu sein und dabei zu reden - wäre ja auch eine Option, dass ihr 'ne Runde draussen dreht.
Ich habe versagt, wieder mal. Wieder eine Sitzung vergeudet, die so vielste in Folge. Vielleicht sollte ich den Platz räumen, für jemanden der die Zeit besser nutzen kann als ich. Der die Zeit nicht vergeudet, nicht verpuffen lässt.
Ist für dich die Therapie denn so hilfreich? Ich meine jetzt, insgesamt gesehen? Dass man zwischendurch immer mal wieder Zweifel bekommt, ob das Ganze was bringt, halte ich für völlig normal. Dass man da auch über Abbruch nachdenkt, auch.
Behinderung/Erkrankung ist eine Erklärung für Vieles, aber keine Entschuldigung für Alles.

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Schattenstill
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Beitrag Mi., 04.12.2019, 21:20

alatan hat geschrieben: Mi., 04.12.2019, 18:16 Hallo Schattenstil,
ist eigentlich ganz schön gemein, was du da mit dir selbst machst und mit deiner Therapeutin, du quälst euch beide. Ist dir das klar? Und willst du das so weitertreiben und dich in deinem Nicht-können verstecken und Zeit vergeuden? -> ist natürlich eine rhetorische Frage, aber trotzdem: wozu tust du es?
Gruß alatan
:red: das erschreckt mich gerade. Zumal ich mich so schon schlecht deswegen fühle.
Das ich meine Therapeutin quäle :red: . Wieso schreibst du so etwas?

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Schattenstill
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Beitrag Mi., 04.12.2019, 21:29

Das aufschreiben fühlt gefährlich an, weil es dann da steht und ich zusätzlich Angst habe, es könnte wer Anders lesen. Ich könnte es nicht vorlesen und dann würde Sie es nehmen müssen und selber lesen. Und ich hätte Angst dass ich es dann nicht wieder bekomme.

Was ich brauche, damit mir das reden leichter fällt. Ich habe keine Ahnung. In solchen Momenten bin ich plötzlich so in "Fluchtmodus" dass ich nicht mehr klar denken kann. Ich muss mich dann sehr darauf konzentrieren nicht wegzulaufen und da zu bleiben.

Manchmal habe ich schon darüber nachgedacht, wie es wäre draußen zu sein. Und wenn wir nur irgendwo auf einer Parkbank sitzen. Mir kommt der Raum oft zu eng vor, als würden die Wände immer näher rücken. Was sie rational nicht machen, aber sich so anfühlt.


Coriolan
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Beitrag Mi., 04.12.2019, 22:03

Wer anderes könnte es denn lesen? Jemand bei dir zuhause oder jemand in der Praxis deiner Therapeutin?

Für letzteres besteht ja die Möglichkeit, es nach dem Lesen durch den Aktenvernichter zu jagen. Das kannst du ja u. U. auch selbst dort machen.

Dass es schwer ist, das selbst vorzulesen, denke ich mir. Deswegen ja auch der Vorschlag, es ihr zu geben und - wenn du das nicht hören kannst - soll sie es eben leise lesen.

Kannst du ihr das sagen, was du hier äußerst (dass du Angst hast, du bekämst dein Schriftstück nicht wieder bzw. dass dir der Raum zu eng vorkommt?) Natürlich entscheidest du selbst, was du äußern möchtest aber du willst ja auch vorankommen und wenn die Bedingungen es dir noch zusätzlich schwerer machen, ist das für die Therapeutin bestimmt schon wichtig, zu wissen, was es dir erleichtern könnte.

Ich finde übrigens beim besten Willen nicht, dass du deine Therapeutin "quälst" - ich lese aus deinen Zeilen eher eine große Not und Verzweiflung. Und das tut mir wirklich Leid. :trost:

Und - sorry - man sucht sich in der Regel seinen Job schon selbst aus und wenn es für Schattenstills Therapeutin unzumutbar wäre, hätte sie die Therapie entweder erst gar nicht begonnen oder längst beendet. Diese Option haben nämlich auch die Therapeuten. Kein Therapeut muss eine Therapie mit jemanden durchführen, der ihn "quält". Ob solche Unterstellungen hier hilfreich sind, bezweifle ich... Fand deinen Post diesbezüglich ziemlich heftig. :shocked:
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Montana
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Beitrag Mi., 04.12.2019, 23:24

