PTBS vs zykloide Psychose

Fragen und Erfahrungsaustausch zu Persönlichkeitsstörungen und Schizophrenie, Bipolaren Störungen ('Manisch-Depressives Krankheitsbild'), Wahrnehmungsstörungen wie zB. Dissoziationen, MPS, Grenzbereichen wie Borderline, etc.
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zirothe
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PTBS vs zykloide Psychose

Beitrag Mi., 28.10.2020, 23:04

Hallo,

ich versuche mich gerade über eine PTBS und Psychose in Kombination zu informieren.

Kurzer Hintergrund: Ich hatte eine schwere Kindheit --> Ursache für Traumatisierung.

2011 hatte ich wie ich damals dachte eine PTBS etwa über ein Jahr bis ich mich wieder gefangen habe. Über Schizophrenie bin ich damals beim Rausfinden was das war auch gestolpert und dacht mir damals: Ach, komm du hast einfach nur übertrieben mit deinen komischen Ideen.

2017 bin ich mit psychotischen Symptomen in der Klinik gelandet, hab gelernt dass es Psychosen gibt .... mit dem Ergebnis 2011 hatte ich keine reine PTBS ... die muss wohl in eine Psychose gekippt sein. In der Klinik waren die Ärzte felsenfest überzeugt, dass das 2011 keine PTBS war, obwohl ich damals nicht behandelt wurde. Ich habe meinem Psychotherapeuten im Nachgang gesagt dass ich glaube, es war doch eine PTBS, die aufgrund ihrer Heftigkeit in eine Psychose gekippt ist. Sein Kommentar: "möglich". 2011 war auch wesentlich schlimmer als 2017.

Jetzt hab ich die Tage, eine mit Depression abstürzende Freundin versucht aufzufangen. Ich konnte zusehen, wie in ihr etwas zerbricht. Ich konnte ihr Gekränkt-Sein und ihre Verletzlichkeit, wie meine eigenen Gefühle spüren ... Bumm: da kam zuviel hoch. Ich bin in ambulanter Behandlung. Das auslösende Ereignis war am Donnerstag. Der Psychotherapeut hat eine gesicherte PTBS festgestellt. Ich höre keine Stimmen wie 2011 und 2017, meine Bilder bleiben im Kopf XD und ich bin nicht ganz so schlimm reizüberflutet. Ich krieg wieder Antipsychotikum.

Jetzt zu meinen Fragen: Beim Recherchieren finde ich hauptsächlich, dass Psychosen PTBS auslösen können, aber nicht andersrum. Es war grade 2011 ZUERST die PTBS da. Gemeinsamer Kern - das ist klar, aber schließt die PTBS als Kerndiagnose die Psychose nicht aus, da sich beide in ihrer Symptomatik von außen betrachtet ein Stück weit überlappen?

Kann beides nebeneinander existieren? Kann die PTBS eine Psychose auslösen? Warum krieg ich mit PTBS Risperidon? hat da jemand Erfahrung mit? Kann da jemand was zu sagen?

Nochmal kurz zu mir: Ich bin von der Sache her ganz gut geerdet, ich bin 33 und hatte bisher nur diese 3 Ereignisse. Keine Persönlichkeitsstörung *auf Borderline und Narzissmus schielt*. Ich hab manchmal Probleme mit sozialen Interaktionen, da hab ich das Gefühl nicht angemessen reagieren zu können, ein Freund meint, ich wirk dann immer unsicher. Ich hab keine Ausraster, bin künstlerisch tätig und Programmierer und recht gut darin. Ich bin vereinzelt bis manchmal leicht zu verunsichern (nur in sozialen Interaktionen).

Warum ich frage: ich hab keine Ahnung von Psychologie und hätts gern einfach. 1*Wrack reicht, 2*Wrack ist mir dann doch zuviel, als ob einmal nicht ausreicht. Ich will kein Wrack sein. Anderen gehts wesentlich schlimmer als mir. Ich KANN leben, ich hab die Energie, aber irgendwie weis ich grad nicht womit ich es zu tun hab (außer dem verletzten Kind) ... und ... achja ich muss Sachen erstmal sachlich sezieren :-P .. bin verkopft :lol:

Edit: einwas hab ich vergessen, es fällt mir schwer eine partnerschaftliche Beziehungen einzugehen, da bin ich unsicher hoch 10

Ich glaub ich komme (bis auf diese 3 Aussetzer) mit meinem Leben ganz gut zurecht (grad ist das Gefühl leider nicht da :-(( ...,aber es kommt wieder das weis ich!). Was ist eure Meinung?

