Keine Depression-keine Psychopharmaka?

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Arakakadu
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Keine Depression-keine Psychopharmaka?

Beitrag Mo., 01.06.2020, 18:00

Hallo!
Ich bin Emotional instabil und habe im Sommer 2018 eine Diagnose bekommen die mich in ein Loch gehauen hat! Habe viel geweint und deshalb eine Therapie angefangen! (tiefenpsy)
Durch die Therapie sind natürlich auch viele alte Themen die ich gut verborgen habe hervorgekommen und das macht es nicht leichter. Ich hatte in den letzten Monaten Zeiten da musste ich täglich weinen und konnte auch nicht mehr arbeiten gehen weshalb ich jetzt karenziert bin. Es war so schlimm dass ich teilweise nie aufhören konnte. Mein Therapeut meint, dass das das Aufarbeiten ist, ich schon Psychopharmaka nehmen kann, aber ich dann halt die Dinge einfach weniger spüre, aber mein eigentliches Problem ist meine emotionale Instabilität und keine Depression. Ich dachte immer wer jeden Tag heult hat Depressionen. Er hat mir nie gesagt dass ich etwas nehmen soll nur wenn ich ihn drauf angered habe. Ich habe auch Bulimie seid 10 Jahren. Er meint er ist grundsätzlich nicht dagegen und wenn ich mich nicht länger quälen will soll ich was nehmen aber er meint auch wir bekommen das so hin. Haben eure Therapeuten euch empfohlen was zu nehmen?? Mittlerweile geht's mir viel besser, das weinen ist nicht mehr täglich, also schon, aber nur mehr ganz kurz vl 2 Minuten dass mir mal Tränen kommen. Und sonst eben alle paar Tage dass ich wieder traurig werde und mehr weinen muss. Wie ist und war das bei euch?
Danke

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Candykills
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Beitrag Mo., 01.06.2020, 18:09

Weinen ist nicht unbedingt oder zwingend ein Zeichen für Depressionen. Und es gibt auch genug Depressive, die nie weinen.
Ob du was nehmen solltest, besprichst du am besten mit einem Psychiater. Was nützt es dir zu wissen, ob der andere Medikamente braucht. Das heißt ja noch lang nicht, dass du welche oder keine brauchst.

Aber meine persönliche Meinung: wenn's ohne Medis geht, würde ich es ohne Medis machen.
Medis haben halt Vor-, aber auch viele Nachteile. Nachteile sind nicht nur die Nebenwirkungen, sondern es ist auch sehr schwer wieder von den Medis loszukommen. Deswegen würde ich Medis nur empfehlen, wenn's nicht anders geht.
Ich bin wie einer, der blindlings sucht, nicht wissend wonach noch wo er es finden könnte. (Pessoa)

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chrysokoll
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Beitrag Mo., 01.06.2020, 19:50

weinen heisst nicht unbedingt Depression, viele Depressive können gar nicht (mehr) weinen.
Und ja, Therapie ist manchmal sehr belastend, das ist so.
Letztlich musst du natürlich entscheiden was du aushalten kannst, auszuhalten bereit bist.

Du könntest den Therapeuten auch bitten etwas an Intensität rauszunehmen damit du nicht so abrutschst.

Ich würde jetzt nicht einfach so zu einem Psychiater gehen.
Klar, die verschreiben gerne und viel. Aber mach das nicht ohne Absprache mit dem Therapeuten, der ist jetzt erst mal dein Hauptansprechpartner.
Mit meiner Therapeutin z.B. habe ich auch einen schriftlichen Vertrag dass ich nicht ohne Absprache mit ihr entsprechende Medikamente nehme (also Psychopharmaka, natürlich nicht sonst irgendwas für andere Krankheiten - aber auch das müsste ich mitteilen).

Hast du dir schon mal überlegt die Bulimie anders und intensiver anzugehen, also mit einer anderen Therapierichtung oder Klinik ?

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Arakakadu
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Beitrag Mo., 01.06.2020, 20:39

Danke für eure Antworten! Nein eig mag ich nix nehmen. Er hat mir nur mit Absprache der Psychiaterin die mit ihm arbeitet praxiten gegeben. Also benzos. Die habe ich nur selten nehmen dürfen haben aber geholfen.

Ja wegen der Bulimie. Ich bin schon am überlegen aber kann mich jetzt nicht einfach von meinem Therapeuten lösen! Aber ich denke schon an eine Verhaltenstherapie Klinik geht nicht da Familie!

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Joa
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Beitrag Di., 02.06.2020, 03:22

Oh, "nur" Benzos also. Da hat er ja gleich ordentlich ausgeholt.

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Arakakadu
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Beitrag Di., 02.06.2020, 06:37

Joa hat geschrieben: Di., 02.06.2020, 03:22 Oh, "nur" Benzos also. Da hat er ja gleich ordentlich ausgeholt.
Zur Beruhigung wegen plötzlicher Angstzustände. Das war nötig leider.