Ich finde ganz und gar nicht, dass das überhaupt verschwendete Therapiezeit ist. Therapie besteht nicht darin, dass man etwas erzählt und - keine Ahnung wie - plötzlich ist alles besser. Therapie ist das, was im Kopf passiert. Und bei dir, Schattenstill, passiert da offensichtlich eine ganze Menge. Auch wenn du "nur" schweigend da sitzt. Ich kenne das selber auch und deine Therapeutin wird zumindest ahnen, dass in dir die Kämpfe toben. Du sitzt da ja nicht gechillt mit Kopfhörern in den Ohren und einem Cocktail in der Hand.
Vermutlich hast du in der bisherigen Zeit viel über dich selbst gelernt. Gerade auch, weil du im normalen Leben ja ganz anders bist. Du bist ganz nah an deinen persönlichen Abgrund gekrabbelt und hast einen Blick hineingeworfen. Etwas, was die meisten Menschen nie tun.

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diesoderdas
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Beitrag Mi., 04.12.2019, 23:48

Kannst du eigentlich mit anderen Personen über die Sachen reden, die dir in der Therapie schwer fallen? Gibt es da jemanden? Und falls ja, was ist da anders?

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lisbeth
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Beitrag Do., 05.12.2019, 08:04

Ein paar Gedanken (in unsortierter Reihenfolge) dazu:

- ist das deine erste Therapie? Was gab für dich den Anstoß, eine analytische Therapie zu machen? Ich bin aktuell selbst in einer analytischen Therapie. Und ich hatte - gerade anfangs - enorme Probleme mit dem Setting, obwohl meine Analytikerin da sehr flexibel ist und mir sehr entgegenkommt. Ohne Erfahrungen aus vorangegangenen Therapien (VT und TfP) hätte mich das glaube ich komplett überfordert und hätte mir gar nichts gebracht. Liegst du auf der Couch? Habt ihr mal rumexperimentiert, ob eine Veränderung in die andere Richtung (Sitzen/Liegen) dir helfen könnte? Ich sitze zB, weil mir sonst der Kontakt zum Gegenüber komplett verloren geht... Kann sein, dass sich das im Laufe der Zeit noch ändert für mich, aber für den Moment ist es so.
Auch die Idee mit dem Herumlaufen, die hier schon anklang, finde ich gut. Ich mach das manchmal, wenn die innere Anspannung durch die Decke geht, weil das hilft, mich selbst zu sortieren, da ist es schon gut, nicht still zu sitzen, sondern ein wenig im Raum hin und her zu gehen. Ist sowas für dich vorstellbar, das mal zu probieren?

- Was erwartest du da von dir selbst? Und was denkst du, erwartet die Analytikerin? Vielleicht musst du dich von diesem "ich muss reden" mal ein wenig befreien? Du musst gar nichts... Und je mehr du dich an diesem "ich muss" aufhängst, umso weniger wird das was, vermute ich mal, weil da der innere Druck nur steigt... Ich hab auch das Gefühl, dass du sehr gefangen bist in dem was die Analytikerin (vermeintlich) von dir erwartet, dass du die "gute" Patientin sein musst... So wie du früher vielleicht ein "gutes" Kind sein musstest... Was bräuchtest du, um dich von solchen inneren Erwartungen ein winziges Stück lösen zu können?

- Es geht um dich und deine Bedürfnisse. Vielleicht wäre es ein Anfang, mal nachzuspüren, welche Bedürfnisse sich da in diesem Moment in dir melden? Kommst du für dich an diese Bedürfnisse überhaupt ran? Kannst du die benennen? Wäre das ein Anfang, über den du sprechen kannst? Im Sinne von: "Am liebsten würde ich jetzt...." oder "In dieser Situation fühle ich mich...." ... "und das macht xyz mit mir... "
Die unmittelbare Situation ist so wie sie ist. Du bist dort eine Stunde bei ihr und dir fällt das Reden schwer. Das kannst du nicht ändern, nicht mit aller Willensanstrengung der Welt. Versuche die Situation zu akzeptieren. Und einfach mal darüber zu sprechen, was da an Empfindungen in dir ist. Denn darum geht es doch! Und diese Empfindungen sind dann auch eine Öffnung, die dich weiterführen kann.