Danke schonmal im Voraus für eure Anregungen und Meinungen

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Candykills
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Beitrag Mi., 28.10.2020, 23:12

Jo, hab' die Diagnosen Schizophrenie, dissoziative Identitätsstörung, Depressionen und PTBS.
Manches überlappt sich, aber meine Psychose finde ich gänzlich anders als die PTBS.
Ich kann auch unterscheiden, ob die Stimmen von der DIS kommen oder von der Schizo, aber das braucht natürlich auch ein bisschen Übung.
Also ja, man kann mehrere Dinge gleichzeitig haben. Auf den ersten Blick überlappen sich die Diagnosen, aber wenn man genau hinschaut, sind sie schon vom Aufbau her sehr unterschiedlich.
Trotzdem habe ich auch heute noch Symptome, die ich nicht sicher zuordnen kann (Psychose oder DIS und PTBS). Weil's manchmal auch miteinander verschwimmt.
Ich bin wie einer, der blindlings sucht, nicht wissend wonach noch wo er es finden könnte. (Pessoa)


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zirothe
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Beitrag Sa., 31.10.2020, 21:08

Hallo Candykills,

danke für deine schnelle Antwort. Sorry für die späte Antwort, ich brauch grad ewig um IRGENDWAS auf die Reihe zu kriegen. Ich glaub ich kann auch ein Stück weit unterscheiden, ob die Stimmen etwas sagen, was noch niemand zu mir gesagt hat oder ob es Erinnerungen an Gesagtes sind oder ob es Gedanken sind, die ich selber hab. Manchmal ist das aber ganz schön tricky und man kann sich ja auch täuschen, sich falsch erinnern, oder nicht wissen dass, es sich um eine Erinnerung handelt.

Vielen Dank, für das von dir geschriebene. Das hilft mir weiter.

Ich hab keine Schizophrenie, "nur" eine schizoaffektive Störung und eben PTBS. Ich finds grad schonwieder fast lustig: Der Psychologe hat gesagt es ist ne PTBS, der ambulante Psychiater sagt es ist eine schizoaffektive Störung im Moment subdepressiv. Ich pass offenbar in keine Schublade, wobei ich find in ne Schublade zu passen würde Sachen einfacher machen an der Stelle. Einfach nur Stempel drauf, behandeln und gut. Leider ist es dann doch nicht so einfach.

Freundlicher Gruß und herzliches bleib gesund
zirothe

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Candykills
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Beitrag Sa., 31.10.2020, 21:32

Naja, so gesehen hast du ja deine Schublade. Nur halt verschiedene Schubladen, je nachdem, bei wem du gerade bist.
Hast du denn deinen Psychiater darauf hingewiesen, dass dein Therapeut eine PTBS diagnostiziert hat?
Vielleicht sieht er die schizoaffektive Störung im Moment als vordergründig, aber ich finde auch nicht OK, wenn er eine Diagnose von einem anderen Fachmann (der dich viel regelmäßiger und länger sieht) einfach ignoriert. Und da würde ich auch darauf hinweisen, dass beide Krankheiten nebeneinander existieren können. Eventuell könnte dein Therapeut auch einen kurzen "Verlaufsbericht" an deinen Psychiater schicken.
Ich bin wie einer, der blindlings sucht, nicht wissend wonach noch wo er es finden könnte. (Pessoa)

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MariJane
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Beitrag Di., 03.11.2020, 06:11

Also meine Therapeutin meint grundsätzlich, dass nach einer Traumatisierung je nach Veranlagung verschiedene Krankheitsbilder entstehen können. Sie sieht zwischen meiner Psychose und vielerlei negativen Erfahrungen (ich wehre mich immer etwas dagegen, dass es Trauma sein soll- das klingt so stark, so schlimm und mir fehlt dazu der Bezug; denke immer, dass andere Leute das wegstecken hätten können) einen Zusammenhang. Bzw. allgemein: Sie meint, dass ein Trauma mit verschiedensten Krankheitsbilder in Zusammenhang steht. Allerdings ist sie auch Traumatherapeutin und hat natürlich ihre Brille auf.

Haben dein ambulanter Therapeut und der Psychiater die selbe Symptomatik unterschiedlich beurteilt, oder hast du vielleicht einfach beides? Und jeder hat einen anderen Schwerpunkt gesetzt?

Ich weiß selber nie genau, was ich lieber hätte... irgendwie bin ich so an die Psychose gewöhnt und Trauma finde ich in meinem Fall total übertrieben, aber irgendwie entlastet das natürlich auch, ist sozial besser erklärbar und du stößt nicht auf soviel Ablehnung. Ich halte aber grundsätzlich viel davon, dass Trauma und Psychose miteinander in Zusammenhang stehen, da ich nicht verstehe, warum sich bei einer PTBS das Gehirn verändern soll durch das Trauma, aber eine Psychose und die veränderten Aktivitäten des Gehirns sind einfach nur biochemischer Natur. Das stelle ich schon in Frage, auch wenn ich kein Mediziner bin. Es ist für mich einfach wenig logisch. Und irgendein Psychiater und Forscher hat in den 70ern mal geschrieben, dass er das Leben seiner an Schizophrenie erkrankten PAtienten wohl auch nicht ohne eine manifeste Psychose hätte aushalten können. Es ist natürlich so, dass du (wenn du Pech hast) in einen Teufelskreis gerätst durch die Psychose und keine schönen ERfahrungen mehr in der Welt machen kannst, aber aus eigener Erfahrung: Mein Leben war vor der Psychose schon arg bescheiden. Ich denke oft, ich hab sie jetzt als Verarbeitungsmechanismus gelernt, sozusagen und wenn mich was antickt, was ich nicht aushalten kann, was mich zu sehr belastet, gehe ich eben mittlerweile in eine Psychose. (Ich hab in der Therapie das Bild, dass manche Erfahrungen von mir neutralisiert werden müssen, damit sie mich nicht mehr so anticken können und das ich Psychose langfristig wieder verlernen möchte.)

Hoffe, du kannst was mit meinem Geschreibsel anfangen und das es nicht zu weit entfernt ist von deiner Frage.

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