Jenny Doe
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Beitrag Di., 02.06.2020, 06:44

Hallo Marlena
Durch die Therapie sind natürlich auch viele alte Themen die ich gut verborgen habe hervorgekommen (...) Mein Therapeut meint, dass das das Aufarbeiten ist, ich schon Psychopharmaka nehmen kann, aber ich dann halt die Dinge einfach weniger spüre
Sehr weise Antwort, die dir deine Therapeutin gab, finde ich. Wenn man Gefühle, die in der Therapie hochkommen, wieder mittels Psychopharmaka betäubt, welchen Sinn macht dann eine Therapie? Deine Gefühle zu verbergen, das hast du lange Zeit bereits getan. Ich denke, dass es wenig Sinn machen würde, diese Gefühle jetzt erneut zu betäuben. Einen Umgang mit diesen Gefühlen zu lernen halte ich langfristig für sinnvoller.
Wir müssen das Leben loslassen, das wir geplant haben, damit wie das Leben leben können, das uns erwartet (Joseph Campbell). Manche Leute glauben, Durchhalten macht uns stark. Doch manchmal stärkt uns gerade das Loslassen (Hermann Hesse).

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Arakakadu
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Beitrag Di., 02.06.2020, 08:37

Jenny Doe hat geschrieben: Di., 02.06.2020, 06:44 Hallo Marlena
Durch die Therapie sind natürlich auch viele alte Themen die ich gut verborgen habe hervorgekommen (...) Mein Therapeut meint, dass das das Aufarbeiten ist, ich schon Psychopharmaka nehmen kann, aber ich dann halt die Dinge einfach weniger spüre
Sehr weise Antwort, die dir deine Therapeutin gab, finde ich. Wenn man Gefühle, die in der Therapie hochkommen, wieder mittels Psychopharmaka betäubt, welchen Sinn macht dann eine Therapie? Deine Gefühle zu verbergen, das hast du lange Zeit bereits getan. Ich denke, dass es wenig Sinn machen würde, diese Gefühle jetzt erneut zu betäuben. Einen Umgang mit diesen Gefühlen zu lernen halte ich langfristig für sinnvoller.
ja genau das hat er so gesagt. also ist ja doch irgendwie was dran, es ist eben extrem anstrengend. aber das ist wahrscheinlich genau das, was alle meinen. es ist sehr kräfteraubend so eine therapie :anonym:

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saffiatou
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Beitrag Di., 02.06.2020, 13:10

Marlena hat geschrieben: Di., 02.06.2020, 08:37 es ist sehr kräfteraubend so eine therapie
Ja, das ist es. Das ist kein Kaffeeklatsch, wie viele Außenstehende denken, das ist ein sehr harter Job. Die Entscheidung Deines Thera ist, eine die viele Therapeuten haben und gut ist - so lange Du damit (Gefühlen) klarkommst.

Dass Dir Dein Psychiater Benzos verschrieben hat, sehe ich als nicht richtig, weil die haben ein Suchtpotential das nicht zu unterschätzen ist.

Dein Thera kann Dir auch sicher ein paar "Handgriffe" zeigen, wie Du mit solchen Gefühlsüberschwängen besser umgehen kannst, sie leichter zu ertragen sind, etwas zum Ablenken. Lernst Du auch in diesen Situationen Dir etwas Gutes zu tun?
Marlena hat geschrieben: Mo., 01.06.2020, 18:00 Und sonst eben alle paar Tage dass ich wieder traurig werde und mehr weinen muss. Wie ist und war das bei euch?
Ich war anfangs zu nichts fähig, dann irgendwann nach Monaten Therapie nur noch geweint, rund um die Uhr, es dauerte Monate, bis ich aus dieser Phase draußen war. Habe Geduld - mit Dir selbst.
Marlena hat geschrieben: Mo., 01.06.2020, 18:00 emotionale Instabilität und keine Depression.
Wenn Dein Thera dir keine Depression diagostiziert hat (da haben die anderen ja auch schon gesagt, dass man eine Depresison nicht am "viel Weinen" erkennen kann, sondern eher das Gegenteil der Fall ist, ein Depressiver ist zu nicht und keinen Gefühl mehr fähig), dann helfen auch keine Antidepressiva.
Alles Gute
Saffia
never know better than the natives. Kofi Annan

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chrysokoll
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Beitrag Di., 02.06.2020, 13:38

da kann ich nur zustimmen: Ja, Therapie ist richtig harte Arbeit, das ist teilweise schlimm, das tut weh - manchmal bin ich so fertig dass an dem Tag gar nichts mehr geht.
Aber es bewegt sich etwas, das ist richtig toll zu spüren für mich.

Und ja, es ist hart auszuhalten, ich kenn das Gefühl dass man das einfach betäuben möchte.
Es ist aber gut das nicht zu tun! Man kann lernen damit umzugehen, das ist denk ich auch eine der Aufgaben in der Therapie, der Therapeut kann da helfen Strategien zu erarbeite und er kann auch ein wenig "vom Gas gehen" wenn es zu heftig wird. Meine Therapeutin tut das jedenfalls.