- Bei mir ist es oft so, dass ich ganz viel "im Kopf" unterwegs bin. Auf der kognitiven Ebene. Das bringt mich nullkommanull weiter. Es geht um die Empfindungen, die Gefühle die da dranhängen. Da fängt es dann an, wirklich "interessant" zu werden. Bei mir ist es so, dass die Analytikerin mich auch immer wieder sanft wegsteuert von der Kopfebene, wenn sie den Eindruck hat, ich bin da grad nur im Rationalen unterwegs. Macht aber auch nicht jede/r Analyitker/in.

- Und, ganz vielleicht: Vielleicht ist eine PA nicht das Passende für dich. Oder schon grundsätzlich das Passende, aber der falsche Zeitpunkt? Ich hätte zB vor 5 oder 7 Jahren überhaupt nicht über mich und meine Bedürfnisse reden können wie es heute möglich ist. Weil ich komplett davon abgekoppelt war, da war nur eine große Leere. Und da hätte mir eine analytische Therapie auch gar nichts gebracht. Mir haben die anderen Therapien in einem anderen Setting überhaupt erstmal ermöglicht, dass ich mich selbst soweit kennenlerne, dass ich über mich ausgiebig reden kann (und mag)...
Vielleicht ist die Therapeutin auch nicht passend. Auch wenn du sie vordergründig "nett" findest.
Das sind alles Punkte, die ich nicht außen vor lassen würde. Vielleicht auch mal in der Therapie ansprechen würde. Vielleicht spricht die Analytikerin sowas nicht von sich aus an. Meine hatte ihre Zweifel und ihre Unsicherheite mal relativ offen angesprochen. Das hat erstmal zu einer massiven Krise in der Beziehung geführt, aber langfristig betrachtet war das auch ein Durchbruch, weil das Darüber-Reden auch viele Dinge geklärt hatte.
When hope is not pinned wriggling onto a shiny image or expectation, it sometimes floats forth and opens.
― Anne Lamott


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Beitrag Do., 05.12.2019, 08:31

Schattenstill hat geschrieben: Mi., 27.11.2019, 20:52
Mich beschäftigt sehr, warum ich Sie nicht "reinlassen" kann. Jetzt habe ich eine Stimme im Kopf die mir zuflüstert, dass ich die Therapeutin damit manipuliere. Dass ich mich nur anstelle und nur damit ihre Aufmerksamkeit will.
Mir macht das Angst. Denn dieser Gedanke Sie zu manipulieren finde ich schrecklich.
Sie ist eine sehr erfahrene Therapeutin, Sie würde das doch durchschauen und dann ansprechen oder? Wenn Sie den Eindruck hätte, dass ich Sie manipuliere.
Bin deswegen ziemlich durcheinander.
Es ist ja erstmal nur eine Idee von dir. Aber ich finde, dass du genau das doch mit der Therapeutin mal besprechen könntest. Letztlich wird sie auch ihre Ideen haben, warum du sie nicht an dich ranlässt. Daher würde ich das ansprechen. Du musst ja nicht direkt davon anfangen, dass du Angst hast, sie zu manipulieren (übrigens irgendwie auch eine Art von Größenfantasie ,-) ), sondern sagst einfach, die belastet es, dass du sie nicht ranlassen kannst und du überlegst, woran es liegt. Dann könnt ihr gemeinsam überlegen, kann sie dir Denkanstöße liefern- aus ihrem Gefühl dazu. Alles Gute!

PS: Hab nicht alles gelesen.
Ich hab an Gestern nicht gedacht und nicht an Morgen
Es ist Nacht, ich steh am Fenster
Und für einen Augenblick leb ich im Jetzt

von: Keine Zähne im Maul aber La Paloma pfeifen

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Shukria
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Beitrag Do., 05.12.2019, 17:52

Mal ganz platt einen anderen Blickwinkel hineingeworfen :

warum machst du PA?
Wurde dir das empfohlen?

Was sind deine Therapie Ziele???
Wie wollt ihr die erreichen?

Schon mal überlegt das PA vielleicht zur Zeit für Dich auch einfach nicht die passende Methode ist? Vielleicht liegt dir etwas anderes dich auszudrücken ohne viele Worte anderes momentan mehr wie Tanz, Malen oder dich eher ne VT/TfP?

Letztendlich ist es nicht schlimm wenn du nicht redest, es ist deine Zeit. Du entscheidest was du wann sagst und wie du die nutzen willst. Die Therapeutin bekommt das Geld dafür, egal wo und wielange du in den einzelnen Prozessen steckst. Sie begleitet dich in deinem Tempo.
Quälen tust du sie nicht damit, nur Dich quält ja Deine Ambivalenz.

LG

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_Amelie_
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Beitrag Do., 05.12.2019, 18:21

Liebe Schattenstill,

ich verstehe deinen Frust.
Bitte sei noch ein bisschen geduldig mit dir selbst, es scheint, als hättest du hohe Erwartungen an dich und setzt dich damit selbst unter Druck.
Natürlich versteh ich, dass du schon seit 1 Jahr regelmäßig bei deiner Therapeutin bist, und es dich belastet, dass du dich bisher nicht öffnen konntest.
Doch das ist völlig in Ordnung. Jeder benötigt eine unterschiedliche Zeit.

Ich habe noch einmal deine Situation durchdacht und fasse die bisherigen Posts nochmal kurz zusammen:
Du hast den Thread eröffnet mit dem Problem, dass du Schwierigkeiten hast dich in deinen Sitzungen zu öffnen. Du schriebst, du leidest unter der Vorstellung, dass du deine Therapeutin mit dieser Verschlossenheit manipulierst. Du hast dich gefragt, ob sie diese Manipulation durchschauen wird und dich darauf ansprechen wird.
Verschiedene Antworten deuteten darauf hin, dass deine Therapeutin es wahrscheinlich schon bemerkt, dass du dich nicht öffnest (sie „manipulierst“), es aber eventuell nicht direkt ansprechen wird. Es kam auch der Vorschlag gegebenenfalls die Therapeutin zu wechseln.

Weiter hast du über deine ambivalenten Gefühle diesbezüglich geschrieben, da du deine Therapeutin einerseits sehr schätzt und darunter leidest, dass du dich nicht öffnest. Auf der anderen Seite fühlst du manchmal auch eine Art „inneren Triumph“ nichts preisgegeben zu haben.
Hier wies ich auf die Möglichkeit hin, dass diese gegensätzlichen Gefühle daher stammen können, dass du dich gerne öffnen würdest, aber dein Selbstschutz es dir nicht erlaubt.
Ich schlug dir auch vor, der Therapeutin von diesen Ängsten bezüglich Manipulation/ Verschlossenheit/ Redeblockaden zu erzählen. Die Idee war hierbei, dass du dich auf diese Weise nicht inhaltlich über schwierige Themen öffnen musst (der vermutete Grund für die PA), aber es schaffst ein „Gespräch über das Gespräch“ anzufangen. Der erste Schritt zum offenen Gespräch.

Nun zu deinem aktuellen Post:
Ich verstehe, dass es dir nicht leicht fällt offen zu reden. Du schreibst, dass du dich dafür schämst. Doch das musst du nicht. Es ist schwer.
Ich finde es toll, dass du an deiner Verschlossenheit arbeiten möchtest. Das zeigt, dass du dir wirklich Mühe geben möchtest. Ich frag mich nur, für wen?
Ich lese aus der Nachricht heraus, dass dir deine Therapeutin leid tut, da sie sich so viel Mühe gibt. Du fühlst dich schuldig und schämst dich dafür, dass du es ihr so schwer machst. Diese Anteilname ist zwar nett von dir, doch ich fürchte, auch kontraproduktiv. Indem du es für sie angenehm machen möchtest, es ihr erleichtern möchtest, setzt du dich selber unter großen Druck dich möglichst schnell zu öffnen. Dieser selbst erzeugte Zeitdruck scheint deine inneren Blockaden nur zu verstärken. Ein Teufelskreis.
Sie setzt dich zusätzlich mit ihrer eigenen Offenheit und mit ihrer (manchmal etwas) durchscheinenden Frustration unter Druck.

Falls all meine bisherigen Annahmen und Interpretationen stimmen, dann würde ich dir gerne raten dir weniger Sorgen um das Wohlergehen deiner Therapeutin zu machen. Natürlich ist das nicht so leicht, aber denke:
Sie wäre nicht Therapeutin geworden, wenn sie mit deiner Situation nicht umgehen könnte. Bestimmt empfindet sie die Gespräche anders als es annimmst und bestimmt bist du nicht ihr einziger Klient, der sich nicht öffnet. Besonders wenn sie wirklich so erfahren ist, wie du im Eingangspost erwähnt hast.
Auch musst du dich nicht unter Zeitdruck setzen. Manche Menschen sind 10 Jahre in Therapie ehe sie sich öffnen. Das ist in Ordnung. Deine Therapeutin wird es aushalten. Letztendlich geht es nicht um sie sondern um dich.
Wichtig ist nur, dass du anfängst dich in den Stunden wohlzufühlen, zu entspannen. Wichtig ist, dass du diesen kontraproduktiven Druck und deine Schuldgefühle loswirst, die dir das Gefühl geben „zu versagen“.
In einer Therapie kannst du nicht versagen, da du keine (objektiv beurteilbare) Leistung erbringen musst. Es geht einzig darum, dass du dich wohl fühlst. Die Therapie soll dir helfen.