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Arakakadu
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Beitrag Di., 02.06.2020, 13:54

Vielen Dank für eure Antworten! Tut voll gut das zu lesen! Ich dachte schon ich bin komplett verrückt weil ich soooo viel weinen muss! Die benzos durfte ich nur streng genommen dann nehmen, wenns gar nicht mehr geht! Ich konnte nicht mehr arbeiten weil ich vor allen geheult habe. Das war so schlimm für mich. Er meint eh immer wieder dass das das Aufarbeiten ist. Und ich glaube auch das dadurch diese fiese Abhängigkeit entsteht von der viele reden die für mich auch unerträglich ist zum Teil.

Wie ich damit umgehe haben wir nie so richtig besprochen aber er sagt mir immer dass ich ihn immer anrufen kann. Ich gehe normal einmal die Woche. In letzter Zeit waren es oft 2 Termine weil es so heftig war....

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münchnerkindl
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Beitrag Fr., 12.06.2020, 22:19

Marlena hat geschrieben: Mo., 01.06.2020, 18:00 Hallo!
Ich bin Emotional instabil und habe im Sommer 2018 eine Diagnose bekommen die mich in ein Loch gehauen hat! Habe viel geweint und deshalb eine Therapie angefangen! (tiefenpsy)
Durch die Therapie sind natürlich auch viele alte Themen die ich gut verborgen habe hervorgekommen und das macht es nicht leichter. Ich hatte in den letzten Monaten Zeiten da musste ich täglich weinen und konnte auch nicht mehr arbeiten gehen weshalb ich jetzt karenziert bin. Es war so schlimm dass ich teilweise nie aufhören konnte. Mein Therapeut meint, dass das das Aufarbeiten ist, ich schon Psychopharmaka nehmen kann, aber ich dann halt die Dinge einfach weniger spüre, aber mein eigentliches Problem ist meine emotionale Instabilität und keine Depression.


Falls das was in der Therapie hochgeholt wird dich so destabilisiert wäre es evtl sinnvoll die Therapiemethode zu verändern, und weniger an Defiziten und schlimmer Vergangenheit zu arbeiten und mehr an Ressourcen und Stabilisierung.

Der Sinn von Therapie bei einer unschönen Vergangenheit ist nicht, dich erst durch Konfrontation in ein Wrack zu verwandeln aus dem du dann durch irgendein Verarbeitungsprozess quasi wundersam genesen kannst. Nicht jeder Mensch mit traumatischer Vergangenheit benötigt eine aufdeckende, problemzentrierte Therapie.

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Arakakadu
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Beitrag Fr., 12.06.2020, 23:11

Münchnerkindl: das sehe ich eben anders. Habe ganz viel hineingelesen und bin der meinung dass diese Therapieform langfristig die beste ist. Aber ich möchte auf jeden Fall eine Verhaltenstherapie ausprobieren! Gerade auch wegen der Essstörung, das mit dem weinen wird ja irgendwie besser aber ist halt ein auf und ab.. Auch vor der Therapie schon nur nicht so heftig wie die letzten Monate!

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Rosenstock
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Beitrag Sa., 13.06.2020, 07:03

Servus,
Ich finde eine zu destabilisierende Therapie auch eher ungünstig. Natürlich ist Therapie anstrengend und kein Ponyhof, aber dass es dir so schlecht geht, finde ich nicht gut. Vielleicht hilft es dir wirklich, wenn er die Intensität etwas runterschraubt. Was hilft es dir, wenn du zu sonst nichts fähig bist. Ich mache eine Traumatherapie und ja manchmal nehme ich Medis, wobei das bei mir Antidepressiva und keine Benzos sind. Ich kann nicht beurteilen, ob du AD brauchst, aber meiner Meinung nach brauchst du eine stabilisierender Therapie. Auch bei mir ist es hart, aber ich war immer arbeitsfähig, das war bzw ist mir wichtig. Ich möchte ein "normales" Leben führen können, auch ein Grund warum ich in Therapie bin. Ich wollte diese komischen Situationen (Dissoziationen), die ich nicht zuordnen konnte, nicht mehr haben. Steinigt mich bitte für diese Aussage nicht, ich hatte echt eine harte Zeit, woher mein Trauma stammt, und jetzt will ich leben. Leben, wie jeder andere auch.
Daher mein Weg eine Therapie, die aufbaut und nicht destabilisiert, bzw schauen wir immer, dass ich gut aus der Stunde rausgehe, egal was in der Stunde passiert. Und wenn es nötig ist, nehme ich auch Medis.
Aber ja, in einer Depression habe ich auch keine Tränen.
Lg Rosenstock

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Arakakadu
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Beitrag Sa., 13.06.2020, 07:11

Danke Rosenstock! Geht es dir jetzt besser und welche Therapieform hast du denn? Mir geht es ja grundsätzlich Schon viel besser als vorher. Ich habe, wie geschrieben, auch vorher Schon Episoden gehabt wo ich nur geheult habe aufgrund meiner körperlichen Diagnose. Ich fühle mich ja eig gut und bin froh, dass jemand da ist der mit mir da durch geht.. Aber Ja, wenn ich eine andere Therapie machen werde, kann auch sein, dass ich Mir denken werde, dass ich das schon viel früher hätte machen sollen!

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