Das du dich selber unter Druck setzt zeigt sich, meiner Meinung nach, auch schon am Wort „Manipulation“. Es deutet darauf hin, dass du bewusst, ja eventuell sogar böswillig, etwas machst um deine Therapeutin zu beeinflussen. Diesen Eindruck habe ich aber nicht. Im Gegenteil, du gibst dir wirklich große Mühe deine Redeblockaden zu bewältigen.
Ich bin zuversichtlich, dass du das auch schaffst! Vielleicht braucht es aber noch ein bisschen Zeit, vielleicht auch eine andere Technik auf Seiten deiner Therapeutin. Aber du schaffst es.

Ich schließe mich mit einer Frage an den vorherigen Post an:
Angenommen, du wärst in einer perfekten Welt, in der du ganz offen mit deiner Therapeutin reden könntest. Rein theoretisch, wüsstest du denn, was du ihr gerne sagen würdest? Weißt du denn, was du dir von der Therapie erhoffst?

Ich wünsche dir viel Glück,
Amelie
Das ist nur meine persönliche Meinung, natürlich bin ich für Gegenmeinungen immer dankbar! :)
————————————————
“Alle sagten: Das geht nicht. Dann kam einer, der wusste das nicht und hat's gemacht.”
- Unbekannt

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Montana
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Beitrag Do., 05.12.2019, 22:27

Ich möchte noch etwas zu dem Thema "Redeblockade" schreiben, weil ich dazu heute eine Erkenntnis hatte. Wieder mal so eine, wo ich mich frage, warum ich da nicht früher drauf gekommen bin. Wenn du dich genau beobachtest, was nimmst du wahr, wenn du nicht reden kannst? Es gibt so unglaublich viele Möglichkeiten, was passieren kann. Bei mir ist es z.B. meist so, dass ich weiß, was ich sagen möchte. Ich finde auch Worte dafür. Dann öffne ich den Mund... und weiter komme ich nicht, weil meine Gesichtsmuskulatur nicht macht, was ich will. Aber es kann auch ganz anders sein. Manchmal weiß man plötzlich nicht mehr, was man sagen wollte. Manchmal erscheinen einem wichtige Themen plötzlich sehr unwichtig und banal und man traut sich nicht mehr. Oder man macht den Therapeuten im Geiste zum Monster, das einen für das Gesagte abwerten und verletzen wird. Liste natürlich nicht vollständig. Natürlich passiert das alles zum gleichen Zweck, aber würde man nicht jeweils anders vorgehen um das Problem zu lösen? "Du musst genug Vertrauen aufbauen" ist so eine blöde Binsenweisheit. Der Fahrlehrer sagt dem Schüler ja auch nicht, er soll halt mal Autofahren lernen. Das wäre ja schon das Ziel und nicht der Weg. Und in der Therapie wäre der Weg, sich selbst in einer Art und Weise zu beobachten, wie man das sonst nie tun würde. Natürlich ist das schwierig, denn wir reagieren ja darauf. Bei mir ist das "Einfrieren" der Muskulatur quasi die Notbremse. Ich weiß, was ich tun will und bin schon dabei. Aber es gibt jemanden, der das an dem Punkt noch verhindern kann, weil er einfach stärker ist (DIS). Das kann in einen Kampf ausarten, der mich so anstrengt, dass ich trotz intensiven Dopings mit Kaffee nach der Therapiestunde am Vormittag so fertig bin, dass ich auf dem Heimweg kaum die Augen offen halten kann. Das weiß ich erst seit heute, woher diese Müdigkeit kommt. Und es bringt mich weiter, weil ich die Lösung weder in mehr Kaffee noch in mehr Schlaf (geht eh nicht) finden werde. Die muss ich ganz woanders suchen.

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